Homöopathie
Die Homöopathie ist eine pseudowissenschaftliche[1] Methode zur Behandlung praktisch aller Erkrankungen, die von Samuel Hahnemann etwa um 1800 begründet wurde und heute nahezu unverändert existiert. Die Homöopathie stützt sich auf zwei allgemeine Grundprinzipien. Nach dem Simile-Prinzip der Homöopathie kann aus symptomorientierter Sicht jede Krankheit durch Stoffe geheilt werden, die beim gesunden Patienten ähnliche Symptome hervorrufen. Nach dem Prinzip der Potenzierung wirken die Stoffe um so stärker, je stärker sie nach einem vorgeschriebenen Verfahren in Lösungsmittel verdünnt werden. Keines dieser beiden Prinzipien konnte bisher experimentell bestätigt werden.
Homöopathiegläubige sind bewusst oder unbewusst häufig pauschal skeptisch gegenüber der Wissenschaftlichen Medizin: Mit der (meist irrationalen) Angst vor der "schädlichen Chemie" ist untrennbar ein "Noceboeffekt" verbunden, der die Wirkung von gut bewährten konventionellen Verfahren beeinträchtigt.
Varianten der Homöopathie
- Klassische Homöopathie ist die Form der Homöopathie, die sich streng an der Lehre von Samuel Hahnemann orientiert. Nach Hahnemann soll für die Gesamtheit aller körperlichen und geistigen Beschwerden immer nur ein einziges Mittel zur gleichen Zeit verabreicht werden. Der klassisch arbeitende Homöopath sucht nach dem seiner Meinung nach geeigneten Simile. Bekanntester aktueller Vertreter ist Georgos Vithoulkas.
- Komplexmittelhomöopathie ist die Anwendung homöopathischer Mittelgemische aufgrund einer Krankheitsdiagnose. Siehe: Komplexmittelhomöopathie.
- Die Klinische Homöopathie bezeichnet die Anwendung von homöopathische Mittel in sogenannten tiefen Potenzen (D1-D12) nach bestimmten Diagnosen.
- Neuere Interpretationen und Derivate der Homöopathie sind im Kommen. Hier zeigen sich fließende Übergänge zum Geistheilen oder einer Energiemedizin. Vertreter dieser, unter klassischen Homöopathen meist abgelehnten, Gruppe glauben, nach Anamnese und Repertorisieren die gefundenen homöopathischen Mittel nicht in den Körper des Patienten einführen zu müssen. Allein die räumliche Nähe des Mittels zum Patient reiche aus, um eine Wirkung zu entfalten. Die Mittel könnten beispielsweise am Körper getragen oder unter das Kopfkissen gelegt werden. Auch könne ein Glas Wasser homöopathische Effekte zeigen, wenn es lediglich auf ein Blatt Papier mit dem Namen des Mittels gestellt werde. Das Blatt Papier übertrage hier seine Information auf das einzusetzende Glas Wasser. Typische Methoden aus diesem Spektrum sind die Harmopathie, Neue Homöopathie nach Erich Körbler und die Similis Cards.
- Die Homöosiniatrie ist eine Methode die Elemente der Homöopathie und der Traditionellen Chinesischen Medizin zu vereinigen sucht. Zur Anwendungen kommen sowohl Akupunktur als auch homöopathische Mittel.
Das Hering'sche Gesetz
Auf einen Vorschlag des Hahnemann-Anhängers Constantin Hering aus Sachsen geht im 19. Jahrhundert das so genannte Heringsche Gesetz zurück. Hering glaubte, dass eine Gesundung erfolge, wenn es zu einer Auslöschung von Symptome in folgenden Richtungen verlaufe:
- von innen nach außen
- von oben nach unten
- von jetzt zu früher
Fehlen der wissenschaftlichen Grundlage
Nach etwa 200 Jahren der Forschung von Homöopathen und Nicht-Homöopathen ist bislang kein wissenschaftlicher Beweis für eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung der Homöopathie bekannt geworden.[2] und sie gilt heute als widerlegt.[3] Nach heutigem Erkenntnisstand ist sie mit einer Placebotherapie gleichzusetzen, was allerdings nicht heißen muss, dass sie völlig wirkungslos ist. In der Tat kann man davon ausgehen, dass sie gegenüber einer Nichtbehandlung (also dem Nichtstun) eine Wirkung bei entsprechenden Patienten erzielen kann, insbesondere bei charismatischen Therapeuten und entsprechendem therapeutischem Ritual. Gefahren der Homöopathie ergeben sich aus der Tatsache, dass Homöopathen und Patienten die Placebowirkungen der Homöopathie überschätzen und reproduzierbar effektive Behandlungen mit einem Wirksamkeitsnachweis, der über den Placeboeffekt hinausgeht, unterlassen.
Gegen die Homöopathie sprechen die fehlenden Wirksamkeitsnachweise, der pseudowissenschaftliche-dogmatische Charakter der Homöopathieschulen (die tatsächliche Schulmediziner sind), die völlig fehlende Prävention der Krankheit sowie innere Widersprüche wie der nicht reproduzierbare Chinarindenversuch, auf den sich Hahnemann hilfsweise beruft. Homöopathen geben ungerne an, wie lange eine Therapie durchgeführt werden soll. Auch aus chemisch-naturwissenschaftlicher Sicht ist das Potenzierverfahren (was in Wirklichkeit eine Verdünnung unter bestimmten Umständen ist) nicht mit der Realität in Einklang zu bringen.
Als Argument für die Homöopathie wird oft die Freiheit von Nebenwirkungen angesprochen. Das Argument ist dabei, dass bei starker Potenzierung (Verdünnung) kaum Nebenwirkungen zu erwarten seien. Dieses Argument widerspricht jedoch der Annahme, Potenzierung würde die Wirkung der Substanzen verstärken und ist damit ein Widerspruch der Homöopathie in sich. Auch der Anspruch, die Selbstheilungsfähigkeit des Menschen zu stärken, wird oft als Argument für die Homöopathie genannt. Den Nachweis hierfür bleiben die Befürworter jedoch schuldig.
Entgegen häufig verbreiteten Ansichten um eine ganzheitliche Behandlung im Rahmen der Homöopathie, ist diese Alternativmedizin als eine symptom-basierte Therapieform anzusehen, die sich ausschließlich auf geschilderte und beobachtbare Symptome des Patienten stützt. Die Ätiologie (Ursachenforschung) von Krankheiten wird weitgehend ausgeblendet.
Hahnemann und moderne Homöopathen orientieren sich an Heilgesetzen, zu denen auch die Vorstellung gehört, dass homöopathische Therapien Menschen von oben nach unten, von innen nach außen und beginnend mit dem neuesten Symptom behandeln. Solche Vorstellungen haben wiederum keine Grundlage in irgendwelchen Modellen der Biologie oder der Krankheit.
Die Medizinische Fakultät der Universität Marburg erklärte im Ärzteblatt vom 3. März 1993 die Homöopathie zur Irrlehre: Ihr Wirkprinzip sei Täuschung des Patienten, verstärkt durch die Selbsttäuschung des Behandlers.[4]
Pseudowissenschaftliche Erklärungsansätze
Die Homöopathie ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht plausibel: Es widerspricht der Logik, den Naturgesetzen und medizinischen Erkenntnissen der Vergangenheit und Gegenwart. Hochpotenzen ab D 23 bzw. C 12 enthalten kein Molekül des Grundstoffes. Wie sollen Tropfen, die nur noch aus Lösungsmitteln bestehen, wirken? Ein Wassergedächtnis, das „Information“ aufnehmen könnte, gibt es nicht.
Es ist in der wissenschaftlichen Medizin nicht sinnvoll, die Funktionsweise von Methoden zu erklären, die gar keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen können. Die Frage nach dem Wirkprinzip der Homöopathie ist völlig sinnlos, solange es keine Hinweise darauf gibt, dass Homöopathie überhaupt Wirkung entwickelt. Alle Erklärungsversuche der Homöopathie sind daher nicht wissenschaftlich fundiert und können als pseudowissenschaftlich eingestuft werden.
Dies hält Homöopathen jedoch nicht davon ab, sich Wirkmechanismen zur Homöopathie auszudenken und diese zu veröffentlichen. Die Spannweite reicht dabei von animistischen Vorstellungen geistbelebter Materie, in denen die Potenzierung die positiven Geister (auch Schwingungen) der Substanzen freisetzt, bis zur pseudowissenschaftlichen Umdeutung quantenmechanischer und atomphysikalischer Erkenntnisse.[5]
Oft wird das Wassergedächtnis, welches Jacques Benveniste meinte gefunden zu haben, als "Beweis" angeführt. Spätestens seit 1995 ist klar, dass Benvenistes Ergebnisse nicht nachvollziehbar sind.[6][7] Trotzdem wird weiterhin behauptet, dass Hochpotenzen 'Informationen enthalten würden, obwohl weder ein Informationsträger zu finden noch ein Code vorstellbar ist. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der letzte, als Durchbruch gefeierte "Beweis" an der Uni Leipzig mit Rattendärmen sich als falsch und unhaltbar herausstellte. Eine umfangreiche Würdigung dieser Pseudo-Forschung an der Uni Leipzig findet sich hier:[2]. Welche Informationen die Struktur des Wassers auch immer in der Vorstellung der Anhänger enthalten sollte, sie müssten auch auf die Zuckerpillen übertragen werden, auf die der Tropfen des homöopathischen Wassers aufgetragen wird. Das Gedächtnis des Wassers müsste die Aufnahme und Absorption durch das gastrointestinale System im Körper und den Transport durch das Blut bis zu den Geweben gewissermaßen überleben. Biologen haben weder ein „Wassergedächtnis“ noch homöopathische Signale oder Rezeptoren entdeckt, noch irgendetwas, das plausiblerweise als Rezeptor für Wasserstrukturen dienen könnte.
Einige heutige Homöopathen ziehen sich auf die Quantenmechanik zurück, um die Wirkungen homöopathischer Mittel zu erklären, aber Quanteneffekte sind lediglich auf subatomarer Ebene von Bedeutung und können sich vielleicht bis auf die atomare Ebene auswirken, sie sind jedoch nicht für die makroskopische Welt oder für biologische Systeme relevant.
Die Tatsache dass auch verdünntes Wasser als homöopathisches Heilmittel angeboten wird (siehe Abbildung rechts, 1 Gramm verdünntes Wasser kostet etwa 1 Pfund)[8], macht das Konzept genauso fragwürdig wie die Behauptungen mancher Homöopathen, dass von unter dem Kopfkissen oder am Körper getragenen Mitteln eine Wirkung ausginge.
Homöopathie nebenwirkungsfrei?
Glaubt man den Befürwortern der Homöopathie, so wäre die Anwendung stets nebenwirkungsfrei, und dies mag im allgemeinen auch auf die sogenannten Hochpotenzen bezogen plausibel erscheinen. Wenn man die Problematik der Homöopathie-Wirkungslosigkeit (gegenüber Placebo) und des Zeitverzuges durch Verzicht auf wirksame Therapien außer Acht lässt, lassen sich aber in der Fachliteratur Angaben zu Nebenwirkungen durch niedrig potenzierte Homöopathika finden. Nicht jedes als homöopathisches Medikament zugelassene Mittel enthält die Wirksubstanzen in hinreichender Verdünnung (bzw. „hoher Potenz“), so dass es frei von unerwünschten Nebenwirkungen wäre. Als Beispiel kann hier ein Mittel gegen Bluthochdruck namens „Homviotensin“ ® genannt werden, das als nebenwirkungsfrei vermarktet wird, aber einige Phytotherapeutika in ausreichender Konzentration enthält um pharmakologische Wirkungen zu entfalten. Zitat Bewerbung: Eine Tablette Homviotensin zu 320 mg enthält, arzneilich wirksame Bestandteile Reserpinum Trit. D3 32,0 mg (HAB1, Vorschrift 6); Rauwolfia Trit. D3 32,0 mg; Viscum album Trit. D2 32,0 mg; Crataegus Trit. D2 64,0 mg. Die sonstigen Bestandteile sind Lactose und Magnesiumstearat [...] Hier sind also herzwirksame Substanzen in erheblicher Konzentration zu finden. Als Nebenwirkungen werden zusätzlich verstopfte Nase und depressive Verstimmung genannt. Die meisten homöopathischen Komplexmittel funktionieren nicht homöopathisch, sondern haben eindeutig pharmakologische Wirkungen. Das wird durch den Einsatz von Niedrigpotenzen der eingesetzten Urtinkturen erreicht. Damit lassen sich sogar kleinere Studien mit nachgewiesener Wirksamkeit machen (die natürlich nichts mit dem Prinzip der Homöopathie zu tun haben, sondern replizierbare Beobachtungen der Pharmakodynamik sind). Diese Komplexmittel sind für bestimmte Indikationen zugelassen. Allgemein kann als Faustregel davon ausgegangen werden, dass bei niedrigen Potenzstufen (kritische Potenz im allgemeinen bis etwa D6) eine reguläre unerwünschte Arzneimittelwirkung auftreten kann, weil im Mittel noch nennenswerte Stoffmengen mit dem gesamten Wirkungsspektrum enthalten sind. So können z.B. durch die Anwendung von Mercurius (Quecksilber), Arsenicum (Arsen) oder Nux vomica (Brechnuss), einer Pflanze die Strychnin-Alkaloide enthält, Vergiftungen hervorgerufen werden. Die kritische Potenz ist abhängig vom Tablettengewicht sowie dem Molekulargewicht der Wirksubstanz und ihrer relativen Wirksamkeit. Im folgenden soll als Beispiel die kritische Potenz für das Diphtherintoxin berechnet werden: das Toxin hat ein Molekulargewicht von 61 kDa. Ein einziges Molekül vermag eine Zelle zu töten. Die Tablette möge 10 mg wiegen, was etwa einem Kügelchen mit dem Radius 1 mm entspricht. 10 mg entsprechen 1,6*10^-7 Mol bzw. 1*10^17 Moleküle Bei einer Potenz von D16, enthält eine 10 mg Tablette noch 10 Moleküle, bzw. 10 potenziell tote Zellen, was eindeutig noch zu unerwünschten Nebenwirkungen führen würde.
Unterlassene effektive Therapien können bei Anwendung homöopathischer Mittel tödlich enden. Ein Kleinkind namens Gloria Thomas starb Mai 2002 in Sydney nach einer homöopathischen Fehlbehandlung und Fehlernährung an einer Sepsis. Die homöopathisch orientierten Eltern müssen sich wegen Totschlag verantworten.[9]
Homöopathie und Malariaprophylaxe und Anti Zecken Globuli
In Deutschland ist immer wieder zu beobachten, dass Homöopathen das Mittel Malaria 2000 (oder andere Mittel) zu einer sogenannten Malaria-Prophylaxe für Patienten verwenden, die beabsichtigen in ein Land zu reisen, in dem die Malaria endemisch ist. Regelmäßig müssen in Klinken Malariapatienten behandelt werden, die angeben, sich derartig vor Malaria gewappnet zu haben und sich dennoch infizierten. Es kam zu mindestens einem Todesfall eines Patienten der nach Malaria 2000-Prophylaxe starb. Die Arzneimittel-Kommissionen der Apotheker und der deutschen Ärzteschaft nahm mit Veröffentlichungen und deutlichen Warnungen gegen eine derartige homöopathische Malariaprophylaxe Stellung: Bereits am 19. März 1998 hat die Arzneimittel-Kommission der Apotheker in der Pharmazeutischen Zeitung vor einer homöopathischen Malaria-Prophylaxe gewarnt. Es wird klargestellt, dass Malaria eine ernste und z.T. lebensbedrohliche Krankheit darstellt, "der nicht durch unspezifische homöopathische Mittel begegnet werden kann, von denen man sich eine erhöhte Immunität des Körpers gegen Malariaerreger erhofft. Fälle in denen eine solche "Prophylaxe" versagt hat, sind literaturkundig". Es wird daher dringend davon abgeraten, homöopathische Mittel zur Malaria-Prophylaxe abzugeben. Noch deutlicher und schärfer warnt die Arzneimittel-Kommission der deutsche Ärzteschaft im Deutsche Ärzteblatt 95 vom 19. Juni 1998. Die AMK nahm dabei Bezug auf eine von einer Firma angebotene homöopathische Malariaprophylaxe. Wörtlich: [...] Niedergelassene Ärzte, die Patienten eine homöopathische Malaria-Prophylaxe verordnen, haben mit berufsrechtlichen und strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Die Malaria ist eine ernste und unter Umständen lebensbedrohliche Krankheit, [...] Wegen der akuten Gefährdung der Patienten, die sich unter Umständen auf ihr homöopathisches Arzneimittel verlassen, sieht die AMK der deutschen Ärzteschaft bei der Verordnung solcher homöopathischen Mittel zur Malaria-Prophylaxe einen Verstoß gegen die Berufspflichten des Arztes und rät zum Schutze der Patienten dringend von einer Verordnung solcher Mittel ab. Andererseits ist die Krankheitsprophylaxe an sich innerhalb der Homöopathieszene umstritten, da sich ohne erkennbare Symptome ja keine homöopathischen Mittel finden lassen. Auch in England waren derartige Malariaprophlaxen bekannt geworden, und die englische staatliche NHS stellte daher ab 2008 die Zahlungen an homöopathische Einrichtungen ein.
Ähnlich kritisch sind auch sogenannte Anti Zecken Globuli um, wie eine Apotheke in Arnsberg unter der Hand meint, [...] einer Borelliose Erkrankung auf natürlicher Weise vorzubeugen [...]. Dazu habe diese Apotheke mit einem homöopathischen Hersteller eine spezielle Mischung entwickelt, die Nosoden enthalte, die eine Homöopathische Impfung darstellen sollen. Es wird ausdrücklich auf die, durch Zecken übertragenen, Krankheiten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Lyme-Borelliose Bezug genommen. Zusätzlich sollen die Anti Zecken Globuli auch Ledum palustre (Sumpfporst) enthalten, was den eigenen Körpergeruch im Sinne eines Schutzes verändere.
Homöopathische Antidote
Befürworter der Homöopathie fürchten offenbar unerwünschte Wirkungen eigener Therapien, insbesondere als zu intensive Erstverschlimmerungen nach Mittelgabe. Aber auch für diesen Fall ist homöopathisch durch sogenanntes Antidotieren vorgesorgt. Dabei reiche es, einfach das verabreichte erstverschlimmernde Mittel [...] mit ein paar Schlucken starkem Kaffee oder Riechen an Kampher (Tigerbalsam, Vic-vapo-rup...) [...] unwirksam zu machen [10].
Geschichte der Homöopathie
Der Homöopathie kann man zur Zeit der Entwicklung durchaus "wissenschaftlichen" Charakter (nach damaliger Definition) zugestehen. Immerhin ging Hahnemann empirisch vor und überprüfte seine Thesen an Selbstversuchen. Der Zugewinn an Wissen seit dieser Zeit lässt die Theorie heutzutage nur noch aus medizinhistorischer Sicht interessant erscheinen. Als ernsthafte medizinische Methode kann die Homöopathie auf Grund des fehlenden Wirksamkeitsnachweises nicht betrachtet werden. Zu Hahnemanns Zeiten gab es weder ein Fieberthermometer noch die Kenntnis von Bakterien, dafür die seltsamsten Erklärungsversuche (z.B. Miasmen - krankheitserregende Dämpfe, die vom Boden aufsteigen), so dass man Hahnemanns Modell aus historischer Sicht durchaus als vernünftig betrachten muss. Aus heutiger Sicht nach über zwei Jahrhunderten enormen Wissensgewinns kann man vermuten, dass selbst Hahnemann, würde er noch leben und über das heutige Wissen verfügen, seine Apologeten verspotten würde. So wurde die Homöopathie schon vor über 100 Jahren heftig kritisiert (siehe Links). Das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie geht nicht auf Hahnemann zurück, bereits vorher gab es (zum Beispiel in England) analoge Vorstellungen.
Bemerkenswert ist weiterhin, dass einige Empfehlungen Hahnemanns aus dem Organon wie zum Beispiel die Anwendung von heißem Terpentin auf Verbrühungsverletzungen auch von den Anhängern und Anwendern der Homöopathie nicht mehr breit propagiert werden. Während also bei Verletzungen, bei denen man unmittelbar den Erfolg oder Misserfolg einer Behandlung ersehen kann, die Lehren Hahnemanns z.T. durchaus korrekt als veraltet und unbegründet zurückgewiesen werden, werden die Teile der Lehre, die zwar nicht minder unlogisch und unbegründet sind, bei deren Umsetzung man aber auf den Placeboeffekt hoffen kann, weiterhin gewinnbringend vermarktet.
Homöopathische Ärzte in Europa
In Deutschland sollen etwa 5000 Ärzte die Zusatzbezeichnung Homöopath erlangt haben; die Netzeitung gibt an, dass in Deutschland zur Zeit etwa jeder 40. Arzt über die Zusatzbezeichnung «Homöopathie» verfügt[11]. Nach Angaben der ECHAMP tragen in Deutschland etwa 2,5% der Ärzte, in Italien 8,3% und in der Slowakei etwa 14%, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“. In Schweden liegt die Quote dagegen bei unter 0,03%, von fast 30.000 schwedischen Ärzten insgesamt haben nur zehn eine homöopathische Zusatzausbildung. Europaweit würden demnach fast 56.000 Mediziner die entsprechende Bezeichnung führen. Die so krass unterschiedliche Akzeptanz der Homöopathie in zwei Industriestaaten wie Deutschland und Schweden bei vergleichbarem Gesundheitsstatus der Deutschen und Schweden zeigt, dass einerseits offenbar problemlos auf die Homöopathie verzichtet werden kann ohne dass sich für die Gesundheit der Bevölkerung ein relevanter Effekt ergibt und dass andererseits die Beliebtheit der Homöopathie weniger mit naturwissenschaftlichen Argumenten oder Belegen einer möglichen Wirksamkeit zusammenzuhängen scheint als vielmehr mit Weltanschauungen, Vorurteilen oder Traditionen. Überzeugende wissenschaftliche Argumente und Wirksamkeitsnachweise die für die Anwendung der Homöopathie sprächen, hätten nämlich auch schwedische Ärzte überzeugt.
Das Homöopathika-Geschäft
Deutschland und Frankreich sind die wichtigsten Märkte für homöopathische und anthroposophisch-homöopathische Medikamente in Europa. Fast 60% aller in Europa hergestellten Arzneien dieser Therapierichtungen wurden in diesen beiden Ländern verkauft,[12] mit einem europaweiten Zuwachs von 60% zwischen 1995 und 2005. In Deutschland gab es ein Umsatzplus von 80%, in Frankreich gar 300%. Der europaweite Umsatz liegt bei 1,7 Milliarden Euro, etwa 7% aller rezeptfreien Medikamente. Der Erlös der Produktion lag 2005 bei etwa 930 Millionen Euro, davon 810 Millionen Euro für Medikamente. An den Erzeugerpreisen gemessen entfielen auf Deutschland rund 268 Millionen Euro des EU-Absatzes, auf Frankreich 294 Millionen Euro.[13][14][15][16]
Das marktführende Unternehmen in Deutschland ist die Deutsche Homöopathie-Union (DHU). Der Konzern mit über 400 Mitarbeitern hat sich aus der 1961 gegründeten Firma Schwabe entwickelt.
Das meistverwendete Homöopathikum in den USA ist Oscilococcinum C 200. Dieses Mittel wird auch „die 20-Millionen-Ente“ genannt. Der Jahresumsatz für das Produkt beträgt 20 Millionen Dollar. Das Mittel wird aus Entenleber erzeugt, doch für den gesamten Umsatz wird nur die Leber einer einzigen Ente gebraucht - und von dieser bleibt einiges übrig: Die Potenzierung von C200 bedeutet, dass das Verhältnis von Leber zur Lösung 1 zu 10 mit 400 Nullen beträgt.
Homöopathie und umstrittene Masernparty
2005 wurde bekannt dass Anhänger der Homöopathie sogenannte Masern-Partys nicht generell ablehnen. Zitat eines entsprechenden Zeitungsartikels [17]: Homöopathische Ärzte lehnen "Masern-Partys" nicht generell ab. Bei Abwägung der möglichen Nebenwirkungen einer Impfung mit den Risiken einer Erkrankung sei eine bewusst herbeigeführte Ansteckung im Alter zwischen etwa drei und acht Jahren "eine Überlegung wert", sagte der Münchner Kinderarzt Dr. Steffen Rabe.
Es sei eine Folge der Impfkampagnen, dass im Vergleich zu früher bei Masernausbrüchen heute mehr Säuglinge und Erwachsene erkranken. Bei diesem Personenkreis sei jedoch das Risiko, infolge von Masern an Komplikationen wie zum Beispiel einer Hirnentzündung zu erkranken, bis zu zehn Mal höher, sagte Rabe.
"Die gestiegene Masern-Erkrankungshäufigkeit bei Säuglingen ist eine unmittelbare Folge der Impfpolitik", so Rabe. Die letzte Entscheidung über die Teilnahme eines Kindes an einer "Masern-Party" liegt nach Auffassung des Mediziners immer bei Eltern.
Im Falle einer Masernerkrankung rät der Kinderarzt zum völligen Verzicht auf fiebersenkende Mittel, da diese das Komplikationsrisiko möglicherweise erhöhten. "Der Patient braucht vielmehr vor allem Ruhe und Schonung." Die Krankheit sei mit klassischer Homöopathie in vielen Fällen gut zu behandeln.
Studien zur Homöopathie
Bereits zu Lebzeiten von Hahnmann war seine Lehre umstritten und löste lebhafte Diskussionen aus und die ersten Versuche mit Homöopathika verliefen negativ. Bei Wiederholungen von Hahnemanns ursprünglichen „Arznei-Tests“ konnten seine Angaben nicht bestätigt werden. Der berühmte Chinarinden-Versuch, auf dem die Lehre beruht, war ein Irrtum: Obwohl Chinarinde die Körpertemperatur senkt, empfand Hahnemann nach der Einnahme Fieber. Möglicherweise eine allergische Reaktion. Auch die unverblindeten „Arzneimittelprüfungen“ ohne Ausschaltung eines möglichen Placeboeffekts durch Vergleich mit einem Scheinpräparat sind nicht wissenschaftlich akzeptabel.
Weitere Untersuchungen zur Homöopathie gab es zur Zeit des Nationalsozialismus. Dem Regime lag an einer Neuorientierung im Gesundheitswesen, der "Neuen Deutschen Heilkunde". In nationalsozialistischen Kreisen wurde zudem die Kritik an verjudeter Schulmedizin lauter. Zwischen 1936 und 1939 fanden an verschiedenen homöopathischen Krankenhäusern im Auftrag des Reichsgesundheitsamtes Arzneimittelprüfungen statt. Es sollte „vor allem die Zuverlässigkeit früherer Arzneiprüfungen und somit auch die Wertigkeit der auf ihnen aufbauenden ‚Arzneibilder’ erforscht werden. Dem Arbeitskreis gehörten der Homöopath Hanns Rabe (1890-1959), der Internist Werner Siebert (1897-1951) und die Pharmakologie-Professoren Gustav Kuschinsky (1904-1992) und Richard Bonsmann an. An diesen Überprüfungen war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Doch es kam nichts dabei heraus. Durchgeführt wurden beispielsweise Doppelblindversuche mit Silicea C 30. Das Ergebnis: Verum und Placebo verursachten gleich viel Symptome. Den anwesenden Homöopathen war es nicht möglich, Verum und Placebo zu unterscheiden. Auch 1938/39 wurden im Robert-Koch-Krankenhaus in Berlin klinische Versuche mit Homöopathika mit negativem Ergebnisse durchgeführt. Der Homöopath Rabe reagierte mit der Vermutung, dass ..Homöopathie keine pharmakotherapeutische Methode, wie bisher angenommen, sondern eine Form der Psychotherapie... sei. Fritz Donner in einem Gedächtnisprotokoll: Wahrheitsgemäß müsste man antworten, dass bei der Arzneiprüfung nichts herausgekommen ist und dass bei den klinischen Versuchen bei keinem einzigen Patienten eine irgendwie für eine therapeutische Wirkung der eingesetzten Arzneien sprechende Reaktion eingetreten ist.. Dennoch wurde offiziell verlautbart es hätten sich gewisse Schwierigkeiten bemerkbar gemacht, sodass man neu beginnen müsse. Der Krieg verhinderte jedoch weitere Forschung. Später, in den sechziger Jahren, drückte sich Donner deutlicher aus: Er nannte die Untersuchung ein totales Fiasko für die Homöopathie.
Früher gaben Homöopathen an, ihre Methode sei so auf den einzelnen Patienten individualisiert zugeschnitten, dass man sie gar nicht klinisch überprüfen könne. Als später deutlich wurde, dass der Weg zur Anerkennung ihrer Medizin nur über den klinischen Nachweis gehen kann, kam es zu einer Kursänderung und man bemühte sich, den Erfolg homöopathischer Behandlung mit klinischen Studien zu belegen. Veröffentlicht wurden viele Tests mit positiven Ergebnissen – so kamen zum Beispiel im Jahr 1995 merkwürdigerweise nur ein Prozent aller in alternativen Fachzeitschriften publizierten Untersuchungen zu einem negativen Ergebnis.
Eine Meta-Studie unter der Leitung des Berner Epidemiologen Matthias Egger belegt: Je genauer der Test-Aufbau nach wissenschaftlichen Kriterien, desto geringer die Effekte homöopathischer Behandlungen in den jeweiligen Studien. Das Ergebnis wurde im August 2005 in der anerkannten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Lapidar forderten die Herausgeber die Homöopathen auf, endlich offen zu bekennen, dass ihre Methode ein Placebo sei. Die Schweizer Regierung schloss Homöopathie aus der Kassen-Erstattung aus und die Stiftung Warentest bewertete die Homöopathie als „zur Behandlung von Krankheiten ungeeignet“.
Nachdem sich die Homöopathie nicht replizierbar in kontrollierten, randomisierten und doppelt verblindeten Studien nachweisen lies, kam es wiederum zu einer Kehrtwendung mancher Homöopathieanhänger: ein derartiges Studiendesign wäre nicht in der Lage, die tatsächlichen Wirkungen der Homöopathie wiederzugeben. Gefordert wurde ein Abkehr von der evidence based medicine (EBM) hin zur Neuerfindung einer cognitive based medicine (CBM) bzw. zu reinen Outcome-Studien.
weitere Studien:
- Shang, A et al., (2005) Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Comparative study of placebo-controlled trials of homoeopathy and allopathy. In: The Lancet, 27. August–2. September 2005, Band 366 (9487), S. 726–732, PMID 16125589
- E. Ernst (2002), "A systematic review of systematic reviews of homeopathy", British Journal of Clinical Pharmacology 54 (6), 577–582: ..Homeopathy remains one of the most controversial subjects in therapeutics. This article is an attempt to clarify its effectiveness based on recent systematic reviews. Electronic databases were searched for systematic reviews/meta-analysis on the subject. Seventeen articles fulfilled the inclusion/exclusion criteria. Six of them related to re-analyses of one landmark meta-analysis. Collectively they implied that the overall positive result of this meta-analysis is not supported by a critical analysis of the data. Eleven independent systematic reviews were located. Collectively they failed to provide strong evidence in favour of homeopathy. In particular, there was no condition which responds convincingly better to homeopathic treatment than to placebo or other control interventions. Similarly, there was no homeopathic remedy that was demonstrated to yield clinical effects that are convincingly different from placebo. It is concluded that the best clinical evidence for homeopathy available to date does not warrant positive recommendations for its use in clinical practice..
- A. Paris, N. Gonnet, C. Chaussard, P. Belon, F. Rocourt, D. Saragaglia, J. L. Cracowski, "Effect of homeopathy on analgesic intake following knee ligament reconstruction: a phase III monocentre randomized placebo controlled study", British Journal of Clinical Pharmacology (OnlineEarly Articles). Conclusions: The complex of homeopathy tested in this study was not superior to placebo in reducing 24 h morphine consumption after knee ligament reconstruction... Der Witz bei dieser Studie ist, dass einer der Autoren (P. Belon) Direktor des französischen Homöopathie-Herstellers Boiron ist, die die Studie mitfinanziert haben.
Homöopathische Arzneimittelprüfung
Homöopathen berufen sich auf durchgeführte sogenannte homöopathische Arzneimittelprüfungen, deren Ergebnisse in Arzneimittellehren (materiae medicae) einfließen. An gesunden Versuchspersonen, bzw. an sich selbst wird ein bestimmtes homöopathisches Mittel ausprobiert. Sodann werden berichtete Symptome, Träume (Traumprüfung mit dem Mittel unter dem Kopfkissen) oder Meditationserlebnisse (Meditationsprüfung) notiert und für die Nachwelt festgehalten. Eine in der Homöopathie-Fachzeitschrift homoepathy veröffentlichte Untersuchung derartiger Arzneimittelprüfungen der Jahre 1945 bis 1995 ergab, dass diese Prüfungen sehr unterschiedlich gehandhabt werden und sie meist von sehr niedriger Qualität sind und auf eine Kontrollgruppe und Placebo-Präparate zum Vergleich verzichtet wurde. Auf Randomisierungen und Verblindungen wurde verzichtet. Interessanterweise werden in Prüfungen minderer Qualität mehr Symptome berichtet als in den anderen Prüfungen.[18]
Die gesetzliche Einordnung der Homöopathie als Therapieform
Die Homöopathie gehört in Deutschland nach der Definition zu den besonderen Therapierichtungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) und dem Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG). Im SGB ist unter anderem festgelegt, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die homöopathische Behandlung erstatten dürfen. Das AMG sieht bei Homöopathika einen erleichterten Zugang zur Verkehrsfähigkeit als "Arzneimittel" vor, sofern eine Registrierung der Mittel erfolgt ist. An die Registrierung sind im Wesentlichen nur einfache hygienische Bedingungen geknüpft, nicht jedoch der sonst bei Arzneimitteln übliche und auch vom Patienten angenommene Wirksamkeitsnachweis. Anstelle des Wirksamkeitsnachweises wird von einer Kommission am Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) entschieden, ob Mittel, -name und Darreichungsform homöopathischer Lehrmeinung entsprechen (sog. "Binnenkonsens"). Konkret heißt das, dass eine Kommission entscheidet, ob schlichte Zuckerkügelchen auch ganz ohne Wirkstoff sich "Arzneimittel" nennen dürfen und als Arzneimittel verkauft werden.
Die Herausforderung
Der Alternativmedizin-Professor Edzard Ernst (Universität Exeter/GB) bot im Juni 2008 10.000 Pfund für denjenigen, der einen wissenschaftlichen Studiennachweis über die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen gegenüber Placebo liefert.[19][20][21] In einem Interview, das Ernst am 12. April 2009 der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger gab, ist von einer Erhöhung des Preises auf 100.000 US-Dollar die Rede.[22] Nach Angaben von Ernst bestehe das Angebot seit einem Jahr und sei bislang nicht in Anspruch genommen worden.
Placeboeffekte und spontane Heilungen
Es ist bekannt, dass etwa drei Viertel aller Erkrankungen des Menschen irgendwann spontan verheilen - auch ohne jeglichen therapeutischen Eingriff, und häufig bleiben dabei auch keine dauerhaft nachweisbaren Spuren. Dies ist also quasi die Regel der menschlichen Krankheiten. Nur ist der Zeitpunkt der Heilung (im wahren Sinne des Wortes) zu Beginn einer Erkrankung aber oft nicht exakt anzugeben. Einige Erkrankungen haben auch einen Verlauf der durch Schübe gekennzeichnet ist die sich wiederholen und irgendwann abklingen. Auch wachsen sich beispielsweise meist Allergien der Kindheit im Erwachsenenalter nach Jahren aus oder schwächen sich stark ab. Nichts liegt also näher als aus homöopathischer Sicht eine solche Spontanheilung als Folge einer homöopathischen Therapie auszugeben, ob sich Homöopathieanhänger dessen bewusst sind oder nicht ist eine andere Frage. Einem derartigen Trugschluss unterliegen aber auch manchmal Ärzte, die sich einer rationalen Medizin verpflichtet fühlen.[23]
Zur Zeit spricht alles dafür, dass eine etwaige Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie auf der Ausnutzung des Placeboeffektes beruht. Dies wird von den meisten Homöopathen zurückgewiesen, würde es ja das Repertorisieren und Potenzieren überflüssig machen und diese Praktiken ad absurdum führen (zumindest der höheren Potenzen bei denen die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von Resten der Ursubstanz sehr gering ist). Verwiesen wird dabei auch auf einen bei Tieren oder Kindern angeblich unbekannten Placeboeffekt, auch wenn aus wissenschaftlicher Sicht das Gegenteil der Fall ist. Dass der Homöopathie ein entlockter Placeboeffekt zu Grunde liegen könnte, ist nicht nur Experten aus dem Homöopathie-skeptischen oder neutralen Lager, sondern selbst eingefleischten hardcore Homöopathen inzwischen klar. So sei laut Georgos Vithoulkas (bekannter Exponent der klassischen Homöopathie) der Wirkmechanismus sowohl des Placeboeffektes als auch des "homöopathischen Simillimums" derselbe[24] und führt die Selbsthypnose bzw Auto-Suggestion dafür an. Als Beleg für seine Hypothese führte er auch eine deutsche Homöopathin an: [...] Ich hörte einmal einer deutschen Homöopathin zu, die behauptete, bei vielen Patienten äußerst erfolgreich zu sein. Als ich sie danach fragte, von welchem Pharmahersteller sie ihre Mittel bezöge, sagte sie mir, dass sie die Mittel selbst produzierte. Sie schreibt auf ein Stück Papier den Mittelnamen und die Potenz und von einem Gerät wird es sofort hergestellt. Sagen Sie mir, ob dies nicht zu hundert Prozent Plazeboeffekt ist. Die Dame war finanziell so erfolgreich, dass sie der deutschen "George Vithoulkas Stiftung" einen großen Betrag spendete [...] Ich selbst habe schon versehentlich das falsche Mittel verabreicht, welches zu einem anderen Patienten gehörte und die Patienten, die das Mittel erhielten, berichteten davon, dass es ihnen besser ging.
Universitäre Kurse in Homöopathie
- In Wien kann man an der anerkannten MedUni Wien Kurse in Homöopathie besuchen, die für das Studium der Humanmedizin anerkannt werden (Wahlfach Homöopathie).[25][26]
- In England gibt es ebenfalls Universitäten, die die akademischen BSc und MSc (Bachelor bzw. Master of Science) Graden in Homöopathie vergeben und den Unmut von Wissenschaftlern erregten. Nature titelte "Science degrees without the science",[27] und berichtetet davon, wie schwierig bis unmöglich es sei, an die Kursunterlagen der ominösen Homöopathiekurse heranzukommen. Die meisten Universitäten verweigerten schlicht die Offenlegung ihrer Lehrunterlagen an Anfragende[28].
- Quantenlogische Medizin (quantum logic medicine): seit 2007 bietet die Universität Sevilla (Spanien) das universitäre Masterstudium in Homöopathie als Master Universitario en Homeopatía[29] auch in deutscher Sprache an. Laut Aussagen der Universität wurde dort die Homöopathie unter Gesichtspunkten einer Quantenlogik zur Quantenlogischen Medizin weiterentwickelt. Weiter betont diese Universität weltweit den einzigen Universitätsmaster in homöopathischer Medizin einer staatlichen Universität anbieten zu können.[30]
Zitate
- Charles Darwin am 4.9.1850: ..Du spricht von Homöopathie, ein Gegenstand, der mich sogar noch wütender macht als Hellseherei. Hellseherei liegt so jenseits aller Glaubwürdigkeit, daß normale Fähigkeiten dabei ohnehin keine Rolle spielen, aber bei der Homöopathie kommen gesunder Menscherverstand und Beobachtung ins Spiel, und beides würde vor die Hunde gehen, wenn die unendlich winzigen Dosen irgendeine Wirkung hätten. Wie wahr ist doch eine Bemerkung ..., die ich neulich las, über die Nachweisbarkeit von Heilprozessen. [Es hieß], niemand weiß, was das Ergebnis wäre, wenn eine Erkrankung gar nicht behandelt würde. Das ist der Mastab, am dem die Homöopathie" zu messen ist....[31]
Literatur
- R. v. Bredow: Homöopathie. Die Heilung mit dem Nichts? GEO Juni1997, 44-56
- Philippe Leick: Die „schwache Quantentheorie“ und die Homöopathie. Skeptiker 19 (3/06) 92-102
- R. Twenhöfel: Homöopathie und Schulmedizin. Zur Soziologie eines Konfliktes. Heidelberg: Haug 1994
- Otto Prokop (1995): Homöopathie - Was leistet sie wirklich?, Frankfurt/M.
- Martin Lambeck (2003): Irrt die Physik?, Beck'sche Reihe, ISBN 3406494692
Weblinks
- http://www.novo-magazin.de/67/novo6734.htm
- http://www.gwup.org/themen/texte/homoeopathie/
- http://www.skeptiker.de/themen/texte/homoeopathie/
- http://www.handrick-net.de/homoeopathie/homoeopathie.html
- ftp://pandemonium.tiscali.de/pub/gutenberg/2/7/0/2700/2700.txt Homöopathiekritischer Text von 1842. Unverändert gültig.
- the lancet: the end of homoeopathy
- Die Zeit: Der Arzt steckt im Fläsdichen
- Die Zeit: Verdünnte Wahrheit
- Die Zeit: Die Angst vor der Globulisierung
- http://dcscience.net/ernst-bjcp-07.pdf
- James Randi erklärt Homöopathie (englisch - sehr sehenswert)
- "Homöopathika sind Placebos" Interview mit Professor Edzard Ernst, Gründer der Abteilung für Komplementärmedizin an der Uni Exeter
- http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/78922/index.html
- http://www.kyriacou.ch/files/mahlzeit_die_100_leckersten_homoeopathischen_mittelchen.html
- Edzard Ernst: die Homöopathie ist eine widerlegte Methode Edzard Ernst: unplausible Kügelchen
Quellennachweise
- ↑ Siehe Statement National Science Foundation und Stanford Encyclopedia of Philosophy, Zitat: ..There is widespread agreement for instance that creationism, astrology, homeopathy, [...] are pseudosciences...
- ↑ Ernst E., A systematic review of systematic reviews of homeopathy., Br J Clin Pharmacol. 2002 Dec;54(6):577-82
- ↑ http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064
- ↑ http://oehinfo.uibk.ac.at/natwi/pharm/bunsi/0195/marburg.htm
- ↑ http://www.anomalistik.de/Walach_WQT.pdf
- ↑ http://www.zeit.de/2003/49/N-Wasser_Ged_8achtnis?page=all
- ↑ *http://www.gwup.org/skeptiker/archiv/2008/2/media/wasser_gedaechtnis.pdf
- ↑ https://www.helios.co.uk/cgi-bin/store.cgi?action=link&sku=Wate-g&uid=11666
- ↑ http://www.news.com.au/story/0,27574,25428128-421,00.html
- ↑ http://www.nelly-duerr.de/klassische-homoeopathie/antidot.php
- ↑ Netzeitung 2.7.08 [1]
- ↑ europäischer Herstellerverband ECHAMP
- ↑ DZVhÄ-Newsletter Ausgabe Januar/Februar 2008
- ↑ European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products E.E.I.G. (Hg.): Facts and Figures, Second Edition, 2007, Homeopathic and Anthroposophic Medicine in Europe
- ↑ http://www.echamp.org/upload/files/statements/statements_20071128142622.pdf
- ↑ Deutschland und Frankreich sind die größten Märkte. In: Homöopathische Nachrichten Jan./Feb. 2008, S.4.
- ↑ http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/726112-100,1,0.html
- ↑ F. Dantas, P. Fisher, H. Walach, F. Wieland, D.P. Rastogi, H. Teixeira, D. Koster, J.P. Jansen, J. Eizayaga, M.E.P. Alvarez, M. Marim, P. Belon and L.L.M. Weckx. A systematic review of the quality of homeopathic pathogenetic trials published from 1945 to 1995. Homeopathy, Volume 96, Issue 1, January 2007, Seiten 4-16
- ↑ *http://stargoss.co.uk/badhomeopathy/modules/news/article.php?storyid=34
- ↑ http://www.dailymail.co.uk/news/article-1026966/Leading-professor-offers-10-000-person-prove-homeopathy-works.html
- ↑ http://www.netzeitung.de/gesundheit/1074077.html
- ↑ http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/schweiz/standard/Homoeopathie-ist-eine-widerlegte-Methode/story/16361064
- ↑ Skrabanek P, McCormick J: Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Verlag: Kirchheim + Co. GmbH (1993) ISBN-10: 3874090604 ISBN-13: 978-3874090605
- ↑ ↑ *http://www.hpathy.de/papersnew/george-vithoulkas.asp [...] Der Plazeboeffekt kann durch die Autosuggestion des Patienten initiiert werden, die eine Mobilisierung des Abwehrmechanismus durch die starken Gefühle des daran glaubens erzwingt. So funktionieren alle Geistheilungen, die Radionik, Yoga, die Meditation und all die anderen Randtherapien [...]
- ↑ http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/11/homoopathie-meduni-1.php
- ↑ http://www.sih.at/wahlfach/WFSKRIPT2007.pdf
- ↑ http://www.ucl.ac.uk/Pharmacology/dc-bits/colquhoun-nature-07.pdf
- ↑ http://dcscience.net/giles-nature-2007.pdf
- ↑ http://www.cfp.us.es/image.asp?id=272&tipo=se&mt=bin
- ↑ http://www.quantum-logic-medicine.com/de/uni_basisWissen.shtml
- ↑ Charles Darwin in einem Brief an William Darwin Fox am 4.9.1850: You speak about Homeopathy; which is a subject which makes me more wrath, even than does Clairvoyance: clairvoyance so transcends belief, that one’s ordinary faculties are put out of question, but in Homœopathy common sense and common observation come into play, and both these must go to the Dogs, if the infinetesimal doses have any effect whatever. How true is a remark I saw the other day by Quetelet, in respect to evidence of curative processes, viz that no one knows in disease what is the simple result of nothing being done, as a standard with which to compare Homeopathy and all other such things It is a sad flaw, I cannot but think in my beloved Dr Gully, that he believes in everything - when his daughter was very ill, he had a clairvoyant girl to report on internal changes, a mesmerist to put her to sleep - an homeopathist, viz John Chapman and himself as Hydropathist and the girl recovered...