Öl-Eiweißkost

Aus Psiram
Version vom 30. Mai 2014, 14:15 Uhr von Abrax (Diskussion | Beiträge) (→‎Theorie)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Budwig2.jpg

Die so genannte Öl-Eiweißkost nach Budwig (ÖEK; engl. oil protein diet) ist eine Diät bzw. bestimmte Ernährungsweise, die auf die deutsche Chemikerin und selbsternannte Krebsheilerin Johanna Budwig zurückgeht und dem Anwender gesundheitliche Vorteile bringen soll. Die Diät wird von ihren Befürwortern insbesondere zur Behandlung Krebskranker empfohlen und es werden entsprechende Produkte verkauft. Es kann von einer so genannten Krebsdiät gesprochen werden, da der Kranke alleine durch eine Ernährungsumstellung gesunden soll. Einen wissenschaftlichen Nachweis der Eignung gegen Krebs oder andere schwere Erkrankungen gibt es nicht [1]. Diese spezielle Form einer Krebsdiät ist in der wissenschaftlichen Medizin nicht anerkannt und gilt als umstritten. Budwigs ÖEK-Theorien spielen in der modernen, evidenzbasierten Medizin keine Rolle, werden aber in alternativmedizinischen Kreisen verbreitet bzw. angewandt. Prinzipiell ist keine einzige Krebsdiät mit Wirksamkeitsnachweis bekannt. Nach heutigem Wissensstand reicht eine Diät allein nicht aus, um eine Krebserkrankung zu heilen. Wissenschaftliche Studien zur Öl-Eiweißkost beim Menschen fehlen.

Es bestehen Bezüge der Öl-Eiweißkost nach Budwig zu der älteren Warburg-Hypothese vom Beginn des 20. Jahrhunderts, die auf den Nobelpreisträger Otto Warburg zurückgehen. Ursprünglich war die Öl-Eiweißkost von Budwig als Diät für Hepatitispatienten gedacht.

Theorie

Budwig geht mit ihrem Ernährungs- und Diätvorschlag davon aus, dass sämtliche Tumorzellen ihren Energiebedarf aus anaeroben Stoffwechsel (Gärung) bezögen, das heißt, bei geringem oder keinem Sauerstoffbedarf, wie zum Beispiel durch Milchsäuregärung. Durch entsprechende Wahl der Lebensmittel versucht sie, die Zellen zu einem aeroben (sauerstoffverbrauchenden) Stoffwechsel zu zwingen. Laut Budwig habe ein Gemisch aus schwefelhaltigen Proteinen, wie sie in Quark oder Hüttenkäse enthalten sind, zusammen mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie z.B. in Leinsamen, Auswirkungen auf die Zellatmung des Tumorgewebes. Budwig ging dabei von einem generell krebshemmenden Effekt von mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus. Da Budwig keine Unterscheidung zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren trifft, wird ihre Hypothese spekulativ, denn zahlreiche Studien weisen auf die krebsfördernde Wirkung einer übermäßigen Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren hin.[2][3].

Die Praxis

Die Öl-Eiweißkost nach Budwig propagiert den bevorzugten Verzehr von Leinsamen, kaltgepresstem Leinöl, Quark und Hüttenkäse. Leinsamen enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Linolensäure. Quark und Hüttenkäse seien wichtig, weil sie viele schwefelhaltige Aminosäuren enthielten, die Fettsäuren besser löslich und resorbierbar machten. Daneben können Gemüse, Sauerkrautsaft, Obst und Nüsse (jedoch keine Erdnüsse) verzehrt werden.

Die Budwig-Diät verzichtet auf Fleisch, Wurst, Fisch, Butter und Margarine, konservierte Nahrungsmittel aller Art, Nudeln, Tiefkühlkost und Zucker. Das Aufwärmen von Speisen ist ebenfalls nicht erlaubt.

Kritik

Die Diät ist in ihrer Zusammensetzung als sehr einseitig zu bezeichnen und berücksichtigt nicht die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.[4] Einen Nachweis für die beschriebenen Wirkungen auf den Stoffwechsel von Krebszellen konnte Budwig nicht erbringen. Über angebliche Heileffekte wird lediglich anekdotenhaft in retrospektiven und nicht kontrollierten Beobachtungenstudien berichtet. Hier besteht also prinzipiell die Möglichkeit, dass ausgesuchte, nicht repräsentative Patientenberichte zitiert wurden.

Weblinks

  • Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Ernährung bei Krebs DGEinfo 03/2010, 20. April 2010
  • Luc Geeraert: Budwig diet CAM-Cancer Consortium, 8. Mai 2012 (englisch)

Quellennachweise

  1. B Benninghoff, G Irmey, S Matthei, J Melzer: Unkonventionelle Methoden in der Krebstherapie mit wissenschaftlichem Anspruch. In: B. Pfeifer, J. Preiß, C. Unger (Herausgeber): Onkologie integrativ: Konventionelle und komplementäre Therapie. Seite 332. Urban & Fischer Verlag/Elsevier, 2006
  2. Berquin IM, Min Y, Wu R, Wu J, Perry D, Cline JM, Thomas MJ, Thornburg T, Kulik G, Smith A, Edwards IJ, D'Agostino R, Zhang H, Wu H, Kang JX, Chen YQ: Modulation of prostate cancer genetic risk by omega-3 and omega-6 fatty acids. J Clin Invest. 2007 Jul;117(7):1866-75
  3. Rose DP, Connolly JM: Effects of dietary omega-3 fatty acids on human breast cancer growth and metastases in nude mice. J Natl Cancer Inst. 1993 Nov 3;85(21):1743-7.
  4. Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Ernährung bei Krebs. DGEinfo 03/2010