Vincenz Prießnitz

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Vincenz Prießnitz (4. Oktober 1799, Lázně Jeseník (dt. Gräfenberg bei Freiwaldau) - 28. November 1851) richtete 1822 in Schlesien eine Wasserkuranstalt ein und gilt im deutschsprachigen Raum als Begründer der Naturheilkunde. Der Deutsche Naturheilbund trug früher die Zusatzbezeichnung Prießnitz-Bund.

Biografie

Vincenz Prießnitz wurde 1799 als Sohn eines Bauern in Gräfenberg (Schlesien) geboren. Er besuchte nur kurz die Schule, um schließlich am elterlichen Bauernhof mitzuarbeiten. Ob er Lesen und Schreiben konnte, ist umstritten.

Im Alter von 12 Jahren hatte er ein erleuchtendes Erlebnis, als er eine Herde Kühe in der Nähe einer Quelle zu hüten hatte. Er beobachtete ein verletztes Reh, das sich in der Wasserstelle badete. Das Reh erschien nun täglich so lange, bis es gesundete. Dies wird als die Geburtsstunde der deutschen Naturheilkunde gesehen. Wenige Jahre später erlitt er einen Unfall, dessen Folgen so schwer waren, dass der herbeigerufene Arzt keine Rettung mehr sah und Prießnitz nur mehr Umschläge mit in Wein gekochten Heilkräutern verschrieb. Prießnitz aber entsann sich seines Erlebnisses und behandelte sich selbst wie einst das Reh an der Wasserquelle mit kaltem Wasser und zum Erstaunen aller gesundete er innerhalb kurzer Zeit.

Von seiner Methode überzeugt, behandelte der junge Bauernsohn nun alle Kranken und Verwundeten mit seiner neuen Methode. Seine Erfolge führten dazu, dass immer mehr Hilfsbedürftige nach Gräfenberg kamen und dort bald eine Heilanstalt entstand. In seinen besten Jahren konnten in der Heilanstalt jährlich mehr als 1.500 Gäste verzeichnet werden.

Im benachbarten Ort Lindewiese wuchs mit Johannes Schroth bald ein Konkurrent heran, der wohl auch aus persönlicher Feindschaft zu Prießnitz, eine genau gegenteilige Kur anbot.

Prießnitz starb 1851 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Behandlungsmethoden

Der Ablauf der Gräfenberger Wasserkur war streng geregelt. Der Gast wurde zeitig geweckt, zum Schwitzen stundenlang in Wolldecken gehüllt, um danach kalt gebadet zu werden. Der weitere Tagesablauf war geprägt von Essen, Spaziergang und verschiedene Formen von Wasserbädern. Außerdem musste der Kurgast viel kaltes Wasser trinken. Immer wurde das darauf geachtet, dass das Badewasser direkt aus der Quelle kam und damit – auch im Winter – sehr kalt war.

Dies führte naturgemäß zu Erkrankungen, die aber als Zeichen der Wirkung dieser Kur begrüßt, im Sinne einer Abhärtung von den nachteiligen zivilisatorischen Einflüssen, herbeigesehnt wurden.

Umschläge mit in kaltem Wasser getränkten Tüchern, die mit Wolltüchern umgeben werden, sind noch heute als "Prießnitz-Wickel" bekannt.

Hintergrund

Besonders im ländlichen Raum gab es immer auch schon verschiedene Heilbehandler und Wasserkuren waren keineswegs Erfindungen des Vincenz Prießnitz. Er dürfte seine Methoden von seinen Kollegen, Vorgängern, aber auch anderen erfahrenen Kurgästen übernommen und weiter ausgebaut haben. Sein Erfolg wird auf seine rationale Darstellung seiner Kur besonders beim aufgeklärten städtischen Publikum zurückgeführt. Dazu kommt, dass Prießnitz dem damaligen romantisierenden Zeitgeist ("Zurück zur Natur") der meist urbanen Gäste entsprach. Nicht der akademisch gebildete Arzt war gefragt, sondern der einfache, naturverbundene Bauer vom Land.

Bewertung

Die meisten Kurgäste in Gräfenberg waren nicht oder nur leicht krank. Prießnitz filterte bereits im Vorfeld die weitaus meisten Anfragen aus, und wies auch bei ihrer Ankunft noch eine Reihe von Gästen ab. Lediglich Gäste mit leichten Störungen wurden aufgenommen. So schildert dies auch der zuständige Sanitätschef: "Angekommen gesund, abgereist genesen."