Karl Probst

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Karl Probst

Karl J. Probst ist ein deutscher habilitierter Orthopäde und Naturheilkundler mit aktuellem Wohnsitz Santa Cruz de la Sierra in Bolivien. Der rechtsgerichtete Probst gilt als Anhänger der Rohkost sowie umstrittener alternativmedizinischer Verfahren und betätigte sich als Impfgegner. Er promovierte 1976[1] und war von 1980 bis 1984 Allgemeinarzt in Nürnberg. Ab 1989 leitete er im bayerischen Ottobeuren eine Wellness- und Anti Aging-Privatklinik namens Wellness-Energie-Zentrum. Probst bestreitet die Existenz von Infektionskrankheiten und seiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Krankheit: Die "Toxämie", d.h. eine Schädigung des Blutes durch Giftstoffe. So schreibt Probst: Nicht irgendwelche von außen kommende Erreger sind es, die Krankheit verursachen, sondern die innerliche Vergiftung, die ihren Ausdruck in einer Toxämie und einer Verschlackung des Terrains findet. Deshalb kann auch nicht irgendeine von außen kommende Maßnahme zur Genesung führen, sondern allein eine Entlastung des Stoffwechsels.[2]

Nachdem gegen Probst wegen Verbreitung rechtsgericheteter Schriften und Steuerhinterziehung ermittelt wurde, sah er sein "Lebenswerk" zerstört und verließ 2005 Deutschland. Er eröffnete in Bolivien eine Privatklinik namens Samadhi/Dunkeltherapie-Zentrum (später in Wellness Energy Center umbenannt) im Norden von Santa Cruz De La Sierra. 2012 gab er bekannt, in Trier in Deutschland eine Zweigpraxis zu eröffnen, wo er mehrmals im Jahr für jeweils einge Wochen Sprechstunden abhalten werde.[3]

Probst kann als personifiziertes Beispiel der Beziehungen zwischen Teilen der Rohkostszene, Alternativmedizin, Esoterikszene und der deutschen rechten Szene gesehen werden, wie dies auch bei Max Otto Bruker oder Ryke Geerd Hamer zu erkennen ist.

Alternativmedizinische Ansichten

Angebote in Probsts Privatklinik

Isolationstank (Samadhi-Tank), den Probst im Rahmen seiner Dunkeltherapien einsetzt[4]

Probst ist Anhänger der Pap-Imi Therapie, der Chelattherapie und der Germanischen Neuen Medizin (GNM). In seiner Privatklinik in Ottobeuren lag der Schwerpunkt auf Rohkost, Saftfasten nach Max Gerson, Papaya-Therapie, Colon-Hydro-Therapie, Entsäuerung, Chelattherapie und so genannter Entgiftung. Hinzu kamen Galvanotherapien zur Tumorzerstörung (ECT) und die diagnostische Anwendung der Dunkelfeldmikroskopie. In seinem Wellness Energy Center in Bolivien bietet er weitere dubiose Verfahren an, z.B. Pneumatische Pulsationstherapie, Colon-Hydro-Therapie, Blutreinigung mittels Zapper, Bioresonanztherapie und so weiter. Ferner gibt es dort eine Dunkeltherapie bzw. "Tibetanisches Nachtyoga", bei der den Patienten längere Zeit Licht vorenthalten wird, um einen "Samadhi-Zustand der Versenkung" zur "Selbstheilung" bei begleitendem Wasserfasten zu finden.

Sistema HELIOS

Unter dieser Bezeichnung vermarktet Probst ein von ihm erfundenes und nach seinen Worten "innovatives international außerordentlich erfolgreiches Behandlungs- und Selbstbehandlungssystem zur Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit und Wohlbefinden".[5] Es besteht aus drei Komponenten, die eine Vielzahl von pseudomedizinischen Konzepten beinhalten:

  1. Umstellung der Ernährung auf Rohkost, vor allem Tropenfrüchte, die nach Probsts Ansicht reich an Biophotonen seien
  2. Entgiftung des Körpers "z.B. mit Arthrotherm, ETDA ,PAP-IMI, Rife"
  3. "Re-Energetisierung" des Organismus mit Mitteln der Energetischen und Informations-Medizin

Schritt 3 könne erheblich beschleunigt werden durch Einnahme von HELIOS Advanced Nutrition, von Probst vertriebene Nahrungsergänzungsmittel und fragwürdige Präparate wie MMS, die er "Sonnenheilmittel" nennt. Die Substanzen werden von einer Firma namens Laboratorio Helios verkauft, deren Anschrift mit der von Probsts Wellness Energy Center in Santa Cruz identisch ist. Bei der "Re-Energetisierung" würden außerdem "feinstoffliche psycho-energetische Methoden, wie zum Beispiel EFT" eingesetzt. Dadurch steige "die Heilungsrate ganz enorm, vor allem bei chronischen Erkrankungen, wie etwa Krebs."[3]

Laut Probst gebe es in Bolivien und den Nachbarländern inzwischen rund 2000 von ihm ausgebildete "Gesundheitspraktiker", die mit dem Sistema Helios Krankheiten aller Art behandeln.

Infektionskrankheiten

Zu Infektionskrankheiten vertritt Probst die Ansicht, dass diese nicht durch Keime im Rahmen von Infektionen verursacht werden. Zitat:

Der von interessierter Seite in die Gehirne der unwissenden Menschen projizierte Irrglaube an eine von außen kommende Krankheitsursache hat noch andere schlimme Folgen:
Als erstes den Irrglauben, daß es so etwas wie „Ansteckung“ geben könne. Auf diesem falschen Ansatz ist der gesamte Hygienekult aufgebaut, der inzwischen an sich selbst zu scheitern beginnt, denn eine immer größere Anzahl Studien belegt, daß durch übertriebene Hygiene die Krankheitsbereitschaft gefördert wird, weil unsere Immunsystem dadurch erlahmt bzw. fehlprogrammiert wird.
[6]

Analoge Überzeugungen, die den Erkenntnissen der modernen Medizin widersprechen, sind auch bei Stefan Lanka zu finden. Andererseits beklagt Pobst auf widersprüchliche Weise den Einsatz von Antibiotika, da diese Mikroben dazu veranlassten, plötzlich zu einer Gefahr für Patienten zu werden. Bakterien, Pilze und Viren seien nach Probst die Folge und nicht die Ursache von Krankheiten. Sie hätten eine wichtige Aufgabe bei der Heilung von Krankheit zu erfüllen, indem sie "das durch eine verfehlte Lebensführung geschädigte Gewebe abbauen und damit zur Verbesserung der Ausscheidung beitragen". "Ein Mikroben-Angriff richtet sich niemals gegen lebendes und funktionstüchtiges Gewebe", schreibt Probst dazu. Ein Traktat von Probst mit dem Titel Infektionskrankheiten durch Keime: ein modernes Märchen wird auch vom Impfgegner Hans Tolzin auf seinen Webseiten präsentiert.[7]

Er folgt dagegen uralten humoralpathologischen Hypothesen sowie dem bereits vor über hundert Jahren widerlegten Konzept des historischen Pleomorphismus (Viren, Bakterien und Pilze könnten sich ineinander umwandeln) und setzt seine Ansichten einer "krebsartig wuchernden Krankheitsindustrie" entgegen. Er sieht verschwörerisch agierende "Handlanger des Teufels" am Werk, die "hinter den Kulissen die Fäden" zögen, um zu erreichen, dass "die breite Masse der verführten Menschen die einfachen Lebensgesetze hinter einem Schleier der Verwirrung nicht erkennen" könnten. Allgemein hält Probst das Prinzip der Ansteckung für "Irrglauben" und wendet sich gegen etablierte Regeln der Hygiene in der Medizin.[8] Therapeuten seines Schlages sieht er in Gefahr, wegen der Anwendung von Methoden, die nicht der beweisbasierten Medizin entsprechen, "kriminalisiert" zu werden.

Wunderheilungen am eigenen Körper

Probst behauptet, jahrelang an einem Basalzellkarzinom (Basaliom) im Gesicht gelitten zu haben, das er aber durch den Verzicht auf Salz habe heilen können: "Bereits wenige Wochen nach dem konsequenten Weglassen von Salz ist das Basaliom spurlos abgeheilt!"[9] Zwei durch einen Unfall verstümmelte Endglieder seiner Finger seien nach einem Selbstversuch aus dem Jahr 1993, bei dem er sich ausschließlich von Zitrusfrüchten und Ananas ernährt habe, plötzlich wieder nachgewachsen. Auch dieses angebliche Phänomen führt Probst auf den Verzicht auf Salz und Gewürze zurück.[10]

Politische Ansichten

In einem ihm zugeordneten Internetbeitrag eines karlprobst@hotmail.com aus Bolivien vom Juli 2006 an eine "NJ-Kampfredaktion" bezieht sich Probst auf eigene Userbeiträge als "Carlos" im rechtsgerichteten Neuschwabenland Forum von Axel Stoll. Demnach hatte Probst seinen Ottobeurer Patienten immer wieder Publikation der Machart Das Nationaljournal, Stimme des Gewissens, Unabhängige Nachrichten und andere "Aufklärungsschriften" als politisches Propagandamaterial angeboten, was diese sich aber verbaten und ihn 2004 anzeigten. Außerdem bekannte sich Probst zu den Kommissarischen Reichsregierungen und wollte als "Reichsbürger" seine Steuern nicht zahlen. Der bayerische Staatsschutz ermittelte und es kam zu einer Hausdurchsuchung im Januar 2005.[11]

Probst setzte sich auch für die unwirksame GNM seines Gesinnungsgenossen Hamer ein. So schrieb Probst 1994: "Schon vor 8 Jahren lernte ich die Arbeiten von Herrn Dr. Hamer kennen und konnte deren Richtigkeit vereinzelt auch in der Praxis überprüfen. Auch wenn die Schulmedizin Herrn Dr. Hamer - ohne die Stichhaltigkeit seiner Argumente überhaupt näher untersucht zu haben - ablehnt, kann ich als Praktiker seine Ergebnisse bestätigen."[12]

Über die Menschen in seinem Exil Bolivien sagt Probst abfällig: "Wenn man als Ausländer hierher kommt, dann muss man in der Lage sein, sich selber zu versorgen, denn Freundschaften zu Bolivianern gibt es nur in der Erwartung von Barem. Hier gilt in Tat und Wahrheit das bekannte Wort: Nur Bares ist Wahres."[13]

Kontakte zur Urkostszene

Probst schreibt regelmäßig in der Postille Natürlich leben des Bundes für Gesundheit von Franz Konz. In den Artikeln werden meist negative Behauptungen über "die Schulmedizin" und zu diversen Umwelteinflüssen aufgestellt. Auch die abseitige Vorstellung des Pleomorphismus verbreitete er in der BFG-Zeitschrift.[14] Belege zu seinen Behauptungen liefert Probst fast nie. Einige Artikel versuchen den Eindruck wissenschaftlicher Korrektkeit zu erwecken, indem sie sich scheinbar auf Artikel in Fachzeitschriften und wissenschaftliche Studien beziehen. Allerdings sind die Bewertung der Ergebnisse durch Probst wie auch die von ihm herangezogenen Quellen oft fragwürdig.[15] Zum 2011 erschienenen ersten Buch der Urkost-Protagonistin Brigitte Rondholz schrieb Probst ein Vorwort.

Probst und Amygdalin

Auf seinen eigenen deutsch- und spanischsprachigen Webseiten im Internet äussert sich Probst zustimmend bis werbend für den Einsatz des cyanogenen pflanzlichen Glykosid Amygdalin bei Krebserkrankungen. Amygdalin spaltet in Gegenwart von Wasser Blausäure (HCN) ab. Der Wirkstoff hat keine Zulassung als Arzneimittel. In wissenschaftlichen Studien konnte keine Wirksamkeit gegen Krebs erkannt werden.

Quellennachweise

  1. Probst, Karl J.: Arbeiten zur Einführung der analytischen Stereoröntgenphotogrammetrie in die Orthopädie. Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation, 1976
  2. http://www.urkostmitbrigitte.de/moderne-mythen.html
  3. 3,0 3,1 Brigitte Rondholz: Natürlich leben sprach mit Karl Probst, unserem langjährigen Weggefährten der Urmethodik. Natürlich leben 2/2012, 20-23
  4. Bildquelle: Natürlich leben 4/2007, S.16
  5. http://www.sistema-helios.com/ Aufruf am 14. April 2012
  6. http://www.urkostmitbrigitte.de/moderne-mythen.html
  7. Tolzin bedankt sich ausdrücklich bei Probst: "Ich danke Prof. Probst für die freundliche Erlaubnis zum Abdrucken dieses Artikels. H. Tolzin". http://www.tolzin.de/infektionen/
  8. Probst K: Wandmaker aktuell 2-2000
  9. K. Probst: Medizin kontrovers. Natürlich leben 4/2010, S.16
  10. Zitat Probst: Dieses Erlebnis erinnert mich an eine andere geradezu als Wunderheilung anzusehende Episode aus dem Jahre 1993: Ich hatte damals schon seit Jahren das Endglied des linken Kleinfingers und des linken Ringfingers verstümmelt, weil ich mich Jahre zuvor beim Ausbau des Dachgeschosses ernsthaft verletzt hatte. Vor allem wucherte an der amputierten Stelle, wo einstmals die Fingernägel gewesen waren, wildes Fleisch, was außerordentlich lästig war. Und obwohl ich damals bereits Rohköstler war und zu 80 % nur von Tropenfrüchten lebte, blieben die beiden Finger unförmig verstümmelt. Dieser Zustand war auch deshalb als unabänderlich zu betrachten, weil ja allgemein bekannt ist und vor allem auch in jedem Chirurgiebuch nachgelesen werden kann, dass amputierte Gliedmaßen nicht nachwachsen. Umso erstaunter war ich, eines Tages festzustellen, dass meine beiden Finger vollkommen gesund und mit einem wunderbaren jungfräulichen Nagel versehen waren. Ich selbst hatte diese Heilung gar nicht gemerkt und kann daher zu den näheren Umständen überhaupt nichts aussagen. Ich weiß nur, dass ich das ganze Jahr 1993 ein Experiment durchgeführt hatte und in diesem Jahr ausschließlich Zitrusfrüchte und gelegentlich Ananas gegessen hatte. Mit anderen Worten: Ich hatte in dieser Zeit ebenfalls keinerlei Salz oder andere Gewürze zu mir genommen. Nach dem obigen Heilungsbericht mit dem Basaliom vermute ich, dass diese Wunderheilung mit dem Weglassen von Salz in Zusammenhang stehen muss. Natürlich leben 4/2010, S.16
  11. http://www.ureader.de/msg/1165738.aspx
  12. http://www.pilhar.com/Hamer/NeuMed/Zertif/940811.htm
  13. Natürlich leben 1/2009, S.41
  14. "Der Organismus versucht das Immunsystem zu entlasten, indem er die latent in jedem Menschen schlafend vorhandenen Kleinstlebewesen aktiviert. Wir wissen heute, dass diese Mikroorganismen, das heißt Viren, Bakterien, Pilze und Protozoen, je nach den aktuellen Erfordernissen ineinander umwandelbar sind und den Körper nach Kräften bei den Selbstreinigungsarbeiten unterstützen." K. Probst: Entstehung und Behandlung von "Krankheit" aus Sicht der Urmedizin. Natürlich leben 1/2008, S.16
  15. Zu einer Publikation des amerikanischen Autors Gary Null, einem Befürworter von alternativmedizinischen Verfahren und HIV/AIDS-Leugner, nach der ärztliche Kunstfehler noch vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Haupt-Todesursache in den USA seien, schrieb Probst: "Auch die unglaublich detailliert recherchierten Daten zu Nebenwirkungen durch Antibiotika und andere sogenannte Therapien, speziell auch zu chirurgischen Interventionen, entlarven das akademische Medizin-System als heimliche Mordanstalt, in dem die Menschen zu allem Überfluss auch noch Unsummen für ihre Verstümmelung beziehungsweise endgültige Beseitigung zu bezahlen haben. Fazit: Während man sich bislang immer in einer gewissen rechtlichen Grauzone befand, wenn man das Medizinsystem als heimliche Euthanasieanstalt bezeichnete, ist spätestens durch diese statistisch unanfechtbare Untersuchung von Gary Null die Sachlage ein für alle Mal geklärt: Die Schulmedizin und ihre Kollaborateure in den Regierungen sind für die gezielte und vorsätzliche Verstümmelung und Dezimierung der Menschen voll verantwortlich zu machen, und dies umso mehr, als sie zugleich alle erfolgversprechenden alternativmedizinischen Therapieansätze dämonisieren und verbieten." K. Probst: Willst Du auch von der Schulmedizin umgebracht werden? Natürlich leben 4/2007, S.14 (Hervorhebung im Original)