Erstverschlimmerung
Unter einer Erstverschlimmerung (gelegentlich auch als Heilkrise bezeichnet) wird bei Anhängern der Homöopathie die Verschlimmerung der Symptome einer Erkrankung kurz nach Beginn einer homöopathischen Behandlung angesehen, die als Heilreaktion durch die richtige Arzneimittelwahl gewertet werden. Angeblich soll der Körper dabei das Mittel „erkennen“ und die „Selbstheilungskräfte“ aktivieren. Der Begriff Erstverschlimmerung und das dahinterstehende Konzept werden auch außerhalb der Homöopathie bei anderen alternativmedizinischen Methoden verwendet, ist jedoch in der akademischen Medizin nicht definiert.
Da bei der Homöopathie ausser einer Placebowirkung (durch Umstände des Erwerbs der Mittel und persönliche Zuwendung bei Therapeutenkontakt) eine nicht effektive Behandlung stattfindet, ist eine eventuell eintretende sogenannte Erstverschlimmerung nicht von einer auf natürlichem Wege ablaufenden Verschlechterung zu unterscheiden, die auch ohne Homöopathie eingetreten wäre. Eine Erstverschlimmerung ist insbesondere immer dann zu erwarten, wenn ein Patient sich im Anfangsstadium einer Erkrankung, wenn diese also den Höhepunkt noch nicht erreicht hat, homöopathisch behandeln lässt oder unbehandelt bleibt. Soweit es nicht gelingt eine natürlich eintretende Verschlechterung des Gesundheitszustandes von einer therapeutisch induzierten "Erstverschlimmerung" zu unterscheiden, belibt der Begriff der Erstverschlimmerung lediglich eine Umdeutung des Fortschreitens einer Erkrankung in eine Heilreaktion.
Eine tatsächliche "Erstverschlimmerung" kann auch als Nebenwirkung homöopathischer Mittel in Erscheinung treten, wenn diese bei niedrigen Potenzstufen (bis etwa D6) noch nennenswerte Stoffmengen enthalten. So können z.B. durch Mercurius (Quecksilber) und Arsenicum (Arsen) Vergiftungen ausgelöst werden.