Prahlad Jani
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Prahlad Jani (Jay Ambe Prahaladbhai Maganlal Jani, Chunriwala Mataji, von seinen Anhängern "Mataji" oder "Gottheit" genannt, geb. 13. August 1929) ist ein indischer Fakir und Anhänger des Hinduismus (Göttin Amba) aus der Region Gujarat, der behauptet, seit seinem achten Lebensjahr, und somit seit 74 Jahren (Stand 2010), ohne herkömmliche Nahrung zu leben, eine behauptete Fähigkeit, die auch als Inedia bezeichnet wird. Jani selbst führt seine angebliche Fähigkeit, ohne Nahrung auszukommen auf eine Gabe der Göttin Amba Mata, sowie einen geheimnisvollen "Amrit"-Nektar zurück, der ihn durch ein Loch in seinem Gaumen versorge.

Im Juni 2006 brachte der Sender "Discovery Channel" eine Dokumentation zum Fall und fachte hierdurch das Interesse weiter an. Auf Jani machte insbesondere auch der indische Arzt Sudhir Vadilal Shah mit zwei Untersuchungen in den Jahren 2003 und 2010 aufmerksam. Die Ergebnisse der Untersuchungen interpretiert dabei Shah als eine Bestätigung seiner Hypothese daß Janis Ernährungsweise "wissenschaftlich nicht erklärbar" wäre und eine Bestätigung seiner privaten Aussenseiter-Hypothese wäre, dass der Mensch prinzipiell zur Autotrophie (eigentlich Photoautotrophie) befähigt sei, und also wie Pflanzen über Sonnenlicht Energie gewinnen könne. Zu beiden Untersuchungen liegen keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor, sondern nur lückenhafte Angaben auf privaten Webseiten im Internet. Angaben in zahlreichen Zeitungsartikeln weltweit basieren lediglich auf Angaben in Pressekonferenzen und Presseveröffentlichungen sowie Erklärungen der beteiligten Untersucher.

Die Indian Rationalist Association (IRA) bezeichnet Jani als einen "Dorf-Scharlatan". Der indischen IRA war es zuvor mehrfach gelungen, derartige "Wunderfälle" als Betrug zu entlarven.[1]

Biographische Daten

Zu Jani/Mataji sind nur wenige biografische Daten bekannt, die zudem nicht sicher belegt sind. Jani/Mataji wurde am 13. August 1929 in der Ortschaft Charada (bzw. Charod) im Mehsana-Distrikt geboren und soll nach der Legende mit sieben Jahren seine Heimat verlassen haben, um auf Wanderschaft zu gehen. Im Alter von elf Jahren (nach anderen Angaben acht Jahren) soll er "übernatürliche Erlebnisse" gehabt haben, die sein Leben verändert haben sollen. So soll er den Wunsch nach Essen und Trinken verloren haben, und hätte auch seitdem nicht mehr uriniert oder Stuhlgang gehabt. Krankheiten hätte er nicht gehabt, wäre jedoch im Jahr 1942 45 Tage in einem Jaslok-Hospital gewesen (offenbar nicht freiwillig). Des Weiteren hätte er 45 Jahre lang auch nicht gesprochen (Maunbrat). Täglich erfahre er einen "Samadhi-Zustand", der ihn mit Licht erfülle. Energie erhalte er durch eine Öffnung seines Gaumens, durch die ein ihn ernährender "Nektar" fließe. Dieser Nektar wird in diesem Zusammenhang auch als "Amrit" bezeichnet. Laut Hindu-Texten soll dieses geheimnisvolle "Getränk der Götter" ewiges Leben verleihen. Eine MRT-Aufnahme von Jani/Mataji zeigt jedoch einen intakten harten und weichen Gaumen (siehe MRT-Bild nächster Abschnitt).

Der Yoga praktizierende Jani soll in einer Höhle leben (laut Bildzeitung sogar in einer "Djungel-Höhle"[2]). Ob Jani tatsächlich dauerhaft in einer Höhle wohnt kann bezweifelt werden, da sämtliche Videoaufnahmen von ihm ihn in einer häuslichen Umgebung zeigen, zumeist umringt von Anhängern. Des weiteren liegen noch einige Videoaufnahmen von seinen Aufenthalten in einer Privatklinik vor, wo er auf seine Ernährungsweise hin untersucht wurde.

Untersuchungen im Fall Prahlad Jani

 
Sterling Hospital, Ahmedabad
 
Aufenthalt in der "Sterling Klinik" 2003
 
Ausgewählte Parameter der Fastenperiode von 2003 (Quelle: nach Shah [1])
 
Einzige ermittelbare Angaben zum Körpergewicht (auf privater Homepage Sudhir Shah)
 
MRT von Mataji/Jani zeigt keine pathologischen Auffälligkeiten. Kein Hinweis auf ein "Loch" im Gaumen
 
Prahlad Jani während des Fastenexperiments
 
Bild der Überwachungskamera zeigt Jani beim Waschen in einer kleinen Wanne

Die vermeintliche Fähigkeit dieses indischen Yogi, ohne chemisch gebundene Energieträger auf Dauer überleben zu können, wurde zweimal in den Jahren 2003 und 2010 von einem indischen Team überprüft. Skeptisch dem Phänomen gegenüber eingestellte Forscher durften explizit nicht an den Experimenten teilnehmen.[3] In einem "Sterling Hospital"[4] in der westindischen Stadt Ahmedabad im Staate Gujarat unterzog sich Jani einem neuntägigen Durst- und Fastenversuch. Geplant war es, den Probanden sieben Tage lang zu beobachten, um eventuell den Beobachtungszeitraum weiterauszudehnen, ohne jedoch dabei die Gesundheit zu gefährden. Das Krankenhaus in dem die Untersuchung stattfand, lehnte eine etwaige Kostenübernahme für Gesundheitsschäden ab, der Bundesstaat Gujarat sprang mit einer Bürgschaft ein. Der Versuch begann am 13. November 2003 um zehn Uhr morgens und endete am 22. November 2003 ebenfalls um zehn Uhr morgens. Den ersten Tag verbrachte er auf der Intensivstation und die folgenden acht Tage in einem Raum mit Glastür und versiegelter Toilette. Für zwei Untersuchungen (regelmäßige Sonographie der Harnblase und eine MRT-Untersuchung) verließ der Proband regelmäßig den Raum.

Der Fastenversuch – dessen Einzelheiten und Ergebnisse aus unbekannten Gründen teilweise geheim gehalten werden – wurde von dem Neurologen Sudhir V. Shah[5] in Zusammenarbeit mit Professor Selvamurthy des indischen "Defence Institute of Physiology and Allied Sciences" in Neu Delhi (DIPAS) sowie einer Ärztevereinigung in Ahmedabad durchgeführt. Sudhir Shah war mehrfach federführender Untersucher von Personen, die behaupten, ohne Nahrung (oder auch ohne Nahrung und Trinkwasser) auf Dauer überleben zu können, so des Inders Hira Ratan Manek. Auch ist einer Powerpoint-Präsentation von Shah zu entnehmen, dass die gleiche Untersuchergruppe, der Shah vorstand, die Australierin Jasmuheen untersucht habe. Esoterikerin Jasmuheen hatte einige Zeit lang auch behauptet, auf Dauer ohne Nahrung zu leben. Allerdings war sie mehrfach von Zeugen beim Essen beobachtet worden und eine Demonstration ihrer vermeintlichen Fähigkeiten musste wegen einer dramatischen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes nach wenigen Tagen abgebrochen werden. In allen bisher von Shah bekannt gewordenen Untersuchungsergebnissen werden von Shah langanhaltende Fastenperioden für möglich gehalten, und indirekt die Behauptungen der Fastenden "bestätigt" und auf die indische Religion des Jainismus verwiesen. Sudhir Vadilal Shah ist Vorsitzender (chairman) der "All India Jain Doctors Federation" (JDF)[6]. Der JDF-Verein hat sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche Forschung und medizinische Ausbildung auf Basis der Prinzipien des Jainismus zu betreiben.(Promote scientific research and medical education based on principles of Jainism).[7]

Die angeblich nahrungslosen Männer, Prahled Jani wie auch Hira Ratan Manek gehören bestimmten indischen Religionsgemeinschaften an. Manek gilt als Anhänger des Jainismus, Jani / Mataji als Anhänger des Durga-Hinduismus. Anhänger des Jainismus ist auch der Jain-Mönch Sri Sahaj Muni Maharaj, der behauptet 1995 ein Jahr lang (nach anderen Angaben 201 Tage lang) ohne Nahrung und nur mit Wasser überlebt zu haben. Im Jainismus spielt das Fasten ein große Rolle. Im Jainismus gibt es viele verschiedene Fastenformen. Als "Santhara" wird dabei der völlige Verzicht auf Nahrung und Wasser bezeichnet, der auch im Rahmen von Selbstötungshandlungen praktiziert wird.

Als Untersuchungsergebnis in Sachen Prahlad Jani ist lediglich bekannt geworden, dass er bis auf Schwerhörigkeit gesund gewesen sei, mit einer Herzfrequenz von 42-46 Schlägen/min, Blutdruck von 114/80 mmHg (andere Angabe: 110/60) und einer Atemfrequenz von 12-16 Atemzüge/min. Eine radiologische Untersuchung zeigte sowohl Stuhl als auch Darmgase im Darm.

Zur wichtigen Frage des Körpergewichts und der Gewichtsveränderung während der Untersuchung gibt es erstaunlicherweise so gut wie keine Angabe. Zu erfahren ist lediglich, dass es zu einer Verringerung des Gewichts gekommen sei. Andererseits wird sein Körpergewichts als "täglich schwankend" bezeichnet, mit Werten von 42 bis 38 Kilo. Bei einer Körpergröße von 150 cm sei sein "body mass index" (BMI) 16,89. Ein Gewichtsverlust während eines Zeitraums kontrollierten Nahrungsentzugs ist mit der Hypothese kompatibel, dass es während des Versuchs zu einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten gekommen war. Das gleiche Phänomen wurde auch bei Hira Ratan Manek (19 Kilo Gewichtsverlust) sowie bei Michael Werner (mehr als zwei Kilo Gewichtsverlust) beobachtet, der ebenfalls behauptet, ohne herkömmliche Nahrung leben zu können und der während einer Überwachungsphase Gewicht verlor. Hira Ratan Manek, der behauptet nie zu essen, wurde jahrelang nachgesagt, heimlich zu essen. Im Juli 2005 gelang es einem Filmteam, ihn bei einem Besuch eines indischen Restaurants in den USA zu filmen.[8]

Einige der Blutparameter sind in einem Bericht der Untersucher nachzulesen: [2][3]. Die berichteten Parameter zeigen ein stetiges Ansteigen der Blutharnstoffwerte, sowie der Serumelektrolyte, bei gleichzeitiger Zunahme des Hämatokrits und Abnahme des Blutzuckers. Der Hämatokrit nimmt als Zeichen der zunehmenden Austrocknung (Dehydratation) zu (Hämokonzentration). Die Austrocknung zeigt sich auch in dem Ansteigen der Serumnatriumkonzentration und Serumchloridwerte. Nach dem Fastenversuch stieg der Blutzucker wieder an und nur drei Tage nach dem Versuch normalisierten sich die Blutwerte wieder, was darauf hindeutet, dass er wieder Nahrung und Flüssigkeit aufgenommen hat. Die Ultraschalluntersuchungen zeigten ein allmähliches Ansteigen der Urinmenge in der Harnblase bis 120 ml. Als dies ihm mitgeteilt wurde, solle er selbst dafür gesorgt haben, die Urinmenge auf unbekannte Art zu "resorbieren". Denkbar wäre, dass er seinen eigenen Urin trank oder unbemerkt anderweitig entsorgte. Zwar wurde der Proband videoüberwacht, wie jedoch Ausschnitte der Videos zeigen, wandte er oft der Kamera den eigenen Rücken zu.

Der Hauptuntersucher Shah wird zum "amazing" Fall mit den Worten zitiert: "We have reached a hypothesis which confirms that Jani's body has certainly undergone a biological transformation due to yogic kriyas. And he can control his inner organs' functions, which itself is intriguing." Bzgl. seiner esoterischen, und auch religiös inspirierten Ansichten zum Dauerfasten und zu einer möglichen "Versorgung" von Hungernden durch "Sonnenenergie" sei auf den entsprechenden Abschnitt im Shah-Artikel verwiesen: [4].

Im April 2010 begann, ebenfalls unter Mitarbeit des bereits in Erscheinung getretenen Neurologen Sudhir Shah, an einer Klinik in Ahmedabad eine zweite Untersuchung.[9][10]

Skeptische Wissenschaftler

Die Angaben zu einer angeblichen funktionierenden Dauernahrungslosigkeit in Indien stiess auf Kritik seitens von Ernährungsexperten und Forschern. Vor allem aus Australien kam Kritik. Die Australierin Ellen Greve hatte in diesem Land mit einer angeblichen Nahrungslosigkeit auf sich aufmerksam gemacht, die sich jedoch als ein Schwindel herausstellte da sie heimlich aß und bei einem Test versagte.

Der australische Ernährungswissenschaftler Professor Peter Clifton erklärte im „Sydney Morning Herald“, dass Nahrungs- und Trinkwasserlosigkeit über tage überlebt werden könne, aber nicht über Jahre. Die Behauptungen von Prahlad Jani hält er für „nicht real“. Es gebe eine minimalen Energieverbrauch, der nicht unterschritten werden könne. Bei einem „heruntergefahrenen“ Stoffwechsel (gemeint ist hier von Clifton wohl die Hungeradaptation sowie Mechanismen zur Wasserretention) wäre ein Endpunkt der Nahrungslosigkeit bei 100-120 Tagen und der Wasserlosigkeit bei 24 Tagen. Wie lange ein Mensch ohne Nahrung überleben könne hänge von der Menge des Körperfetts ab. Die Möglichkeit zu baden hält Clifton für Schummelei (cheating). Ein Möglichkeit zum baden hätte vorab verhindert werden müssen.[11] Auch die australische Sprecherin von „Nutrition Australia“, Aloysa Hourigan sowie die Ernährungsexpertin Anne McMahon von der University of Wollongong lehnen ein Glaubwürdigkeit von Jani zu seinem angeblichen Dauerfasten ebenfalls ab.[12][13]

Die "Wiener Zeitung" zitiert am 12. Mai 2010 Rudolf Prager, Vorstand der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen am Krankenhaus Wien-Hietzing, mit der Aussage dass ab drei Tagen des Flüssigkeitsmangels die Austrocknung des Körpers beginne. Nachts scheide der Körper im Schnitt 700 Milliliter Flüssigkeit über die Haut aus und bei fehlender Wasserzufuhr komme es zu einer "Verdickung des Blutes". Dies könne zu Thrmbosen und Infarkten führen sowie zum Nierenversagen. Eine dauerhafte Nahrungslosigkeit ist nach seinen Worten mit den derzeitigen medizinischen Vorstellungen ist das nicht in Einklang zu bringen.[14]

Das eine Million Dollar - Angebot von James Randi

Im Rahmen seiner Videoreihe "James Randi speaks" hat James Randi am 11. Mai 2010 eine Untersuchung durch die JREF und das Preisgeld von 1 Mio. US-Dollar angeboten.[15] Über die Frage, ob ein Preisgeld für ein potentiell lebensgefährliches Experiment geboten werden könne, hatte sich in der Vergangenheit ein Streit von Randi mit dem Chemnitzer Rico Kolodzey abgespielt, der teilweise auch im Internet über veröffentliche Emails ausgetragen wurde. Kolodzy behauptete als "Lichtfaster" dauerhaft ohne Nahrung leben zu können und erhob Anspruch auf den Preis. Letzendlich konnte zwischen den beiden keine Einigung über die Experimentbedingungen erzielt werden.

Grundsätzliches zur Nahrungs- und Wasserlosigkeit

Seit dem 19. Jahrhundert ist eine Vielzahl von so genannten "Hungerkünstlern" bekannt geworden, die sich öffentlich gegen Bezahlung zur Schau stellten und wochenlang behaupteten nicht zu essen oder neue Rekorde im Nichtessen aufstellten. In einigen dieser Fälle konnte nachgewiesen werden dass Begleitpersonen heimlich mit Nahrung "nachhalfen". Auf dieses Phänomen geht die deutschsprachige Wikipedia ausführlich ein: Artikel Hungerkünstler.


Bis heute ist kein sicher nachgewiesener Fall einer dauerhaften Nahrungslosigkeit bekannt, der über einen überlebbaren Fastenzeitraum hinausginge. Das gleiche gilt auch für entsprechende Durstversuche.

Nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist ein Dauerfasten von mehr als einem Monat von gesunden Erwachsenen überlebbar, auch wenn es dabei zu bleibenden Schäden kommen kann. Anhaltspunkte für Überlebenszeiträume des Dauerfastens liefern auch Beobachtungen bei Hungerstreikenden (Bobby Sands, Holger Meins). Aus Beobachtungen an Schiffbrüchigen und Erdbebenopfern ist bekannt, dass auch ein Trinkwasserentzug bei niedrigen Temperaturen bis zu zehn Tagen überlebbar ist. Das Guiness Buch der Rekorde verzeichnet ein Überleben ohne Wasser mit 18 Tagen.

Literatur

  • Westerterp KR, Plaqui G, Goris AHC: water loss in function of energy intake, physical activity and season, British journal nutrition, 2005, 93, 199-203 Text

Weblinks



Video

Quellenangaben