Traumdeutung
Traumdeutung oder Oneirologie (von griech. oneiros, „der Traum“) ist eine Form der Wahrsagerei, bei der aus den Inhalten von Träumen auf die Zukunft, die Wünsche oder die psychischen Eigenschaften einer Person geschlossen werden soll. Dabei werden nicht nur inhaltliche Abläufe eines Traumes, sondern auch Traumsymbole (z.B. Gegenstände) gedeutet, indem hinter den im Traum erlebten Bildern, Handlungen und Gefühlen jeweils eine bestimmte, meist wichtige symbolische Botschaft vermuten wird.
Geschichtliches
In der Antike wurde den Träumen eine göttliche oder dämonische Quelle zugeschrieben, die dem Mensch auf diesem Wege eine Botschaft übermittelte oder in Versuchung geführt haben soll. Seit dem Zeitalter der Aufklärung wird der Charakter des Traums als Überbringer von Botschaften philosophisch bezweifelt. In der Neuzeit wurde die Traumdeutung durch Sigmund Freud wieder modern, weil dieser Träume in der Psychoanalyse als wichtige Quelle des Verstehens psychischer Krankheiten beim Menschen sah und dies auch von anderen Schulen der Psychoanalyse so gehandhabt wurde. Abgeleitet davon und abweichend von der Pychoanalyse wurden in der Esoterik verschiedene Traumsymbole zur Deutung verwendet.
Traumdeutung in der Esoterik
Die Esoterik hat die Idee der psychoanalytischen Traumdeutung, insbesondere von C. G. Jung zwar aufgenommen, weicht aber in Symbolik und Deutung beträchtlich davon ab. Die Traumsymbole werden dabei pauschal einer bestimmten Eigenschaft einer Person zugeordnet. Träumt man z.B. von einem Computer soll folgendes aussagen
- "Das Traumsymbol Computer deutet auf die Ordnung und das Rationale im Leben hin und kann im Traum als Werkzeug fungieren oder aber das persönliche Potential an Begabungen symbolisieren, welches der Träumende besitzt."[1]
Allderdings werden diese Symbole von verschiedenen Traumdeutern unterschiedlich interpretiert. Traumdeutung mag ein belustigender Zeitvertreib sein, zu mehr taugt sie indes nicht. Die nervlichen Prozesse während das Schalfes sind zu komplex, als dass die auf eine einzige Bedeutung eines Symbols reduziert werden können. Mögliche Treffer der Deutungen von Träumen lassen sich mit Cold Reading sowie dem Barnum-Effekt erklären und beruhen nicht auf einer geheimen, unbewussten Botschaft der Psyche einer Person.
Traumdeutung in der Psychoanalyse
Siegmund Freud
Freuds Theorie zufolge enthalte jeder Traum eine höchst intime „Botschaft“ über die von den Erfahrungen der Kindheit maßgeblich bedingte Situation des Träumenden. In der Tiefenpsychologie steht daher die systematische „Entschlüsselung“ der Träume im Dienste der Selbsterkenntnis und hat darüber hinaus eine existentielle Bedeutung für die psychische Diagnostik, die Voraussetzung einer psychoanalytischen Therapie.
Aus den Ergebnissen seiner Methode der Traumdeutung leitete Freud ab, dass es psychische Inhalte gebe, die aktiv daran gehindert werden, das Bewusstsein zu erreichen. Den dafür maßgeblichen Verdrängungsmechanismus bezeichnete er in Anlehnung an eine Maßnahme der Machtpolitik als „Zensur“, die vom "Über-Ich" ausgehen soll. Der Schlaf setze diese kognitive Hemmung herab und ermögliche den ins Unbewusste verdrängten Inhalten, sich zu Träumen zu gestalten und in dieser Form das Bewusstsein zu erreichen. Der Vorgang der Traumgestaltung wird als „Primärprozess“ bezeichnet und findet Freud zufolge im sogenannten Vorbewussten statt.
Da die tiefsten Trauminhalte dem "Es" entstammen sollen, kommen in Träumen auch dessen triebhaften Bedürfnisse, die vom "Über-Ich" besonders rigide unterdrückt werden, normalerweise sexuelle Inhalte. Da aber während des Schlafes immer noch ein Rest der Zensur fortbesteht, manifestieren sich diese (sexuellen) Triebe anhand verschlüsselter Symbole: langliche Gegenstände (Regenschirme, Eisenbahnen...) stellen demnach Penissymbole dar, Höhlen, Schiffe, Dosen, Schachteln, Kästen, Schränke, Öfen usw. angeblich Erscheinungen der Vagina sein sollen. Da jeder Gegenstand eine mehr runde oder längliche Form aufweist, scheidet er damit praktisch die ganze Erscheinungswelt in Penis- und Vagina-Symbole. Da Freud in einer Zeit lebte, als über Sexualität nicht offen gesprochen wurde, müssten sich in der heutigen Zeit auch die Trauminhalte entsprechend zu weniger Zensur hin, also offensichtlicheren, direkten Symbolen hin geändert haben. Dies kann jedoch nicht beobachtet werden. Die Freudsche Traumdeutung ist wissenschaftlich nicht erwiesen.
Carl Gustav Jung
Carl Gustav Jung, ein ehemaliger Schüler Freuds, verstand den Traum als unmittelbar deutlich werdende Darstellung der inneren Wirklichkeit des Träumenden. Das bedeutet es bedürfe keine freien Assoziationen, um den Traum verstehen zu können. Eine Untersuchung nach den Methoden Freuds eigne sich daher kaum zur Ergründung des Unbewussten. Jung prägte auch den Begriff des kollektiven Unbewussten, aus dem Menschen Kultur-unabhängig gleiche Grundassoziationen gewännen (z. B. Animus und Anima als Archetypen des Verstandes und das Lebens). Auch bei Jung finden sich genitale Symbole als Archetypen. Jung stellte die von ihm als archetypisch angenommenen Symbole zu einem Katalog zusammen und ordnete ihnen eine tendenziell feste Bedeutung zu. Traumdeutung nach Jung bedeutet daher, dass der Analytiker diesen Katalog zur Auslegung des Traumes hinzuzieht, um die Bedeutung jedes Symbols nachzuschlagen und miteinander zu kombinieren. Diese Sichtweise entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.