Squalen

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Squalen
Squalen-Gewinnung aus Haifischen

Squalen (von lat. squalus der Haifisch, auch Spinazen oder Spinacen genannt) ist eine 1906 von dem japanischen Chemiker Mitsumaru Tsujimoto entdeckte Substanz, die in der Natur weit verbreitet und in verschiedenen Lebensmitteln zu finden ist. Die höchsten Squalen-Konzentrationen werden bei einigen Fischarten, insbesondere bei Haien, beobachtet. Die genaue chemische Struktur von Squalen wurde von Paul Karrer im Jahre 1935 offengelegt.

Squalen ist auch eine körpereigene Substanz des Menschen sowie höherer Lebewesen. Beim Menschen stellt Squalen ein Zwischenstufenprodukt der Biosynthese von Cholesterin, Steroiden (u.a. Hormone wie Östrogene, Testosteron, Kortisol) und Vitamin D dar. Die natürlich vorkommende Menge von körpereigenem Squalen im Blut ist etwa 250 Teile per Milliarde oder 250 ng/ml.

Die geringe Dichte von 0,85 trägt zum Aufschwimmen bei Haifischen bei.

Squalen spielt eine Rolle bei Kosmetika als Salbengrundlage und als in Europa zugelassenes Adjuvans bei einigen adjuvantierten Impfstoffen. In den USA wurde Squalen hingegen von der FDA nicht als Adjuvans zugelassen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde Squalen inzwischen über 22 Millionen Mal in Europa alleine im Impfstoff Fluad verimpft, ohne dass es zu bekannten Nebenwirkungen gekommen sei.[1] Laut Europäischer Zulassungsbehörde EMEA sei bereits 45 Millionen Mal Squalen in Impfstoffen mit verimpft worden. Schwere Nebenwirkungen seien dabei nicht bekannt geworden.[2][3][4][5]

In der Alternativmedizin wird es unter der Bezeichnung Haifischleberöl als ein Wundermittel gegen Krebs beworben.[1]

Industriell ist Squalan bekannt, eine hydrierte Form des Squalens, die als Schmiermittel und Transformatorenöl Verwendung findet.

Squalen wird auch von Ernest Hemingway in seinem Buch Der alte Mann und das Meer als eine Art Wundermittel als shark liver oil erwähnt, das gegen Erkältungen und Infekte helfe.

Chemie des Squalen

Squalen ist eine farblose, bei Raumtemperatur flüssige Verbindung mit antioxidativen Eigenschaften aus der Gruppe der Triterpene und Isoprenoide mit der Summenformel C30H50. Aufgrund ihres ungesättigten Charakters nimmt sie aus der Luft Sauerstoff auf polymerisiert leicht. Squalen ist nahezu unlöslich in Wasser, aber gut löslich in unpolaren Lösungsmitteln.

Die Bioverfügbarkeit für über den Mund aufgenommenes Squalen liegt zwischen 60 und 80%.[6] Squalen wird vom Körper auf natürlichem Wege ausgeschieden.

Vorkommen

Squalen findet sich vornehmlich in der Leber von einigen Haifischarten sowie vielen anderen Fischölen. Es findet sich vor allem bei Fischen ohne Schwimmblase. Es ist auch im Olivenöl zu 0,1–0,7% zu finden, aber auch in anderen pflanzlichen Ölen, wie Weizenkeimöl oder Reisöl (unter 0,03%) zu finden.

Squalen als Adjuvans bei Impfstoffen

Die Bedeutung von Wirkverstärkern (Adjuvantien) wurde bereits in den 1920er Jahren am Pasteur-Institut in Paris entdeckt. Sie verstärken die Immunreaktion und sind heute Bestandteil vieler Impfstoffe. Dazu gehören auch squalenhaltige Emulsionen. Die Verwendung von Squalen als Adjuvans geht auf Forschungen bei der Firma Ciba-Geigy und Chiron (jetzt Novartis) aus dem Jahr 1990 zurück. Als Emulsion ist Squalen seit 1997 in Europa zugelassen und in einigen Impfstoffen enthalten. Es verleiht den Impfstoffen eine weiße, milchige Farbe und erhöht die Immunantwort des Impflings.

Als jeweils patentiertes Adjuvans hat es herstellerabhängige Abkürzungen:

  • AS03 (Glaxo Smith Kline). Enthält 10,7 mg Squalen, 11,9 mg α-Tocopherol (Vitamin E), 4,9 mg Polysorbat 80. Der Impfstoff für Kinder enthält jeweils die Hälfte der Inhaltsstoffe.
  • MF59 (Novartis). Enthält 9,64 mg Squalen, 1,1 mg Polysorbat (Tween 80) und 1,1 mg Sorbitantrioleat (Span 85).

In folgenden Impfstoffen wurde oder wird Squalen verwendet:

  • Impfstoff Fluad (Chiron) 10 mg Squalen
  • Impfstoff Focetria (Novartis) MF59 mit 50 µg Thiomersal
  • Impfstoff Pandemrix gegen A/H1N1/09 Schweinegrippe von Glaxo Smith Kline. Pandemrix wird vor Verwendung aus zwei getrennt abgefüllten Komponenten zusammengesetzt: der Antigensuspension mit 3,75 Mikrogramm Viruspartikel pro Impfdosis, dem Adjuvans AS03 und 5 µg Thiomersal.
  • Celtura (Novartis) enthält als Wirkstoff 3,75 µg Antigen/Dosis und als Adjuvans MF59, sowie Thiomersal.
  • Impfstoff Arepanrix von Glaxo Smith Kline

Zur Frage der Sicherheit von Squalen siehe eine Mitteilung der WHO [2] sowie von Eurosurveillance [3].

Der Impfstoff Celvapan von Baxter enthält weder ein squalenhaltiges Adjuvans noch Thiomersal.

Diskussion als Ursache des Golfkriegssyndroms

Der schlechte Ruf von Squalen in Impfgegnerkreisen geht auf eine kleine Studie von 2000 zurück, welche einen Zusammenhang zwischen dem Golfkriegssyndrom amerikanischer Kriegsveteranen (siehe Wikipedia) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte.[7] Die Autoren fanden bei den betroffenen Veteranen erhöhte Antikörper-Titer gegen Squalen. Gleichzeitig betonten sie, dass nichts auf eine Verwendung von Squalen in im Rahmen des Golfkriegs verabreichten Impfstoffen hinweise:

It is important to note that our laboratory-based investigations do not establish that squalene was added as adjuvant to any vaccine used in military or other personnel who served in the Persian Gulf War era.

Die Arbeit wurde daraufhin vom Verteidigungsministerium wegen seiner gravierenden methodischen Mängel kritisiert.[8] Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2000.[9] In der Tat befand sich in keinem der eingesetzten Anthrax-Impfstoffe Squalen, wie die amerikanische Behörde FDA klarstellte[10] und wie 2002 in einer unabhängigen Untersuchung bestätigt wurde[11]. 2006 wurden geringe Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44 Flaschen aus insgesamt 38 Chargen gefunden. Die Squalen-Konzetration von 80 ng/ml lag hier weit unter der im menschlichen Blutserum enthaltenen Konzentration von 290 ng/ml.[12] Die FDA hält eine Kontamination der Impfstoffgefäße mit im Fingerschweiß enthaltenen Squalen für möglich.[10]

Spätere Untersuchung fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Antikörpern gegen Squalen und der Verabreichung von squalenhaltigen Impfstoffen – vielmehr kommen Anti-Squalen-Antikörper auch bei ungeimpften Personen vor.[13][14][15]

Eine Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 12. November 2009 weist anhand einer Literaturauswertung einen möglichen Zusammenhang zwischen Squalen und dem Golfkriegssyndrom zurück.[16] Dieser Meinung schließen sich sowohl das pharmakritische arznei-telegramm[17], wie auch die Deutsche Ärztezeitung an.[18]

Behauptungen mit Falschaussagen zu Squalen in Impfstoffenen werden beispielsweise von Jürgen Seefeldt, Anders Bruun Laursen, Rima Laibow, Jeff Rense und Juliane Sacher verbreitet. Letztere ist eine Impfgegnerin aus Frankfurt, die dazu einen E-Mail-Kettenbrief in Umlauf brachte.[19]

Eine offizielle Pressemitteilung des Deutschen Bundesverbandes der Umweltmediziner (dbu), verfasst von Hans-Peter Donate (stellvertretender Vorsitzender des DBU) behauptete ebenfalls einen Zusammenhang von Squalen und dem Golfkriegssyndrom: ..Squalen wird mit der Entstehung eines Guillan-Barré-Syndroms (GBS) in Zusammenhang gebracht und gilt heute als der Auslöser des Golf-Krieg-Syndroms (GWS)..[20] Die unbelegte Falschbehauptung wurde erst abgeändert, als der Autor vom Biologen und Blogger Tobias Meier kontaktiert wurde[21].

Verschwörungstheorien zu Squalen

Prisonplanet.tv

Am 4.11.09 mischte sich der amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones in die Diskussion um den Impfstoffverstärker Squalen in einer Sendung seines "Peisonplanet.tv" ein. Es wäre diabolic meinte Jones, dass die US-Regierung erwäge Impfstoffe mit Squalen zuzulassen und berief sich dabei auf den pensionierten US-General und Medizinlaien Albert Stubblebine III der den Einsatz der Grippeimpfung als genocide bezeichnete. Jones interviewte dazu auch die Stubblebine-Ehefrau Rima Laibow, die sich als Ärztin zu der unsinnigen und falschen Aussage hinreissen liess a few molecules of squalene make you very sick. Laut Laibow würde Squalen zur Sterilität bei Frauen führen, die WHO beabsichtige eine Reduktion der Weltbevölkerung um 99% und setze dazu seit 1974 Impfstoffe zur Erzeugung einer Sterilität ein. Um eine Sterilität zu erzeugen werde das Schwangerschaftshormon hCG (Humanes Choriongonadotropin) Windpockenimpfstoffen beigemischt, sodass sich bei den geimpften Frauen Antikörper gegen hCG bilden würden[22].

Mögliche toxische Wirkungen von Squalen

Squalen kann im menschlichen Körper gespeichert werden und wirkt auch bei 100 µMol/l nicht toxisch. Dennoch konnte im Tierversuch bei für Arthritis empfänglichen Ratten eine chronische, immunvermittelte Entzündung bzw. eine rheumatoide Arthritis beobachtet werden, wenn den Tieren eine sehr hohe Dosis an Squalen verabreicht wurde.

Squalen und Gelenkentzündungen bei Mäusen

In Studien wurde die Auswirkung von hochdosiertem Squalen auf Mäuse untersucht. Fragestellung war die Entstehung von Autoimmunkrankheiten in Nagetieren. Wenn Ratten mit Prädisposition für Arthritis 0,2-0,3 ml Squalen gespritzt werden, taugt das als Modell für Arthritis bei Nagetieren, aber nicht für die Rolle von Squalen bei Autoimmunkrankheiten beim Menschen. So wurde den Mäusen (die bei einem Körpergewicht von 25 Gramm insgesamt nur etwa 2 ml Blut haben[23][24]) zur Untersuchung einer Antoimmunkrankheit 0,5 ml Squalen gespritzt, also ein Viertel des Blutvolumens. Umgerechnet müsste man einem erwachsenen Menschen etwa 1,5 Liter Squalen injizieren.

Squalen in der Alternativmedizin

Squalen2.jpg

Squalen / Haifischleberöl wird in der Alternativmedizin gegen Krebserkrankungen, das atopische Ekzem (Neurodermitis), Arteriosklerose, chronisches Müdigkeitssyndrom und Immunschwäche angewendet. Außerdem soll es den Cholesterinspiegel senken.[25] Das dabei verwendete Squalen stammt aus der Schlachtung von Haifischen.

Literatur

  • Waldemar Ternes, Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag 2005. Seite 1773
  • Schultze V, D'Agosto V, Wack A, Novicki D, Zorn J, Hennig R. Safety of MF59 adjuvant. Vaccine. 2008 Jun 19;26(26):3209-22. 21.4.2008
  • Huang ZR, Lin YK, Fang JY. Biological and pharmacological activities of squalene and related compounds: potential uses in cosmetic dermatology. Molecules. 2009 Jan 23;14(1):540-54.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/questions_and_answers/en/
  2. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31357&no_cache=1&sword_list
  3. http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf
  4. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1056873/
  5. http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/88574/index.html
  6. http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf
  7. Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64. (Artikel, beschränkter Zugriff
  8. Department of Defense, 11. Juli 2000: Armed Forces Epidemilogy Board (AFEB) Recommendations Regarding Review of the Paper, »Antibodies to Squalene in Gulf War Syndrome by P. B. Asa, Y. Cao and R. F. Garry«. [http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf PDF-Datei (englisch)
  9. Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27. (Artikel, beschränkter Zugriff
  10. 10,0 10,1 U.S: Food and Drug Administration: Q&A: The Facts on Squalene, [http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf PDF-Datei, englisch
  11. Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93
  12. Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9
  13. Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06. PDF-Datei, englisch, Vollzugriff
  14. Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67. Artikel, eingeschränkter Zugriff
  15. AVIP: Q&A: The Facts on Squalene Artikel, englisch
  16. Paul-Ehrlich-Institut (12.11.2009): Stellungnahme zu Risiken, die im Zusammenhang mit Squalen diskutiert werden: Squalen bzw. Squalen-Antikörper als angebliche Auslöser für das »Gulf war syndrome«  [Artikel http://www.pei.de/cln_180/nn_1715010/DE/infos/fachkreise/impf-fach/schweineinfluenza/sicherheit-pand-impfstoff/stellungnahme-sicherheit-squalen.html]
  17. blitz-a-t 13. November 2009: Wirkverstärker Squalen Ursache für das Golfkriegssyndrom? http://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/b091113.pdf
  18. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/schweinegrippe/article/576400/pei-kein-golfkriegs-syndrom-durch-impfstoff.html
  19. http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Eine-E-Mail-verunsichert-die-Patienten_aid_782122.html
  20. http://www.scienceblogs.de/weitergen/Pressemitteilung%20dbu%20donate.pdf
  21. http://www.scienceblogs.de/weitergen/2009/11/eine-pressemitteilung-zur-gefahrlichkeit-von-pandemrix-mutiert.php
  22. http://www.youtube.com/watch?v=o0Krschyzbw
  23. http://jaxmice.jax.org/faq/withdrawingblood_amounts.html
  24. http://www.lawte.org/materials/hoff.pdf
  25. http://anonym.to/?http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/cholesterin/squalen-cholesterinspiegel-ganz-ohne-nebenwirkungen-senken.html