Fritz-Albert Popp

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Fritz-Albert Popp (geb. 1938, Frankfurt/Main) ist ein deutscher Biophysiker, der sich seit den 1970er Jahren der Erforschung so genannter Biophotonen widmet. Er dokumentiert seine Forschung durch Publikationen in eigenen Büchern und Fachzeitschriften. Er besitzt mehrere Patente. Allerdings stoßen seine Aussagen zur Entstehung der Biophotonen und ihrer angeblichen Funktion für ein hypothetisches, auf Licht basierendes zelluläres Informationssystem auf die Kritik der Wissenschaftsgemeinde und finden vor allem in Esoterikerkreisen Resonanz.

Die Universität Marburg, wo Popp sich habilitierte, verließ er 1980 nach Streitigkeiten. Er gündete in der Nähe von Neuss ein privates Labor, das International Institute of Biophysics, IIB, in dem unter anderem versucht wird, kommerziell die Auswertung der ultraschwachen Lichtstrahlung von biologischem Material anzuwenden. Formal ist das IIB aber keine Firma, sondern ein eingetragener Verein.

Auf Popp geht auch die wissenschaftlich nicht anerkannte Regulationsdiagnostik nach Popp und Yan zurück, die es ermöglichen soll, krankhafte Zustände einzig aus der statistischen Häufigkeitsverteilung von Messwerten des elektrischen Hautwiderstands abzuleiten.

Aussagen zu Biophotonen

Popps Internationales Institut für Biophysik IIB in Neuss

Popp befasst sich seit Jahren mit einer extrem schwachen Aussendung von Licht, die als begleitende Erscheinung bei chemischen Reaktionen auftritt und daher auch bei biologischem Material beobachtet werden kann. Dieses Phänomen ist als ultraschwache Zellstrahlung bzw. ultraweak chemiluminescence etabliert, wobei hierbei jedoch im Allgemeinen von Photonen gesprochen wird.

Popp verwendet dagegen in diesem Zusammenhang ausschließlich den Begriff Biophotonen, ohne zu erklären, was diese von herkömmlichen Photonen unterscheide. Ein wissenschaftlicher Nachweis unterschiedlicher Arten von Photonen ist unbekannt. Laut Popp sei das ausgesandte Licht biologischer Herkunft kohärent und werde von den Zellen zu einer nicht näher erläuterten Kommunikation benutzt. Ferner behauptet er, die Wirksamkeit homöopatischer Arzneien damit nachweisen zu können.[1]

Auf mögliche physiologische Wirkungen von Biophotonen angesprochen meinte Popp, dass sich diese experimentell durch zwei Gläser mit der gleichen Blutprobe nachweisen ließen: Gäbe man in das erste Glas einen Erreger, würden auch die Blutzellen im zweiten Glas eine Abwehrreaktion einleiten. Dies unterbleibe, wenn man die Gläser mit einer lichtundurchlässigen Barriere voneinander trenne.[2]

Nach Popp lassen sich mithilfe der Biophotonen Tumorzellen von gesunden Zellen eindeutig unterscheiden, was mit keinem anderen Diagnoseverfahren in der Medizin möglich sei.[2]

Elektrolumineszenz von Flüssigkeiten

Diese von Popp erfundene Analysemethode basiert ebenfalls auf der Photonenzählung von sehr schwachem Licht, das von der zu prüfenden Flüssigkeit (häufig Wasser) ausgeht. Diese wird zuvor durch ein elektrisches Feld angeregt. Dazu befinden sich zwei Elektroden im Gefäß, an die eine Spannung von rund 20 Volt angelegt wird. Unter Umständen erfolgt eine weitere Anregung durch eine starke Lichtquelle.[3] Gemessen wird dann eine Art Phosphoreszenz der Probe über einen Zeitraum von einigen Sekunden. Je schwächer dieses Licht ist, umso höher sei die "Qualität" der Probe.

Kritik

Die vorgelegten Beweise für die behauptete Kohärenz des Biophotonen-Lichtes sind nicht stichhaltig und werden daher allgemein nicht anerkannt. Hinter der Arbeit steckt ein neovitalistisches Weltbild, das die Rückführung auf chemische und physikalische Erscheinungen ablehnt und stattdessen auf "Informationen" setzt.

Verschiedentlich fällt Popp durch unsorgfältiges und wenig wissenschaftliches Vorgehen auf. Ein Beispiel ist sein angeblicher Nachweis von "Leitbahnen der Akupunktur", also den so genannten Meridianen, mit Hilfe der "Biophotonik". Diese Behauptung wurde kurze Zeit später jedoch widerlegt. Auch seine Aussagen zur Regulationsdiagnostik nach Popp und Yan lassen einen oberflächlichen Umgang mit mathematischen und naturwissenschaftlichen Begriffen erkennen.

Scharlatanerieprodukte wie der Memon Transformer werden damit beworben, dass ihre angebliche Wirksamkeit mit Biophotonen nach Vorstellungen Popps beweisbar wäre. Popp streitet aber ab, auch nur Kenntnis von einem Memon Transformer zu haben.[4] Auf diese Kontroverse wird auf der Diskussionsseite zum Memon Transformer näher eingegangen.

Die Methode der Elektrolumineszenz von Flüssigkeiten ist ebenfalls kein anerkanntes Analyseverfahren. Beliebt ist sie vor allem bei Anbietern aus dem Bereich der Wasserbelebung. Es ist auch nicht klar, welche Eigenschaften der Proben Popp damit eigentlich misst. An einigen Stellen gibt er an, die Methode würde ein Maß für die elektrische Leitfähigkeit der Probe liefern, sei aber viel empfindlicher als herkömmliche Leitfähigkeitsmessungen. Warum eine niedrige Leitfähigkeit grundsätzlich eine höhere Qualität bedeuten soll (demnach wäre destilliertes Wasser viel "besser" als ein beliebiges Mineralwasser), wird nicht erläutert.

Gutachten für fragwürdige Produkte

Verschiedene Anbieter von Wasserbelebungsprodukten und anderen esoterisch inspirierten Erzeugnissen berufen sich auf Gutachten von Popp oder aus seinem Institut, die diesen Produkten positive Eigenschaften bescheinigen. Beispiele:

  • Aqua blue. Popp attestierte dem Kästchen, das außen an die Wasserleitung gehängt wird, eine "signifikante Verringerung des Leitwerts von Leitungswasser [...] von 114,4 (± 8,2) auf 95,1 (± 5,3) Biophotonen/100ms" zu bewirken.
  • Elisa Quellwassersysteme
  • Memon Transformer
  • Power-light-stone Vita-Platte, ein Untersetzer aus Naturstein zum "Energetisieren" und "Informieren" von Lebensmitteln. Zitat: Prof. Dr. Fritz-Albert Popp vom „International Institute of Biophysics“ resümiert seine Testergebnisse zu „power-light-stone“-Informierung: Rapsöl, das wenige Minuten mit Hilfe der „power-light stone“-Energie aufgeladen wurde, besitzt eine 7,3-fach höhere Biophotonen-Emission als vorher. Außerdem ist die Speicherfähigkeit für diese Biophotonen, also dem „Lebenslicht“ in allen pflanzlichen, tierischen und menschlichen Zellen, um das 5,1-fache höher. Und auch die harmonische Ordnung der energetischen Schwingung, die sogenannte Kohärenz, hat sich mehr als verdoppelt (2,1-fach besser). Das Rapsöl ist also in mehrfacher Hinsicht wesentlich „lebendiger“, licht- und energievoller sowie harmonischer als vorher.[5][6]
  • Q-Aqua
  • Terra-Sol Bioenergetischer Estrich
  • Universal-Harmonizer (ein stabförmiger Gegenstand, mit dem "alle Luft- und Umweltbelastungen [...] umgepolt werden können")
  • Vita Vortex-Trinkwasserwirbler

Kontroverse mit dem VDI

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF hat 2002 im Rahmen seines Förderprogramms "Optische Technologien" einen Forschungsschwerpunkt Biophotonik gegründet;[7] Projektträger ist die VDI-Technologiezentrum GmbH.[8] Der Sprecher der Förderinitiative heißt witzigerweise Jürgen Popp. Da Fritz-Albert Popp sich bei der Verteilung der Forschungsgelder übergangen fühlt und den Begriff "Biophotonik" für sich beansprucht, war er darüber nicht amüsiert.[4]

Quellennachweise und Anmerkungen

  1. http://www.youtube.com/watch?v=lfnVGh2VLDs&feature=channel
  2. 2,0 2,1 http://www.geolino.de/GEO/import_nicht_zugeordnet/3357.html Interview in GEO Magazin 02/2005
  3. Patentschrift DE 4401169 C2: Verfahren zur Unterscheidung der Qualität von Flüssigkeiten. Anmeldetag: 17.01.1994. Patenterteilung: 09.01.2003
  4. 4,0 4,1 http://www.biophotonen-online.de/kritik/wunder.htm Rundumschlag von Popp gegen Kritiker und gegen den VDI
  5. http://www.horusmedia.de/2008-stones/stones.php
  6. http://www.life-testinstitut.de/news23.htm
  7. http://www.biophotonik.org/
  8. Projektträger koordinieren im Auftrag des Bundes öffentlich geförderte Forschungsvorhaben. Andere Projektträger sind z.B. die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. oder der Projektträger Jülich (Forschungszentrum Jülich GmbH)