Melatonin
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Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das vom Körper aus Serotonin synthetisiert wird und beim Menschen vor allem in der Zirbeldrüse (Epiphyse) vorkommt.
Melatonin ist vor allem für die Steuerung von Biorhythmen wie den Tag-Nacht-Rhythmus (circadianer Rhythmus) und jahresperiodische Vorgänge (circanuale Rhythmen) bei verschiedenen Tierarten, z.B. die Auslösung des Vogelzuges im Herbst und Frühjahr („Zugunruhe“), die Steuerung der Fortpflanzung, den Fellwechsel und die Mauser bei Vögeln maßgeblich. Zudem scheint es eine Rolle bei der Steuerung des Winterschlafes zu spielen.[1] [2]
Außerdem ist Melatonin bei Schlafstörungen und dem Jet-Lag, Anpassungsstörungen nach Flugzeugreisen über mehrere Zeitzonen und der saisonal auftretenden Depression ("Winterdepression") beteiligt.
Biosynthese
Melatonin ist ein Indolamin und wird vor allem in der Zirbeldrüse (Epiphyse) in zwei Schritten aus der Aminosäure Tryptophan über Serotonin synthetisiert. Die Bildung von Melatonin wird durch die mit der Netzhaut des Auges empfangenen Lichtreize gehemmt, so dass der Melatoninspiegel nachts am höchsten ist, und damit einem typischen Nacht-Tag-Rhythmus unterliegt. Der Melatoninspiegel unterliegt auch jahreszeitlichen Änderungen. Bedingt durch die längeren Dunkelphasen im Winter in wird in dieser Jahreszeit auch mehr Melationin synthetisiert.
Anwendung als Medikament
Melatonin wird als Arzneimittel zur Behandlung von Schlafstörungen und des Jet-Lags entgesetzt. Ein melatoninhaltiges Medikament ist seit Anfang 2008 in Deutschland zur Behandlung von primärer Schlaflosigkeit bei Patienten ab 55 Jahren zugelassen.[3][4] Eine dem Melatonin strukturell ähnliche Substanz befindet sich derzeit im Zulassungsverfahren zum Einsatz als Antidepressivum.[5]
Anwendung in der Pseudomedizin
Melatonin wird als Nahrungsergänzungsmittel mit vielfältigen gesundheitsfördernden Versprechungen angeboten. Unter anderem wird es als Anti-Aging-Mittel zur Vorbeugung von Altersbeschwerden und als Antioxidanz angepriesen.
Diese behaupteten Wirkungen gegen das Altern haben sich beim Menschen bis jetzt nicht beweisen lassen. Dem Melatonin wird eine angeblich lebensverlängernde Wirkung zugeschrieben. Diese lebenszeitverlängernde Wirkung soll durch die Schutzwirkungen des Melatonins gegen Zellschäden entstehen, die ja eine Ursache (von mehreren) für die Zellalterung sind. Allerdings müsste dann ein Mensch Melatonin hochdosiert jeden Tag einnehmen (oder eine Retardform in anderen Intervallen), und das seit seiner Geburt für sein ganzes Leben. Dies hätte wahrscheinlich Folgen für die Fortpflanzungsfähigkeit, sexuelle Entwicklung und die circadianen Rhythmen des Individuums. Die Abnahme der Melatoninkonzentration mit dem Lebensalter ist die Folge und nicht die Ursache des Alterns.
Des Weiteren wird Melationin als Mittel zur Stärkung des Immunsystems sowie als Schutz vor Krebs und der Alzheimer-Erkrankung angeboten.[6] Ob Melatonin bei all diesen Indikationen wirkt, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Melatoninprodukte werden meist in Form von Kapseln vertrieben. Daneben wird spezielle „Nachtmilch“ angeboten, die von nachts gemolkenen Kühen stammt und einen erhöhten Melatoningehalt aufweist.[7] In der Schweiz darf Nachtmilch seit 2005 nicht mehr als Lebensmittel vertrieben werden, da sie den strengen Anforderungen des Lebensmittelrechts nicht genügt.[8]
Anwendung in kosmetischen Produkten
Melatonin wird einigen kosmetischen Cremes in geringen Mengen zugesetzt. Die Unbedenklichkeit dieser Prokukte ist nicht eindeutig belegt.[9]
Gesundheitliche Risiken
Die Risiken einer Langzeiteinnahme von Melatonin sind kaum untersucht. Nebenwirkungen können bisher kaum abgeschätzt werden. Unter anderem können diese daraus resultieren, dass der Körper, wenn er das Melatonin von außen zugeführt bekommt, die eigene Produktion einstellen könnte. Daneben gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Einnahme für Epileptiker und Parkinsonpatienten, sowie für Menschen die Blutgerinnungshemmer einnehmen, nicht ungefährlich ist. Auch ist durch die vermehrte Bildung weißer Blutkörperchen die Gefahr einer Leukämie erhöht.
Melatonin wirkt im Tierversuch schädigend auf die männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane. Untersuchungen am Menschen haben gezeigt, dass die orale Anwendung von 300 mg Melatonin zu einer Beeinflussung der weiblichen Fruchtbarkeit führt.[10]
Da Melaton Hormon ist als Hormon in Europa wegen seines erheblichen Einflusses auf den Körper als Medikament eingestuft. Alle frei verkäuflichen erhältlichen Melatoninprodukte stammen aus Übersee. In Europa werden diese dann als nur unzureichend kontrolliertes Nahrungsergänzungsmittel in Drogerien angeboten, so dass die Qualität der entsprechenden Produkte für den Verbraucher nicht abschätzbar ist.[11]
Quellenverzeichnis
- ↑ http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/multimedial/mpForschung/2001/heft01/mpf01_1_060_063.pdf
- ↑ http://www.scinexx.de/dossier-detail-426-8.html
- ↑ http://www.medknowledge.de/neu/med/jahr/2008/II-2008-14-melatonin.htm
- ↑ http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=5676
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Agomelatin
- ↑ http://melatonin-info.de/_wsn/page2.html
- ↑ http://www.bionetz.ch/news/hintergrund/2004/bground137.htm
- ↑ http://www.animal-health-online.de/lme/2005/02/01/aus-fuer-die-nachtmilch/956/
- ↑ http://www.bfr.bund.de/cm/206/verwendung_von_melatonin_in_kosmetischen_mitteln___stellungnahme_des_bgvv_vom_29._august_2001.pdf
- ↑ http://www.bfr.bund.de/cm/206/verwendung_von_melatonin_in_kosmetischen_mitteln___stellungnahme_des_bgvv_vom_29._august_2001.pdf
- ↑ http://www.netdoktor.de/Medikamente/Melatonin-2745.html