Skalarwellen
Skalarwellen sind hypothetische, elektromagnetische Wellen, die sich von herkömmlichen elektromagnetischen Wellen durch eine Schwingungsebene parallel zur Ausbreitungsrichtung unterscheiden und phantastische Eigenschaften haben sollen.
Skalarwellen sollen Merkmale von Longitudinalwellen haben. Longitudinalwellen sind beispielsweise vom Schall her bekannt: Die Luftmoleküle schwingen in Ausbreitungsrichtung des Schalls hin und her (und nicht quer dazu). Elektromagnetische Wellen sind dagegen Transversalwellen. Bei elektromagnetische Wellen oszillieren zwar keine Partikel, aber die elektrische und die magnetische Feldstärke. Diese sind beide senkrecht zur Ausbreitungsrichtung (und senkrecht zueinander) orientiert.
Die behaupteten Eigenschaften von Skalarwellen wurden bei elektromagnetischen Wellen niemals beobachtet und stehen sämtlich im Widerspruch zur Physik:
- Sie sind nicht durch einen Faradayschen Käfig abschirmbar.
- Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist höher als die Lichtgeschwindigkeit.
- Die Abnahme der Feldstärke mit dem Abstand r von der Strahlungsquelle ist geringer als bei herkömmlichen transversalen Wellen, bei denen die elektrische und magnetische Feldstärke im Fernfeld (d.h. mindestens einige Wellenlängen von der Quelle entfernt) mit 1/r abnehmen.
- Bei einer Energieübertragung mit Skalarwellen gibt es einen "Overunity-Effekt", d.h. es kann mehr Energie empfangen werden als der Sender abstrahlt, was mit der Existenz von Raumenergie zusammenhängt.
Propagiert wird die Vorstellung von Skalarwellen in Deutschland von Konstantin Meyl, der auch entsprechende Produkte kommerziell vertreibt, beispielsweise Experimentiersets [1]. Außerhalb Deutschlands ist der ehemalige US-Militärangehörige Tom Bearden einer der bekannteren Vertreter der Skalarwellenhypothese [2]. Bearden ist unter anderem der Ansicht, dass man auf der Basis von Skalarwellen Strahlenwaffen bauen könne.
Anhängern der Skalarwellenhypothese zufolge sind stromdurchflossene bifilare Spulen als Sendeantennen für Skalarwellen geeignet, also Spulen, bei denen der Draht gleich viele Windungen in beiden Wickelrichtungen hat. Solche Anordnungen erzeugen praktisch kein Magnetfeld und strahlen daher nach den Gesetzen der Elektrotechnik nichts ab. Es würden jedoch Skalarwellen ausgesendet. Als Empfangsantennen seien ähnliche Anordnungen zweckmäßig, wobei die Wirkung durch ein statisches Magnetfeld verbessert werden könne, z.B. durch an der Antenne angebrachte Permanentmagnete. Auch herkömmliche Antennen für elektromagnetische Wellen seien zum Empfang geeignet, müssten sich dazu aber in einem Faradayschen Käfig befinden. Ein Empfang der angeblich ausgesendeten Skalarwellen konnte von den Befürwortern jedoch niemals belegt werden.
Die Wissenschaft betrachtet das Konstrukt der Skalarwellen als fehlerhaft, da auf der Grundlage der Maxwell-Gleichungen der elektrische und magnetische Feldvektor stets senkrecht auf dem Energietransportvektor der Welle stehen. Stellvertretend sei der Mathematiker Gerhard Bruhn aus Darmstadt genannt, der Meyl Schlamperei bei der Ableitung der Skalarwellen aus den Maxwellschen Gleichungen nachgewiesen hat [3][4]. Auch die Untersuchung von Meyls Skalarwellen-Experimentierkasten ergab keine Hinweise auf die Gültigkeit seiner Hypothesen. Die beobachteten Effekte konnten problemlos mit allgemein bekannten Gesetzmäßigkeiten der Hochfrequenztechnik erklärt werden [5][6]. Das gilt vor allem für die angebliche Energieübetragung mit Skalarwellen einschließlich des "Overunity-Effekts".
Anwendung in der Pseudomedizin
Auf dem Markt für Alternativmedizin werden ebenfalls diverse Geräte angeboten, von denen behauptet wird, sie würden mit Skalarwellen funktionieren. Belege, die für eine Wirksamkeit der unterstellten Skalarwellen sprechen würden, werden nicht genannt. Meist wird nicht einmal gesagt, warum bei den angebotenen Diagnose- und Behandlungsverfahren Skalarwellen überhaupt erforderlich oder wenigstens sinnvoll sein sollen (typisches Beispiel: Das REBA-Testgerät). Bei einigen Geräten spielen die oben erwähnten Skalarwellenantennen aus gegensinnig gewickelten Spulen eine Rolle. Dabei ist von "Möbius-Spulen" die Rede, damit sind Spulen mit genau zwei Windungen gemeint, die nach Art eines Möbiusbandes verdreht sind. Ein Beispiel ist das SkaSys-System.
Auch Konstantin Meyl selbst hat sich diesem Markt versucht. Seine Firma INDEL Industrieelektronik GmbH bzw. dessen Abteilung Erstes Transferzentrum für Skalarwellentechnik ETZS in St. Georgen bietet ein Gerät für 7.888 Euro an, welches zur Anwendung im Wellnessbereich beworben wurde und "zur Verbesserung des Energiehaushaltes des Koerpers" diene. Mittlerweile wird aber betont, dass das Gerät ausschließlich zu Experimentierzwecken verkauft werde.
Eine unter Pseudomedizinern verbreitete Denkweise wird auch hier deutlich: Man gibt vor, Skalarwellen mit primitivsten elektronischen Mitteln erzeugen zu können, ist aber nicht in der Lage, ein Verfahren anzugeben, mit dem man die erzeugten Skalarwellen nachweisen, geschweige denn ihre Intensität oder andere Parameter messen kann. Dennoch wird es als gerechtfertigt angesehen, eine somit nicht kontrollierbare Strahlung auf Patienten loszulassen.
Weblinks
Quellennachweise und Anmerkungen
- ↑ http://www.etzs.de/ Meyls Internetseite mit Shop
- ↑ Tom E. Bearden: Skalar Technologie. Michaels Verlag 2002
- ↑ http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~bruhn/Skalarwellen-einfach.htm
- ↑ http://www.mathematik.tu-darmstadt.de/~bruhn/DGEIM-Tagung_2003.htm
- ↑ http://www.gravitation.org/Abschlussbericht_Meyl-Experimentierset_Kurz.pdf
- ↑ http://www.xy44.de/skalar/versuche.htm