Weleda AG

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Die Weleda AG ist ein weltweit operierendes Pharmaunternehmen für Anthroposophische Heilmittel und Körperpflegemittel, das eng mit dem esoterischen Konzept der Anthroposophie verknüpft ist. Der Firmenhauptsitz ist in Arlesheim (Schweiz).

Die Weleda AG ist eine Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht. Unternehmerisch geführt wird die Weleda Gruppe von der Weleda Gruppenleitung (WGL). Sie ist verantwortlich für die Umsetzung der Unternehmensstrategie auf internationaler Ebene. Am 1. Juni 2008 übernahm Patrick Sirdey bis zur Entmachtung 2012 den Vorsitz der WGL. Er ist außerdem Mitglied der Geschäftsleitungen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich.

Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) sowie die Ita-Wegmann- Klinik kontrollieren mit einem Kapitalanteil von je 40 Prozent rund 80 Prozent der Stimmen. Die übrigen Namenaktien sowie die stimmrechtslosen Partizipationsscheine befinden sich in Streubesitz. Anrecht auf Eintragung im Aktienregister haben nur Mitglieder der AAG.

Der größte Teil des Arzneimittel- und Naturkosmetiksortiments wird in den Betrieben dieser drei Länder produziert. Daneben gibt es in über 15 weiteren Ländern Weleda-Niederlassungen, die zusammen mit den drei Kernbetrieben insgesamt über 1.700 Menschen beschäftigen. 2007 betrug der Umsatz 361 Millionen Schweizer Franken. 2010 lag der Umsatz bei 385,3 Millionen Schweizer Franken bei einem gleichzeitigen Verlust von 4,7 Millionen Franken. 2011 stiegen die Verluste auf 10 Millionen Franken bei einem Umsatz von 380 Millionen Franken.

Seit 1976 wirken Weleda-Mitarbeiter in der Deutschen Homöopathischen Arzneimittel-Kommission als Lobbyisten für die anthroposophische Medizin an den Arzneibuch-Monografien des Homöopathischen Arzneibuchs (HAB) mit.

Die Weleda AG entstand aus der 1922 gegründeten Internationale Laboratorien & Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG mit Beteiligung der Futurum AG – ökonomische Gesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte (Dornach). Sechs Jahre später wurde der Name Weleda markenrechtlich geschützt. Der Name Weleda geht auf die germanische Veleda zurück.

Die Weleda AG war zusammen mit anderen Pharmaunternehmen Sponsorin des mit jährlich 43.000 Euro finanzierten Lobbyprojekts CAM-Media-Watch, das maßgeblich von Claus Fritzsche gesteuert wurde. Nachdem im Juli 2012 auf den Facebook-Seiten von Weleda Kritik an CAM-Media-Watch laut wurde, ließ der Weleda-Pressesprecher Theo Stepp erkennen, dass man sich von dem Blog trennen wolle[1][2].

Mit Stand von Oktober 2021 ist Weleda vertraglich bis 2024 Sponsor der französischen Handball Liga (Fédération française de handball FFHB). Der Werbevertrag stiess in Frankreich auf Kritik wegen der engen Bindungen von Weleda zur esoterischen Anthroposophie. Kritik erfuhr der Handballverband von der französischen Sportzeitschrift L'equipe[3] und der französischen Menschenrechtsliga (Ligue des droits de l’Homme / LDH).

Produktspektrum

Die Weleda AG stellt rund 1.400 anthroposophische Heilmittel her. Darunter befinden sich viele homöopathische Präparate, aber auch so genannte Kompositionen, die aus Substanzen von Pflanzen, Tieren und Mineralien hergestellt werden. Für die anthroposophische Misteltherapie wird auch das Anti-Krebsmittel Iscador hergestellt.

Als zweites Geschäftsfeld produziert und vertreibt das Unternehmen etwa 100 Körperpflegemittel.

"Naturheilkundliche Frostschutzcreme" der Weleda für KZ-Experimente in Dachau

In den 1980er Jahren geriet das Unternehmen in die Kritik, weil bekannt wurde, dass Weleda während der Zeit des Nationalsozialismus dem KZ-Arzt und Himmler-Protegé Sigmund Rascher (siehe auch das Laborjournal dazu: [1]) eine Naturheilkundliche Frostschutzcreme geliefert hatte. Rascher setzte die Weleda-Creme im Rahmen von Unterkühlungsversuchen an Häftlingen im Konzentrationslager Dachau ein.

Der ehemalige Leiter des Heilpflanzenanbaus bei der Weleda AG in Schwäbisch Gmünd, Franz Lippert, war für die Heilkräuterversuchsanlage der SS beim Konzentrationslager Dachau verantwortlich. Lippert hatte die Stelle bei der Weleda AG im Herbst 1940 aufgegeben und trat im September 1941 seine Stelle in Dachau an, wo er bis zum März 1945 blieb. Ein nach Kriegsende gegen Lippert eingeleitetes Verfahren wurde eingestellt.

Literatur

  • Uwe Werner: Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus: (1933–1945), München 1999, ISBN 3-486-56362-9
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer, Frankfurt am Main 1997 – vgl. dazu die Rezension von Götz Aly: In der Geisterbahn des Fortschritts, in: Berliner Zeitung vom 6. September 1997, online abrufbar über das Textarchiv der Berliner Zeitung.

Weblinks


Anmerkungen

  1. Zitat Facebook/Weleda: „Aufgrund der Debatte um das Blog CAM Media werden wir noch mehr als bisher auf Transparenz setzen, damit künftig keine Missverständnisse entstehen. Eine klare Trennung von Anzeigen und Redaktion ist uns wichtig. Wir sind am echten Austausch und Feedback interessiert. Das bisherige Blogsponsoring werden wir in diesem Falle sofort stoppen. Theo Stepp, Pressesprecher Weleda AG Deutschland“
  2. http://dieausrufer.wordpress.com/2012/07/09/weleda-und-die-weisheit-der-menschen/
  3. https://www.lequipe.fr/Handball/Article/Weledaun-partenariat-tres-particulier-pour-le-handball-francais/1290551