Roland Tichy

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Roland Tichy (geb. 11. November 1955 in Bad Reichenhall) ist ein deutscher Journalist und Blogger, der die Kommentar- und Analyseplattform Tichys Einblick (Tichys Einblick GmbH) betreibt. Er gilt als überzeugter Klimaleugner. Auch Sicht des Projekts Lobbypedia habe sich Tichy von einem wirtschaftsliberalen zu einem national-liberalen Publizisten entwickelt. Im Interview mit der Lobbyorganisation Kerntechnik Deutschland e.V stellt Tichy als „Experte“ bedauernd fest, dass Unternehmen der Solar- und Windradindustrie nicht als „Geschäftemacher und Subventionsjäger“ gelten, sondern als Innovatoren, Pioniere und Weltverbesserer.

Als Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, ehem. Vorstandsmitglied der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, Kuratoriumsmitglied der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung und Mitglied der Mont Pelerin Society war er lange Zeit einer der führenden Strippenzieher wirtschaftsliberaler Netzwerke. Seine politischen Vorstellungen bringt er auf seiner Plattform und in einer Vielzahl von Medien zur Geltung. So schreibt er regelmäßig Kommentare in Zeitungen (z. B. in "Bild am Sonntag" die Wirtschaftskolumne) und ist bei vielen Diskussionsrunden und Talkshows in Rundfunk und Fernsehen präsent. Tichy unterhielt enge Beziehungen zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), einer Lobbyorganisation der Arbeitgeber. Im Februar 2013 hat die "Wirtschaftswoche" (damaliger Chefredakteur: Roland Tichy) gemeinsam mit der INSM die Sonderausgabe "Wie gerecht ist Deutschland?" herausgegeben. Wolfgang Clement, der Vorsitzende des Kuratoriums der INSM, wurde von Tichy 2014 mit dem "Ludwig-Erhard-Preis" für Wirtschaftspublizistik der Ludwig-Erhard-Stiftung ausgezeichnet.

Seit einigen Jahren vertritt Tichy zunehmend rechtskonservative Positionen. So beteiligte er sich im Frühjahr 2017 an einer von der Alternative für Deutschland (AfD) getragenen Kampagne, die Margot Käßmann als Rassistin verleumdete. Dabei wurde ein Zitat von Käßmann durch Weglassen verfälscht. Laut „Handelsblatt“ hat es der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz 2018 abgelehnt, den von der Stiftung vergebenen Ludwig-Erhard-Preis anzunehmen, weil er nicht mit dem Stiftungsvorsitzenden Tichy auf einer Bühne auftreten wollte. Vier Mitglieder der Jury seien ausgetreten und hätten Tichy aufgefordert, die Arbeit in der Stiftung besser von seiner publizistischen Tätigkeit zu trennen.

2019 verklagte Tichy das Recherchenetzwerk Correktiv es zu unterlassen im eigenen Correktiv-Faktencheck seine Texte auf den Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen. Unmittelbarer Anlass war ein Artikel von Tichy zum Thema Klimawandel. Tichy hatte im September 2019 den Artikel "500 Wissenschaftler erklären: 'Es gibt keinen Klimanotfall'" veröffentlicht. Nach Correctiv Faktencheck sah das anders: "Weder haben '500 Wissenschaftler' unterzeichnet, noch stimmen alle Behauptungen." Laut Angaben des Tichy-Anwalts bediene sich Correctiv unlauterer Geschäftspraktiken: ..Correctiv ist kein neutraler Faktenchecker, sondern ein journalistischer Söldner, der durch die von uns gerichtlich angegriffene Methode des Faktenchecks seine ideologischen Überzeugungen unter Ausnutzung der strukturellen Überlegenheit eines Monopolisten (Facebook) und unter Verstoß gegen die Grundrechte der Betroffenen rechtswidrig durchsetzen will.. Das LG Mannheim gab jedoch Correktiv recht. Der Correctiv-Faktencheck stellt veröffentlichten Falschmeldungen nachprüfbare Fakten gegenüber und ist daher zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt.[1] In Medien wurde die Klage auch als Versuch bezeichnet die Meinungs- und Pressefreiheit untergraben zu wollen. (siehe auch Artikel Billy Six)

Im Februar 2020 unterlag Tichy in einem Rechtsstreit gegen die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. Er hatte Roth wegen eines Interviews mit der Augsburger Allgemeinen verklagt. Das Landgericht Stuttgart wies die Klage gegen Roth ab.[2] Roth hatte im Interview mit der Augsburger Allgemeinen („Aus Worten werden ganz schnell Taten“) gefordert: „Wir müssen die Stichwortgeber benennen, all diese neurechten Plattformen, deren Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen beruht - von Roland Tichy über Henryk M. Broder bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Blogs.“

Blog Tichys Einblick

Auf der von Tichy betriebenen Kommentar- und Analyseplattform "Tichys Einblick" polarisieren Tichy und seine Gastautoren mit eurokritischen, nationalkonservativen und auch den Klimaschutz diffamierenden Artikeln. Der „Spiegel“ bezeichnete „Tichys Einblick“ als Plattform für „Salonhetzer“, die mit Verachtung und Hass gegen Kanzlerin Merkel agitieren. Die ZEIT schreibt, Tichy sei ein wirtschaftsliberaler Demokrat, doch begegne man auf seinem Internetforum Menschen, bei denen eine menschenfreundliche Haltung nicht mehr zweifelsfrei zu erkennen sei. Tichy mache sich zum Bauchredner von Menschen, die nur die totale Kapitulation abweichender Meinungen akzeptieren und in der Selbstbewaffnung gegen Migranten eine Problemlösung sehen. Zu den Autoren von Tichys Einblick gehört der deutsche Lebensmittelchemiker Udo Pollmer, der zuvor zwanzig Jahre lang in der Sendung "Mahlzeit" des DLF Kultur zu hören war. Interviewgast war der ordoliberale Markus Krall (Firma Degussa Goldhandel GmbH).

Karriere

  • September 2015 bis Januar 2017 Herausgeber der Xing News
  • seit 2014 Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung
  • 2007 - 2014 Chefredakteur der "Wirtschaftswoche"
  • 2005 - 2007 Chefkolumnist und später Stellv. Chefredakteur des "Handelsblatts"
  • 2002 - 2004 Chefredakteur des Magazins "Euro"
  • 1999 - 2002 Chefredakteur der Zeitschrift "Die Telebörse"
  • 1996 - 1997 Leiter der Abteilung "Corporate Issues Mangement" bei Daimler
  • 1991 - 1996 Stellv. Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins "Capital", dann Chefredakteur des Unternehmermagazins "Impulse"
  • 1990/91 Mitglied des Beraterstabs des Rundfunkbeauftragten der Neuen Länder (Rudolf Mühlfenzl)
  • 1985 -1990 Bonner Korrespondent für die "Wirtschaftswoche"
  • 1983 - 1985 Mitarbeiter im Planungsstab des Bundeskanzleramtes
  • 1981 - 1983 Wissenschaftlicher Assistent am Volkswirtschaftlichen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München
  • 1976 - 1981 Studium der Volkswirtschaftslehre, Politik und Kommunikationswirtschaft, Dipl.-Volkswirt
  • 1976 - 1980 Deutsche Journalistenschule München

Verbindungen und Netzwerke

Ludwig-Erhard-Stiftung, Vorsitzender des Vorstands Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, ehem. Mitglied des Vorstands Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung, Mitglied des Kuratoriums Deutsche Post-Stiftung, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats[16]. Die Deutsche Post-Stiftung ist alleinige Gesellschafterin des Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) Friedrich A. von Hayek - Gesellschaft, Mitglied Mont Pelerin Society, Mitglied Nicht belegte Verschwörungsvorwürfe gegen Bundesregierung und Fachzeitschrift W&V

Aus einem Interview mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) geht hervor, dass Tichy an eine Verschwörung von „Linken“ und regierungsnahen Werbeagenturen glaubt, die aus dem Hochaus der „Süddeutschen Zeitung“ gesteuert werden. Die Regierung von Angela Merkel fördere „bestimmte Werbeagenturen, die dann gewissermaßen als Lohn für die fetten Aufträge politische Gegner niederkämpfen“. Koordiniert werde das von der Marketing-Fachzeitschrift W&V, die zum Süddeutschen Verlag gehört. Tichy erklärt oder belegt seine Vorwürfe nicht.

Zitate über Roland Tichy

  • Die Wegbereiter der Gewalt haben Namen und Adresse: Sarrazin, Broder, Tichy, und andere, die die Verrohung des Diskurses vorangetrieben haben. Zuerst kommen die Worte, dann die Taten. Das ist bei den Rechtsterroristen so, wie bei den Islamisten. Jakob Augstein[3]

Quellennachweise


Hinweis: dieser Artikel basiert auf dem gleichnamigen Artikel zu Roland Tichy bei Lobbypedia in der Version von November 2019. Artikel bei Lobbypedia