Electro Cancer Therapy

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typisches Gerät zur ECT

Electro Cancer Therapy (ECT, Bio-Elektro-Therapie nach Pekar BET, Electro Carcinom Therapie, perkutane Bio-Elektrotherapie PET, aseptische Bionekrose, "Weak Current" therapy, Tumor Treating Fields - TTF, Galvanotherapie, perkutane Elektro-Tumortherapie, Tumor-Galvanolyse, ECC usw.) bezeichnet in der Alternativmedizin ein experimentell gebliebenes Verfahren aus dem Bereich der Elektromedizin zur Behandlung von Krebserkrankungen durch schwache elektrische Ströme. In der wissenschaftlichen Medizin wird die Electro Cancer Therapy wegen des Fehlens eines seriös zu nennenden Wirksamkeitsnachweises nicht eingesetzt. Im deutschsprachigen Sprachraum wird zumeist die englischsprachige Bezeichnung "Electro Cancer Therapy" (dt: Elektro- Krebstherapie") und die entsprechende Abkürzung ECT verwendet.

In einem engeren Sinne ist bei der Electro Cancer Therapy ECT die Anwendung schwacher Gleichströme gemeint, die, durch einen Tumor geleitet, alleine zur Zerstörung von Tumoren und Krebszellen führen sollen. Von diesem Konzept abweichend sind aber auch zahlreiche Varianten der ECT zu beobachten, bei denen nicht Gleichströme, sondern Wechselströme eingesetzt werden.

Die Kosten der ECT sind in der Bundesrepublik Deutschland weder in der gesetzlichen noch in der privaten Krankenversicherung erstattungsfähig, weil sie keine medizinisch notwendige Heilbehandlung darstellt.[1]. Auch die Kosten für eine im Zusammenhang mit der ECT durchgeführte CT oder MRT Untersuchung sind in der privaten Krankenversicherung aus denselben Gründen nicht erstattungsfähig.[2]

Geschichtliches und aktuelle Anwender

Rudolf Pekar
Heilpraktiker Hans Peter Weber aus Köln / Lanzarote (Bild: Selbstdarstellung auf Webseiten der IGOB)

Zur Geschichte der ECT liegen unterschiedliche Angaben zum eigentlichen Erfinder der Anwendung schwacher Gleichströme bei Krebs vor.

1926 soll der Franzose F.J. Darrier als erster Gleichstrom in der Therapie von Tumoren als "Galvanotherapie" eingesetzt haben. 1959 gab es Berichte über entsprechende Gleichstromanwendungen durch den Russen N. V. Kolpikov.

Die ECT soll von dem österreichischen Arzt Rudolf Pekar aus Bad Ischgl in den 1970er Jahren erfunden worden sein, allerdings wird auch das Jahr 1988 genannt. Offenbar veröffentlichte Pekar erst 1988 zur ECT. Mehrere Quellen nennen für das Jahr 1983 den schwedischen Radiologen Björn Nordenström als den Erfinder des Vorläufers der ECT, der "Elektro-Chemo-Therapie" oder "electrochemical therapy" (EChT), die auch als "Electrolytic Ablation of Tumors" (EAT) bekannt ist. Nordenström behauptet zu dieser Methode durch ein Buch aus dem Jahre 1877 inspiriert worden zu sein.[3] Die Methode verbreitete sich zunächst nur sehr wenig und war lediglich in China (Yuling Xin) und Russland (Tschissow / Sokolow) bei offenbar je nur einem Team anzutreffen.

Als Miterfinder der Gleichstrom ECT wird neben Pekar auch der Heilpraktiker "Prof. Hans-Peter Weber" aus Köln genannt, Vorsitzender eines Vereins "Internationale Gesellschaft für Onco-Bio-Therapie" IGOB. Weber betreibt in Köln ein "Institut Weber"[4] mit Zweigstelle in Lanzarote. Weber wird in der Öffentlichkeit und im Internet mit "Prof. Dr. med." tituliert. 2012 wurde Weber wegen des Mißbrauchs akademischer Titel angeklagt. Eine enge Mitarbeiterin von Weber ist die OP-Schwester Martina Kondritz aus Köln. Kondritz betreibt eine Naturheilpraxis für Bio-Elektro-Therapie in Pulheim-Brauweiler und gibt Behandlungskosten von rund 420 € an.

In Bad Ischl (wo auch Pekar wirkte) wurde der Augenarzt Hartmut Kunert als Anwender der BET bekannt, insbesondere durch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn.

Der Ingenieur Andreas Schönfeld aus Karlsruhe besitzt Patente auf dieses Verfahren.[5][6]

Der deutsche Chirurg Dietrich Grönemeyer setzte die ECT 2004-2005 bei 15 Patienten ein, und berichtete retrospektiv darüber.[7] Ein weiterer Anwender war der Frankfurter Radiologe Thomas J. Vogl. Vogl war auch als Anwender der 3-Bromopyruvat-Therapie in Erscheinung getreten. Auch Friedrich Douwes ist oder war ECT-Anwender. Er verlangt rund 650 € für die ECT-Behandlung.

Electro Cancer Therapy mit schwachem Gleichstrom

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Bei der ECT mit schwachem Gleichstrom handelt es sich um die alternativmedizinisch-klassische Methode der Anwendung von schwachem Gleichstrom zur beabsichtigten Zerstörung von Tumorgewebe. Dazu werden an das zuvor idenfizierte Tumorgewebe Elektroden angelegt, durch die ein Gleichsstrom fließt. Über die eingesetzten Spannungen liegen unterschiedliche Angaben vor. Ein Anwender setzt beispielsweise ca 10 V Gleichspannung ein, was bei 150 Ohm ca 60 mA Strom zur Folge hat. Die eingesetzte Gesamtladungsmenge soll dabei zwischen 35 Coulomb und 90 Coulomb pro Milliliter Tumorgewebe liegen. Teilweise soll es sogar ausreichen, die Elektroden nicht direkt an der Tumoroberfläche zu plazieren, sondern auf die Hautoberfläche aufzusetzen, wie dies auch bei den Zappern nach Hulda Clark propagiert wird. Während der Behandlung kommt es zu einem leichten Schmerz oder Kribbeln in dem behandelten Gebiet.

Angaben zur Methode gehen soweit, zu behaupten, dass durch die den geringen Strom es zu einer ansonsten in der Medizin völlig unbekannten "Umwandlung" von Krebszellen in harmlose Fibroblasten (Zellen des Bindegewebes) käme.[8] Bei einem "Edith-Liebergeld-Institut" in Kiefersfelden hört sich das so an: Hauptindikationen - Mamma-Ca, maligne Melanome, Spinaliom, Merkelzell-Ca, Lymphome, Prostata-Ca, Tumore im Genitalbereich, Lungentumore - technische Einrichtung vorausgesetzt. [...] Durch die Stromeinwirkung findet ein stufenloser Übergang eines proliferativen, pathologischen und lokalen Gewebsprozesses in ein physiologisches Geschehen statt.[9]

Als Nebenwirkung können Verbrennungen ersten Grades mit oder ohne Brandblasen auftreten. Bei der Nadelgalvanotherapie bei der der Strom über Nadeln zugeführt wird, können starke Schmerzen auftreten.

ECT - BET Geräte

  • BET 7 und BET 8 der Firma Poduschka aus Erftstadt[10]
  • ECT 2000
  • Tumex
  • ECTPLUS der Firma BIOPHOX und GUTH Meditec GmbH[11]

Wechselstrom - Variante ECCT

Ein Patient mit ECCT-Jacke, rechts der deutsche Importeur Weber. Der Patient wird zusätzlich im Bereich des Kopfes mit Laserlicht bestrahlt, im Rahmen einer PDT

Eine Variante ist die ECCT (Electro-Capacitive Cancer Therapy) des Indonesiers Warsito P. Taruno. Der Anbieter aus Indonesien applizierte elektrischen Wechselstrom über Hautelektroden zur beabsichtigten Tumortherapie. Krebspatienten wurden auch nach Körpermaß abgemessene Spezialkleidung und Hauben verkauft, die die Elektroden bereits integriert enthielten. Auf diese Weise sollten die Kunden den ganzen Tag über und auch nachts dem Strom ausgesetzt sein. Im Dezember 2015 wurde die Firma C-Techlabs Edwar vom indonesischen Gesundheitsministerium geschlossen, da eine Untersuchung laufe, weil Taruno illegalerweise 6000 medizinische Behandlungen mit einem ungeprüften Verfahren (gemeint ist ECCT) angeboten und sich der Zustand von Patienten verschlechtert habe. Warsito Taruno wich daraufhin nach Polen aus. Dort ist er laut facebook in Warschau an einem Curie Institute of Oncology tätig.
In Deutschland wird das wissenschaftlich nicht anerkannte Verfahren von der Firma W Medical Systems von Robert Weber aus Lauenförde angeboten. Die W Medicals ist Distributor der ECCT für Deutschland.

Sennex Tumor-Therapie nach Warnke

Die Sennex Tumor-Therapie nach Warnke ist eine weitere Variante der ECT und geht auf Ulrich Warnke zurück.

Verwechselungsmöglichkeit mit anerkannten Verfahren der Medizin

Das System Nano-Knife zur Irreversiblen Elektroporation (IRE). Rechts oben: Schematische Darstellung der Elektroden und des elektrischen Feldes in der Nähe eines Tumors (Bilder: AngioDynamics, Inc.)

Die hier gemeinte Electro Cancer Therapy, mit ihren Varianten, darf dabei nicht mit bestimmten Verfahren der wissenschaftlichen Medizin verwechselt werden, die auf ersten Blick ähnlich erscheinen. Zu nennen ist zum Beispiel

  • die Galavanotherapie im Sinne des Stangerbads. Hierbei handelt es sich um den Aufenthalt in wassergefüllten hydroelektrischen Wannen, die von einem Gleichstrom durchflossen werden. Die meist von Physiotherapeuten und Bademeistern durchgeführte Behandlung ist im Heilmittelkatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgeführt und soll die Durchblutung der Haut erhöhen und bei Spastiken hilfreich sein.
  • Die HF-Chirurgie mit Elektrokautern (Radiofequenzablation) wird in der Chirurgie regelmässig eingesetzt. Hochfrequente Wechselströme werden über eine Elektrode zur Gewebsverkochung und Zerstörung eingesetzt.
  • Die Elektrochemotherapie ist ein weiteres medizinisches Verfahren, dass mit der ECT verwechselt werden kann. Bei dieser Methode wird elektrischer Strom über Hautelektroden zugeführt. Bestimmte Arzneimittel aus dem Bereich der zytotoxischen Chemotherapien (z.B. Bleomycin oder Cisplatin) werden dabei mit Hilfe des Stroms gezielt über das Phänomen der Elektroporation in das Körperinnere oder unter die Haut gebracht, je nach Plazierung der Elektroden in Tumornähe. Die Elektroporation kann zur RNA-Transfektion von Immunzellen, wie dendritischen Zellen oder zytotoxischen T-Zellen, verwendet werden.
  • Die irreversible Elektroporation (IRE, irreversible electroporation oder NTIRE für Non-Thermal Irreversible Electroporation) ist ein zugelassenes Verfahren zur minimalinvasiven, nicht-thermischen Gewebeablation (Gewebszerstörung) im Rahmen klinischer Studien. Darüber hinaus liegt keine Zulassung vor. Durch kurze und starke Strompulse kommt es bei dieser Methode zu bleibenden Schäden an Zellen längs des Stromflusses. Die Spannung wird dabei durch tumornahe Nadeln appliziert. Die zugeführte elektrische Energie führt dabei nicht zu einer Erhitzung und Verkochung des Gewebes. Die Gewebeschäden betreffen jedoch sowohl gesundes Gewebe wie auch Tumorgewebe. Ein kommerzielles IRE-Gerät wurde beispielsweise von der US-Firma AngioDynamics unter dem Namen NanoKnife auf den Markt gebracht.[12] Das System ist in den USA für das Entfernen von Weichgewebe zugelassen, aber bislang nicht für die Behandlung spezifischer Krankheiten. Wegen Werbung mit Vokabeln wie "treatment" und "therapy" wurde AngioDynamics daraufhin im Januar 2011 von der Food and Drug Administration FDA verwarnt.[13][14] Untersuchungen zeigten, dass selbst bei extrem hohen und langen Impulserien mit Feldstärken von 1300 Volt/cm (99 Impulse) Tumorzellnester die Behandlung unbeschadet überlebten. Dies wurde im Rahmen einer Hypothese damit erklärt, dass bestimmte Tumorzellen resistenter als gesunde Zellen gegenüber den Strompulsen reagierten. Wegen der unvermeidlichen starken Muskelkontraktionen kann die Methode nur bei fixierten Patienten in Narkose durchgeführt werden. Aktuell (2017) fehlen noch randomisierte Multi-Center-Studien und Langzeiterfahrungen für eine endgültige Beurteilung der IRE.

Gefahren der Electro Cancer Therapy

Befürworter dieser wissenschaftlich nicht anerkannten Methode der ECT glauben mitunter, dass durch die Anwendung herkömmliche bewährte Verfahren überflüssig seien. Dadurch können Patienten davon abgehalten werden sich einer sinnvollen Therapie zu unterziehen.

Siehe auch

Weblinks


Literatur

  • Rudolf Pekar: Die Perkutane Galvano Therapie bei Tumoren. ISBN: 3-85175-494-8
  • Rudolf Pekar, Die perkutane Bio-Elektrotherapie bei Tumoren. Eine Dokumentation zu Grundlage und Praxis der perkutanen Galvanotherapie 2002, Verlag Wilhelm Maudrich
  • Pekar R: ECT used in treatment of solid cancer, Verlag Wilhelm Maudrich, Wien, 1996, ISBN 3-85175-657-6
  • Bernhard Weber: Heilender Strom: Biologische Elektro-Tumortherapie, Komplementäre und Integrative Medizin, Volume 49, 7, 1. Juli 2008, Seiten 25-28. doi:10.1016/j.kim.2008.05.015
  • Matsushima Y. et al., Clinical and experimental studies of anti-tumoural effects of Electrochemical Therapy (ECT) alone or in combination with chemotherapy, Eur.J.Surgery, Suppl. 574, Seiten 59-67, 1994, ISSN 1102-416X
  • Xin Yu Ling, Advances in the treatment of malignant tumours by Electrochemical Therapy (ECT), Eur.J.Surgery, Suppl. 574, 31-36, 1994, ISSN 1102-416X

Quellennachweise

  1. Urteil des OLG Frankfurt vom 25.02.2010, 3 U 168/09; OLG Köln, VersR 2010, 621
  2. OLG Frankfurt, Urteil vom 20.10.2012, 3 U 278/11
  3. Rae JH, The Application of Electricity as a Therapeutic Agent, (Buch), Verlag: Boericke & Tafel, New York 1877
  4. Institut Weber, Altenbergerstr. 19-21, D-50668 Köln
  5. DE 10126509 C2: Vorrichtung zur Behandlung von Tumoren. Datum der Patenterteilung: 2. Oktober 2003
  6. US 7,204,843 B2: Apparatus for the treatment of tumors. Date of patent: Apr 17, 2007
  7. https://www.psiram.com/ge/index.php/Datei:Groenemeyer_ECT_Studie.jpg
  8. Morton Walker: Galvanotherapy Percutaneous Bio-Electrotherapy for the Elimination of Malignant Tumors, Townsend Letter for Doctors and Patients, Nov. 2001. Zitat: Malignant tumors treated with electric current exhibit a change in their electrical charge. A portion of the cancer cells deteriorate and disappear almost immediately and sometimes they dissipate gradually in a relatively short time. Subsequently, the tissue becomes lighter as seen upon X-ray examination. Another part of the tumor's cells are inverted and reverted; i.e., they first undergo differentiation, then form fibroblasts, and these repair cells integrate the area to bring it back to normal.'
  9. http://www.edith-liebergeld-institut.de/perkutane_galvanotherapie.php
  10. Mess- und Regeltechnik Poduschka, Horst Poduschka, Gilgaustrasse 12, D-50374 Erftstadt
  11. Guth Meditec GmbH, Spitzenbergstr. 6, 73084 Salach
  12. http://www.angiodynamics.com/products/nanoknife
  13. AngioDynamics Warned by FDA on NanoKnife Promotion. Bloomberg, 26. Januar 2011
  14. http://www.fda.gov/ICECI/EnforcementActions/WarningLetters/2011/ucm242346.htm WARNING LETTER, JAN 21 2011