Weizengrassaft
Als Weizengrassaft wird der leicht bitter schmeckende Presssaft von geerntetem Weizen (Triticum aestivum aus der Familie der Süssgräser Poaceae) bezeichnet. Neben dem Presssaft und Konzentraten sind auch gefriergetrocknete Weizengrassäfte in Tablettenform oder als Pulver in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich. Viele Weizengrassaftprodukte kommen aus China und werden über das Internet gehandelt. Ein ähnliches Produkt ist der Weizenmalz oder Brauweizen.
In der Alternativmedizin werden dem Weizengrassaft heilende Eigenschaften nachgesagt und entsprechende einzelne Wunderheilungen verbreitet. Weizengras-Produkte sind auf dem entsprechenden Markt erhältlich. Es handelt sich dabei aber nicht um zugelassene Arzneimittel. Weizengrassaft ist in der "Clean-Eating-Szene" beliebt und findet sich in Bioläden, Saftbars und im Angebot von Drogerieketten.
Angeboten werden auch Weizengras-Sprays, Creme oder Massageöl. Auch unter Rohköstlern ist Weizengrassaft beliebt.
Inhaltsstoffe und Eigenschaften
Der Presssaft von Weizen (Weizengrassaft) enthält Substanzen wie sie in den meisten anderen Pflanzen auch gefunden werden. Weizengrassaft enthält Chlorophyll, Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine und Enzyme. Weizengrassaft enthält hingegen so gut wie kein Vitamin B12. In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die Konzentrationen der jeweiligen Inhaltsstofe (Beispiel: Eisen) sehr stark variieren können, je nach Standort der Pflanze.
Die Inhaltsstoffe des Weizengrases finden sich jedoch nicht in gleicher Weise in den getrockneten Produkten wieder, die auf dem Markt für 6-10 Euro/100 gr erhältlich sind und die von Kunden erst in Wasser aufgelöst werden müssen. So sind die Nährstoffgehalte dann deutlich geringer als bei frischem Weizengras. Durch den Trocknungsprozess gehen hitzeempfindliche Vitamine verloren.
"Öko-Test" fand in einem Bio-Weizengraspulver Pestizide und Mineralölspuren, und sprach das Testurteil "mangelhaft" aus.
Nebenwirkungen
Der Konsum von grösseren Mengen des rohen und bitter schmeckenden Weizengrassafts stösst auf das Problem der Unverdaulichkeit bestimmter Pflanzenfasern. Es kann dann zu Magen- oder Darmprobleme kommen. In einer Studie zeigte sich dass ein Fünftel der Konsumenten die Einnahme abbrechen musste, weil es zu starker Übelkeit kam.
Verwendung in der Alternativmedizin
Weizengrassaft ist in alternativmedizinischen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, wird aber auch von einigen Liebhabern privat angebaut und zum Eigenkonsum gepresst und konsumiert.
Vermarktung
Weizengrasprodukte werden im Internet agressiv beworben, teilweise mit haarsträubenden Argumentationen. So findet sich beispielsweise bei einem Anbieter die Behauptung dass es für den Menschen 250 bekannte Erkrankungen gebe, aber für grasfressende Tiere nur zehn.[1] Dies wird als Beleg für den Konsum von Weizengrassaft gewertet. Beide genannte Zahlen sind jedoch völlig falsch. Für die alternativmedizinische Vermarktung von Weizengrassaft stellt sich das Problem, dass Weizenprodukte häufig in dieser Szene als gesundheitsschädlich bezeichnet werden. Dadurch tauchen in der entsprechenden Weizengras-Werbung kompliziert erscheinende Argumentationen auf, um das Dilemma zu lösen. So wird beispielsweise behauptet dass die Weizensaftprodukte nicht aus aktuellen "hochgezüchteten" Weizensorten hergestellt würden. Auch wird auf das Thema des Klebereiweiß Gluten eingegangen. Der Konsum von Gluten kann bei einem kleinen Anteil der deutschen Bevölkerung, die entsprechend genetisch disponiert ist (Glutenunverträglichkeit bei weniger als einem Prozent der Bevölkerung, in Deutschland etwa ein Mensch von 270 bis 500 Menschen) zur Krankheit der Zöliakie führen. Weizengras enthält kein Gluten.
wissenschaftliche Studienlage
Laut der American Cancer Society gibt es keine verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, die für eine Weizengrasdiät eine Krankheit heilende oder einer Krankheit vorbeugenden Wirkung belegten.[2]
siehe auch
- Gerstengras (Gerstengrassaft)
- Dinkelsaft
Literatur
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Zitat: Zunehmend macht dies sich auch in der Volksgesundheit bemerkbar: Mehr als 250 Krankheiten gibt es, die bei dem Menschen häufig diagnostiziert werden. Bei Tieren dagegen, die sich von Gras und anderen Naturprodukten ernähren, kommen höchstens zehn dieser Krankheiten vor. Als möglichen Grund nennen viele Wissenschaftler das fehlende Chlorophyll auf unserem Speiseplan.
- ↑ Wheatgrass, American Cancer Society, zuletzt aktualisiert am 1. November 2008