Krankheitenverleugnung
Krankheitenverleugnung (Denial of illness) bezeichnet die systematische Verleugnung oder extreme Verharmlosung tatsächlicher Erkrankungen des Menschen, meist im Zusammenhang mit einer dogmatischen (Gesundheits-)Lehre oder einer religiösen Einstellung. Sie stellt die Umkehrung der Krankheitserfindung dar.
Entsprechende Verschwörungstheorien und Legenden zur Verleugnung von Krankheit finden sich in der Anhängerschaft von pseudomedizinischen Aussenseiterlehren wie der GNM- und der MMS-Szene. Offenbar sollen die Krankheitsverleugnungslegenden Zweifel an der wissenschaftlichen Medizin fördern, was wiederum der Verbreitung abwegiger Heilslehren Auftrieb geben soll und gleichzeitig Verwirrung stiften soll.
Die Leugnung und das Absprechen tatsächlich vorhandener Krankheiten kann für Betroffene die Folge haben, dass nach keiner effektiven Behandlungsmöglichkeit gesucht wird und eine Erkrankung ungehindert fortschreiten kann.
Beispiele
- Anhänger der Germanischen Neuen Medizin von Ryke Geerd Hamer sind davon überzeugt, dass es keine Hirnmetastasen bei Krebserkrankungen gibt. In dieser Szene wird auch der Leukämie (Blutkrebs) jegliche Gefahr abgesprochen. Hamer selbst äußerte sich folgendermaßen dazu: "wenn zu mir ein Krebskranker kommt, der eine Leukämie hat, mache ich Luftsprünge vor Freunde, weil es zeigt, dass sein Immunapparat aktiviert ist für die Heilungsphase" (übersetzt aus: [1]).
- In der MMS-Szene werden auch Legenden verbreitet, nach der es die Multiple Sklerose als eigenständige Krankheit nicht gebe. Ursache sei eine Bakterie, und dafür gebe es nicht nur ein Antibiotikum, sondern auch das Wundermittel MMS. Die Geschichte stammt vom Medizinlaien Ali Erhan und wird auf den Webseiten mms-seminar verbreitet.[2] Die Multiple Sklerose (MS)ist die häufigste neurologische Erkrankung des Menschen und für eine medikamentöse Behandlung zugänglich.
- Innerhalb des Scientology-Kults gilt für ge-clearte zahlende Mitglieder dass diese nicht an Krebs erkranken können. Der Clear-Zustand erlaube demnach keine derartige schwere Krankheit.
- Es gibt auch eine verbreitete Leugnung von Infektionskrankheiten. Bekanntester Vertreter ist Stefan Lanka. Lanka und seine Anhänger leugnen die Existenz obligat pathogener Bakterien, Viren oder anderer pathogener Mikroorganismen. Zwar werdn hier streng genommen die jeweiligen Krankheiten nicht stets geleugnet, aber zu völlig anderen Krankheiten (wenn überhaupt) in pseudowissenschaftlicher Weise umgedeutet. Als eine Art Sonderform der [[Leugnung von Infektionskrankheiten Leugnung von Infektionskrankheiten oder entsprechenden Erregern kann der AIDS-denialism (siehe HIV/AIDS-Leugnung, Leugnung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen HIV-Infektion und AIDS, Verschwörungstheorien zu AIDS) und die Ablehnung der Ebola-Epidemien angesehen werden. (siehe Artikel )
Abgrenzung
Die hier thematisierte Verleugnung tatsächlich gut dokumentierter Erkrankungen ist nicht mit einer Diskussion um Störungen zu verwechseln, die wissenschaftlich gesehen in umstrittener Weise eine Krankheit darstellen können oder hingegen als harmlos angesehen werden, oder die aufgrund erst kürzlich gemachter Beobachtungen noch nicht anerkannt sind. Auch das Verschweigen eigener/von Krankheiten aus beruflichen Gründen ist hier nicht gemeint, genauso wenig wie die Nichterkennung im Falle eigener psychiatrischer Erkrankungen oder Zustände. Nach Schlaganfällen kann es auch zu einer Nichterkennung im Sinne einer Anosognosie kommen. Als eine Art Selbstschutz kann es auch zu einer Verleugnung eigener, höchstwahrscheinlich tödlich endender Erkrankungen kommen. In bestimmten seltenen Einzelfällen kann es auch zu einer Verleugnung schwerer Erkrankungen durch Ärzte und Klinikpersonal kommen, als so genannte "Lüge der Barmherzigkeit".