Basenpulver

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Basenpulver sind in der Alternativmedizin Präparate, die einer so genannten Übersäuerung entgegenwirken sollen. Ein Nutzen derartiger Basenpulver ist nicht plausibel, da das zu Grunde liegende alternativmedizinische Konzept einer Übersäuerung eine klassische Krankheitserfindung ist und medizinisch nicht anerkannt ist, bzw mit der behandlungsbedürftigen Azidose verwechselt werden kann. Der menschliche Körper kann bei einer normalen Mischkost einen anfallenden täglichen Säureüberschuss von etwa 50 bis 100 mmol über vorhandene Regulationssysteme eliminieren bzw. durch Puffersysteme abpuffern. Die maximale tägliche Säureausscheidungskapazität der Niere liegt bei 300 bis 400 mmol. Theoretisch entspricht dies der Säuremenge, die bei der Verdauung von fast 2,5 Kilo Fleisch entsteht.

Basenpulver werden als Nahrungsergänzungsmittel verbotener Weise gerne mit gesundheitsbezogenenen Angaben beworben. So sollen die Produkte sogar gegen Krebserkrankungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Haarausfall, Gicht, Rheuma, Osteoporose, Darmerkrankungen und andere chronische Leiden wirksam sein.

Eine Wirksamkeit von Basenpulvern zur Heilung oder Prävention zukünftiger Krankheiten konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Daher werden Basenpulver in der wissenschaftlichen Medizin nicht eingesetzt. Zur Behandlung einer tatsächlich nachgewiesenen Azidose stehen entsprechende Arzneimittel zur Verfügung.

Die hessische Verbraucherzentrale bezeichnet basische Ernährung und entsprechende Nahrungsergänzungsmittel (zu denen Basenpulver gehört) als überflüssig. In ihrer Stellungnahme heißt es: „Die natürlichen Puffersysteme des Körpers, eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst, mäßig tierischen Lebensmitteln, viel Trinken sowie Bewegung schützen ausreichend vor Übersäuerung.“[1] Aus einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: „Eine basenüberschüssige Kost bringt keine nachweisbaren gesundheitlichen Vorteile. Eine Übersäuerung des Körpers ist beim Gesunden nicht zu befürchten, da Puffersysteme den Säure-Basen-Spiegel im Blut und Gewebe konstant halten.“ Die unabhängige Stiftung Öko Test befasste sich im Februar 2015 mit Basenpulver und kritisierte insbesondere die Zutaten/Inhaltsstoffe von Basenpulvern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln gegen angenommene "Übersäuerung".[2]

Fertigprodukte sind in der Regel Nahrungsergänzungsmittel und werden unter Handelsnamen wie beispielsweise Nimbasit, Erbasit oder Alkala N verkauft. Einige Hersteller legen ihren Produkten Urinteststreifen bei, mit denen die Kunden den pH-Wert des Urins schätzen können (sticksen). Der pH-Wert des Urins ist jedoch kein Parameter zur Bestimmung des pH-Werts des Blutes oder des gesamten Körpers. Urinteststreifen sind zur Diagnose einer Azidose ungeeignet. Überalterte Sticks können auch falsche Werte anzeigen.

Inhaltsstoffe - Zutaten und unerwünschte Wirkungen

In der Regel enthalten die so genannten Basenpulver um Mischungen von Mineralsalzverbindungen mit Saccharose und/oder Lactose. Laut Angaben der Stiftung Ökotest vom Februar 2015 enthalten viele Basenpulver-Nahrungsergänzungsmittel Hydrogencarbonate, die jedoch mit der Salzsäure des Magens zu Kochsalz reagieren. Kochsalz kann den Blutdruck, das Magenkrebs- und das Nierensteinrisiko erhöhen. Nach der übermäßigen Alkalisierung erhöht der Magen reaktiv wieder die Säureproduktion. Dies schädigt die Magenschleimhaut. Besonders bei Menschen mit zu niedrigem Magensäuregehalt können gefährliche Bakterien die Säurebarriere des Magens überwinden und sich im Magen-Darm-Trakt ansiedeln. Folge einer Einnahme können dann Völlegefühl, Aufstoßen und Blähungen sein. Zugesetztes Kalziumkarbonat kann bei großen Mengen den Darm belasten. Vom Körper aufgenommen werden Karbonate nur, wenn der Mensch genug Magensäure hat. Der regelmäßige Verzehr von hochalkalischen Basenmitteln wie Natron und Kalziumkarbonat schädigt auf Dauer die Dickdarmflora. Durch die verstärkte Ammoniakbelastung der Leber wird der Teufelskreis der Azidose nicht unterbrochen, sondern auf Dauer sogar gefördert.

Ebenfalls kann in Basenpulvern Kieselerde, Zeolith oder Korallenpulver gefunden werden. Eine wissenschaftlich zu nennende Begründung für derartige weitere Zutaten ist nicht erkennbar. Dies gilt auch für zugesetzte Süßstoffe, Phosphatzusätze, Kalzium, Kalium und Aromen. In einem Produkt (Balance Säure Basen Ausgleich-Drink) wurden erhöhte Arsenkonzentrationen gefunden. In einigen Produkten fand sich Eisen. Auch die Einnahme von Eisen kann zu unerwünschten Wirkungen führen und ein Einfluss auf den Säure-Basenhaushalt ist nicht erkennbar.[3] In anderen Produkten fanden sich erhöhte Nickelwerte.[4]

Im Gegensatz zu zugelassenen Arzneimitteln müssen Nahrungsergänzungsmittel keinen Beipackzettel enthalten, in denen auf mögliche Nebenwirkungen hingewiesen wird.

Siehe auch

Literatur

Quellennachweise