Hunza
Hunza ist der Name eines Flusses in Nordwestpakistan (ein Zufluss des Gilgit) und bezeichnet eine Gegend (Hunzatal) durch die eine Schnellstrasse von Pakistan nach China verläuft.
Hunza ist eine häufige Bezeichnung für das Volk der Hunzukuc (Húnzukuc, Hunzukuts oder Hunzakuts) das im Hunzatal lebt.
Die Hunzukuc sind die im Karakorum-Gebiet ansässigen Bewohner des Hunzatals, bestehend aus etwa 15.000 bis 80.000 Menschen.
phantastische Behauptungen, Hunza-Mythen und Kommerz um das Hunzavolk
Das kleine Volk der Hunzukuc war lange Zeit schlecht erreichbar und es rankten sich mehrere Sagen und phantastische Behauptungen um sie. Insbesondere sollten sie eine unglaublich klingende Lebenserwartung von weit mehr als 100 Jahren haben und wurden als friedliebendes Volk bezeichnet bei dem Gewalt unbekannt sei und das sich vegetarisch ernähre.
In der Folge wurden etwa ab 1960 Produkte der Nahrungsergänzungsmittelindustrie und esoterische Produkte damit beworben dass sie ursprünglich bei den Hunzas populär seien.
Besonders Mineralien, mit Edelmetallen angereichertes Wasser, ein legendäres und bislang nicht nachweisbares Vollkornbrot (oft Hunza-Pie genannt) und die „Himalayasalze“ sollen dem Volk eine außerordentliche Langlebigkeit und Gesundheit verdanken. Häufig werden die Hunzukuc auch als Veganer dargestellt, die sich ausschließlich von Rohkost ernähren. Diverse Quellen sprechen den Hunzukuc eine Lebenserwartung von bis zu 130, manchmal sogar bis 145 Jahren zu. Obendrein haben sie angeblich nur wenige oder keine Krankheiten und sind bis ins hohe Alter überaus agil, was dazu führt, dass Männer jenseits der 100 Jahre noch Kinder zeugen, die Felder bestellen und man in der Regel ohne vorherige Beschwerden stirbt.
Da bis vor wenigen Jahrzehnten kaum wissenschaftliche Untersuchungen oder genaue bevölkerungsstatistische Daten aus dem Hunzatal vorlagen, waren die entsprechenden Behauptungen nicht zu widerlegen und wurden sogar teilweise in Reisebeschreibungen und weiterer Literatur kritiklos übernommen.
Hunzaprodukte
- sogenanntes Himalayasalz
- Aprikosenkerne die Blausäure freisetzen können (Amygdalin).
Ursprung der Legenden
Diese Legenden basieren vor allem auf einem Buch des Amerikaners Jerome Irving Cohen, der 1947 ein Buch mit dem Titel The Healthy Hunza veröffentlichte, der sich auf britische Militärangehörige als Quelle berief. Das Buch hatte bis in die 1960er Jahre keine nennenswerte öffentliche Resonanz, bis in den USA ein verstärktes Interesse an gesunder Ernährung einsetzte. Eine weitere Quelle ist das Buch Hunza:lost kingdom of the Himalayas eines John Clark [1] [2], der behauptete die dortige Bevölkerung kenne weder Geldmittel noch eine Polizei. Wissenschaftliche Studien und Berichte, die das Gegenteil belegen, haben die Popularität des „Hunza-Mythos“ nicht erschüttern können. Ein weiterer Exponent und Anbieter von Hunzaprodukten ist der amerikanische Erfinder Gillis Patrick Flanagan.
die Realität
Die reale Situation der Hunzukuc im Hunzatal hat wenig mit den Behauptungen der NEM-Verkäufer zu tun. So sind die Hunzukuc keineswegs Vegetarier. Die geographische Lage und die Art des Geländes im Hunzatal macht Weidewirtschaft mit Rindern weitgehend unmöglich, weshalb sich die Hunzukuc auf Geflügel und Ziegen beschränken. Fleisch, aber vor allem Milch und Milchprodukte gehören zur dortigen traditionellen Ernährung. Butter, insbesondere spezielle aus Ziegenmilch bereitete Butter, genannt Ghee, wird zu beinahe allen Speisen gereicht, in Tee aufgelöst, heiß getrunken, oder als Butterkugeln verzehrt.
Demographische Daten aus dem Hunzatal wurden bislang nicht veröffentlicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Pakistan liegt laut pakistanischen Angaben bei etwas über 60 Jahren. Daher kann für das ländliche Gebiet des Hunzatals eine durchschnittliche Lebenserwartung von circa 50 bis 60 angenommen werden bis genauere Daten zur Verfügung stehen.
Das Hunzatal ist wie die gesamte Region Gilgit und Hunza ein Jodmangelgebiet, weshalb Hunzukuc mit Kropf früher sehr häufig waren [3]. Nach Einführung der Speisesalz-Iodierung ab 1980 sank die Zahl der Hunzukuc mit Kropf von 61% auf weniger als 5% [4].
Ebenfalls vermehrt treten Augenschädigungen wie grauer Star sowie Hautschädigungen wie vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs auf, die auf die UV-Belastung in großer Höhe zurückzuführen sind. Japanische Mediziner haben bei Untersuchungen etliche Fälle von Krebs, Herzkrankheiten und Tuberkulose festgestellt und wenig Hinweise für eine besondere Langlebigkeit der Menschen gefunden. Die Kindersterblichkeit ist mit einer Sterblichkeit von 30 % vor dem 10. Lebensjahr extrem hoch, zehn Prozent der Erwachsenen sterben vor dem 40. Lebensjahr.
Die Depression bei Frauen ist laut einer pakistanischen Untersuchung im Gilgit-Gebiet ungewöhnlich hoch [5]
Fehlende Geburtsregister in der Vergangenheit, sowie der hohe soziale Status der alten Menschen haben unter anderem dazu geführt, dass der anekdotenhafte Mythos der Langlebigkeit der Hunzukuc entstehen konnte. Eine vorschnelle Hautalterung, wie sie bei Bewohnern im Hochgebirge oder Seeleuten bekannt ist, lässt diese Menschen älter erscheinen als sie sind.
Quellennachweise
- ↑ http://biblelife.org/Hunza%20-%20Lost%20Kingdom%20of%20the%20Himalayas.pdf
- ↑ http://biblelife.org/Hunza%20-%20Lost%20Kingdom%20of%20the%20Himalayas%20Pictures.pdf
- ↑ Chapman JA, Grant IS, Taylor G, Mahmud K, Mulk SU, Shahid MA. Endemic goitre in the Gilgit Agency, West Pakistan with an appendix on dermatoglyphics and taste-testing. In: Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci. 1972 März 23;263(856):459-90
- ↑ Ali A, Khan MM, Malik ZU, Charania BA, Bhojani FA, Baig SM. Impact of the long term supply of iodized salt to the endemic goitre area. J Pak Med Assoc. Juni 1992;42(6):138-40
- ↑ Dodani S, Zuberi RW. - Family Medicine Division, Depatment of Community Health Sciences, Aga Khan University, Karachi. Center-based prevalence of anxiety and depression in women of the northern areas of Pakistan. J Pak Med Assoc. 2000 Mai;50(5):138-40. Berichtet wird über eine Prävalenz der Depression bei Frauen von 50%...it was found that 50% of the women had anxiety and/or depression; 25% suffered only from anxiety, 8% from depression and 17% had features of both. CONCLUSION: This study supports the previous studies of stress in remote areas and also contradicts the belief that people who live in the remote rural areas lead stress-free lives or have low rates of psychiatric morbidity (JPMA 50:138, 2000)