Anti-Krebssalbe

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Vorher/Nachher-Bilder einer Krebssalbenanwendung[1]
Anwendung bei Brustkrebs

Anti-Krebssalben (Schwarzsalbe oder Schwarze Salbe, englisch Cancer Salve, Escharotics, black salves) sind Salben, denen von ihren Befürwortern im alternativmedizinischen Bereich heilende Wirkungen bei Hautkrebs nachgesagt werden. Derartige Salben sollen direkt auf einen Hauttumor aufgebracht werden und diesen durch eine hautzerstörende Wirkung vernichten. Folgen der Anwendung derartiger, nicht zugelassener Salben können ausgedehnte Hautdefekte und Narben sein, während ein Hauttumor in der Tiefe weiter wachsen kann. Aus den USA sind mehrere Patienten bekannt, die durch derartige Salbe schwerste Verstümmelungen im Gesichtsbereich erlitten haben.

Von einigen ganz wenigen wissenschaftlich anerkannten analogen Präparaten abgesehen sind derartige Salben bestenfalls wirkungslos und haben auch keine Zulassung als Arzneimittel. Vermarkter und Anwender behaupten häufig, dass derartige Salben selektiv nur Krebszellen schädigten und die "Zugsalbe" im Laufe der Behandlung die Krebszellen quasi aus dem Körper herausziehen könne.

Krebssalben waren im 18. und 19. Jahrhundert verbreitet und wurden auch gegen andere Hauterkrankungen wie Herpes simplex-Infektionen eingesetzt.

Wirkstoffe

  • Zinkchlorid, eine aggressiver Stoff, der zu Hautschäden und bei wiederholter Anwendung unspezifisch zum Absterben der Haut führt
  • Kanadischer Blutwurz (Sanguinaria canadensis), eine in Nordamerika beheimatete Pflanze
  • DMSO

Vermarktung und Produkte

In Deutschland wird die Methode beispielsweise von dem bayerischen Homöopathen Leonhard Wecker[2], von der Heilpraktikerin Heike Otten aus Dattenberg in Rheinland-Pfalz[3][4] und von Ralf Kollinger[5] beworben. Propagiert wird das Mittel unter der Bezeichnung black salve - Schwarzsalbe außerdem vom Verein Menschen gegen Krebs, ferner von Befürwortern des Scharlatanieriepräparats Miracle Mineral Supplement (MMS), so im Jim-Humble-Verlag.[6]

Laut Leonhard Wecker sei in den USA die letzte Klinik, die eine Krebssalbe anwendete, in den 1990er Jahren von der Aufsichtsbehörde FDA geschlossen worden, da angeblich die Behandlung "erfolgreich aber archaisch" sei. Nach Angaben von Wecker falle nach etwa 2 Wochen Anwendung "der ganze ehemalige Tumor in einem Stück heraus" und zurück bleibe "ein sauberer, völlig tumorfreier Wundgrund". Außerdem habe es bei dieser Art von Tumortherapie nach seinen Erfahrungen "noch nie einen Versager gegeben". Jeder Tumor, der von außen zugänglich ist, könne "komplett entfernt werden", mit Ausnahme der Achselhöhle. Tastbare Lymphknoten sollen dabei auch regelmäßig kleiner werden, sich erweichen und z.T. völlig verschwinden.[7][8]

Mehrere Vermarkter von Ant-Krebs-Salben wurden in den USA zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Cansema

Bekannteste Anti-Krebssalbe ist das Zinkchlorid-haltige Produkt Cansema. Cansema wurde von der US-amerikanischen Behörde FDA verboten und wird deshalb von den Bahamas aus von der Firma Alpha Omega Labs verkauft. In der Werbung für das Produkt gibt Alpha Omega dabei eine Art 100% Erfolgsgarantie. Wenn sich keine Heilung einstelle, könne der Patient das Geld zurückerhalten. Zitat: "If instructions are followed, Alpha Omega Labs guarantee 100% success in the removal of dermal or epidermal malignant lesions - regardless of type, size or variety [...] or the treatment is free and payment is refunded."

Cansema wurde von dem Medizinlaien Walter Last kritiklos im NEXUS Magazin beworben.[9] Ebenfalls völlig unkritisch wird Cansema von der Laiin Jasmuheen in ihrem Buch Harmonische Heilung und der Weg der Unsterblichen[10] beworben. Zitiert wird dort die absurde Behauptung, dass die Salbe durch die Haut in die Tiefe dringen könne, um Krebszellen bei Brustkrebs zu zerstören.

Bekannt gewordene Zwischenfälle

Fall R. Conrad

2002 erschien in der Fachzeitschrift Archives of Dermatology ein Bericht über vier Patienten mit einem Basaliom, die sich mit einer derartigen Salbe selbst behandelten, anstatt sich einer herkömmlichen Therapie zu unterziehen.[11] Beim ersten Patienten kam es zwar zu einer Entfernung des sichtbaren Tumoranteils, eine Biopsie stellte jedoch fest, dass weiterhin Krebszellen in der Tiefe zu finden waren. Der zweite Patient konnte seinen Tumor selbst entfernen, musste aber wegen der Hautdefekte später chirurgisch behandelt werden. Ein dritter Patient hatte sich nach chirurgischen Eingriffen durch einen Kräuterkundler behandeln lassen und die Behandlung hinterließ große Schwellungen der Haut. Der vierte Patient hatte zu Beginn seiner Krebserkrankung einen Eingriff verweigert und sich jahrelang mit einer Salbe behandelt, bis der Krebs sich über Nase, Lippen und Wangen ausgebreitet hatte.

Eine Patientin namens Ruth Conrad aus dem US-Bundesstaat Idaho ließ sich 1984 von einem Laien mit einer "black salve" im Gesicht behandeln, deren Zusammensetzung der Anwender selbst nicht genau kannte. Es kam zu schmerzhaften und ausgedehnten Hautdefekten, die 17 chirurgische Eingriffe erforderten (siehe Bild rechts).

In einem Artikel im Medical Journal of Australia sowie in der australischen Tagespresse wurde über einen 55-jährigen Patienten berichtet, der sich Schwarze Salbe auf seine Schläfe gerieben hatte, zur vermeintlichen Therapie von Krebs. Nach vier Monaten hatte die wirkungslose und nicht zugelassene Salbe ein mehr als 2 cm großes Hautareal in eine Art Loch verwandelt, sodass er potente Schmerzmittel einnehmen musste. Die notwende medizinische Behandlung zog sich wegen der schweren Hautschädigung dann weitere drei Monate hin.[12][13]

In der ARD-Sendung Kontraste vom 5. Juni 2014 wurde von einem Hautkrebspatienten berichtet, dessen Tumor durch eine Operation hätte entfernt werden können. Statt dessen bekam er von seiner Frau über ein halbes Jahr lang Schwarze Salbe aufgetragen. Diese Salbe hat sich ins Gehirn hinein gefressen und letztendlich zum Tod des Patienten geführt. Bei einer weiteren Patientin mit Brustkrebs, wo die Salbe aufgetragen wurde, wurde behauptet, dass jetzt der Krebs "herauskommt". Die Patientin kam zu dem Arzt mit einem riesigen, eiternden, blutenden und sehr schmerzhaften Tumor, der innerhalb eines Zeitraumes von eineinhalb Jahren auf diese Größe gewachsen war und Metastasen gebildet hat. Das heißt, die Patientin hat hier ihre Heilungschance vertan.[4]

Literatur

Weblinks

Quellennachweise

  1. Fall der Patientin Gail Bumpus aus Florida, Bericht bei Quackwatch
  2. www.lwecker.com/pageID_5085729.html
  3. Seminar der Heilpraktikerin Heike Otten auf einer Veranstaltung der "BeTeWi-Akademie" der Wirtschaftswissenschaftlerin Katharina Friedrich
  4. 4,0 4,1 Ätzende Alternativmedizin - Angebliche Wundermittel gefährden Patienten ARD Kontraste, Sendung vom 5. Juni 2014
  5. www.kollinger-partner.de/Krebsbekampfung_mit_pflanzlichen_Salben.pdf
  6. www.jim-humble-verlag.com/schwarze-salbe-das-natuerliche-skapel
  7. www.lwecker.com/pageID_5085729.html
  8. Leonhard_wecker.jpg
  9. www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/ein-ganzheitlicher-ansatz-um-den-krebs-zu-besiegen/5
  10. Jasmuheen/Greve Ellen: Harmonische Heilung und der Weg der UnsterblichenVerleger: Lulu.com, Rechteinhaber: Self Empowerment Academy Pty td
  11. McDaniel S. Goldman GD. Consequences of using escharotic agents as primary treatment for nonmelanoma skin cancer. Archives of Dermatology 138:1593-1596, 2002.
  12. Ong NC and others. Use of unlicensed salve for cutaneous malignancy. Medical Journal of Australia 200:314, 2014
  13. Malm S: Man left with an inch-wide HOLE in his head after using 'quack' ointment to treat skin cancer. Daily Mail, 9. April 2014