Al Bernstein Effekt
Der Al Bernstein Effekt ist ein vom österreichischen Künstler Al Bernstein (geb. 1949) erfundener Begriff. Er beschreibt damit einen vermeintlichen physikalischen Effekt, der es ermögliche, elektrische Energie in Wärmeenergie mit einem Wirkungsgrad von 2 umzusetzen, man erhielte also doppelt so viel Nutzenergie, wie an elektrischer Energie in das System hineingesteckt wird. Das ist physikalisch absurd und würde ein Perpetuum Mobile bedeuten. Gleichwohl versucht Bernstein, der sich auch "Prof. art. hon." Al Bernstein" nennt, elektrische Heizungen zu verkaufen, die nach diesem Prinzip funktionieren sollen.
Der Effekt
Bernstein will im Jahr 2012 entdeckt haben, dass bei einem stromdurchflossenen Leiter mit "Strahlkörper Elementen" die abgegebene Wärmeenergie größer ist als die aufgenommene elektrische Energie.[1] Er behauptet, dass die Strahlungswärme eine zusätzlich verfügbare Wärme sei und spricht von der "bis heute bei der Umwandlung von elektrischer Energie in Wärmeenergie vernachlässigten Strahlungsenergie".
Das ist falsch. Ein elektrischer Widerstand R, der von einem Strom I durchflossen wird, beispielsweise ein Heizdraht, gibt die gesamte aufgenommene elektrische Leistung I2R als Wärmeleistung ab. Dies erfolgt durch Wärmeleitung, durch Konvektion (Übertragung der Wärme an vorbeifließende Luft oder Flüssigkeit) und durch Wärmestrahlung. Die Strahlung spielt allerdings erst bei relativ hohen Temperaturen von einigen hundert Grad eine praktische Rolle (siehe hierzu auch die Artikel Ferninfrarot-Therapie und China-Lampe).
Laut Bernstein basiere der behauptete Energiezuwachs "auf dem Niveau der Quantenstrahlung mit restloser Umwandlung der gesamten Intensität der Strahlung durch Strahlkörper in Wärmeenergie". Derartige scheinwissenschaftliche Aussagen ergänzt er durch physikalisch und mathematisch nicht sinnvolle Gleichungen. So sei der Wirkungsgrad ηAB des Al-Bernstein-Effekts sei gegeben durch
- ηAB = 1 + Eth + εΦs,
wobei der letzte Term in dieser Gleichung die Strahlungsenergie sei.
Unklar bleibt, was die Besonderheit der "Strahlkörper" ausmachen soll. Ein 2006 von Bernstein vorgestelltem Vorläufer mit der Bezeichnung "Heizzellenleiter"[2] besteht aus Abschnitten von wendel-, zickzackförmig gebogenem Heizdraht, die durch normales Kabel verbunden sind. Bereits zu dieser Erfindung schrieb er, dass der Heizzellenleiter "aufgrund seiner Zusammensetzung, im Verhältnis zur erbrachten Leistung, den Energieverbrauch halbiert".[3] Auch aus späteren Patenanmeldungen[4][5][6][7] geht nicht hervor, dass die manchmal auch "Energieträgerzellen" genannten Strahlkörper etwas anderes sind als gewöhnliche Heizdrähte o.ä., die in Hüllen aus Metall oder anderen Materialien eingebettet sind. Eine 2014 veröffentlichte Patentanmeldung beispielsweise betrifft eine rohrförmige Umhüllung eines Heizdrahtes aus Metall.[7] Diese röhrenförmigen Strahlkörper würden "auf die Temperatur des Heizwiderstands aufgeheizt, ohne dafür zusätzliche Energie zu verbrauchen". Die Heizleistung des Heizwiderstands würde nun von den Strahlkörpern "unterstützt, wodurch die Gesamtheizleistung des Strahlkörperelements die Gesamtheizleistung des Strahlkörperelements vervielfacht" werde.
Bernstein präsentiert auch Messungen, die seine Behauptungen belegen sollen.[8]
Vermarktung
Für den Handel mit elektrischen Heizungen, die nach seinem Prinzip arbeiten sollen, hat Bernstein die Firma Al Bernstein Industries Ltd. gegründet, mit Sitz an einer typischen Ltd-Sammeladresse in England.[9] Als Vertretung in Deutschland wird die Jugendbuchautorin Jenny Roger (andere Schreibweise: Jenny Rœger) aus Günzburg in Bayern genannt. In einigen von Bernsteins Patentanmeldungen ist Rogers Anschrift angegeben. Laut seiner Webseite ist Bernstein auf der Suche nach Fachbetrieben als Kooperationspartner.[10] Verkauft werden sollen anscheinend Radiatoren und Fußbodenheizungen. Seit 2010 ist AL BERNSTEIN in einigen Ländern eine eingetragene Wortmarke.
Quellen
- ↑ http://www.al-bernstein.co.uk/pdf/al%20bernstein_funktion.pdf ("Dokumentation zur Markteinführung 2013")
- ↑ DE 102006014027 B3: Elektrischer Heizzellenleiter. Anmelder/Erfinder: Bernstein, Al, Prof.art.h., 89312 Günzburg, DE. Anmeldetag: 27. März 2006. Patent erteilt: 15. November 2007
- ↑ ELEKTRISCHER HEIZZELLENLEITER UND SEINE VERWENDUNG (ELECTRICAL HEATING CELL CONDUCTOR AND ITS USE). Anmelder/Inhaber/Erfinder: BERNSTEIN AL, AT. Anmeldedatum: 27. März 2006 (Patentverfahren erloschen)
- ↑ WO 2010025750A 2: ELEKTRISCHER HEIZZELLENLEITER MIT ENERGIETRÄGERZELLEN UND NIEDRIG-CO2 ANWENDUNGEN (ELECTRIC HEATING CELL CONDUCTOR HAVING ENERGY CARRIER CELLS AND LOW-CO2 APPLICATIONS). Anmelder/Inhaber/Erfinder: BERNSTEIN AL, AT. Anmeldedatum: 4. September 2008
- ↑ WO 2012146219 A1: ENERGIESPARHEIZKÖRPER MIT ELEKTRISCHEN ENERGIETRÄGERZELLEN SOWIE VERFAHREN ZU DESSEN HERSTELLUNG (ENERGY-SAVING RADIATOR COMPRISING ELECTRIC ENERGY-STORING CELLS, AND METHOD FOR PRODUCING SAME). Anmelder/Inhaber/Erfinder: BERNSTEIN AL, DE. Anmeldedatum: 23.04.2011
- ↑ WO 2013156009 A1: RADIATOR. Anmelder/Inhaber/Erfinder: BERNSTEIN AL, DE. Anmeldedatum: 18. April 2012
- ↑ 7,0 7,1 WO 2014015883 A1: STRAHLKÖRPERELEMENT MIT MULTIPLEN HEIZZONEN (RADIATOR ELEMENT HAVING MULTIPLE HEATING ZONES). Anmelder/Inhaber/Erfinder: BERNSTEIN AL, DE. Anmeldedatum: 24. Juli 2012
- ↑ http://www.al-bernstein.co.uk/pdf/al%20bernstein-effekt.pdf Version vom 21. Juli 2013
- ↑ Al Bernstein Industries Ltd., 1A Pope Street London, SE1 3PR United Kingdom
- ↑ http://www.al-bernstein.co.uk/autogerm.html Aufruf am 8. März 2014