Thymosand

Aus Psiram
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Hademar Bankhofer und Stefan H. von Hausen, Geschäftsführer der Sanorell GmbH & Co. KG (Bild: "Immunplus", Heft 32[1])

ThymOsand ist der Name eines alternativmedizinischen Präparates, das Peptide (Proteine / Eiweisse) von tierischen Thymusgewebe (Bries) enthalten soll und zu einer "Verbesserung der Immunabwehr" beitragen sollen und Krankheiten wie z. B. Allergien heilen oder lindern. Auch soll laut Werbung das Präparat Hautfalten glätten können und sei zum Anti-Aging geeignet. Die entsprechende Therapie aus dem Bereich der so genannten Frischzellentherapien wird auch Thymosandtherapie genannt.

ThymOsand wird von der Pharmafirma Sanorell aus Bühl (Baden)[2] hergestellt, die auch seit 1983 die Rechte an der Wortmarke hat.[3] Angewandt wird die Thymosandtherapie von der Privatklinik Schwarzwald MedicalResort Obertal im deutschen Baiersbronn-Obertal[4], wo die Methode 1976 von Hermann Geesing (geb. 1919) erfunden wurde. Seit Februar 2013 ist das Schwarzwald MedicalResort Obertal laut "Schwarzwälder Bote" in der Insolvenz.[5] Offenbar ist ThymOsand in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen und wird an dieser Klinik im Rahmen der in Deutschland rechtlich möglichen Ausnahme des individuellen Heilversuchs (Compassionate Use) angewandt. Offenbar aus diesem Grund wird von der Klinik auch behauptet, dass das Mittel als Rezeptur dort selbst hergestellt wird.

Zu ThymOsand und der Thymosandtherapie existieren aktuell (2013) keinerlei wissenschaftliche Studienergebnisse, die die Unbedenklichkeit oder einen Nutzen für Patienten nachweisen.[6][7] Erwähnung findet ThymOsand nur mit einem Wort in einer Übersichtsarbeit über "Unkonventionelle, alternative Therapieverfahren in der Onkologie" aus dem Jahre 1998[8] sowie im Buch "Krebs und Alternativmedizin II" im Springer Verlag.[9] Stattdessen finden sich häufige Nennungen des Mittels in Veröffentlichungen des österreichischen Autors und Medizinlaien Hademar Bankhofer, dem in der Vergangenheit Schleichwerbung (unter anderem für Esoterikprodukte und "Klosterfrau Melissengeist") vorgeworfen wurde, und der deshalb vom deutschen WDR entlassen wurde.

Methode Thymosandtherapie

Bei der Thymosandtherapie werden wässrige Aufschwemmungen von tierischem Thymusgewebe injiziert. Nach Angaben aus einem an Laien gerichteten Buchs des österreichischen Buchautors und Werbeexperten Hademar Bankhofer mit dem Titel "Katzenfell & Ziegenmilch"[10] soll es sich um Thmusextrakte von Kälbern handeln, die aus "biologischem Landbau" stammen sollen. Demnach würden den Patienten zunächst 20 intramuskuläre Injektionen mit je 1-5 ml ThymOsand gespritzt werden. Nach sechs Monaten wären weitere fünf Injektionen nötig. Der Hersteller spricht im Zusammenhang mit ThymOsand auch von Thymuspeptiden die injiziert würden. Die zwangsläufig bei allen Injektionen und Infusionen von Fremdeiweiß einsetzende Abwehr-Immunreaktion des Körpers wird vom ThymOsand-Hersteller als "Stärkung des Immunsystems" und "Harmonisierung der körpereigenen Abwehrmechanismen" umgedeutet: "Verabreichte Thymosand-Peptide stärken das Immunsystem und harmonisieren körpereigene Abwehrmechanismen."

Mögliche unerwünschte Wirkungen

Glaubt man anonym verfassten Erfahrungsberichten (die für Psiram nicht nachprüfbar sind), so kam es in der Vergangenheit zu erheblichen Nebenwirkungen nach einer ThymOsand-Anwendung. Ein Patient berichtet über eine "Nesselsucht mit Hausausschlägen, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und einem höllischen Juckreiz am ganzen Körper."[11]

Literatur ohne wissenschaftlichen Anspruch

  • Hademar Bankhofer: "Professor Hademar Bankhofers Großes Gesundheitsbuch für das ganze Jahr"
  • Hademar Bankhofer: "Katzenhaar & Ziegenmilch" (zuvor "Katzenhaar & Stutenmilch"), VBV Vital-Buchverlag, Wien
  • Hademar Bankhofer: "Fit durchs Jahr mit Hademar: Tag für Tag fit und gesund bleiben", Südwest ebooks, 2009

Quellennachweise

  1. http://www.schwarzwald-medicalresort.de/cms/upload/immunplus/ImmunPlus32_080411_BLRZ_X.pdf
  2. Sanorell Pharma GmbH & Co KG, Hurststraße 31, D-77815 Bühl
    www.sanorell.de
    Geschäftsführer: Stefan H. von Hausen
  3. Wortmarke: Thymosand. Inhaber: sanorell pharma GmbH & Co. Status: Marke eingetragen. Aktenzeichen: DE1060276. Anmeldetag: 01.09.1983
  4. Schwarzwald MedicalResort Obertal, Privatklinik für Innere Medizin, Orthopädie und Naturheilverfahren, Rechtmurgstraße 27, D-72270 Baiersbronn-Obertal
    www.schwarzwald-medicalresort.de
  5. http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.baiersbronn-medicalresort-stellt-insolvenzantrag.5445caeb-72b5-4eaa-8d8e-715e4b129eb8.html
  6. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=%22Thymosand%22
  7. http://scholar.google.de/scholar?hl=de&q=%22thymosand%22&btnG=&lr=#
  8. G. Kaiser, S. Birkmann, G. Büschel, M. Horneber, H. Kappauf, W. M. Gallmeier: "Unkonventionelle, alternative Therapieverfahren in der Onkologie", Der Internist, November 1998, Volume 39, Issue 11, pp 1159-1167
  9. Jungi, Walter F.; Senn, Hans-Jörg (Hrsg.), "Krebs und Alternativmedizin II", 1990, Springer. Kapitel K. Schumacher: "Effekte von Thymusextrakten in der Behandlung maligner Erkrankungen", Seiten 148-160
  10. Hademar Bankhofer: "Katzenhaar & Ziegenmilch" (zuvor "Katzenhaar & Stutenmilch"), VBV Vital-Buchverlag, Wien
    Volltext
  11. http://www.esando.de/baiersbronn-p16246/schwarzwald-medicalresort-obertal-f1860/