Junge Erde
Das Konzept der Jungen Erde ist eine Form des Kreationismus. Vertreter dieser Ansicht (Junge-Erde-Kreationisten genannt), meist evangelikale Christen, sind davon überzeugt, dass die Erde nur wenige (höchstens 10.000 Jahre) tausend Jahre alt sei (nach dem irischen anglikanischen Bischof James Ussher erschuf Gott die Welt am 22. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung), direkt von einem Schöpfer geschaffen wurde und Ereignisse wie die Sintflut tatsächlich stattgefunden haben sollen.
Dabei wird das 1. Buch Mose als wahrheitsgetreuer Bericht angenommen, nach welchem das gesamte Weltall und alles Leben auf der Erde von einem Schöpfer innerhalb von 6 Tagen in Form von Grundtypen geschaffen worden seien. Man vermutet, dass die biblische Schöpfungsgeschichte eine Umarbeitung einer älteren Geschichte aus Babylonien ist, in der die Schöpfung aber über acht Tage verteilt war. Ebenso wird die biblische Sintflut als reales Ereignis angenommen. Einige Vertreter datieren den Beginn der Sintflut mit dem 17. Februar 1307 nach der Schöpfung.
Demnach ist für Vertreter des Junge-Erde-Kreationismus auch die heutige Gestalt der Erdoberfläche (z.B. Verteilung von Ozeanen, Entstehung Gebirgen und Erosionstälern) kein Ergebnis lang andauernder geologischer Prozesse, sondern Folge von Katastrophen, wie etwa der Sintflut (Katastrophismus).
Trotz eifriger Beweissuche ist es den Vertretern dieser Hypothese nicht gelungen, die vor allem aus der Geologie stammenden Widerlegungen der Jungen-Erde-Hypothese zu entkräften. Das sind vor allem radiometrische Altersbestimmungen von Gesteinen, die nach Erdzeitaltern geordnete Folge der Gesteinsschichten und damit korrespondierend der Fossilfunde, deren zufolge die ursprünglichsten Entwicklungsformen der Lebewesen zugleich auch die geologisch ältesten sind.
Es existiert kein einziger wissenschaftlicher Beleg dafür, dass sich die biblische Sintflut ereignete.
Neben vielen ungeklärten Fragen wie z.B.
- Herkunft und Verbleib der immensen Wassermengen,
- Absterben aller Meeresorganismen bei einem solch großen Süßwassereintrag,
- Eutrophierung [Nährstoffanreicherung] der Meere durch Einschwemmen terrestrischer Böden, Tierleichen und abgestorbener Pflanzen,
- Probleme mit der Wiederbesiedlung der Erde mit nur einem Paar von jeder Art,
- Nahrungsmangel sowohl bei Fleisch- als auch bei Pflanzenfressern,
- Schicksal der Landpflanzen und Pilze,
müssten auch die Fossilien in chaotischer Weise abgelagert sein und nicht geordnet in unterschiedlich alten geologischen Formationen.
Theologischer Hintergrund der Sintflut ist das sündenhafte Verhalten des Menschen und wohl auch der Tiere, während sich die Fische und die restlichen Meeresbewohner gottgetreu verhielten, wie Georges Cuvier lakonisch mutmaßte. Dazu kommt, dass sich im alten Testament zwei verschiedene, sich gegenseitig widersprechende Sintflutgeschichten finden. In der älteren regnete es 40 Tage lang (1. Mose 7,4), in der jüngeren steigt das Wasser, das sich sowohl aus dem Abgrund erhebt als auch vom Himmel niederprasselt, 150 Tage lang (1. Mose 7,24 und 8,3). In der älteren Geschichte bleibt Noah nur etwas mehr als 60 Tage in der Arche (1. Mose 8,6-12), in der jüngeren ein ganzes Jahr. In dieser hat die Flut ein viel größeres Ausma, und das Wasser steigt bis 15 Ellen über die höchsten Berge (1. Mose 19-20).
Der Junge-Erde-Kreationismus widerspricht der Evolutionstheorie und vielen Erkenntnissen anderer Wissenschaften wie Physik, Chemie, Astronomie, Paläontologie und Geologie. Die Ergebnisse physikalisch-chemischer Datierungen (z.B. Radio-Karbon-Methode) werden als unzuverlässig abgelehnt, das damit ermittelte Alter von Fossilien als falsch bezeichnet.
Veröffentlichungen zur Jungen-Erde-Hypothese kommen im deutschsprachigen Raum vor allem aus dem "Wort-und-Wissen"-Verlag.[1]