Publication Bias
Der Publication Bias, zu deutsch Publikationsbias, ist ein Phänomen im Bereich der wissenschaftlichen Publizistik und bezeichnet das bevorzugte Veröffentlichen von Arbeiten und Studien, die zu "positiven" oder auch nur zu signifikanten Ergebnissen gekommen sind. Aufgrund dieses Effektes kommt es zu einer Verzerrung der gesamten Studienlage. Artikel mit positiven Ergebnissen sind leichter zu publizieren als solche mit "negativen", also nicht-signifikanten Ergebnissen.
Auch kann beobachtet werden, dass bestimmte Autoren, die in Studien zu einem Ergebnis gekommen sind, die ihren eigenen Vorstellungen widersprechen, die entsprechende Arbeit nicht veröffentlichen und sie sozusagen "in einer Schublade" verschwinden lassen.
Belegt ist, dass insgesamt mehr Arbeiten mit positiven Ergebnissen veröffentlicht werden. Dies trifft insbesondere auch auf Arbeiten aus dem alternativmedizinischen und naturheilkundlichen Bereich zu.
Aus den genannten Gründen verlangen mittlerweile einige medizinische Fachzeitschriften, dass alle durchgeführten Studien vorher bekannt gemacht werden müssen. Nur solche im Voraus publik gemachte Studien werden dann gegebenenfalls zur Publikation angenommen. Dies soll neben anderen Aspekten einen Überblick über die zum Thema durchgeführten Studien ermöglichen, um den Publikationsbias zumindest abschätzen zu können.
Darüber hinaus gibt es bereits Fachzeitschriften (vorrangig im Internet, s.u.), die gezielt Studien mit "negativem", d.h. im Sinne der Fragestellung nicht signifikanten Ergebnissen publizieren. Auch die Cochrane Collaboration ist an solchen Ergebnissen sehr interessiert, um sie in ihre Analysen zu den Standards in der Medizin verwenden zu können.
Beispiel: publication bias in der PSI-Forschung
Ein Beispiel für einen Fall eines publication bias war die Unmöglichkeit von Forschern, eine gescheiterte Replikation einer publizierten Studie zu einem hypothetischen PSI-Effekt des Professor emeritus an der Cornell University, Daryl Bem in einem peer-reviewten Journal zu veröffentlichen. Daryl Bem hatte behauptet, dass Präkognition, also die behauptete Fähigkeit, die Zukunft vorsagen zu können, existiert. Mit seinen Experimenten an 1.000 Versuchspersonen wollte er gezeigt haben, dass diese besser bei Tests abschnitten, wenn sie im Nachhinein “übten”. Autor Bem konnte seine Studie 2011 im peer-reviewten Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichen.[1] Bem ermutigte ausdrücklich Fachkollegen seine Studie mit gleicher Methodik zu wiederholen: ..Issues of Replication - Replication packages are available on request for Macintosh and Windows-based computers to encourage and facilitate replication of the experiments reported here. I suspect that the experiments on retroactive priming and retroactive facilitation of recall will be the easiest to replicate successfully..
Tatsächlich wurde das Experiment von Bem wiederholt, diesmal jedoch konnte der von Bem unterstellte und beobachtete parapsychologische Effekt nicht nachgewiesen werden. Die Wiederholbarkeit ist eines der Hauptkriterien wissenschaftlicher Experimente und der wissenschaftlichen Forschung. Die widerlegende Arbeit wurde ebenfalls beim Journal of Personality and Social Psychology – dem Journal, das auch Bem publiziert hatte – eingereicht, aber abgelehnt, da es “nur” eine Replikation eines Experiments sei. Einer der beteiligten ablehnenden reviewer war Bem selbst. Auch in anderen Journalen gelang es den Autoren nicht die arbeit zu veröffentlichen. Zitat: ..There’s a real problem with finding shocking findings and then not being interested in publishing replications.. Den Autoren blieb nur den Weg einer Veröffentlichung in einem nicht peer-reviewten Journal, beim Open Access Journal PLoS ONE.
Weblinks
Quellennachweise
- ↑ Daryl J. Bem, Feeling the Future: Experimental Evidence for Anomalous Retroactive Influences on Cognition and Affect, Journal of Personality and Social Psychology, (2011) 100, 407-425 Volltext online