Ferninfrarot-Therapie

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
FIR HotHouse. Bild: Miracle, Guangzhou, China
"FIR-Bett". Bild: Xin Bao Beauty Equipment, Foshan, China
Lampenförmiges "Far Infrared Physiatric Device". Bild: Chao Pao Trading Co., Taipei, Taiwan
Strahlungsspektren mäßig warmer Oberflächen nach dem Planckschen Strahlungsgesetz

Mit dem Begriff Ferninfrarot-Therapie oder FIR-Therapie werden in der Alternativmedizin Wärmebehandlungen und bestimmte Geräte dafür beworben. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Behandlung mit Wärmestrahlern und ähnlichem ist in einer pseudowissenschaftlichen Argumentation der Anbieter zu sehen.

Indikationen

Die FIR-Therapie wird zur Behandlung von Schmerzen beworben, dies ist auch die hauptsächliche Anwendung von herkömmlicher Wärmetherapie. Es wird aber auch eine Wirksamkeit bei Wechseljahresbeschwerden, stressbedingten Beschwerden, Chronischem Erschöpfungssyndrom (CFS), leichten Depressionen, Asthma, Geschwüren, Hämorrhoiden und Zysten, Krebs, Diabetes und Hepatitis behauptet. FIR-Therapie senke den Blutdruck, verbessere die Mikrozirkulation, das Kurzzeitgedächtnis und bewirke eine schönere Haut. Die meisten Anbieter heben hervor, dass sie besonders für das in der Alternativmedizin beliebte Konzept des "Entgiftens" und "Entschlackens" geeignet sei.

Behauptungen zu Ferninfrarot

Der Begriff "Ferninfrarot" ist irreführend, denn mit "fernem Infrarot" wird üblicherweise elektromagnetische Strahlung mit Wellenlängen zwischen 50 µm und 1 mm bezeichnet. Von Anbietern von FIR-Geräten werden dagegen Wellenlängen von 8 bis 10 µm oder 6 bis 14 µm genannt. Dies ist der Bereich ganz normaler Wärmestrahlung; bei einer 50 °C warmen Oberfläche beispielsweise liegt das Maximum der Abstrahlung bei 9 µm.[1] Häufig heißt es, die Strahlung sei auf den genannten Wellenlängenbereich beschränkt. Das ist aber mit einfachen Wärmestrahlern, wie sie die angebotenen Geräte darstellen, nicht möglich.

Betont wird, dass die medizinische positive Wirkung mit den besonderen Eigenschaften der Ferninfrarot-Strahlen zusammenhänge, die besonders tief in das Gewebe eindringen würden. Manchmal finden sich auch konkrete Angaben wie "1 1/2 inch" (etwa 4 cm) oder "Ferninfrarotstrahlen dringen durch die Haut 4-5 cm in den Körper ein".[2] Solche Aussagen sind irreführend. Strahlung im genannten Wellenlängenbereich dringt nur sehr wenig in die Haut ein (unter 1 mm). Es findet eine Erwärmung der Körperoberfläche statt, die sich durch Wärmeleitung in tiefere Schichten ausbreitet. Ein Unterschied der angebotenen FIR-Geräte etwa zu gewöhnlichen Heizlampen kann darin gesehen werden, dass die Oberflächen kälter sind (also auch nicht glühen), weshalb sie aber größer ausgeführt und näher an den Körper herangeführt werden müssen.

Die besondere therapeutische Wirkung von FIR-Strahlen sei mittels Dunkelfeldmikroskopie anhand einer unterschiedlichen Geldrollenbildung im Blut von Patienten nachweisbar.[3] Auch sonst wird von den Befürwortern pseudowissenschaftlich argumentiert, etwa mit Modevokabeln wie "Resonanz" oder mit angeblich existierenden "Wassermolekül-Clustern" (ein bei Pseudomedizinern beliebtes Erklärungsmodell). Einige Beispiele:

  • Das HTE HotHouse™ erzeugt nur Wärmestrahlen mit einer Wellenlänge von 8-10 Mikrometer. Das Besondere an dieser Wellenlänge von 8-10 µm liegt in der Resonanz mit der Wärmestrahlung des menschlichen Körpers, die ebenfalls eine Wellenfrequenz von 8-10 µm besitzt.[2]
  • Durch die "resonante Absorption" der Ferninfrarotstrahlen durch die Zellen, enstehen Vibrations- und Rotationseffekte auf molekularer Ebene[2]
  • Fern Infrarot Strahlen haben in dem Bereich von 6 bis 14 Mikrometern die größte Resonanz zu Wasser und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Bildung und dem Wachstum von lebenden Organismen. Sie werden daher auch als Vital-Strahlen bezeichnet. Fern Infrarot Strahlen werden nicht nur von der Sonne, sondern auch von lebenden Organismen produziert. So nutzen beispielsweise Hühner und andere Vögel ihre eigene Infrarot Wärme, um ihre Eier auszubrüten.[4]
  • Treffen jedoch Ferninfrarotstrahlen mit der körperäquivalenten Frequenz von 8-10 Mikrometer auf solch einen Wassermolekül-Cluster, welcher belastet ist, entsteht eine Resonanz, der Wassermolekül-Cluster fängt an zu schwingen … Der Wassermolekül-Cluster bricht auf und die eingekapselten Gase und andere toxische Substanzen werden befreit und können auf natürliche Weise ausgeschieden werden.[3]

Produkte

FIR-Geräte werden von Firmen vertrieben, die mit pseudomedizinischen Erzeugnissen handeln, sowie von Anbietern von Wellnessprodukten und von Saunaausstattung. Typisch sind kuppelförmige Strahler, die über dem zu bestrahlenden Körperteil platziert werden. Es gibt aber auch lampenförmige Geräte. Mit dem Begriff Ferninfrarot werden außerdem auch Produkte beworben, die mit Wärmestrahlung wenig oder nichts zu tun haben, wie Schwitzkabinen und elektrische Heizdecken.

Quellen

  1. Das abgestrahlte Spektrum kann näherungsweise aus der Temperatur berechnet werden, siehe die Diagramme im Wikipedia-Artikel zum Planckschen Strahlungsgesetz). Sie gelten für die Strahlung des sog. schwarzen Körpers oder schwarzen Strahlers, einem idealisierten physikalischen Modell. Reale Körper haben stets eine geringere Abstrahlung als der schwarze Körper. Die Wellenlänge, bei der die Abstrahlung maximal ist, hängt davon ab, ob man die abgestrahlte Leistung je Frequenzintervall (Einheit (W/m²)/Hz) oder je Wellenlängenintervall (Einheit z.B. (W/m²)/µm) betrachtet. In der "Frequenzdarstellung" ist das Maximum gegenüber der "Wellenlängendarstellung" um den Faktor 1,76 zu größeren Wellenlängen verschoben; ein "objektives" Maximum gibt es nicht. Das Beispiel 9 µm bei 50 °C gilt für die "Wellenlängendarstellung".
  2. 2,0 2,1 2,2 www.heilkundeinstitut.at (Werbung für das Gerät "HTE HotHouse" im Web-Shop von Rüdiger Dahlke), Aufruf am 2. Januar 2012
  3. 3,0 3,1 Peter Jennrich: Wärme heilt. Die Wirkung von Ferninfrarot-Strahlen auf den menschlichen Organismus. CoMed 12/2009
  4. http://www.deam.de/news/2003_4q/20031011a.htm (Seite von Peter Grunert, Journalist und Autor von Wie wir uns vergiften: So gefährlich sind Medikamente, Naturheilmittel und Zusatzstoffe wirklich, Trias, 2009)