Encephaloscan

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Elektrosensible Corine Brisbois zeigt ihr "Encephaloscan" als Beweis ihrer Elektrosensibilität. Im Hintergrund ist ihr abgeschirmter Wohnwagen in einem Funklochgebiet zu erkennen. Bild: Fedephoto [2]

Encephaloscan (auch fr. encéphaloscan comparatif, engl. comparative encephaloscan, vergleichender Encephaloscan) ist die Bezeichnung für eine Ultraschalluntersuchung, die im Umfeld mobilfunkkritischer Kreise eingesetzt wird, um eine so genannte Elektrosensibilität nachzuweisen. Die in der wissenschaftlichen Medizin unbekannte Methode wird aktuell (Mai 2011) hauptsächlich in Frankreich eingesetzt.

Fachliteratur zum Thema lässt sich in medizinischen Datenbanken nicht auffinden. Die Medline-Datenbank meldet keine Treffer bei einer Suche nach "encephaloscan".

In Frankreich wird die Methode von einem Professor Dominique Belpomme[1][2] an der clinique Alleray-Labrouste (Paris) und dem Pariser Radiologen Philippe Lebar[3] für 210 Euro (plus Beratung für 100 Euro) durchgeführt, die Kosten werden von den Kassen nicht übernommen. Belpomme ist auch bekannt dafür, medizinische Gutachten zu fertigen, die entsprechenden Patienten eine Elektrosensibilität attestiert. Dies trotz des wissenschaftlich ungeklärten Status zur Existenz einer möglichen Elektrosensiiliät. Wie Belpomme-Patienten in Internet-Blogs und Foren melden, werden zur Behandlung der angenommenen Elektrosensibilität Vitamine und weitere Mittel wie Ginkgo biloba-Präparate, Omega-3-Fettsäuren oder Antihistaminika verschrieben. Da mobilfunkkritische Praxisbesucher angeblich HF-Feldstärken von 3 V/m im Warteraum bei Belpomme gemessen haben wollen, wird entsprechend im Internet dazu geraten, sich möglichst pünktlich zum Termin einzustellen.

Methode

Encephaloscan eines angeblich elektrosensiblen "Philippe"
Encephaloscan von "Philippe" nach einem angeblich dreimonatigem Aufenthalt in einem Wohnwagen in einem Funkloch-Waldgebiet "forêt de Saoû"

Zur Methode liegen nur ungenaue Angaben vor. Demnach soll es sich um eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) nach dem Doppler-Verfahren handeln (Tomosphygmographie Cérébrale Ultrasonore - TSCU). Die mit 2 MHz ausgeführte Untersuchung soll die durch die Herztätigkeit auftretenden Druckschwankungen des Blutflusses im Bereich des Halses getrennt in beiden Körperhälften erfassen. Aufgesetzt werden soll der Schallkopf oberhalb des Ohres, senkrecht zur Sagitalebene[4]. Gesucht wird dabei nach einer Hypo- oder Hyperpulsatilität (fr. hyperpulsatilité, hypopulsatilité), die nach Ansicht der Befürworter der Methode mit einer "Elektrosensibiltät" oder aber auch der Disposition zur Migräne korrelieren soll.

Auf vorgefertigten schematisierten Hirnquerschnitten werden nach der etwa 5 Minuten dauernden Untersuchung vertikale farbig markierte Säulen eingezeichnet, die das Untersuchungsergebniss des arteriellen Flusses darstellen sollen. Zusätzlich werden Zahlenwerte errechnet. Rote und orange eingefärbte Bereiche würden demnach eine ausreichende Durchblutung anzeigen, während in gelben oder blauen Regionen die Durchblutung nicht ausreichend sei.

Dominique Belpomme und ARTAC

Dominique Belpomme
anonymisiertes Gutachten von Dominique Belpomme, das einer Patientin (unter anderem auf Basis eines Encephaloscans) Elektrosensibilität bescheinigt

Belpomme ist Präsident des französischen Vereins ARTAC (Association de Recherche Thérapeutique Anti-Cancéreuse) und kann als Erfinder der Anwendung der hier gemeinten Ultrschalluntersuchung zur "Diagnose" der Elektrosensibilität angesehen werden. ARTAC und Belpomme führen zahlreiche gesundheitliche Störungen und Krankheiten auf die Anwesenheit elektromagnetischer Wellen und insbesondere des Mobilfunks zurück, und betreibt Forschung zum Thema der Elektrosensibilität. Nach Belpommes Ansicht wären bis zu 10% der Bevölkerung elektrosensibel. Folgen seien die "Fatigue" (chronische Müdigkeit), Schlaflosigkeit, Depression sowie eine erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Multiplen Sklerose oder der Alzheimerschen Erkrankung bei jungen Menschen. Im Rahmen einer Hypothese von Belpomme soll die Elektrosensibilität auf die Anwesenheit von Magnetosomen im Gehirn zurückzuführen sein. Die Magnetosome sollen dabei kleinste "Elektromagneten" darstellen, die sich aus der Verschaltung von Nervenzellen (Neuronen) ergeben sollen.

Belpomme ist mit Franz Adlkofer, Lennart Hardell und Olle Johanson Mitunterzeichner einer Erklärung vom 23. März 2009, in der vor den gesundheitlichen Folgen drahtloser Kommunikationstechniken gewarnt wird, und auf die Möglichkeit hingewiesen wird, dass künstliche elektromagnetische Felder einen Einfluß auf Zugvögel und Bienen haben könne.[5]

Der mobilfunkkritische Verein ARTAC zieht in aktuell im Internet einsehbaren Aufrufen einen Vergleich zwischen der Anwendung drahloser Kommunikation und der deutschen Besatzung in Frankreich, und ruft indirekt zu einer "Mobilfunk-Resistance" auf. Des weiteren wird von der Existenz eines Mikrowellen-Syndroms (nach Monnet und Le Ruz) ausgegangen. Für den Personenkreis der Elektrosensiblen seien auch spezielle "Funklöcher" (Zones Refuges EHS) einzurichten.

Laut ARTAC sei der von seinem Präsidenten durchgeführte, bislang unvalidierte, Encephaloscan als das derzeit beste diagnostische Werkzeug anzusehen, um Zeichen von "Hirnleiden" bei Elektrosensiblen nachzuweisen.[6]

Encephaloscan und Science Fiction

Ein "Encephaloscan" spielt auch eine Rolle im Science Fiction Film "Krieg der Welten". Dabei handelt es sich um ein handliches Gerät, das als "medizinischer Scanner" Diagnosen ermöglichen soll.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Hôpital Européen Georges Pompidou, Paris
  2. http://artac.info/index.php?option=com_content&view=article&id=54&Itemid=71
  3. Dr Lebar, rue de Grenelle, 75007 PARIS
  4. Zitat: ..TECHNIQUE PERMETTANT DE REALISER UN ENCEPHALOSCAN. L’échodoppler pulsé centimétrique ou la Tomosphygmographie Cérébrale Ultrasonore (TSCU) est une technique d’exploration fonctionnelle cérébrale non invasive, mobile, qui consiste à détecter le pouls cérébral au moyen d’une sonde à ultrasons émettrice-réceptrice fonctionnant en régime pulsé à 2 MHz, placée en position supra-auriculaire et perpendiculairement au plan sagittal du crâne. Diverses pathologies peuvent être mises en évidence grâce à cette technique peu spécifique mais très sensible. Ainsi, selon le contexte clinique et le territoire concerné, une hypopulsatilité permettra le diagnostic précoce d’un accident vasculaire cérébral, mettra en évidence une insuffisance vertébrobasilaire, une migraine ou une tumeur cérébrale. Les maladies neurodégénératives telles l’Alzheimer ont également un profil caractéristique d’hypopulsatilité prédominant à droite. ..[1]
  5. http://www.artac.info/images/telechargement/declaration%20du%2023%20mars%202009.pdf
  6. Zitat von der ARTAC-Webseite: ..L’encéphaloscan est actuellement le meilleur marqueur (diagnostic) des signes de la "souffrance" cérébrale chez les personnes souffrant d’Électro Hyper-Sensibilité..