Eurythmie
Die Eurythmie (altgr. eu „gut“, „richtig“ und rythmos „Rhythmus“, also etwa „Gleich- und Ebenmaß in der Bewegung“ oder „schöne Bewegung“) ist ein bei Anthroposophen verbreiteter Ausdruckstanz, der sowohl als Kunst als auch als Therapie („Heileurytmie“) gilt. Eurythmie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts (zwischen 1908 und 1925) in Deutschland und der Schweiz von Rudolf Steiner erfunden.
Inhalte der Eurythmie
Die Eurythmie soll geistige Inhalte durch Körperbewegungen und Gesten (Sinn-, Laut-, Satz-, Ton- und Motivgebärden) darstellen. Dazu werden Texte und Musik mit Hilfe einer breiten Palette an interpretatorischen Grundregeln und Stilmethoden in Bewegungen umgesetzt. In Eurythmie-Aufführungen werden dramatische, epische und lyrische, aber auch humoristische Werke der Sprach- und Musikdichtung aller Epochen als „beseelte sichtbare Sprache“ und „sichtbarer Gesang“ zur Darstellung gebracht. Dies geschieht sowohl in choreographischen Gruppeninszenierungen, wie in solistischer Form. Kennzeichnend für Eurythmieaufführungen sind farbige, lange, wallende Gewänder.
Lehre
Bereits in Waldorfkindergärten wird den Kindern Eurythmie beigebracht. An Waldorfschule ist sie ein durch die gesamt Schulzeit durchgehendes reguläres Pflichtfach. Eurythmie wird zudem an verschiedenen anthroposophischen Instituten in mehrjährigen Ausbildungen und Hochschulstudiengängen in Vollzeit gelehrt. Für pädagogische und Heileurythmie gibt es ergänzende Kurse. An der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter besteht seit 2006 sogar ein offizieller akademischer Lehrstuhl für Eurythmie, wo man einen Bachelor- oder Masterabschluss in Eurythmie erwerben kann[1].
Heileurythmie
Heileurythmie ist eine Form der Bewegungstherapie aus der Anthroposophischen Medizin, die seit 1921 von Rudolf Steiner unter Mitarbeit von Ita Wegman aus den Bewegungsformen der Eurythmie entwickelt wurde.
In der Heileurythmie wird eine Erkrankung als Störung des Gleichgewichts der leiblichen, seelischen und geistig-individuellen Ebenen des Menschen betrachtet. Eurythmische Bewegungsübungen sollen diese gestörten Bereiche auf ganzheiltlicher Basis wieder in ein harmonisches Gleichgewicht bringen und damit die Lebensorganisation in Form des Ätherleibes stärken sowie den Organismus „besser beseelen“.
Heileurythmie wird angewendet bei:
ADS, Ängste, Allergien, Anämie, Anorexie, Apoplexie, Asthma, Augenerkrankungen, Bettnässen, Bulimie, Borderline, CFS, Cerebrale Störungen, Colitis, Depression, Diabetes Mellitus, Entwicklungsstörungen, Epilepsie, Fibromyalgien, Hauterkrankungen, Herzerkrankungen, HIV, Hormonelle Störungen, Hyperkinetisches Syndrom, Ischialgien, Kopfschmerz, Koordinationsstörungen, Kreislaufstörungen, Lähmungen, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Nervenerkrankungen, Nierenerkrankungen, Neurodermitis, Obstipation, Psoriasis, PTBS, Tumorerkrankungen und Zahnfehlstellungen.
Heileurythmie wird auch an Waldorfschulen bei Schülern angewendet, die reelle oder vermeintliche Probleme haben. Wenn z.B. ein Schüler Ängste, Alpträume, Verhaltensprobleme hat oder einfach nur abweichendes Verhalten zeigt, soll er an der Heileurythmie teilnehmen.
Eine Wirksamkeit der Heileurythmie, die über den Placeboeffekt hinausgeht, ist wissenschaftlich nicht erwiesen.
Heileurythmie wird von einigen deutschen Krankenkassen als Heilmittel anerkannt.[2]