Wilfried Bales
Wilfried Bales ist ein in Köln ansässiger Heilpraktiker. Eigenen Angaben zufolge ist der Schwerpunkt seiner heilpraktischen Tätigkeiten auf die alternative Behandlung von HIV-Infizierten gerichtet.[1] Als Diagnose und Therapie bei HIV-Infizierten bietet er zahlreiche pseudomedizinische Verfahren zusätzlich oder alternativ zur Behandlung mit zugelassenen Medikamenten an. Bales ist auch Betreiber des HIV-Internetforums www.helferzelle.de.[2]
Umstrittene Ansichten zu AIDS
Bales bezeichnet sich nicht als grundsätzlichen AIDS-Leugner, fällt aber durch wissenschaftlich überholte Standpunkte zur Ursache von AIDS auf. So sieht er als Ursache für den Ausbruch von AIDS neben dem auslösenden HI-Virus auch andere Ursachen wie bakterielle, virale, parasitäre und mykotische Infektionen, chronische Unterernährung bzw. Mangelernährung, Drogenkonsum, Hämophilie, ungesunde Lebensweise, psychische und lebensgeschichtliche Belastungen mit der Folge von oxidativem, nitrosativem, neurogenem und psychischem Stress. Er lässt dabei außer Acht, dass die aufgeführten Infektionen nicht Ursache, sondern Folge einer HIV-Infektion sind (Opportunistische Infektionen).
Für Bales ist die Definition der Züricher Studiengruppe um Prof. Dr. A. Hässig et. al von zentraler Bedeutung: "Ursache für Aids ist anhaltender Streß durch psychische, traumatische, toxische und pharmakotoxische, ernährungsbedingte und infektiöse Belastungen mit nachfolgender Verschiebung des Th1/Th2-Zytokin-Gleichgewichts und daraus resultierendem Einfluß auf wichtige Immunparameter."
Demzufolge spielen für Bales die genannten Faktoren eine große Rolle vom Beginn der HIV-Infektion an, wie er in seinem Forum "Helferzelle" angibt. Allerdings ist diese Sicht wissenschaftlich völlig abwegig, Stress kommt als Ursache für AIDS nicht in Betracht.
Folglich kritisiert Bales auch die "einseitige[] Virusorientierung" und die "Ausrichtung auf eine antiretrovirale Therapie, Antibiotika oder Antimykotika und sonstiger allopathischer Medikamente sowie auch hinsichtlich der häufig allzuschnellen und fragwürdigen Einordnung von Symptomen und Beschwerden der Betroffenen als HIV-assoziiert".[3] Er meint, dass AIDS angeblich durch eine ganzheitliche biologische Therapie in vielen Fällen gar nicht zum Ausbruch käme, und dies ohne eine antiretrovirale Therapie. Diese Sichtweise ist falsch, denn ohne die antiretrovirale Therapie entwickelt sich die Krankheit AIDS schneller und führt innerhalb kurzer Zeit zum Tod.
Deutlicher kommen seine Ansichten zu AIDS in Äußerungen wie den folgenden zum Ausdruck:[4]
- "Sogar die sogenannte Viruslast bzw. - nach HIV-kritischer Sichtweise - Zelltrümmer, kann/können durch natürliche Therapien deutlich gesenkt werden. Und in vielen Fällen kann auch das geschwächte Immunsystem mit natürlichen Therapien wieder flott gemacht werden. Und das alles kostengünstig im Vergleich zur Kombitherapie mit Folgekosten."
- "Ich weiß, daß meine Sichtweisen für diejenigen, die sich für die Kombi entschieden oder gar die Kombi als lebensrettend erfahren haben, vielfach auf Unverständnis und Ablehnung stoßen. Kombischlucker fühlen sich dadurch automatisch angegriffen, verunsichert und in Frage gestellt."
- "NIEMALS ist HIV alleine die Ursache für das, was als AIDS bezeichnet wird, NIEMALS."
- "Tatsache ist jedenfalls, daß man durch ganzheitliche biologische Therapien in vielen Fällen die Entwicklung von AIDS verhindern kann, in vielen Fällen selbst opportunistische Infektionen verbessern kann und in vielen Fällen der Einsatz der Kombi gar nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt erforderlich ist."
- "Ich habe gerade wieder einen neuen HIV-Patienten, der absolut NICHTS mit Drogen, häufig wechselnden Geschlechtspartnern, noch häufigem Analverkehr, noch zuviel Antibiotika und Umweltgifte zu tun hat. Die einzigen eruierbaren Belastungen sind Arbeits-STREß, zu wenig Erholungspausen, unregelmäßige Ernährung und damit verbunden natürlich einen teilweisen Mangel an Vitaminen und Mineralien. Als weiterer Grund kommt hinzu die Verschleppung von schon lange bekannten Symptomen wie Bronchitis, Husten, Darm- und Hautpilzen und Fieber und etlichen weiteren Symptomen, die alle ihre Ursache auf der dysregulativen Stoffwechselebene haben, die in Folge dann auch zur Immundysregulation führt. Das alleine hätte den Patienten in wenigen Monaten aus Sicht eines orthodoxen Mediziners in den Zustand von AIDS geführt, was ich hoffentlich noch gerade rechtzeitig verhindern kann."
Diagnostische Verfahren
Die Diagnostik umfasst die bei Heilpraktikern typische umfangreiche Gesprächsanamnese einschließlich der Erfassung der Lebens- und Krankheitsgeschichte sowie einer Ursachenforschung der Beschwerden bzw. der Krankheit "auf allen Ebenen".
Zudem bietet er auch klinische Untersuchungen an: Körperliche Untersuchung durch Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation. Dazu gehört auch eine Immundiagnostik, die ein Großes Blutbild, Differentialblutbild, Lymphozytentypisierung, HIV-RNA PCR, Entzündungs- und Stressparameter, virale und bakterielle Parameter, Vitamine und Spurenelemente, Aminosäuren, Hormone, Stoffwechselparameter, Elektrolyte, Immunglobuline, Elektrophorese etc. mit umfasst.
Bales geht hier anscheinend mit Blut von HIV-Infizierten um. Dabei besteht prinzipiell die Gefahr der Infektion Dritter, da Bales (unabhängig von der Frage der gesetzlichen Zulässigkeit) als Heilpraktiker nicht die nötige Qualifikation besitzt, angemessen mit infektiösem Blut umzugehen.
Als ergänzende Diagnosemethoden werden Prognos-Meridian-Diagnose (bzw. laut eigener Aussage inzwischen ein ähnliches Gerät, mit dem man ebenfalls den Zustand der Meridiane messen könne), spezielle Stuhluntersuchungen, Blutsedimentations-Kombitest, spektrochemische Vollblutanalyse, Biodynamisches Eiweißprofil, Spenglersan-Kolloid-Bluttest, Computer-Repertorisation und radiästhetische Verfahren genannt.[5]
HIV-Therapie
Bales ist der Ansicht, dass der Ausbruch der Krankheit AIDS nicht auf das HI-Virus zurückzuführen ist, sondern auf Stressbelastungen, die eine Art Voodoo-Effekt bewirken sollen.
- "HIV-positiv definierte Menschen sollten wissen, daß es Alternativen zur Kombitherapie gibt, auch wenn sie dies von ihrem Arzt und von den AIDS-Hilfen nicht erfahren. Keine Kombi-Pillen schlucken heißt allerdings nicht, daß dies als Alternative schon ausreichend ist. Meine Erfahrung ist, daß alle HIV-Positiven vielfältige Belastungen haben, die langfristig zu Stoffwechsel- und Immunstörungen bis hin zu Entgleisungen führen können und dann seitens der Schulmedizin den Einsatz der Kombipräparate zwingend erscheinen lassen. Werden diese Belastungen aber frühzeitig gezielt diagnostisch erfaßt und ggf. mit natürlichen Mitteln behandelt und regelmäßig kontrolliert, kann meines Erachtens nie das entstehen, was als Aids bezeichnet wird. Hierzu reichen allerdings keineswegs die allgemein üblichen schulmedizinischen Laboruntersuchungen."[6]
Der volle Text dazu wurde auch in der Kent-Depesche veröffentlicht.[7]
Entsprechend seinen Ansichten zur AIDS-Entstehung bietet Bales alle möglichen pseudomedizinischen Verfahren zur HIV-Therapie an. Auf seiner Homepage ist weiter zu lesen:
- "Besondere Berücksichtigung findet, ob der Patient eine alternative Therapie, d.h. anstatt Kombitherapie oder eine komplementäre, d.h. ergänzende Therapie zur Kombitherapie wählt."
Das bedeutet, er behandelt auch HIV-Infizierte, die eine fundierte medizinische Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten ablehnen, mit seine unwirksamen Methoden. Bales bietet u.a. folgende Methoden an:[8]
- Ausleitung/Entgiftung mit Phytotherapeutika, Spagyrik,
- Homöopathie, Nosoden, potenzierte allopathische Medikamente, Fasten
- Darmtherapie
- Ernährungstherapie (zur Umstimmung und ggf. Dauerkost, Vollwerternährung, basische Kost, spezielle Ernährungsempfehlungen)
- Nahrungsergänzungsmittel z.B. Aloe Vera, Noni-Saft oder -Pulver, Mikroalgen (Spirulina, Chlorella), Kanne-Brottrunk, Lapacho-Tee, Grüner Tee
- Orthomolekulare Medizin
- Hochdosierte Vitamin C Infusionen
- Phytotherapie
- Adaptogene
- Schüßlersalze
- Isopathie / Sanum-Therapie nach Günther Enderlein
- Enzymtherapie
- Thymus-, Milz- & Mesenchymtherapie (Thymus-, Milz-, und Mesenchymextrakt)
- Misteltherapie
- Eigenbluttherapie
- Autovaccine-Therapie
- Spenglersan Kolloide
- Mykotherapie
- Mikroimmuntherapeutika
- Prognos-Meridian-Therapie
Daneben auch:
- Lebensordnung (geregelter Tagesablauf, Schlaf, Ernährung, Bewegung in frischer Luft, Körperpflege, Psychohygiene, Stressprophylaxe)
- Spagyrische Heilmittel nach Gesetzmäßigkeiten der Alchimie
- Akupunktur - Ohrakupunktur
- Medizinische Heilhypnose
Auch hier wird z.T. mit Blut gearbeitet bzw. ist ein Blutkontakt nicht auszuschließen, was ebenfalls eine Gefährdung anderer Patienten darstellt, insbesondere bei ungenügender Desinfektion mehrfach gebrauchter Akupunkturnadeln. Weitere Gefahren bestehen darin, dass HIV-Infizierte eine wissenschaftlich-medizinische Behandlung ablehnen und dadurch tödlich an AIDS erkranken. Die von Bales angebotenen Methoden sind bei HIV allesamt unwirksam.
Bales wandte nach eigenen Angaben auch im Rahmen eines Menschenversuchs ein nicht zugelassenes, und bislang namenslos gebliebenes Mittel des polnischen Arztes Boguslaw Jelen bei sechs Patienten an, das laut seinen Beobachtungen wirkungslos gewesen sei. Das Präparat, zu dem keinerlei Literatur oder Studienergebnisse vorliegen (Stand 2010), enthält unter anderem die verschreibungspflichtige Substanz Nimodipin, die von Heilpraktikern nicht verschrieben werden darf und ein erhebliches Nebenwirkungsprofil aufweist. Das Mittel sei angeblich in der Schweiz angewandt worden und sei relativ teuer gewesen. Nach seinen Angaben habe er das Experiment in Absprache mit unbekannt gebliebenen "HIV-Schwerpunktpraxen" durchgeführt.
Rechtliche Lage
Gemäß § 7 Abs. 3 des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (IfSG) ist HIV meldepflichtig.[9] Nach § 24 IfSG dürfen solche meldepflichtigen Krankheiten wie eine HIV-Infektion nur von Ärzten behandelt werden.[10] Gemäß § 74 IfSG stellt die Zuwiderhandlung gegen § 24 IfSG eine Straftat dar, die mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden kann.[11]
Forum "Helferzelle"
Bales ist auch Betreiber des HIV-Internetforums www.helferzelle.de[12]. Dort äußert er sich auch über die Therapieversuche an HIV-positiven Patienten.[13] Ob bei diesem Versuch ein Arzt hinzugezogen wird, geht daraus nicht hervor.
- "Der Therapieversuch war überraschend leider komplett erfolglos, sowohl bei 2 therapienaiven Patienten, also bei solchen, die noch nie HIV-Medikamente genommen hatten, als auch bei 4 Patienten, die für diesen Therapieversuch mit Wissen der behandelnden HIV-Schwerpunktärzte die Kombimedikamente abgesetzt hatten. Alle beteiligten HIV-Patienten, die für diesen Therapieversuch ihre Kombimedikamente abgesetzt hatten, mußten nach 3-4 Monaten wieder die HIV-Medikamente einnehmen, da die Helferzellen stark abgefallen waren und die Viruslast bei allen beteiligten HIV-Patienten stark angestiegen war."
Bales riskiert damit bei den Betroffenen eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes bis hin zum Ausbruch von AIDS, wenn diese ihre Medikamente absetzen bzw. sie gar nicht erst einnehmen. In weiteren Einträgen in seinem Forum verbreitet er Ansichten von AIDS-Leugern, u.a. von Peter Duesberg und Luc Montagnier.[14][15]
Weblinks
Quellenverzeichnis
- ↑ http://www.heilpraxis-bales.de/pg_9.htm
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/impressum.php?sid=25c262ae270a1ed0d28829e131309062
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/viewtopic.php?t=27
- ↑ http://www.ariplex.com/ama/ama_bale.htm
- ↑ http://www.heilpraxis-bales.de/pg_4.htm
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/kb.php?mode=article&k=58
- ↑ http://www.kent-depesche.com/jahrgang2002/2002_02.html
- ↑ http://www.heilpraxis-bales.de/pg_5.htm
- ↑ http://bundesrecht.juris.de/ifsg/__7.html
- ↑ http://bundesrecht.juris.de/ifsg/__24.html
- ↑ http://bundesrecht.juris.de/ifsg/__74.html
- ↑ Quelle aus dem Webarchiv, Stand: 25. August 2010
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/kb.php?mode=article&k=287
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/kb.php?mode=article&k=38
- ↑ http://www.helferzelle.de/wil/kb.php?mode=article&k=52