Palmblatt-Bibliothek

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indisches "palm leaf book"

Palmblatt-Bibliotheken sind in Indien und Sri-Lanka ansässige Dienstleister, die an zahlende Kunden so genannte "Palmblatt-Orakel" oder "Palmblatt-Horoskope" verkaufen und sich dabei einer eigenen so genannten "Bibliothek" bedienen. Der entsprechenden Legende nach sollen derartige Palmblatt-Bibliotheken analog zur Akasha-Chronik eine Art Verzeichnis oder Buch darstellen, in dem angeblich vor 8.000 Jahren Rishi genannte indische Weise ihre Inkarnationen auf Palmblättern aufgezeichnet haben sollen. Die Kenntnis dieser Aufzeichnungen sei nach Ansicht verschiedener esoterischer Psychomarktdienstleister (die sich als Palmblatt-Reader oder Nadi-Reader bezeichnen) heute geeignet, Kunden kostenpflichtige Hinweise oder Anweisungen zu geben, um in bestimmten Lebenslagen Trost oder Hilfe zu finden. Die Form des "Palmblatt-Orakels" entspricht der altindischen Form der Astrologie.

Das Konzept der Palmblatt-Bibliothek war Thema einer Sendung von Secret-TV, einem kommerziellen Internet-Projekt, das sich auf die Verbreitung verschiedener Verschwörungstheorien und Pseudowissenschaften spezialisiert hat. Dazu wurde 2007 von Jo Conrad ein Interview mit dem Buchautor und Reiseleiter Thomas Ritter geführt. Ritter stellte in der Sendung mehrere wundersame Behauptungen zu den Palmblatt-Bibliotheken auf, die den Esoteriker Armin Risi veranlassten, eine kritische Rezension zu einem Ritter-Buch zu den Palmblatt-Bibliotheken, das unter dem Titel "Die Palmblattbibliotheken und ihre Prophezeiungen zur Zukunft Europas" im einschlägigen Kopp-Verlag erschien, zu verfassen[1]. Ritter hatte unter anderem behauptet, dass die Anschläge auf das World Trade Center in New York von 2001 mit dem Palmblatt-Orakel erkennbar seien (Buchzitat: ...Am elften Tag des neunten Monats des Jahres 2001 nach westlicher Zeitrechnung [...] stürzen sich zwei Vimanas in die Türme und richten große Zerstörungen an. Die Türme werden zusammenbrechen...).

In Deutschland werden Reisen nach Indien zu den Palmblatt-Bibliotheken angeboten. Eine dreiköpfige Berliner Gruppe, die sich in Indien und Sri Lanka "ihr persönliches" Palmblatt-Horoskop erläutern ließ, erkannte lediglich Cold Reading-Methoden. Die Geistheilerin und Hellseherin Hildegard Matheika besitzt eine eigene Palmblatt-Bibliothek, die sie in einem Lederkoffer zu Esoterikmessen mitführt, um sie dort direkt als Quelle ihrer Orakel einzusetzen.

Palmblatt-Bibliothek

Es ist bekannt, dass in der Vergangenheit in Indien, Nepal, Sri Lanka oder Indonesien Aufzeichnungen auf Palmblättern geschrieben wurden. Palmblätter waren das gängige Medium, ähnlich dem Papyrus im alten Ägypten oder dem Pergament im alten Europa. Historische Handschriften auf Palmblättern sind aus verschiedenen südostasiatischen Kulturen bekannt. Darunter finden sich klassische Erzählungen, astrologische Texte, technische Handbücher, philosophische Abhandlungen, Lexika und vieles andere mehr. Eine Sammlung medizinischer Palmblatt-Texte des Institute of Asian Studies (IAS) in Chennai (Madras) wurde 1997 in das UNESCO-Programm als Weltkulturerbe aufgenommen.

In vielen indischen Städten wie Madras ist es möglich, sich bei privaten örtlichen so genannten Palmblatt-Bibliotheken für ein paar Rupien "sein persönliches" Palmblatt zu kaufen, das aus einem Stapel beschriebener, getrockneter Palmblätter herausgezogen wird. Insgesamt soll es etwa 12 bis 20 derartige Einrichtungen (Nadi Astrological Bureaus') in Indien geben.

Das Fertigen von Palmblatt-Orakeln ist jedoch eine indische Variante der Astrologie. Sie wird verwendet, um Kunden ihre Vergangenheit und ihre Zukunft zu erläutern. Dazu werden Prognosen oder Weissagungen auch heute noch traditionell auf Palmblätter geschrieben.

Anbieter von Palmblatt-Orakeln behaupten, dass die Weissagungen auf Palmblättern zu finden seien, deren Alter teils mit 8.000, teils mit 5.000 Jahren angegeben wird. C14-Datierungen ergaben jedoch ganz andere Ergebnisse. Demnach wäre die Herkunft derartiger alter Aufzeichnungen im 17. oder 18. Jahrhundert zu suchen.

Ein ähnliches Konzept ist in der esoterischen Akasha-Chronik zu finden, die beispielsweise eine Rolle in der Anthroposophie spielt.

Literatur

  • Tigo Zeyen: Das Palmblatt-Orakel - Lebenserwartung und Wiedergeburt in der altindischen Astrologie, Verlag Kreuzlingen/München 2000

Weblinks

Quellennachweise