Claudia von Werlhof
Claudia von Werlhof (geb. 1943) ist eine Professorin für Frauenforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck, die auch über absurde Verschwörungstheorien zum Erdbeben auf Haiti 2010 bekannt wurde. Von Werlhofs berufliche Themenfelder betreffen eine feministische Gesellschaftstheorie des Patriarchats sowie Alternativen dazu.
Kurzbiographie
Von Werlhof studierte Volkswirtschaft und Soziologie in Köln und Hamburg. In den 1960er Jahren soll sie auch Physik studiert haben. 1974-1975 war sie Lehrbeauftragte am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt am Main. 1977–1979 forschte von Werlhof in Venezuela, 1975–1986 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin am Praxisschwerpunkt Entwicklungspolitik der Universität Bielefeld. 1984 habilitierte sie sich in Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt mit einer Arbeit über Frauen- und Agrarfragen in der Dritten Welt. Sie war Lehrbeauftragte und Gastprofessorin an verschiedenen in- und ausländischen Universitäten. Zur Zeit ist sie in Innsbruck (Österreich) tätig und soll in absehbarer Zeit emeritieren.
Themenfelder und Engagement
Claudia von Werlhof ist seit längerer Zeit in der Frauenbewegung engagiert und gilt als Mitbegründerin der Frauenforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Zusammen mit Maria Mies und Veronika Bennholdt-Thomsen ist sie Begründerin des so genannten Ökofeminismus.
Verschwörungstheorien zu "Earthquake Machines"
Seit Februar 2010 gerät von Werlhof in die Kritik, als sie in einem Interview eine absurde Verschwörungstheorie zu den Ursachen des Erdbebens in Haiti 2010 vertrat: "Im Projekt HAARP, einem Militärforschungszentrum in Alaska, wurden auf Grundlage der Tesla-Technologie (Nikola Tesla, kroatisch-amerikanischer Erfinder unter anderem den Wechselstroms entwickelte) Earthquake Machines hergestellt, die künstliche Erdbeben hervorrufen. Sie werden benutzt, um Erdölreserven aufzuspüren. Zwischen Haiti und Kuba soll es große Ölreserven geben, also könnte das Erdbeben in Haiti maschinell erzeugt worden sein, um die militärische Besetzung des Landes durch US-Truppen zu ermöglichen. Als Nebeneffekt werden unbotmäßige Regierungen wie etwa jene von Hugo Chavez in Venezuela unter Druck gesetzt."[2] Letzendlich läuft dies auf die Behauptung hinaus, dass die amerikanische Regierung unter Barack Obama 200.000 Menschen ermordete, um einen Vorwand für die Besetzung der bitterarmen Hälfte einer karibischen Insel zu haben, deren angebliche Erdöllager sie ausbeuten will.
Zeugen oder Beweise werden von ihr nicht genannt, ein Zusammenhang mit einer "patriarchalen Schöpfung aus Zerstörung" wird angenommen, die mit der Entstehung des Patriarchats vor 5000 bis 7000 Jahren entstanden sei ("Und von meiner Theorie her entspricht das genau der These von der patriarchalen Schöpfung aus Zerstörung"). Als eine Art von "Beweis" wird von ihr der Umstand gewertet, dass niemand über die absurde Verschwörungstheorie spreche. In einem offenen Brief berief sich im März 2010 Von Werlhof auf das Europaparlament: „Moralisch“ besteht die Möglichkeit, dass die Haiti-These stimmt, technisch angeblich auch (das HAARP in Alaska und seine Möglichkeiten, wie z.B. auch der Wettermanipulation, sind seit langer Zeit bekannt, z.B. auch dem EU-Parlament, vgl. www.europaparl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=//EP//TEXT+REPORT+A4-1999-0005+0+DOC+XML+VO//DE ), und politisch – geopolitisch, ressourcenpolitisch – erst recht, wenn es nämlich stimmt, dass vor Haiti und Cuba riesige Ölvorkommen entdeckt wurden. [...] "Das Beben in Haiti könnte maschinell erzeugt worden sein, um die US-Besetzung des Landes zu ermöglichen."[3]. Tatsächlich hatte das Europarlament sich in einer Anhörung mit dem HAARP-Projekt (nicht jedoch mit der vergleichbaren europäischen EISCAT-Anlage und russischen SURA-Anlage) beschäftigt und dabei den aus dem entfernten Alaska stammenden Grundschullehrer, Verschwörungstheoretiker und Buchautor Nick Begich jr als einzigen "Experten" befragt. Tatsächliche Experten wollten sich an der peinlichen Europaparlamentausschusssitzung nicht beteiligen. So blieb Physik- und Medizinlaie "Dr. Begich" übrig, der einen käuflichen "Ehren Dr. Titel" ("Dr der Alternativmedizin honoris causa") einer Titelmühle namens "Open International University for Complementary Medicines" in Kalkutta führt. Der Titel war seinerzeits für wenige Dollar erhältlich, der Titelkäufer musste dazu nicht einmal nach Indien reisen, oder gar ein vorheriges Studium nachweisen. Begich ist Anbieter von Scharlatanerieprodukten, so genannten "Chips", die angeblichen Elektrosmog "neutralisieren" sollen.
Von Werlhof, die in den 1960er Jahren Physik studierte, ignoriert völlig die Tatsache, dass die Insel Hispaniola (von der der Staat Haiti den westlichen Teil einnimmt) geologisch gesehen über der Grenze zwischen der karibischen und der nordamerikanischen Platte liegt. Infolge von Plattentektonik kommt es genau hier zu Verwerfungen und zu häufiger seismischer Aktivität, mit der Folge häufiger Erdbeben. In den Jahren 1751, 1842, 1860 und zuletzt 2010 wurde Haiti von schweren Erdbeben getroffen.[4][5] Eine Verschwörungstheorie dieser Art war von venezuelanischen Medien und Russia-Today verbreitet worden (die sich gegenseitig als einzige Quelle zitierten) und wird auch Venezuelas Präsidenten Hugo Chavez zugeschrieben.
Die zur Erdöl-Prospektion tatsächlich eingesetzte Reflexions-Seismik kann nicht gemeint sein. Dazu werden keine geheimen Tesla-Vorrichtungen, Funkwellen oder "Waffen" eingesetzt, sondern hydraulische Vibratoren oder pneumatische Schallgeber. Die Vorstellung, mit einem Kurzwellensender Naturkatastrophen auslösen zu können, ist absurd.
Der Innsbrucker Leiter des Instituts für Politikwissenschaft, Ferdinand Karlhofer, bzeichnete im ORF die absurden Behauptungen von Von Werlhof als "Verschwörungstheorie" und als "Schaden für das Institut" über die Landesgrenzen hinaus. Die Verschwörungstheorie entbehre "jeder wissenschaftlichen Grundlage". Zitat: Als Leiter jenes Instituts, an dem Frau v. Werlhof eine Professur innehat (sie wird demnächst emeritieren), kann ich zu diesem Interview - speziell zur Aussage, das Erdbeben in Haiti könnte künstlich von den USA verursacht worden sein, um besser an vermutete Ölreserven heranzukommen - nur mein größtes Bedauern bekunden. Ich halte ausdrücklich fest: In diesem Interview spiegelt sich nicht das Wissenschaftsverständnis unseres Instituts wider! Nachdem ich (wie wohl auch Kollegin Werlhof) außerstande bin, über die Tesla-Technologie fachkundig zu urteilen, bin ich für jede kompetente Stellungnahme bzw. Richtigstellung dankbar. Den Schaden für den Ruf des Instituts wird das, fürchte ich, leider nicht mindern.[6][7]
Weblinks
- http://diestandard.at/1265852135844/Interview-Claudia-v-Werlhof-Kapitalismus-ein-Zerstoerungsprojekt
- http://derstandard.at/1262209088804/Nach-dem-Schul-Knast-kommt-der-Uni-Knast
- http://derstandard.at/1266279140590/Krude-Weltverschwoerungstheorien
- http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/02/haitit-haarp-tesla-claudia-von-werlhof.php
- http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/02/die-professorin-als-verschworungstheoretikerin.php Nachtrag
- http://feuerbringer.com/2010/02/14/frauenforscherin-usa-schuld-an-erdbeben/
- http://diepresse.com/home/meinung/quergeschrieben/christianortner/540796/index.do
- http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/mente-et-malleo/hammer/2010-03-09/halbwissen-sch-tzt-vor-schwurbelei-nicht
Quellennachweise
- ↑ Quelle: Der Standard
- ↑ Artikel "Kapitalismus, ein Zerstörungsprojekt". Der Standard, [1]
- ↑ http://imzoom.info/article.php/20100301141632665
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Erdbeben_in_Haiti
- ↑ http://www.ngdc.noaa.gov/nndc/struts/results?bt_0=1700&st_0=2010&type_17=EXACT&query_17=None+Selected&op_12=eq&v_12=HAITI&type_12=Or&query_14=None+Selected&type_3=Like&query_3=&st_1=&bt_2=&st_2=&bt_1=&bt_4=&st_4=&bt_5=&st_5=&bt_6=&st_6=&bt_7=&st_7=&bt_8=&st_8=&bt_9=&st_9=&bt_10=&st_10=&type_11=Exact&query_11=&type_16=Exact&query_16=&display_look=1&t=101650&s=1&submit_all=Search+Database
- ↑ http://tirol.orf.at/stories/427941/
- ↑ http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/02/haitit-haarp-tesla-claudia-von-werlhof.php