Knoblauch
Knoblauch (Allium sativum) ist eine Spezies aus der Familie der Lauchgewächse (Alliaceae), dessen Knollen und Präparate daraus, meist in Form von Kapseln, zur Vorbeugung von Ateriosklerose angeboten werden. Knoblauch ist eine Kulturpflanze und gelangte aus den Steppengebieten Zentral- und Südasiens über das Mittelmeer nach Europa; der Wildtyp gilt als ausgestorben.
medizinische Anwendungen
Knoblauch ist ein beliebtes Gewürz, und wird auch als Heilpflanze verwendet. Er soll den Cholesterinspiegel senken, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herabsetzen und damit dessen Fließeigenschaften verbessern sowie einen erhöhten Blutdruck vermindern.
Diese Indikation resultiert aus epidemiologischen Untersuchungen, nach denen Bevölkerungen, die traditionell viel Knoblauch verzehren, seltener von den Folgen verkalkter Gefäße betroffen sind. Doch bislang gibt es keine Untersuchungen, die der Frage nachgegangen sind, ob der Verzehr von Knoblauchpräparaten die Herzinfarkt- oder Schlaganfallrate tatsächlich senkt. Bereits in den 1999 von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft verfassten Empfehlungen zur Therapie von Stoffwechselstörungen ist zum Thema Knoblauch-Präparate zu lesen: "Daten zu klinischen Endpunkten fehlen." Daran hat sich bis heute nichts geändert
Durch Ökostest wurden im Jahr 2008 die Studien zu knoblauchhaltigen Präparaten zur cholesterin-, blutfett- oder blutdrucksenkenden Wirkung ausgewertet. Die Ergebnisse waren nicht sehr eindeutig: die Wirkung von Knoblauchpulver war bestenfalls wenig überzeugend, für alle anderen Zubereitungen war sie nicht ausreichend erbracht. Demnach ist Knoblauchpulver bei ausreichender Dosierung von 600 bis 900 Milligramm pro Tag über eine ausreichend lange Behandlungszeit von mindestens vier Wochen geeignet, den Gesamtcholesterinspiegel lediglich geringfügig zu senken. [1]
In einer im Jahre 2004 veröffentlichten Arbeit im British Journal of Nutrition sehen die Autoren für Knoblauchpulver aber weder eine lipid- noch einen blutdrucksenkende Wirkung. Professor Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der Universität in Exeter, Großbritannien, findet nach Auswertung von verschiedenen Studien zwar, dass Knoblauch einem Placebo hinsichtlich der Senkung des Gesamtcholesterins überlegen ist. Im gleichen Atemzug betont er jedoch den nur mäßigen Effekt und die geringe Belastbarkeit der Daten.
Anwendung in der Pseudomedizin
Neben dem vorbeugenden Effekt gegen Arteriosklerose werden dem Knoblauch von Pseudomedizinern noch zahlreiche andere gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben. So soll Knoblauch vor vorzeitigem Altern schützen, antioxidativ wirken, Krebs vorbeugen, als ein „natürliches“ Antibiotikum gegen Bakterien, Viren, Protozoen und Pilze wirken und dabei gänzlich ohne Nebenwirkungen sein[2]. Dem entsprechend werden Knoblauchpräparate auch intensiv beworben.
In Südafrika, wo die Leugnung der HIV-Infektion als Ursache für AIDS zehn Jahre lang Dogma der Gesundheitspolitik war, wurde die Behandlung von AIDS-Kranken mit Knoblauch, Rote Beete oder Olivenöl anstelle antiviraler Medikamente propagiert[3].
Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe von Knoblauch sind die Aminosäure L-Alliin und das Enzym Alliinase, das aus Alliin den Wirkstoff Allicin freisetzt. Die Inhaltsstoffe wirken antimikrobiell. Darüber hinaus ist Knoblauch auch eine wichtige Selenquelle[4].
Einstufung als Arzneimittel
Nach einem Urteil des Urteil des Europäischen Gerichtshofs (Az. C-319/05) vom 15.11.2007 sind Knoblauchpräparate kein Arzneimittel, sondern als Lebensmittel einzustufen. Als Begründung führt der Gerichtshof aus, dass das Kriterium der physiologischen Wirkung nicht für Arzneimittel spezifisch ist, sondern ebenso zu den verwendeten Kriterien für die Definition eines „Nahrungsergänzungsmittels“ gehört. Den dem Gerichtshof vorliegenden Akten war zu entnehmen, dass die „Knoblauchextraktpulver- Kapseln“, abgesehen von einem bloßen Hilfsstoff, keine Substanz enthalten, die nicht auch in Knoblauch in seinem natürlichen Zustand enthalten sind, und dass ihre Einnahme keine zusätzlichen positiven oder negativen Auswirkungen im Vergleich zu dem Verzehr von Knoblauch im natürlichen Zustand hat. Um unter die Definition eines „Arzneimittels nach der Funktion“ zu fallen, muss ein Produkt jedoch die Funktion der Verhütung oder Heilung von Krankheiten besitzen. Allgemein förderliche Auswirkungen auf die Gesundheit, wie sie Knoblauch besitzt, genügen dafür nicht[5].