Psycholytische Therapie

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Die Psycholytische Therapie (auch Psycholyse, Psycholytische Psychotherapie, Psychedelische Therapie, LSD-Psychotherapie, Psycholytic Therapy) gehört zu den außerakademischen Verfahren mit psychotherapeutischem und psychotherapeutisch-diagnostischem Anspruch. Bei dieser von Ärzten und Heilpraktikern auch in Deutschland angebotenen Behandlungsform kommen verbotene psychoaktive Substanzen zum Einsatz. Die Kosten der Methode werden von gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland nicht erstattet.

Psycholytische Therapien sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr wissenschaftlich anerkannt.[1] Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung bezeichnete in einer Pressemitteilung im September 2009 die Psycholytische Therapie mit der Anwendung von Drogen als kriminell, und diese habe mit Psychotherapie nichts zu tun. Die Methode sei wissenschaftlich nicht anerkannt und [...] äußerst gefährlich.[2]

Geschichte

Hanscarl Leuner
Stanislav Grof
Samuel Widmer

Als Miterfinder gilt der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918 - 1996). Ein weiterer bekannter Befürworter ist der tschechische Psychiater Stanislav Grof, der als einer der Begründer der transpersonalen Psychologie gilt und Anwender des Holotropen Atmens ist. Bei seiner Arbeit am psychiatrischen Forschungszentrum in Prag erforschte er die Wirkung psychedelischer Drogen wie LSD. Mehrere hundert wissenschaftliche Studien und Berichte existieren zur Anwendung psychedelischer oder halluzinoger Substanzen zu therapeutischen Zwecken. In den 1920er bis 1930er Jahren wurden zu pharmakologischen Beeinflussungen der Bewusstseinslage ("Narkoanalyse") zunächst Versuche mit Barbituraten durchgeführt. Seit den 1920er Jahren wurden auch Humanversuche mit Meskalin durchgeführt. Ab 1943 wurde das 1938 entdeckte (Albert Hofmann [3]) LSD (Lysergsäurediäthylamid) als Therapeutikum entdeckt. Der Hersteller Sandoz empfahl das LSD unter der Markenbezeichnung Delysid für die Psychiatrie. Laut Beipackzettel sollte es "zur seelischen Auflockerung bei analytischer Psychotherapie" dienen. Klinische Experimente mit LSD wurden von Stoll 1947 veröffentlicht und führten zu therapeutischen Ansätzen in den 1950er und 1960er Jahren mit Herausbildung der psycholytischen-psychedelischen Methode durch Leuner (1962) und unter dem Namen Psycholyse durch andere Autoren. In diese Zeit fällt auch Leuners "Katathymes Bilderleben", bei dem er ebenfalls psychoaktive Substanzen einsetzte. Während der 1960er Jahre soll die Psycholyse an 18 europäischen Behandlungszentren regelmäßig praktiziert worden sein.

In diese Zeit fallen auch geheime Forschungsprogramme der CIA, zu Wahrheitsdrogen und zur Beeinflussung mit LSD und anderen Substanzen. In den 1960er Jahren, zur Zeit der "68er-Bewegung" war LSD auch als Droge zur Bewusstseinserweiterung" beliebt.

Die in den USA betriebene "psychedelische Methode" bezieht sich auf ein Verfahren durch LSD ein (ansonsten bei abstinenten Alkoholikern bekanntes) Delirium tremens auszulösen, um eine Alkoholabstinenz zu erreichen.

1966 wurde in den USA ein gesetzliches Verbot der halluzinogener Substanzen erlassen, kurze Zeit darauf folgten die europäischen Länder (1967-68). Gegen Ende der 1960er Jahre initiierte dann die World Health Organization (WHO) eine Gesetzesvorlage zum weltweiten Verbot. Einzelne Ärzte erhielten jedoch die Erlaubnis Psychotherapie mit LSD und MDMA durchzuführen.

Seit Mitte der 1980er Jahre erhöhte sich nach einer Phase geringer Veröffentlichungszahlen wieder das Interesse an LSD und analogen Substanzen.

Eine Gruppe um den Psycholyse-Pionier Leuner versuchte beim Bundesgesundheitsministerium ein Forschungsprojekt zur Behandlung schwer neurotisch gestörter Patienten genehmigen zu lassen.

Anwendung findet die Methode auch bei der Kirschblütengemeinschaft des Schweizers Samuel Widmer. Widmer bezeichnet sich als Spezialisten für Psycholytische Psychotherapie und besaß bis 1993 die Erlaubnis vom Eidgenössischen Bundesamt für Gesundheitswesen, mit den Substanzen MDMA und LSD Psycholytische Psychotherapien durchzuführen. Seine eigene Firma heißt Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität. Seit 1993 will Widmer jedoch nicht mehr mit psychedelischen, sondern nur noch mit verschreibungsfähigen psycholytischen Substanzen arbeiten, die zugelassen seien. In der Schweizer 500-Seelen Gemeinde Nennigkofen macht seine Anhängerschaft fast einen Fünftel aus der Bevölkerung aus. Widmer lebt dort in einer offenen Beziehung mit zwei Frauen, mit denen er je fünf und vier Kinder hat.

In der Schweiz existiert die 1985 gegründete Schweizerische Aerztegesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT).

Ähnliche Verfahren sind die anaklitische Therapie der Londoner Psychoanalytikerinnen Joyce Martin und Pauline McCririck, die Hypnodelische Therapie und die Kollektive LSD-Psychotherapie mit hoher LSD-Dosierung und gleichzeitiger Anwendung bei einer Gruppe.

Methode

Delysid / LSD 25

Der Klient oder Patient wird durch halluzinogene Substanzen in einen Rauschzustand versetzt, in dem er durch den Therapeuten befragt und für Suggestionen ansprechbar gehalten wird. Die eingesetzten psychoaktiven Substanzen sollen dazu beitragen, unbewusste Inhalte zu Tagen zu fördern. Historischer Bezüge werden zu Mythen und Naturreligionen wie der Schamanismus geknüpft. Auch dabei gehe es um eine Öffnung der Seele – mit Drogen, durch Musik, Tanz und Spiritualität.

Zum Einsatz kommen dabei:

  • LSD (acid)
  • MDMA (Methylendioxyamphetamin) / Exstasy
  • Psilocybin
  • Meskalin
  • Ketamin
  • Heroin



Gefahren eines LSD-Trips (LSD-Reise)

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  • Chemische Reinheit des illegal beschafften LSD, spontaner Zerfall der Substanz mit der Zeit
  • Epileptiker können akute epileptische Grand-Mal Anfälle erleiden
  • Herzkranke können Schwächezustände erleben
  • Schwangerschaft: mögliche Fehlbildungen sowie gebärmutterkontrahierende Wirkung (durch Ergotamin-ähnliche Wirkung des LSD)
  • Horrortrip mit Gefahr der Selbsttötung
  • Verlust der Selbstkontrolle: Gewaltanwendung (Fall Manson), Überschätzung eigener Fähigkeiten (Sog. Fensterspringer: ich kann aus dem Fenster fliegen), Einschränkung der Reaktionsfähigkeit
  • LSD-induzierte Psychosen und Auslösung latenter Psychosen
  • LSD kann ein psychische Abhängigkeit auslösen, körperliche Entzugssymptome treten jedoch nicht auf

2009: Todefälle in Berlin unter der Psycholytischen Therapie

Beschuldigter Garri Rober (Foto:Bild)

In einer Arztpraxis für Psychotherapie im Nordberliner Stadtteil Hermsdorf kam es am 19. September 2009 zur Vergiftung von 12 Patienten bei einer Gruppenbehandlung mit Einsatz der Psycholytischen Therapie und psychoaktiven Substanzen. Auf dem Praxisschild boten der 50-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin Garri Rober und seine Ehefrau (Heilpraktikerin)[4] Suchttherapie und „Hilfe bei spirituellen Krisen“ an. Der inzwischen verhaftete Arzt gestand, den Patienten Drogen verabreicht zu haben. Zwei Männer überlebten die Therapie nicht, ein weiterer Patient fiel in ein Koma. Als die alarmierte Feuerwehr mit drei Notärzten und Hubschrauber zur Praxis kam, reagierten einige Patienten aggressiv. Erst eine Hundertschaft der Polizei brachte die Männer und Frauen zur Ruhe. Bei der anschließenden Durchsuchung des Hauses entdeckten die Helfer auf dem Dachboden einen toten 59-Jährigen. Zwei andere Patienten mussten reanimiert werden. Ein 28-jähriger Mann, verstarb später im Krankenhaus.[5][6]. Das Therapeutenpaar wird auf der Referentenliste einer Schweizer Einrichtung geführt, die sich Therapeutisch-Tantrisch-Spirituelle Universität nennt und sich auf psycholytisches Arbeiten spezialisiert hat.[7] Rober ist ehemaliger Schüler des Schweizers Samuel Widmer aus Nennigkofen-Lüsslingen, wo sich eine Gemeinschaft namens "Kirschbaumblüte" zusammengefunden hat. Die tantrische Methode des Tabubruchs bezieht sich aber nicht nur auf den Gebrauch von Drogen. So schrieb Widmer ein Buch, in dem er das Inzesttabu in Frage stellt, weil es bei Kindern zu Traumata führen könne.[8]. Die Anklage lautet nun auf gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge sowie gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen. Zunächst war in Zeitungsartikeln auch von einem Mordvorwurf die Rede. Ermittler werden jedoch mit der Äußerung zitiert, dass der Arzt seine Patienten nicht vorsätzlich schädigen wollte. Laut der Berliner Morgenpost sollen die Patienten ein Drogengemisch aus Heroin, Amphetaminen und Ecstasy bekommen haben.[9]

Siehe auch: Artikel in der Ärztezeitung

Weblinks


Quellennachweise