Traditionelle Chinesische Medizin

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Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bezeichnet verschiedene volksmedizinische Behandlungsmethoden und gymnastische Übungen, die in China vor über 2000 Jahren begründet und über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt wurden. Zu den therapeutischen Verfahren, die in dieser Medizin zur Anwendung kommen, gehören eine eigene TCM-Arzneitherapie, die Akupunktur und Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten), eine eigene Massage (Tuina Anmo), eine am Wirkmechanismus der Arzneien orientierte Diätetik und gymnastische Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan.

In China existieren zwei Medizinsysteme nebeneinander, die traditionell-chinesische und die westlich-hochschulmedizinische Richtung. Beide Arztgruppen orientieren sich an der medizinischen Erfahrung und die Patienten wählen sich jeweils jenen Arzt, dessen Fertigkeiten sie gerade benutzen wollen.

Die zusammenfassende Endbewertung der Stiftung Warentest für die "Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)" kommt zu folgendem Ergebnis: ..Die Wirksamkeit der TCM ist außer für Kopfschmerzen für keine andere Erkrankung belegt. Die Risiken sind erheblich. Den diagnostischen Techniken der TCM konnte keine Zuverlässigkeit bestätigt werden. Eine Nutzen-Risiko-Abwägung fällt bei Kopfschmerzen aufgrund des schwachen Wirksamkeitsnachweises und der bestehenden Risiken eher negativ, für alle anderen Erkrankungen negativ aus. TCM ist zur Behandlung von Kopfschmerzen wenig geeignet, zur Diagnose oder Therapie bei allen anderen Erkrankungen nicht geeignet.. [1].

Eine geraffte Geschichte der TCM

In der Frühzeit war die chinesische Medizin von einer Ahnenheilkunde geprägt, die in die Zeit der Shang-Dynastie (2. vorchristliches Jahrtausend) einzuordnen ist. Überlebt hat aus dieser Zeit noch ein Krankheitsverständnis, das einerseits durch Beziehungen zwischen den Lebenden und den Toten geprägt ist, andererseits aber auch durch Wissen über die natürliche Beeinflussung von Leben und Krankheit bestimmt ist.

Historisch folgte der Ahnenheilkunde in der sog. Chou-Zeit (1. vorchristliches Jahrtausend) die Dämonenheilkunde. Die Heilkunde war ein Netzwerk, welches von feindseligen, dämonischen Angriffen geprägt war. Dämonen waren böswillige Geister, die den Körper der Erkrankten heimsuchten. Folgerichtig musste man sich magischer Elemente bedienen und diese Dämonen aus- bzw. vertreiben. Es wurden Amulette/Talismane (Fu) oder Siegel (Yin) als Vertreiber eingesetzt. Daneben gab es Bannsprüche, Besprechungsformeln und auch Arzneimittel. Alles in allem war es eine Analogie zu dem auch bei uns heute noch in kirchlichen Kreisen leider gelegentlich betriebenen Exorzismus.

Fast parallel zur Dämonenheilkunde entwickelte sich das durch die Lehren des Konfuzius (551-479 v. Chr.) beeinflusste Heilkonzept der systematischen Entsprechungen. Es handelte sich letztlich ebenso um eine magisch geprägte Medizin, die sich jedoch nicht mehr auf Personen (also Dämonen) konzentrierte, sondern auf natürliche Entsprechungselemente und aussagekräftigere Symbole abzielte. Ein typisches Beispiel für dieses Konzept ist die sog. Yin-Yang-Lehre. Dabei bedeutet Yin die Schattenseite des Hügels, Yang hingegen dessen Sonnenseite. Das System wurde erweitert und symbolisiert. So entsprach Yin der Dunkelheit, dem weiblichen Prinzip, Kälte, Regen und Feuchtigkeit. Yang wiederum stand für Sonnenschein, das männliche Prinzip, den Sommer oder die Hitze.

Etwa 300 Jahre vor Chr. entstand eine weitere Lehre, die von Tsou Yen geschaffen wurde – die Fünfhandlungsphasen-Lehre. Dabei wurden konkrete Orientierungselemente in Form von Naturphänomenen (Wasser, Erde, Feuer, Holz, Metall) festgelegt, die in einem Geflecht von 16 Wandlungs- bzw. Überwindungsbeziehungen standen. So überwand Erde angeblich Wasser, Wasser hingegen Feuer und Metall überwand Holz. Aus Feuer konnte Asche/Erde und aus Holz wiederum Feuer entstehen. Wie man erkennt, handelt es sich bei dieser Systematik um eine der Ayurveda ähnliche Denkweise. Dies ist kein Wunder, denn historisch bestanden jahrtausendelang Handels- und kulturelle Beziehungen zwischen Indien und China, die auch weiter in den Norden bis nach Griechenland und Rom reichten.

Nicht unerwähnt bleiben darf der Taoismus, der in der Anfangsphase des Konfuzianismus quasi ein alternatives philosophisches Modell darstellte. Der religiöse Zweig des Taoismus stand mit dem philosophischen Bereich (Mystik, Quietismus, Körperübungen) und dem naturphilosophisch orientierten Bereich (Yin/ Yang, 5 Elemente-Lehre, Wandlung Yi-Jing) in Beziehung. Der Taoismus war auf Langlebigkeit des Menschen ausgerichtet, was nicht nur zufällig an die ayurvedische Lehre vom langen Leben erinnert.

Auf die vermutlich ebenfalls in vorchristliche Zeit (nämlich das 5. vorchristliche Jahrhundert) zu datierende Lehre der Akupunktur soll hier nicht eingegangen werden. Es handelt sich um eine invasive Methode, die mit der Einnahme von (pflanzlichen) Arzneien nichts zu tun hat. Bemerkenswert ist jedoch noch die sog. Moxibustion, bei der Heilkräuter auf bestimmten Akupunkturpunkten verbrannt wurden. Die Einstichpunkte orientierten sich primär am Sitz vermuteter böser Geister – z.B. dem Dämonenherz, der Dämonenhalle, der Dämonenlage oder dem Dämonenweg.

Verwechslungen aus Unkenntnis

Im Westen wird die TCM gerne mit der Akupunktur oder Qigong in einen Topf geworfen, aber dies ist Trugschluss. Die TCM gliedert sich in verschiedene Bereiche, wobei die Akupunktur oder gymnastische Übungen eher untergeordnete Gebiete darstellen. Es dominiert vielmehr eine Kräuter- und Heilmittelmedizin in der TCM, die mit einem althergebrachten Diagnosesystem kombiniert ist. Viele Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Vorurteile, die im Westen gegenüber der TCM bestehen, basieren darauf, dass man in China nach der politischen Öffnung begonnen hat, Ausländern für harte Devisen die chinesische Medizin quasi wie einen Exportartikel anzudienen. Angebliches oder tatsächliches authentisches Wissen der TCM wird schlicht und ergreifend vermarktet.

Die Ausbildung der ärztlichen Therapeuten in China beträgt je nach Universität 5-8 Jahre und beinhaltet entweder die TCM- oder die hochschulmedizinische Ausrichtung. In jedem Fall wird jeweils ein Ausbildungsjahr im anderen Sektor verbracht. So kommt es zu einer gesunden Vermischung beider Sektoren und dies ist auch die Ursache, dass aus der chinesischen Volksmedizin stammende Heilmittel innerhalb Chinas nach entsprechender klinischer Prüfung ihren Weg in die Hochschulmedizin gefunden haben (vgl. Rotes Reismehl).

Ein unterschiedlicher Denkansatz?

Immer wieder entsteht im Westen der Eindruck, die TCM sei ein gänzlich anderes System der Diagnose und Therapie des Menschen. Sie wird gern mit dem Modebegriff 'ganzheitlich' geschmückt, was aber nicht der Realität entspricht. Die TCM ist eine praktische Medizin, deren Ursprung von einem großen Manko geprägt war: die chinesischen Vorstellungen über das Innere des menschlichen Organismus wurden anfänglich nicht durch Sektionen von Leichen, also dem Erwerb anatomischer Kenntnisse, gebildet. Grund dafür war ein viele Jahrhunderte geltendes Verbot zur Leichenöffnung. Es war vielen Ärzten also gar nicht möglich, Anatomie zu betreiben. Man war auf Übermittlungen dieses Wissens aus Indien und dem arabischen Raum angewiesen.

Durch die äußere Beobachtung des Menschen versuchte man, diese Lücken auszugleichen. Wie aber bereits bei der Ayurveda beschrieben, kann selbst die genaueste Beobachtung des Verhaltens oder der Äußerlichkeiten des Menschen wie auch die Analyse von Körpersäften wie Blut, Speichel, Schweiß, Sekreten, Auswurf, Urin und Stuhl beim besten Willen keine umfängliche Bewertung des Inneren ermöglichen. Man mag zwar eine ganze Reihe von halbwegs korrekten Analogieschlüssen ziehen, aber wirkliche Sicherheit gewinnt man nicht.

Im Westen wurde durch die anatomischen Lehren, die vor allem im 19. Jahrhundert durch die in Europa stattfindende mikroskopische Entwicklung stark befördert wurden, hingegen im Rahmen der Hochschulmedizin die Basis für die Diagnostik. Diese Stütze fehlte der TCM vollständig und dies machte sie auf den ersten Blick scheinbar minderwertig.

So gibt es in der TCM keinen Diagnose, die eine Hypercholesterinämie definiert. Man beschreibt jedoch klinisch korrekt körperliche Symptome, die auch ein Hypercholesterinämie-Patient zeigt. Dies kann von Kurzatmigkeit über schnelle Ermüdbarkeit bis zu Herzschmerzen reichen. Man interpretiert dann diese Symptome, ordnet sie in das TCM-Raster ein und behandelt sie. Interessanterweise werden dann durchaus immer wieder korrekte Arzneimittel verwendet, die entweder die Symptome oder sogar das zugrunde liegende Leiden gezielt behandeln können. Es bleibt aber immer die Gefahr, dass ein TCM-Therapeut und ein Hochschulmediziner bei der Diagnose aneinander vorbei reden. Der erste betreibt eine an groben, äußerlichen Befunden orientierte Diagnostik und Therapie, der zweite eine möglichst zielgenaue, apparativ gestützte Therapie. Aus diesem Grund ist es zwangsläufig, dass beide Herangehensweisen auch unterschiedliche Krankheitsklassifikationen verwenden müssen. Wer hier nicht die möglichen Überschneidungen zu erkennen vermag, verliert leicht den Überblick und begeht den Fehler, potentiell wirksame TCM-Produkte abzuwerten. Das Gegenteil ist ebenso möglich - es wird nicht selten ein in Wirklichkeit unwirksames oder sogar gefährliches TCM-Produkt zu einem Wundermittel hochgejubelt. Man erkennt dies z.B. bei Mahuang.

Die Fünf Wandlungsphasen-Lehre und ihr Einfluss in der TCM

Neben der Polarität zwischen Yin und Yang haben fünf Wandlungsphasen eine grundlegende Bedeutung in der TCM. Holz wird als das kleine Yang bezeichnet und der Leber zugeordnet. Feuer ist das große Yang und wird dem Herzen zugeschrieben. Metall ist das kleine Yin und steht für die Lunge, wasser ist das große Yin und steht natürlich für die Niere. Die Erde wird mit Milz und Magen in Verbindung gebracht, was auch ein naheliegender (wenn auch falscher) Analogieschluss ist. Ist man aufnahmefreudig, voll guten Willens und Ideen, aber trotzdem wenig durchsetzungsfreudig, so schätzt man dies in der TCM als eine Diskrepanz zwischen starker Leber und schwachem Herzen ein, wobei dabei nicht die tatsächlichen Organe gemeint sind!

Es gehört zu den typischen Missverständnissen in Europa, dass diesen Begriffen bzw. ihren Organzuordnungen die tatsächlichen anatomischen Strukturen zugeordnet werden. Dem ist in der TCM nicht der Fall. Wenn man vom kleinen Yang spricht, bedeutet das nicht automatisch die tatsächliche Leber, sondern lediglich den Bereich des Organismus, der in der TCM dem Funktionskreis Leber zugeordnet wird.

Zusätzlich werden noch verschiedene Funktionsabläufe in der TCM beschrieben, die man als Energieflüsse beschreibt. Im Westen versteht man dies als Ch'i und kommt dann schnell zum falschen Schluss, dies mit Karma oder irgendwelchen mutmaßlichen, angeblich realen Energiefeldern (z.B. Bioenergetik) in einen Topf zu werfen. Dabei ist dies grob falsch, denn die Energieflüsse sind nur Umschreibungen von äußerlich erkennbaren Verhaltensweisen. Die Bedeutung mag an folgenden Ausführungen deutlich werden.

  • Die Mitte (orbis lienalis) erfüllt die Aufgabengebiete der Aufnahme und Interaktion mit der Außenwelt.
  • Die Leber (orbis hepaticus) schafft die Voraussetzungen für die Mobilisierung der Aktivität und regelt die Dynamik des Menschen.
  • Das Herz (orbis cardialis) drückt sich durch eine intakte Koordination des Menschen aus.
  • Die Lunge (orbis pulmonalis) reguliert die rhythmischen Fähigkeiten des gesamten Organismus wie Atmung, Herzschlag und das Zusammenspiel der Organe untereinander.
  • Die Niere (orbis renalis) ist Sitz der angeborenen Konstitution und verliert im Laufe des Lebens ihre Kraft

Dies zeigt, dass die Organbezeichnungen in der TCM mit der anatomischen Entsprechung im Westen nichts zu tun haben. Wer sich jedoch in die dianostische Welt eines der Sektion nicht mächtigen TCM-Therapeuten einzufühlen versucht, wird langsam verstehen, wie man auf solche Denkansätze kommt. Es bleibt einem nämlich gar nichts anderes übrig, wenn man therapeutisch handeln will.

Befindlichkeit ist wichtig in der TCM

Gerade weil die äußere Beobachtung sowie die Befragung des Patienten die einzige Möglichkeit für den TCM-Therapeuten war, Informationen zu erhalten, liegt es auf der Hand, dass auch der subjektiven Befindlichkeit des Patienten ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Im Westen wird dies positiv empfunden, da hier die Gesprächsseite in der Arzt-Patienten-Beziehung geringer ausgeprägt ist. Letztendlich sollte man sich aber darüber klar sein, dass das Gespräch in der TCM nur einen diagnostischen Charakter besitzt, auch wenn es angenehm erscheint.

Die Befragung ist oft sehr ausführlich. Es werden Temperaturempfindungen, Schwitzverhalten, Schmerzen, Beschaffenheit und Besonderheiten von Auswurf, Ausfluss, Urin und Stuhl, Appetenzverhalten wie Hunger und Durst, Schlafverhalten, Funktionszustand von Augen, Ohren, Nase und Geschmack, Menstruationsauffälligkeiten und die Selbsteinschätzung des Allgemeinbefindens abgefragt.

Zusätzlich untersucht der Arzt den (auch bekleideten!) Patienten, in dem er dessen Haut- und Gesichtsfarbe, die 'Kraft der Augen' und die 'Form des Fleisches' untersucht. Er beurteilt die Zunge, deren Belag und Form von Bedeutung ist. Er tastet den Puls an der A. radialis und versucht daraus Schlüsse auf den Organismus zu ziehen. Dabei spielt die Pulsstärke, die Pulslänge, seine 'Konsistenz' und die 'Beweglichkeit des Pulses' eine Rolle.

Das Konzept der 'Winde'

Die TCM betont, dass der Organismus nur durch die Assimilation äußerer Einflüsse lebensfähig ist. Dies bezieht sich auf einen naheliegenden Analogieschluss, denn ohne die Zufuhr von Wasser, Luft und Nahrung ist ein Mensch nicht lange lebensfähig. Die TCM ist aber ebenso der Ansicht, dass der Mensch diesen Einflüssen nicht schutzlos ausgeliefert ist, denn sein Organisationsprinzip würde ihm helfen, Einflüsse zuzulassen oder auszugrenzen. Im Analogiemodell stehen bestimmte Faktoren für die Einflüsse von außen. Sie werden als Winde, Kälte, Feuchtigkeit oder als Verbindung verschiedener dieser Einflüsse bezeichnet. Je nach Reaktion des Organismus (z.B. durch hohes Fieber, Frösteln, geöffnete Hautporen beim Schwitzen) interpretiert dies die TCM als Aktivierung des wei qi, mit dem das Eindringen der Störung verhindert wird. Die Heilmaßnahmen der TCM zielen folgerichtig verstärkt darauf, das wei qi zu stärken.

Beeinflusst ein äußerer Wind den Patienten, kann dieser aber auch verinnerlicht werden, wenn er nicht ausreichend abgewehrt werden kann. Diesen Zustand nennt die TCM dann inneren Wind und mit symptomorientierten Mitteln wird dieser Wind dann bekämpft.

Allgemein gesprochen zielt die TCM auf die Unterstützung der postulierten Regulationsmöglichkeiten des Menschen: auf die Ausscheidung von Schweiß, Urin, Stuhl, Blut, auf die Erweichung, Umwandlung und Ableitung von Schleim, aif die Kräftigung oder Verfügbarmachung von Synthese- und Wachstumsleistungen oder die Zerstreuung und Ableitung scheinbarer pathologischer Produkte.

TCM Heilmittel

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Die therapeutischen Ziele werden mit ganz unterschiedlichen Arzneimitteln verfolgt. Dabei kennt die TCM eine mehrere tausend Jahre alte Tradition, diese Mittel in Arzneimittelbüchern aufzuschreiben und der Nachwelt weiterzureichen. Der Begriff 'Bücher' ist dabei untertrieben, denn es handelt sich häufig um vielbändige Enzyklopädien, die viele tausend Substanzen beschreiben. Eines der bekanntesten, aber auch jüngsten das 'Buch der Heilenden Kräuter' aus dem 16. Jahrhundert.

Die Arzneimittel sind pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft, es werden aber auch Fermentationsprodukte (vgl. Rotes Reismehl) benutzt. Die pflanzlichen Produkte dominieren mit etwa 90%. Es werden Wurzeln, Wurzelstöcke, Rinden, Hölzer, Blätter, Zweige, Blüten, Früchte oder Samen benutzt - je nach Pflanze und Anwendungsziel.

Die ursprünglichste Anwendungsform war der Sud (Dektot). Die gesamte Rezeptur wird in eine entsprechende Flüssigkeit eingeweicht, erhitzt und in etwa 20 Minuten gekocht, danach abgekühlt und gefiltert. Daneben finden auch Pulver, Salben, Wachse und wachsartige Zubereitungen, Pasten und Flüssigkeiten ihre Verwendung.

Rechtliche Hindernisse für die TCM in Europa

Wer in Deutschland TCM anwenden will, stößt schnell auf massive Probleme. Hauptgrund ist der Umstand, dass es sich bei TCM-Arzneimitteln häufig um Pflanzengemische oder sonstige, nicht standardisierte Zubereitungen handelt. Diese können als Fertigarznei aus formalen Gründen nicht angemeldet werden. Es bleibt hier überwiegend nur der Weg gemäß § 21 AMG. Der Arzt verordnet eine Zubereitung, der Patient geht damit zum Apotheker, dieser beschafft die Rohware(n) und produziert die Arznei.

Dieser Weg bedarf keiner Arzneimittelregistrierung, wenn der Apotheker nicht mehr als 99 Packungen der gleichen Arznei täglich abgibt. Er darf sie aber nicht versenden (weil in Deutschland immer noch ein Versandverbot für Arzneimittel per Post vom Apotheker an den Endkunden herrscht), sondern nur an seine Endkunden im Einzugsbereich abgeben. Da nur wenige Apotheker die notwendige Sachkunde und Ausstattung zur Beschaffung und Qualitätskontrolle der TCM-Arneimittel besitzen und immer weniger Apotheker über eigene Labors und Verkapselungs- bzw. Zubereitungsmaschinen verfügen, hat es die TCM sehr schwer, in Deutschland Fuß zu fassen.

Dabei gibt es viele Zubereitungen und Gemische, die in China als Fertigarznei direkt im Verkehr sind. Leider kann man diese nicht immer direkt gemäß § 73 Abs. 3 AMG importierten, weil deren Herstellung in China nicht standardisiert ist. Bei einigen Pflanzen fehlen auch die Monographien im Westen, was eine Qualitätskontrolle erschwert. Dies liegt daran, dass eine Reihe von TCM-Heilpflanzen in Europa einfach nicht heimisch sind und importiert werden müssen. Erschwert wird das ganze durch unseriöse Anbieter aus dem Fernen Osten, die keine Probleme damit haben, schwermetall- oder pestizidbelastete Rohware auf den internationalen Markt zu werfen.

Anbieter von TCM-Produkten haben nur die Möglichkeit zu versuchen, ihr Produkt als Nahrungsergänzung in den Markt zu bringen. Diese dürfen aber mit Heilaussagen nicht beworben werden und zwar weder bei Ärzten/Apothekern noch beim Patienten selbst. Das führt zur abstrusen Situation, dass wirksame Produkte in einem Graumarkt vertrieben werden müssen, der unlautere und lautere Anbieter kennt und in dem seriös auftretende Anbieter von heilmittelrechtswidrig operierenden Scharlatanen übertönt werden. Letztendlich wird der Verbraucher verunsichert, weil er nur schwer zwischen seriösen und unseriösen Produkten unterscheiden kann. Nicht selten sind auch die Ärzte und Apotheker hier überfordert.

Ein Ausweg mit Hindernissen

Der Patient sollte sich in Absprache mit seinem ärztlichen Therapeuten und dem Apotheker über TCM-Produkte informieren. Sofern der Produktenanbieter, der meist erst auf Anfrage aus Fachkreisen die Informationen seines Produktes übersenden darf, seriös ist, gelingt eine kooperative Zusammenarbeit. Es gilt jedoch immer, dass nur dann Produkte benutzt werden sollten, die einen Wirksamkeitsnachweis besitzen oder zumindest ihre gute Verträglichkeit und Sicherheit zeigen können.

Anmerkungen zum Artenschutz

Tigerkadaver
Gefangen gehaltene Asiatische Schwarzbären zur Gewinnung von Galle

Die Traditionelle Chinesische Medizin verwendet nicht nur pflanzliche Materialien, sondern auch tierischer Herkunft[2]. Besonders beliebt sind z.B. Mittel zur Potenzsteigerung, wie z.B. Tigerknochen oder Rhinozeroshörner. Ein weiteres chinesisches Tigerprodukt ist der Tigerknochenwein.

Die Wilderei an diesen Arten, auch wegen der zugeschriebenen Wirkung der aus ihnen gewonnenen Mitteln, gefährdet viele Arten zusätzlich auf sinnlose Weise. Ein weiteres Beispiel ist der massenhafte Fang von Seepferdchen[3] [4] oder Haien (Haiknorpel[5] ) zu "medizinischen" Zwecken, wodurch einige Arten bereits vom Aussterben bedroht sind.

Ursodeoxycholsäure, ein weiteres Mittel der Traditionellen Chinesischen Medizin, das in der Galle des asiatischen Schwarzbären vorkommt, bringt bei deren Gewinnung in sog. Bärenfarmen unvorstellbare Tierquälerei für circa 10.000 asiatische Schwarzbären mit sich [6].

Literatur

  • Eckart WU: Geschichte der Medizin. Springer Verlag, Berlin, 3. Aufl., 33-36, 1998
  • Stöger EA, Zhicen L, Zhao D, Yuan S, Friedl F: Arzneibuch der chinesischen Medizin. Dt. Apotheker Verlag, Stuttgart, 2001
  • Huston, Peter: China, Chi, and Chicanery – Examining Traditional Chinese Medicine

and Chi Theory, Skeptical Inquirer, September/Oktober 1995, vol. 19, 5

  • Barry L. Beyerstein / Wallace Sampson: Traditional Medicine and Pseudoscience in China: A Report of the Second CSICOP Delegation . Skeptical Inquirer, Juli / August 1996, vol. 20, 4

Quellennachweise

Dieser Text ist ganz oder teilweise von Paralex übernommen