Plazentophagie

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menschl. Plazenta

Die Plazentophagie bzw. der Plazenta-Kannibalismus bezeichnet den Verzehr der menschlichen Plazenta durch den Menschen. Gründe für das Verzehren menschlicher Plazenta sind meist esoterischer Natur und werden meist mit einer Art „Verehrung“ des Organs, das das Kind während der Schwangerschaft ernährt hat, beschrieben. Der Verzehr der Plazenta wird dementsprechend auch zelebriert.

Körperteile des Menschen gelten weltweit mehrheitlich als ein Nahrungstabu. Aktuell ist der Kannibalismus als Praktik des Verzehrs von menschlichem Gewebe eine extreme Seltenheit und tritt beispielsweise in Industrieländern als seltene Praktik psychisch erkrankter Menschen und in Afrika, wo Körperteile von Menschen mit Albinismus als Heilmittel begehrt sind, in Erscheinung.

Bei Säugetieren ist der Verzehr durchaus üblich und liefert dem (Mutter-)Tier Nährstoffe zurück und verhindert Verwesungsprozesse und die Anlockung von Raubtieren durch Verwesungsgeruch. Huftiere wiederum lassen die Plazenta liegen und entfernen sich nach dem Geburtsvorgang vom Geburtsort.

Angeblich hat der Schauspieler und Scientologe Tom Cruise die Plazenta seines Kindes gegessen.[1]

Plazenta-Rezepte

Plazenta2.jpg
  • Plazentapulver nach Hobby-Hebamme und Doula Andrea: Placenta waschen, Eihäute entfernen, flach ausbreiten; bei 50° ca 24 Stunden im Backofen trocknen, mit der Muskatreibe fein reiben.
  • Mutterfett nach Cornelia Enning: 100gr Butter; ein Tl Plazentapulver; 100gr Salbendose, ätherische Öle. Löse die Butter auf und schöpfe während dem Simmern auf dem Herd den entstehenden Schaum ab. Rühre das Plazentapulver ein. Die Masse soll etwa 5 Stunden im Backofen oder auf der Herdplatte bei 50°-60° ziehen, bis sich das Pulver aufgelöst hat. Die Masse soll bei Zimmertemperatur erkalten, wird dann aber im Kühlschrank aufbewahrt; 4 Wochen haltbar. Eventuell ein ätherisches Öl beifügen.[2]
  • Plazenta mit Brokkoli: Zutaten: 800 g frische, gehackte menschliche Plazenta, 1300 g Brokkoli, 2 Eiweiss, ¼ TL Thymian. Die Plazenta in einem Sieb waschen, es können noch Säfte austreten. Danach das Eiweiß zerschlagen und alle Zutaten mit der Hand vermischen. Die Plazenta in Öl zunächst auf hoher Stufe unter ständigem Rühren anbraten, dann langsam die Hitze runterschalten und köcheln lassen, bis alle Flüssigkeit verkocht ist.
  • Plazenta Lasagne: Zutaten: ¾ gehackte menschliche Plazenta, 2 Knoblauchzehen, ½ TL Oregano, ½ gehackte Zwiebel, 2 EL Tomatenmark, 1 Tomate, 2 TL Olivenöl. Kurz die Plazenta mit den übrigen Zutaten anbraten, danach einfach euer liebstes Lasagne Rezept nehmen und die Plazenta eine Lage Käse ersetzen lassen.
  • Plazenta Spaghetti. Zutaten: ¾ menschliche Plazenta, in mundgerechten Stücken, 1 Dose Tomatenpüree, 2 Dosen Tomaten, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, 1 TL Zuckersirup, 1 Lorbeerblatt, 1 TL Rosmarin, jew. 1 TL Salz, Honig, Oregano, Basilikum und Fenchel.[3]

Plazenta und Homöopathie

Angebot von homöopathischen "Plazentanosoden" einer Lotus-Apotheke in Hannover
Angebot Engel-Apotheke Freiburg

Plazentagewebe, wie auch das der Nabelschnur oder Muttermilch, wird von bestimmten Apotheken zu homöopathischen "individuellen" Globuli oder (Auto- bzw. Eigen-)Nosoden verarbeitet. Eine Apotheke, die sich dieser Aktivität widmet, ist die "Engel-Apotheke" in Freiburg.[4]

Der österreichischn Stiftung Gurutest gelang es 2024 völlig problemlos bei einer Wiener Apotheke Lungengewebe vom Schwein (Schweinsbeuchel) als angebliche Plazenta abzugeben,eingelegt in Glyzerin. Die Apotheke fertigte daraus zehn Gramm homöopathische Globuli. Diese sollen laut Werbung der Apotheke: "gegen allerlei Unpässlichkeiten beim Baby und bei der Mutter indiziert sind: Koliken, Hauterkrankungen, Stress, Zyklusstörungen und vieles mehr." Im Ergebnis ergibt sich dann ein hochgerechneter Kilopreis von 3500 Euro. Dies ist auf den Webseiten der österreichischen Zeitung Der Standard nachzulesen. Dort heisst es:

Statt Plazenta ein Stück Schweinsbeuschel - Machen wir es kurz: Die Apotheke unseres Vertrauens erhielt von der Stiftung Gurutest kein Stück Plazenta, sondern ein kleines Stück vom Schweinsbeuschel zugesandt, um daraus eine Arznei zuzubereiten. Bei der Eingangskontrolle der Apotheke gibt es offenkundig ein paar Schwachstellen, was die Rohstoffe für zubereitete Medizinen betrifft. Der Apotheke wurde die Schweinslunge im Fläschchen per Post zur Verarbeitung zugesandt, allfällige Rückfragen gab es nicht. Den Unterschied zwischen einem menschlichen Mutterkuchen und einem Stück Schweinsbeuschel lernen angehende Pharmazeuten an den Universitäten offenbar nicht....Die Stiftung Gurutest orderte von der Apotheke zehn Gramm Plazenta-Globuli gegen Koliken und Blähungen in der "Potenz D 12". Die "Potenz D12" in anschaulicher Weise erklärt: D 12 entspricht der Verdünnung eines Gramms einer Substanz in der Wassermenge von 400 olympischen Schwimmbecken. Mit derlei Hauchen einer Substanz "imprägnieren" Homöopathiehersteller oder Apotheken Zuckerkügelchen, um die "Information" einer Substanz für den Patienten nutzbar zu machen. Zehn Gramm der vermeintlichen Eigenplazenta-Kügelchen kosten die Stiftung Gurutest 35 Euro. Mit anderen Worten: In der Apotheke wurden ein paar Gramm Schweinsbeuschel zu Zucker verschüttelt und mit einem Kilopreis von 3.500 Euro veredelt...[5]

Die Firma Homeda aus Eschweiler bei Aachen bietet "Nabelschnurnosoden" für 441 € an.[6]

Es gibt auch Hersteller für radionisch hergestellte Produkte aus menschlichen Plazenten.

Hormocenta und Placentubex

Das Hautpflegeprodukt Hormocenta (Firma HORMOCENTA Hygiena Thober KG, heute HORMOCENTA KOSMETIK GmbH, bekannt durch die Werbung mit Marika Rökk HORMOCENTA mocht jong) enthielt früher Plazentagewebe[7], wird heute jedoch aus Zutaten pflanzlicher Herkunft hergestellt. In den Geburtskliniken wurden dazu Plazenten in Tiefkühltruhen solange aufbewahrt, bis sie von den Salbenherstellern abgeholt wurden.

Ein weit verbreitetes Konkurrenzprodukt zu Hormocenta war das ab 1953 verkaufte Placentubex C der Firma Merz ("Placentubex verjüngt und strafft die Haut"), das ebenfalls aus Plazenten hergestellt wurde. Dieses Produkt musste später vom Markt genommen werden.

Verwendung von Plazenten in der traditionellen chinesischen Medizin

2011 berichtete die Times of India darüber, dass bestimmte Mittel der traditionellen chinesischen Medizin, die in China hergestellt werden, Plazentagewebe menschlicher Herkunft enthalten sollen.[8]

Literatur

  • Cornelia Enning: Heilmittel aus Plazenta: Medizinisches und Ethnomedizinisches. Books on Demand GmbH, 2003
  • Menges, M.: Evolutionsbiologische Aspekte der Plazentophagie. Anthropologischer Anzeiger, Jahrg. 65, H. 1 (März 2007), pp. 97-108. Abstract

Weblinks

Siehe auch

Quellennachweise