Karma

Aus Psiram
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Buchtitel von Trutz Hardo. Hardo schreibt in der Werbung zu seinem Buch: Band 3 - "Jedem das Seine"
in Deutschland wegen Bezug des Karmagesetzes auf den Holocaust verboten!
Buchtitel von Trutz Hardo, Beispiel für die Verwendung des Begriffs Karma für Therapieangebote auf dem esoterisch inspirierten Psychomarkt

Karma (von Sanskrit karman, कर्म) ist ein Begriff verschiedener Prädestinationslehren und findet auch Verwendung in esoterischen Lehren. Das Wort bedeutet in Sanskrit etwa Tat, Werk, Handlung und ist im Buddhismus und Hinduismus ein fester Glaubensbestandteil in Verbindung mit dem Reinkarnationsglauben (Saṃsāra, Zyklus des Sterbens und der Reinkarnation). Buddhistischer Vorstellung zufolge sei es möglich – und dies sei Ziel aller Mühe des Daseins –, aus dem ewig-leidvollen Kreislauf (sanskr.: Samsara) von Geburt, Tod und Wiedergeburt auszubrechen. Dann nämlich, wenn alles negative Karma aus früheren Leben abgebüßt und gelöscht und im jetzigen Leben kein neues mehr angehäuft worden sei, finde man zur Befreiung (sanskr.: Moksha): man werde zum Buddha, als welcher man sich ins wohlverdiente Nichts (sanskr.: Nirvana) auflöse.

Demnach habe alles, was man tut und denkt, stets Folgen, sogar in einem hypothetischen späteren Leben. Das gegenwärtige Geschick eines Menschen soll nach der Karmalehre unmittelbar mit dem Verhalten in einem früheren Leben zusammenhängen und seinerseits wiederum Art und Qualität noch folgender Wiedergeburten bestimmen. Dieser Lehre legt also ein "Ursache und Wirkung"-Prinzip zugrunde. Nach der Karmalehre ruft jede Handlung eine ihr entsprechende Wirkung hervor, auch wenn ein reiner Zufall dabei nicht auszuschliessen ist. Der Sachbuchautor Thorwald Dethlefsen meinte z.B., dass eine Mutter, die mit ihren Kindern im Auto zu Tode kommt - weil ein Betrunkener das Auto über den Haufen gefahren hat - dies "karmisch gewollt" habe und damit selbst schuld sei.

Der Karmaglaube ist Bestandteil mehrerer indischer Religionen, im Hinduismus und Jainismus. Er findet sich auch im Buddhismus. Im Buddhismus findet sich eine Unterscheidung zwischen einem individuellem Karma und einem kolletiven Karma auf der Ebene der Familie oder eines ganzen Landes. Im Buddhismus und vor allem im Hinduismus dient das Karma-Konzept faktisch als moralische Grundlage zur Aufrechterhaltung des Kastenwesens bzw. zur Abgrenzung der finanziell erheblich besser ausgestatteten, oberen sozialen Schichten.

Der Karmaglaube findet sich in der Theosophie (ab dem 19. Jahrhundert), Anthroposophie, der anthroposophischen Medizin oder Teil der Glaubensinhalte bei Sekten wie Fiat Lux oder Eckankar.

In der deutschen Esoterikszene ist der Karmaglaube häufig anzutreffen. Die 2007 verstorbene Buchautorin Angelika Hoefler gründete ein "Institut fur Namenspsychologie" und erfand eine "karmische Biographiearbeit" (Karma-Kabbalistik); für beide soll sie einen kabbalistischen Zahlenschlüssel zum hebräischen Alphabet verwendet haben. Der Begriff Karma diente z.B. dem Autor Trutz Hardo (Trutz Hardo Hockemeyer. bzw Tom Hockemeyer) zur Rechtfertigung der Behauptung, dass die Juden an ihrer Vernichtung selbst schuld seien. Er verharmloste dadurch den Holocaust.

Karma und Alternativmedizin

Auch bei einigen alternativmedizinischen und pseudomedizinischen Methoden finden sich Bezüge zum Begriff Karma. Als Beispiel kann die Bioenergetische Meditation (Theomedizin) des Geistheilers Viktor Philippi genannt werden. Auf Esoterikmessen werden beispielsweise so genannte "Karmanalysen" angeboten, und es finden sich Angabote für "Karmaablösungen" (bei chronischem Geldmangel, langjähriger Erfolgslosigkeit und ständigem Unglück in der Liebe) oder Pancha-Karma-Massagen. Der Jurist und Heilpraktiker Peter Breidenbach bietet Kurse zu einem "Karma Clearing" an.

Nachdem mehrere Personen am so genannten Lichtfasten (Versuch ohne herkömmliche Lebensmittel zu leben) verstorben waren, meldete sich Christopher Schneider, Leiter einer MAPS-Akademie (Movement of an Awakened Positive Society Academy) im oberbayrischen Apfeldorf zu Wort. Demnach seien die Verstorbenen nicht verhungert, sondern es hätten bei ihnen "karmische Verstrickungen" vorgelegen. Die drei Todesopfer seien insofern selbst schuld gewesen, sie hätten schlechtes Karma mitgebracht.

Karma und Holocaust

Der Mord an den europäischen Juden wurde immer wieder als eine karmische Notwendigkeit dargestellt. Heinrich Himmler, der Führer der SS etwa, war explizit der Meinung, dass die Juden in ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten für schlechte Taten in früheren Epochen bestraft würden.

1996 veröffentlichte der Reinkarnationstherapeut Trutz Hardo das Buch Jedem das Seine (der Titel ist identisch mit der Losung am Eingang des KZ Buchenwald, vergleiche Suum cuique). Darin stellte er den Holocaust als eine kollektive karmische Reinigung dar: Die ermordeten Juden hätten ihr Schicksal verdient, da sie sich in früheren Leben schuldig gemacht hätten.[1] In seinem Buch schreibt Hardo zum "jüdischen Karma":

"Die meisten, die vergast wurden, mussten durch diesen Gewalttod noch nicht ausgeglichenes Karma abtragen [...] Auschwitz könne man [...] im Grunde genommen ein welthistorisches Ausgleichen vorvergangener Vergehen nennen [...]."[2]

1998 wurde Hardo deshalb vom Amtsgericht Neuwied wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Buch wurde im selben Jahr verboten. Am 30. Mai 2000 wurde das Urteil in zweiter Instanz mit kleinen Änderungen bestätigt. In der Urteilsbegründung ist zu lesen:

"Der Angeklagte spricht beispielsweise Hitler [...] von individueller Schuld frei und bezeichnet ihn als einen Vollstrecker eines ewig geltenden schicksalhaften Ausgleichs, genannt Karma.[...] Vereinfacht ausgedrückt behauptet der Angeklagte nämlich, diese Ermordeten oder im KZ geschundenen Juden wären selbst für ihr grausames Schicksal zumindest ursächlich, anders ausgedrückt, sie hätten selbst den Holocaust zu verantworten."

Hardo versuchte sich später herauszureden: Nicht er, sondern sein "höheres Selbst" bzw. "ein anderer Autor" habe das Buch verfasst.

Begriff des "Instant Karma"

Ein Modebegriff mit weit hergeholtem Bezug zu Karma ist das "Instant Karma". Der englischsprachige Begriff lässt sich mit "sofortiges Karma" übersetzen und bezeichnet eine sofortige Bestrafung für eine schlechte Tat. So finden sich beispielsweise im Internet Videos, in denen Täter kurze Zeit nach ihrer Tat in irgend einer Weise bestraft werden.[3] Insgeheim wird dabei suggeriert, dass eine Art allmächtige höhere Gewalt im Spiel sei, die auf eine gerechte Weise Straftäter bestrafe. Der umgekehrte Fall der sofortigen Belohnung der höheren Macht für eine gute Tat findet sich hingegen nicht als "Instant Karma".

Weblinks

Quellennachweise