Karma
Karma (von Sanskrit karman, कर्म) ist ein Begriff verschiedener Prädestinationslehren und findet auch Verwendung in esoterischen Lehren. Das Wort bedeutet in Sanskrit etwa Tat, Werk, Handlung und ist im Buddhismus und Hinduismus ein fester Glaubensbestandteil in Verbindung mit dem Reinkarnationsglauben (Saṃsāra, Zyklus des Sterbens und der Reinkarnation).
Demnach habe alles, was man tut und denkt, stets Folgen, sogar in einem hypothetischen späteren Leben. Das gegenwärtige Geschick eines Menschen soll nach der Karmalehre unmittelbar mit dem Verhalten in einem früheren Leben zusammenhängen und seinerseits wiederum Art und Qualität noch folgender Wiedergeburten bestimmen. Dieser Lehre legt also ein "Ursache und Wirkung"-Prinzip zugrunde. Nach der Karmalehre ruft jede Handlung eine ihr entsprechende Wirkung hervor.
Der Karmaglaube ist Bestandteil mehrerer indischer Religionen, im Hinduismus und Jainismus. Er findet sich auch im Buddhismus. Im Buddhismus findet sich eine Unterscheidung zwischen einem individuellem Karma und einem kolletiven Karma auf der Ebene der Familie oder eines ganzen Landes. Im Buddhismus und vor allem im Hinduismus dient das Karma-Konzept faktisch als moralische Grundlage zur Aufrechterhaltung des Kastenwesens bzw. zur Abgrenzung der finanziell erheblich besser ausgestatteten, oberen sozialen Schichten.
Der Karmaglaube findet sich in der Theosophie (ab dem 19. Jahrhundert), Anthroposophie und der anthroposophischen Medizin. Der Sachbuchautor Thorwald Dethlefsen meinte z.B., dass eine Mutter, die mit ihren Kindern im Auto zu Tode kommt - weil ein Betrunkener das Auto über den Haufen gefahren hat - dies "karmisch gewollt" habe und damit selbst schuld sei.
In der deutschen Esoterikszene ist der Karmaglaube häufig anzutreffen. Es diente z.B. dem Autor Trutz Hardo (Trutz Hardo Hockemeyer. bzw Tom Hockemeyer) zur Rechtfertigung der Behauptung, dass die Juden an ihrer Vernichtung selbst schuld seien. Er verharmloste dadurch den Holocaust.
Karma und Holocaust
Der Mord an den europäischen Juden wurde immer wieder als eine karmische Notwendigkeit dargestellt. Heinrich Himmler, der Führer der SS etwa, war explizit der Meinung, dass die Juden in ihrer Vernichtung durch die Nationalsozialisten für schlechte Taten in früheren Epochen bestraft würden, die "Gedanken" des zeitgenössischen Esoterikfaschisten Trutz Hardo gehen in dieselbe Richtung. Auch die Diskriminierung und Unterdrückung einer Bevölkerungsgruppe wird als das Wirken karmischer Gesetze verstanden: Sie hätten eben früher nicht so böse sein sollen.
Zitat des Reinkarnationstherapeuten Trutz Hardo zum Holocaust als "jüdisches Karma":
- "Die meisten, die vergast wurden, mussten durch diesen Gewalttod noch nicht ausgeglichenes Karma abtragen [...] Auschwitz könne man [...] im Grunde genommen ein welthistorisches Ausgleichen vorvergangener Vergehen nennen [...]."[1]
Weblinks
- Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V: Rainer Schumann: Westliches und fernöstliches Menschenbild im Vergleich. Fachvortrag bei der Elterninitiative zur Hilfe gegen seelische Abhängigkeit und religiösen Extremismus e.V (PDF), 2007
Quellennachweise
- ↑ Quelle: Werk Jedem das Seine