Diskussion:Gloria.tv

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Logo der englischen Version von Gloria.tv

Gloria.TV ist ein mehrsprachiger radikaler und klerikalfaschistischer Internetsender, der sich selbst als "katholische Kanzel im Internet" bezeichnet. Gloria.TV fällt vor allem durch religösen Fundamentalismus in Verbindung mit antidemokratischen, antisemitischen und homophoben Inhalten auf. Das Motto der Plattform ist Programm: "Je katholischer, desto besser." Gloria.TV bezeichnet sich als eine private Initiative, die nicht direkt mit der kirchlichen Hierarchie verbunden ist.

Aktivitäten und Inhalte

Herzstück ist eine selbstproduzierte werktägliche Nachrichtensendung, die in mehreren Sprachen aufgezeichnet wird.[1]

Angemeldete User können selbst eigene Texte verfassen und Video-, Audio- und Bilddateien hochladen. Sie können außerdem Beiträge kommentieren und individuelle Nutzerprofile erstellen.

Inhaber

Gloria.TV ist in Moldawien registriert. Die Plattform wurde unter anderem von dem ehemaligen Schweizer römisch-katholischen Pfarrer und Exegeten Reto Nay gegründet. Nay ist auch aktiver Mitarbeiter, Zeichnungsberechtigter und alleiniger Einzelprokurist.[2] Nay ist ebenfalls Verfasser einiger Texte auf dem radikalkatholischem Portal Kreuz.net.[3]

Als Administratorin und technische Kontaktperson ist Nina Buzut in der moldawischen Stadt Bălți eingetragen. Unter ihrer Adresse ist die Firma Dodalu S.R.L. Registrar des Domainnamens gloria.tv.[4] Nina Buzut ist ferner zeichnungsberechtigte Inhaberin der in Ilanz (Graubünden/Schweiz) ansässigen Betreibergesellschaft GTVP.

Die Name- und Webserver werden seit dem 16. März 2013 nicht mehr vom Webhoster Metanet in Zürich, sondern von der Firma Cloudflare betrieben, wodurch der Serverstandort von gloria.tv verschleiert wird.

Geschichte

Die Webseite ging am 23. Oktober 2005 in Betrieb.[5]

Am 22. Januar 2009 wurde auf gloria.tv ein den Holocaust verharmlosender Text veröffentlicht. Nay verweigerte gegenüber der Kirchenzeitung der Diözese Linz die Löschung des Kommentars mit der Begründung, es „brauche die ganze katholische Bandbreite“. Der Medienrechtsexperte Walter Berka erklärte, es liege der schwerwiegende Verdacht auf einen Verstoß gegen das Gesetz zum Verbot der nationalsozialistischen Wiederbetätigung vor. Dazu gab Nay an, das österreichische oder deutsche Recht sei für gloria.tv nicht maßgeblich, da die Website in Moldawien registriert sei.[6]

Im Jahr 2011 wurde eine von gloria.tv gegen das Bistum Linz und Matthäus Fellinger, den Redakteur der Linzer Kirchenzeitung, eingebrachte Klage wegen angeblicher Rufschädigung rechtskräftig abgewiesen. Fellinger hatte gloria.tv vorgeworfen, unerlaubt Material des österreichischen Fernsehens verwendet und sich mit dem Server in Moldawien auf das Niveau von Kinderpornoseiten begeben zu haben. Da sich gloria.tv weigerte, die Prozesskosten zu begleichen, leitete das Bistum Linz ein Pfändungsverfahren gegen die Betreiber ein.[7]

Am 3. Februar 2012 berichtete gloria.tv von einer Undercover-Aktion von ProLife-Anhängern. Die Abtreibungsgegner hatten demnach im Oktober 2011 mit Hilfe einer Privatdetektivin überprüft, ob katholische Kliniken in Köln die „Pille danach“ verschrieben. Die gloria.tv-Moderatorin Eva Doppelbauer nannte „in denunziatorischem Duktus“[8] die Namen der Gynäkologen, die der Scheinpatientin Notfallpraxen empfahlen, wo Ärzte „aus dem Dunstkreis der Abtreiberfirma 'Pro Familia“ arbeiteten.[9] Nachdem ein Autor von Kreuz.net das Erzbistum Köln darüber informiert hatte, wurde in der Folge im Dezember 2012 zwei Vergewaltigungsopfern in katholischen Krankenhäusern in Köln Behandlung und Beweissicherung verweigert.[10][11]

Am 18. Februar 2013 zeigte die englischsprachige Version von gloria.tv Bilder von deutschen Bischöfen mit Hakenkreuzen, weil diese die Pille danach in den Krankenhäusern ihrer Bistümer zugelassen hätten. Die Deutsche Bischofskonferenz distanzierte sich ausdrücklich von der Webseite und kündigte an, dass künftig Inhalte der kirchlichen Internetseite kirche.tv nicht mehr von gloria.tv verwendet werden dürften.[12] Bereits Mitte Januar hatte die Fernsehredaktion der Diözese Würzburg ihren Kanal auf gloria.tv gelöscht. Der unter Obhut der Deutschen Bischofskonferenz produzierte Tagessegen musste am 20. Februar 2013 nach einer Untersagungsverfügung der Arbeitsstelle Katholische Fernseharbeit von gloria.tv entfernt werden.[13] Burkhard Hose, Pfarrer der katholischen Hochschulgemeinde Würzburg, erstattete Strafanzeige gegen gloria.tv wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.[14]

Der Churer Bischof Vitus Huonder forderte Nay am 20. Februar 2013 auf, die beleidigende Webseite von gloria.tv zu entfernen. In der Folge behauptete Nay, die englischsprachigen Texte nicht zu verantworten und nicht entfernen zu können. Nach Angaben von Bistumssprecher Giuseppe Gracia sah sich der Bischof nicht berechtigt, weitere Schritte einzuleiten. Zugleich betonte Bischof Huonder, Mitarbeiter seiner Diözese dürften kein diffamierendes oder verhetzendes Gedankengut verbreiten oder unterstützen.[15] Die weitere Tätigkeit Nays für gloria.tv wurde jedoch nicht untersagt.[16]

Am 21. Februar 2013 wurde gloria.tv von der Süddeutschen Zeitung vorgeworfen, homophobe Netzaktivisten mit antisemitischen Tendenzen zu feiern.[17]

Im März 2013 beschimpfte gloria.tv Reporter von Spiegel TV, die in der Schweiz Recherchen über das Videoportal betrieben hatten, als „Stalker“ und unterstellte ihnen Nazi-Methoden; erneut verwendete gloria.tv das Hakenkreuz, diesmal verbunden mit dem Logo von Spiegel TV.[18] Zuvor war es in mehreren Orten in Graubünden zu Handgreiflichkeiten zwischen Mitarbeitern von gloria.tv, unter ihnen Reto Nay, und dem Team von Spiegel TV gekommen. Am 11. März 2013 forderte der Churer Bischof Vitus Huonder den Hauptsitz von gloria.tv zur Löschung aller mit ihm in Verbindung stehender Dateien von der Webseite auf.[19] Am 12. März 2013 verlangte der Tujetscher Gemeindepräsident Pancrazi Berther die Entlassung Nays durch das Ortsbistum, falls der Priester seine Tätigkeit bei gloria.tv nicht niederlege und sich klar von dessen Aktivitäten distanziere. Berther fügte hinzu, sein Dorf wolle „kein Nest von Extremisten“ sein.[20] Am selben Tag kam es zu einem gewalttätigen Übergriff dreier Mitarbeiter von gloria.tv auf ein Kamerateam von RTL, bei dem eine Mitarbeiterin des Kamerateams leicht verletzt wurde.[21]

Am 13. März 2013 wurde Markus Doppelbauer, ein im Erzbistum Vaduz in Liechtenstein inkardinierter Priester und technischer Mitarbeiter von gloria.tv, durch Bischof Huonder des Bistums Chur verwiesen und aufgefordert, seine seelsorgerische Tätigkeit in der Diözese zu beenden. Huonder hatte sich in dieser Sache an den Vaduzer Erzbischof Wolfgang Haas gewandt.[22] Am Abend desselben Tages wurde Reto Nay von der Kirchgemeinde Tujetsch fristlos entlassen. Das Bistum Chur forderte ihn auf, umgehend von seiner Tätigkeit als Pfarrer zurückzutreten, anderenfalls werde ihm die missio canonica entzogen.[23]

Im März 2013 leitete die Kantonspolizei Graubünden ein Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit gloria.tv ein. Um welche etwaigen Straftaten es sich handelte und ob wegen eines Verstoßes gegen die Rassismus-Strafnorm durch die Verwendung von Hakenkreuzen ermittelt werde, wurde nicht bekannt gegeben.[24] Am 15. März 2013 wurde Nay auch durch Bischof Huonder seines Amtes enthoben.[25] Seit dem 16. März 2013 wird der Serverstandort von gloria.tv durch Hosting bei der Firma Cloudflare verschleiert.

Weblinks

Quellenverzeichnis

  1. Hendrik Vöhringer: Radikalkatholisches gloria.tv: Hetzer im Namen des Herrn. Spiegel online, 10. März 2013, abgerufen am 16. März 2013
  2. Auszug aus dem Schweizer Handelsregister
  3. Daniel Klingenberg: Die Hardcore-Katholiken. St. Galler Tagblatt Online, 17. Februar 2012, abgerufen am 18. März 2013
  4. www.de.gloria.tv/?imprint
  5. Betreiberauskunft zu gloria.tv, Abrufe am 15. und 16. März 2013
  6. Fromme Texte, raue Sitten und beste Kontakte nach Rom. KirchenZeitung Diözese Linz, 18. März 2009
  7. Ursula Scheer: Katholische Internetportale. Wächter und Hetzer. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. September 2012
  8. Reiner Burger: Katholische Kliniken: Lasset uns Denunzieren. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2013
  9. Jörg Diehl, Birger Menke: Kirchliche Kliniken und Abtreibung: Die Katholischeren. Spiegel Online, 21. Januar 2013
  10. Von der Täuschung zur Affäre - Kirche und extreme Kräfte. Westfälische Nachrichten, 24. Januar 2013
  11. Joachim Frank: Katholisches Krankenhaus: Abgewiesen aus Angst vor Täuschung. Frankfurter Rundschau, 19. Januar 2013
  12. Hetze gegen deutsche Bischöfe. Bericht der Katholischen Nachrichten-Agentur auf domradio.de, 20. Februar 2013
  13. Rudolf Neumaier: Es hat sich ausgesegnet. Süddeutsche Zeitung, 21. Februar 2013
  14. Pfarrer zeigt gloria.tv wegen Hakenkreuz an. Main-Post, 4. März 2013
  15. Internetportal gloria.tv: Bischof von Chur tadelt ein bisschen. Katholische Internationale Presseagentur auf kipa-apic.ch, 10. März 2013
  16. Hakenkreuze am Bildschirm: Die Spur führt nach Sedrun. Die Südostschweiz, 10. März 2013
  17. Rudolf Neumaier: Es hat sich ausgesegnet. Süddeutsche Zeitung, 21. Februar 2013
  18. Hendrik Vöhringer: Radikalkatholisches gloria.tv: Hetzer im Namen des Herrn. Spiegel Online, 10. März 2013
  19. A. Bättig: Die Hardcore-Katholiken mit dem Hakenkreuz. 20 Minuten, 11. März 2013
  20. Deborah Sutter: Hakenkreuz-Video. Radikaler Priester soll entlassen werden. 20 Minuten, 12. März 2013
  21. Diese Katholiken sind auf Krawall gebürstet! frauenzimmer.de, ausgestrahlt auf VOX am 16. März 2013, online nicht mehr verfügbar
  22. Bischof von Chur verlangt Löschung von Medien auf Gloria-TV. kath.net, 13. März 2013
  23. Deborah Sutter: Radikaler Priester Reto Nay fristlos entlassen. 20 Minuten, 14. März 2013
  24. Jetzt ermittelt die Bündner Kantonspolizei wegen gloria.tv. Südostschweiz, 14. März 2013
  25. Schweiz: Gloria.tv-Mitarbeiter vom Bischof entlassen. Radio Vatikan, 15. März 2013


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