Querdenken Initiativen

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Plakat bei Querdenken-Demonstration, Heilbronn 19.7.2020
Ken Jebsen mit Coronavirus Schutzmaske am 9. Mai 2020 in Stuttgart, nach Abgang von der Bühne wo er die Maske nicht nutzte

Querdenken711 (auch Querdenken-Initiative) ist eine politisch/gesundheitspolitische Initiative des stuttgarter Unternehmers Michael Ballweg, die zur Zeit der COVID-19 Pandemie durch das Coronavirus SARS-2 CoV-2 in Deutschland entstand, und zunächst auf den stuttgarter Raum beschränkt war. Die Gruppe Querdenken711 organisiert Demonstrationen und betreibt eine Webseite im Internet mit Informationen und teilweise irreführenden oder falschen Angaben zum Themenbereich der Coronavirus-Pandemie und COVID-19. Die Gruppe stand anfangs der gescheiterten Partei Widerstand2020 nahe.

Demonstrationen

Redner auf Demonstrationen waren bisher "Silberjunge" Thorsten Schulte, Beate Bahner, Bodo Schiffmann, Ernst Wolff, Klemens Jakob, Veronica Frei, Rüdiger Dahlke, Heiko Schöning, Milorad Krstic, Stefan Räpple (AfD), Ralph Bühler oder Friedemann Mack. Ken Jebsen trat ebenfalls auf einer Querdenken-Demonstration in Stuttgart auf, ohne Atemschutzmaske. Fotographen nahmen jedoch Bilder auf, die zeigen wie er nach dem Abgang von der Bühne, und geschützt durch Bodyguards, eine Schutzmaske aufzog.

In einer Sendung des SWR von Juli 2020 wurde über Identitäre, NPD-Mitglieder, Qanon-Anhänger und III. Weg berichtet, die an einer der Demonstrationen in Stuttgart teilnahmen. Der Mannheimer Morgen berichtete über einen Hitlergruss.[1] Nikolai Nerling interviewte Bodo Schiffmann anlässlich einer Querdenken-Demonstration in Stuttgart am 18. Juli 2020.

Anfragenden Journalisten wurde in der Vergangenheit in ungewöhnlicher Weise mitgeteilt vorab eine "Erklärung zur Journalistischen Arbeit" unterzeichnen, in der Ballweg sie über das Grundgesetz und sein Verständnis ihrer Rolle belehrt. Zitat:

„Aufgrund der verzerrten Berichterstattung in ARD, SWR und ZEIT online sprechen wir nur mit Journalisten, die die beigefügte Erklärung unterzeichnen“

Daraufhin teilten mehrere Journalisten mit, auf Anfragen zu verzichten und machte die Querdenken711-Praxis öffentlich. Ballweg beklagt aus seiner Sicht eine diffamierenden Berichterstattung der Medien.[2] und spricht von einer „Gleichschaltung der Medien“ in der Coronakrise, die ihn an das Jahr 1933 erinnere.[3] Journalisten die über die Demonstrationen berichten wollen wird mitgeteilt:

Damit eine vollständige, unparteiische und wahrheitsgemäße Berichterstattung möglich ist, bieten wir Journalisten ab sofort an, Deeskalationsteams an ihre Seite zu stellen.

Informationen und Fake News auf Webseite von Querdenken711

Meldung der Polizei Berlin am 1.8.2020 um 14:50

Zur Zahl der bisherigen Teilnehmer macht die Querdenken-Initiative711 falsche Angaben. So wird in einem Text mitgeteilt, die Zahl der Teilnehmer der Berliner Demonstration am 1. August 2020 sei "unklar". Gleichzeitig wird eine Teilnehmerzahl von 1,3 Millionen suggeriert. In mehr als 120 Facebook-Gruppen und anderen sozialen Medien (insbesondere der Trutherszene und in rechten Medien) wurde über die Zahl der Teilnehmer spekuliert. Behauptet wurde insbesondere die Polizei habe eine Teilnehmerzahl von 800.000 Personen bestätigt. Eine entsprechende Angabe der Polizei existiert allerdings nicht. In einschlägigen Telegram-Gruppen von Verschwörungstheoretikern wie Attila Hildmann und Xavier Naidoo, oder bei Youtube (Oliver Janich) wurde von angeblichen „Millionen“ gesprochen, die nun in Berlin „endlich“ gegen die als „repressiv“ empfundene Corona-Politik der Regierung aufgestanden seien. Die Phantasiezahlen wurden ebenfalls von AfD-Funktionären verbreitet, so beispielsweise von dem Bundestagsabgeordneten Petr Bystron. Er teilt eine Meldung, der zufolge "Hunderttausende" demonstriert hätten. Der Faktenfinder der Tagesschau ordnete dies als fake news ein. [4] Während der Demonstration wurde eine unrealistische und falsche Zahl von 1,3 Millionen Teilnehmern genannt.[5] In tatsächlichen Meldungen der Polizei[6] und in Medien wird hingegen über eine Teilnehmerzahl von rund 20.000 berichtet.[7] Luftbilder, die während der Kundgebung aufgenommen wurden, zeigen hingegen, dass die Zahl von etwa 20.000 realistisch erscheint. Link: Bildvergleich Love-Parade 1997 und Querdenken-Demo 1.8.2020[8] Der Faktenfuchs des BR kam mit einer komplexen Bildanalyse und dem Tool "mapchecking" auf eine Zahl von rund 22.000 Teilnehmern. Zitat:

..Aus den Bildern und Videos des Tages ergibt sich eine von uns geschätzte durchschnittliche Dichte von 0,8 bis 2 Personen (mit signifikanten Lücken am Ende der Kundgebung).
Umgerechnet auf die Fläche von rund 16.000 Quadratmetern ergibt sich daraus die Anzahl an TeilnehmerInnen von schätzungsweise 22.500 Personen (Mittelwert aus: 0.8 Personen pro Quadratmeter = 13.039 Personen und 2.0 Personen pro Quadratmeter = 32.599 Personen).
Diese Zahl ist eine grobe und großzügige Annäherung an die Anzahl der Teilnehmenden zum Zeitpunkt, als das Foto der Menge aufgenommen wurde. (Quelle)
Die maximal mögliche Dichte stehender Menschen beziffert die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes - ein Verein, der sich im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes für Forschung und technischer Weiterentwicklung einsetzt - auf 6.6 Personen pro Quadratmeter oder 0.15 Quadratmeter pro Person.
Selbst bei einer extrem dichten Belegung (6.6 Personen/ qm) der Fläche, auf der am Samstag die Kundgebung stattfand, hätten nicht annähernd die von den Veranstaltern propagierten Zahlen an Personen Platz gefunden...
[9]

Während dieser Demonstration war lediglich die Straße des 17. Juni von der Siegessäule in Richtung Brandenburger Tor gesperrt. Dieser kurze Abschnitt war nicht ansatzweise durch Menschenmassen gefüllt. Zahlreiche der rund 20.000 Teilnehmer hielten sich nicht an Hygienevorschriften. Trotz Hinweisen der Polizei waren kaum Menschen mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Demonstranten riefen „Masken weg“. Die Polizei löste die Abschlusskundgebung daher vorzeitig auf. Erschwerdend für die Beurteilung der Teilnehmerzahl kommt hinzu, dass auch Spaziergänger, Neugierige, Fotografen, Journalisten und Gegendemonstranten mitgezählt werden. Zudem war gleichzeitig in der Nähe eine andere Kundgebung zur Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung angemeldet worden.

Auch zu einer geplanten, aber später verbotenen Demonstration am 28/29. August werden von den Organisatoren Phantasiezahlen genannt. Das rechtsradikale, und AfD-nahe Compact-Magazin von Jürgen Elsässer zitiert den Initiator von "Querdenken-711" mit der Aussage: "Die größte Demonstration in der Geschichte". Die Veranstalter gingen demnach von "zehn Millionen Teilnehmern aus", was einem Achtel des Bundesbevölkerung entsprechen würde. Eine völlige Phantasiezahl, da zu diesem Zeitpunkt rund 88% der Bundesbürger laut Umfrage mit den Infektionsschutzmassnahmen der Regierung zufrieden sind, und darüber hinaus Bundesbürger für noch strengere Massnahmen eintreten.[10] Tatsächlich haben die Anmelder eine Kundgebung auf der Straße des 17. Juni angemeldet, nur für den Bereich zwischen dem Großen Stern und der Yitzhak-Rabin-Straße, auf der keine zehn Millionen Menschen sich aufhalten können. Für diese Kundgebung seien laut Polizei etwa 22.500 Teilnehmer angemeldet worden.[11][12] Im Hygieneplan zur Demonstration bezieht man sich auf Stuttgart und eine Teilnehmerzahl von maximal 25.000.

Teammitglieder

Zum Team gehören Michael Ballweg und Pressesprecher Stephan Bergmann.

Aufrufe zu Querdenken Demonstration am 28/29. August 2020

Bilder von Aufrufen zu einer "Querdenken"-Demonstration am 28. August 2020 nach Berlin zu kommen. Angemeldet wurden mit dem Motto „Berlin invites Europe – Celebrating freedom and peace“ 22.500 Demonstranten. Die berliner Polizei untersagte diese Demonstration wegen zu erwartenden Verstössen gegen das Infektionsschutzgesetz.

(Bilder sind zu einem grossen Teil von Belltower.[13])

Siehe auch

Quellennachweise