Pseudomedizinische Therapievorschläge gegen COVID-19-Infektion
Nach Eintretend der COVID-19 Pandemie durch das Coronavirus SARS-2 CoV-2 wurden und werden zahlreiche unwirksame, gefährliche oder fragwürdige Therapieempfehlungen gegen die COVIS-19 Pandemie 2019/2020 beworben oder angeboten.
- Homöopathie: die deutsche Homöopathin Cornelia Bajic veröffentlichte im Februar 2020 den sinnlosen Einsatz von homöopathischen Globuli in C30 - Potenzierung gegen das neue Coronavirus. Sie veröffentlichte dazu einen Brief bei facebook. (Einzelheiten sind im Artikel zu Bajic nachzulesen) Nachdem von der Verbrauchschutzorganisation "Medwatch" die zuständige Ärztekammer Nordrhein eingchaltet wurde, wurde der Brief mit der Empfehlung bei facebook gelöscht.[2] Die amerikanische Vertretung des Homöopathie-Pharmaunternehmen Boiron riet explizit ab, Homöopathie im Falle einer SARS2-Coronavirus Infektion einzusetzen. Am 6. März 2020 reagierte auch der Homöopathie-Lobbyverein Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. mit einer Pressemeldung:
- Vorgaben des RKI und nationaler Gesundheitsbehörden sind allein maßgeblich
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) betont, dass auch für homöopathische Ärzte in Deutschland die Empfehlungen der zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden die maßgebliche Orientierung beim medizinischen Umgang mit dem Corona-Virus ist.
[..] empfiehlt der DZVhÄ seinen Mitgliedern Zurückhaltung hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem „Corona-Virus“.
Andere Empfehlungen sind nicht Position des Verbandes. „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte legt Wert auf die Feststellung, dass einzelne anderslautende Empfehlungen nicht die Position des Verbandes wiedergeben“[3][4]
- traditionelle chinesische Medizin und Mittel shuanghuanglian
- traditionelle indische Medizin: Rinderurin und Nutzung der Begrüssungsansprache "Namaste" als vor diesem Virus schützend
- MMS
- Kolloidales Silber
- Umckaloabo
- Cannabis-Öl, Cannabidiol (Haschöl, CBD) wird häufig gegen das CoV-2 ins Gespräch gebracht. Dafür liegt jedoch keine Zulassung vor und es gibt keine Nachweise für eine etwaige Wirksamkeit.
- Einnahme grosser Mengen an Vitamin C: in diesem Zusammenhang taucht der Name "Dr. med. Michael Spitzbart" auf. Es handelt sich dabei um ein Pseudonym. Der Name Dr. Spitzbart wird vom FID-Verlag genutzt, der Abo-Fallen betreibt. Unter dem Namen Dr. med. Michael Spitzbart wird die unbelegte Behauptung verbreitet dass in China 50 Tonnen Vitamin C (Ascorbonsäure) als Therapie eingesetzt worden seien und dies der Grund für den Rückgang der Infektionen in China wäre. Passend zu den Meldungen von Spitzbart finden sich Amazon-Links zu Vitamin C-Präparaten. Über die Referrer wird am Verkauf mitverdient.[5] (siehe dazu auch: Vitamin-C-Infusion)
- alle 15 Minuten Wasser trinken. Eine über facebook und WhatsApp verbreitete Falschnachricht lautet "Trinken Sie alle 15 Minuten ein paar Schlucke Wasser", um somit das Virus quasi herunter zu schlucken und im Magen angeblich unschädlich zu machen. Es gibt keinen Nachweis für eine etwaige Wirksamkeit dieser Methode. Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte mit dass das regelmässige Wassertrinken generell der Gesundheit diene, schütze aber nicht speziell gegen eine Infektion mit dem Covid-19-Erreger. Auch die Verbreiter selbst geben keine seriöse Begründung an. Sie verweisen nur vage auf "japanische Ärzte" die diese Empfehlung gegeben hätten.[6]
- Heilende Zahlen: demnach soll der Zahlencode 537354 vor dem Virus schützen.[7]
- Therapieempfehlung des Wiener „Ganzheitsmediziner“ Dr. Michael Pani, der „wunderbare Therapiefläschchen gegen allerlei Krankheiten“ verkauft. Diese müssen lediglich vor die Brust gehalten werden um so Viren abzuwehren.
- aufgeschnittene Zwiebeln sollen in der Wohnung ausgelegt werden um die Viren aus der Luft "zu ziehen"
- Einatmen (Schnupfen) von Kokain. Angeblich soll das Einatmen von Kokain die Schleimhäute im Bereich der oberen Luftwege (Nase) desinfizieren und somit vor der Infektion schützen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das französische Gesundheitsministerium wiesen diese Falschbehauptung zurück.[8]
- Essig (Brasilien)
- Knoblauch (Afrika)
- Geistheilen
- Trinken von Bier
- Schwimmen in gechlortem Wasser
- Baden in Badewasser mit einer Temperatur von 41 Grad. Diese gefährliche und nutzlose Empfehlung stammt vom schweizer Naturarzt Andreas Bircher (Enkel von Maximilian Oskar Bircher-Benner). Bircher bezeichnet die CoV-19 Pandemie als "Grippe mit schönem Namen" und behauptet dass das Virus bei einer Körpertemperatur über 40 Grad absterbe. Daher sollten keine fiebersenkenden Mittel eingenommen werden. Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO bekannt gibt, sind Bäder in heissem Wasser nicht gegen das Coronavirus wirksam.[9]
- elektrische Heissluft Handtrockner sind nicht geeignet Viren auf der Hand zu inaktivieren. Hände sollen mit Desinfektionsmittel, Wasser und Seife gereinigt werden.
- Nasenspülungen mit Kochsalzlösung sind unwirksam
Mehrere amerikanische evangelikale Prediger riefen explizit zu Gottesdiensten auf, mit der zusätzlichen Gefahr von Infektionen. Andere Prediger riefen dazu auf unerprobte oder unwirksame Heilmittel wie kolloidales Silber (Jim Bakker) oder MMS einzunehmen. Der Fernsehprediger Kenneth Copeland setzte Geistheilen ein, um über das Fernsehen Infizierte zu heilen. Die Zuschauer mussten dabei den Fernsehapparat mit der Hand berühren.
Einige Vegetarier und Veganer behauptet durch ihre Ernährungsweise immun gegen die COVID-19 Infektion zu sein. Überhaupt sei die Pandemie mit dem Konsum von Fleisch zu erklären.
Mehrfach ist in russischen Staatsmedien wie RT Deutsch die Rede von einem kubanischen Mittel gegen das CoV-2 Virus, das als "interferon alpha 2b recombinante cubano", oder "Heberon Alpha R" bekannt ist und in Kuba 1986 entwickelt wurde, 34 Jahre vor der COVID-19 Pandemie. Bei RT Deutsch beworben mit der Überschrift "China: Kubanisches Medikament bewährt sich im Kampf gegen CoronaVirus". Es handelt sich dabei um Interferon Alpha 2b, ein seit langem bekannten Wirkstoff. Interferone sind körpereigene Gewebshormone die die Immunantwort von Lymphozyten stimulieren. Sie werden seit langem bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, haben aber erhebliche unerwünschte Nebenwirkungen da es sich um ein zu inijizierendes Eiweiss handelt. Studienergebnisse, die einen Einsatz bei COVID-19 rechtfertigen würden liegen im März 2020 nicht vor.
Geschäfte mit unwirksamen und fragwürdigen Mitteln gegen COVID-19
In vielen Ländern werden Umsätze mit unwirksamen oder fragwürdigen Mitteln und Wirkstoffen erzielt. Der amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones bot über einen Webshop silberhaltige Zahncreme zum Schutz vor dem Coronavirus an. Ihm wurde der Verkauf durch Behörden untersagt.
Hinzu kommen Geschäft mit extrem überteuerten Schutzprodukten wie Atemmasken oder Desinfektionsmitteln.
Amazon teilte Ende Februar 2020 mit, man habe Zehntausende Produkte entfernt, die angeblich Schutz vor Corona bieten sollten und/oder vollkommen überteuert gewesen seien.
Siehe auch
Weblinks
- Seriöse Informationen zur COVID-19 Epidemie: Robert Koch Institut
Quellennachweise
- ↑ https://twitter.com/FrankBettina/status/1233330434437787648
- ↑ https://medwatch.de/2020/03/02/wie-pseudomedizin-gegen-das-neue-corona-virus-beworben-wird/
- ↑ https://www.dzvhae.de/corona-virus-vorgaben-des-rki-und-nationaler-gesundheitsbehoerden-sind-allein-massgeblich/
- ↑ P R E S S E M I T T E I L U N G
„Corona-Virus“ / SARS-Co-V-2-Pandemie
Vorgaben des RKI und nationaler Gesundheitsbehörden sind allein maßgeblich
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) betont, dass auch für homöopathische Ärzte in Deutschland die Empfehlungen der zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden die maßgebliche Orientierung beim medizinischen Umgang mit dem Corona-Virus ist.
Berlin, 5. März 2020 – „Auch für homöopathische Ärzte gilt, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) Vorrang haben vor eventuellen, homöopathischen Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-Co-V-2-Pandemie („Corona-Pandemie“) und zur Behandlung von Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben“, sagte die 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, Dr. Michaela Geiger.
Auch wenn es in der Vergangenheit und in verschiedenen Regionen der Welt positive Erfahrungen mit homöopathischen Maßnahmen in epidemiologischen Situationen gab, und diese auch wissenschaftlich stichhaltig dokumentiert sind, empfiehlt der DZVhÄ seinen Mitgliedern Zurückhaltung hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem „Corona-Virus“.
Andere Empfehlungen sind nicht Position des Verbandes. „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte legt Wert auf die Feststellung, dass einzelne anderslautende Empfehlungen nicht die Position des Verbandes wiedergeben“, so Dr. Michaela Geiger. Außer dem RKI geben auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Kassenärztliche Bundesverband regelmäßig wertvolle Hinweise zum Thema. (siehe Pressemitteilung des DZVhÄ vom 05.03.2020) - ↑ https://www.mimikama.at/allgemein/vitamin-c-coronavirus/
- ↑ https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/coronavirus-schuetzt-staendiges-wassertrinken-vor-einer-infektion-kettenbrief-im-check-a-305a7f9c-2dd9-4bfb-a8d1-e5e4485250e3
- ↑ https://www.derstandard.at/story/2000114200709/wie-energetiker-mit-heilzahlen-das-coronavirus-bekaempfen-wollen
- ↑ https://noizz.de/rausch/coronavirus-nein-koks-hilft-nicht-gegen-eine-ansteckung/vtlt8py
- ↑ https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/myth-busters