Lisa Fitz
Lisa Fitz (geb. am 15. September 1951 in Zürich) ist eine deutsche Kabarettistin, Autorin und Sängerin, die unter anderem mit dem Propagieren von Verschwörungstheorien in Erscheinung tritt. 2011 geriet sie wegen der Teilnahme an der Trash-TV-Sendung "Dschungelcamp" von RTL in die Kritik.[2]
Lisa Fitz lebt mit ihrem Lebensgefährten Peter Knirsch (geb. 1972) in Hebertsfelden im Landkreis Rottal-Inn. Die Tochter von Molly und Walter Fitz aus der bekannten bayerischen Musiker-, Schauspieler- und Künstlerfamilie Fitz absolvierte 1969 bis 1972 die Schauspielschule Ruth von Zerboni, ein Gitarrenstudium sowie Gesangs- und Ballettunterricht. Zunächst wurde sie in Bayern als Moderatorin der Fernsehsendung "Die bayerische Hitparade" bekannt. Als Kind soll ihr Berufswunsch "Kasperl" gewesen sein. Sie veröffentlichte eine erste Platte als Sängerin mit dem Titel "I bin bläd", unter Bezug auf so genannte Blondinenwitze. 1970 trat sie in der Filmreihe "Schulmädchenreport" auf.[3] Anfang der 1980er Jahre spielte sie vorwiegend am Theater und hatte mehrere Rollen in Fernsehfilmen. Geschichten über ihr Liebesleben fanden sich in den Boulevardmedien. Ab 1983 folgten eigene Shows als Kabarettistin. Sporadisch trat Fitz bei Dieter Hildebrandt in der ARD-Sendung "Scheibenwischer" auf, außerdem hatte sie Auftritte in vielen Talkshows sowie in der satirischen ZDF-Talkshow "Blond am Freitag". Fitz ist ab 2018 Unterstützerin der Bewegung "Aufstehen" der Linke-Politikerin Sarah Wagenknecht.
Querfront-Engagement und Verbreitung von Verschwörungstheorien
Das Engagement von Lisa Fitz für Querfrontbestrebungen in Deutschland brachte ihr den Ruf als "Erika Steinbach der Kabarettisten", "weiblicher Ken Jebsen" oder "singende Eva Herman" ein. Auf ihrer privaten Homepage lässt sie es als ihre Stärke bezeichnen, "tiefe Weisheiten mitunter in einer volksnahen Sprache zu verstecken".
In der Vergangenheit war Fitz Interviewgast des russischen Staatssenders RT Deutsch und behauptete bei dieser Gelegenheit, eine der wenigen Kabarettisten zu sein, "die noch die Meinung frei sagen können" (die Lage von Journalisten in Russland sprach sie in diesem Zusammenhang nicht an). Viele ihrer (deutschen) Kabarettisten-Kollegen seien "sowas geworden wie systemimmanente Hofnarren". In Deutschland fühle sie sich „umzingelt von Staatsmacht und Intrigen“ und sei Opfer einer „Meinungsdiktatur“. Über ein Gerichtsverfahren wegen ihrer Äußerungen ist indes nichts bekannt. Die Repressionen sowie den für Oppositionelle erschwerten Zugang zu den Medien in Russland thematisiert sie nicht.
Für ihre eigene Arbeit postuliert sie zwar hohe Qualitätsstandards: "... politischer Kabarettismus würde bedeuten, dass man sich auf die Innen- oder Außenpolitik kundig macht, sich informiert und diese Missstände aus seiner persönlichen Sicht aufzeigt, als Rückenstärkung oder als Orientierungshilfe für die Leute, die vielleicht zu wenig Zeit haben, die Hintergründe zu recherchieren. Und die müssen arbeiten, die haben Kinder, die haben andere Berufe, die können nicht so viel recherchieren wie wir. Für uns ist es der Beruf."[4] Doch trotz ihres Anspruchs, "Hintergründe zu recherchieren", hält Lisa Fitz den Verschwörungsideologen Daniele Ganser für "seriös" und einen "renommierten Historiker", "der nur zitiert, was er an belegbaren Beweisen hat".[5]
Anlässlich einer Verleihung des Kölner Karlspreises für engagierte Literatur der Neuen Rheinischen Zeitung an Ken Jebsen, einen weiteren Verschwörungsideologen, kam es 2017 zu einer Demonstration vor dem Berliner Babylon-Kino. Bei dieser Gelegenheit verlas die Mitherausgeberin Anneliese Fikentscher ein Grußwort von Lisa Fitz, die Jebsen mit den Worten gratulierte, "wesentlich brisanter als jede Verschwörungstheorie sei die Verschwörungspraxis".
Für einen Kabarett-Beitrag über die NATO ließ Lisa Fitz sich nach eigenen Angaben von Willy Wimmer inspirieren. Wimmer vertritt geschichtsrevisionistische Positionen und ist regelmäßiger Autor des AfD-nahen Compact Magazins von Jürgen Elsässer.
In der Vergangenheit verbreitete sie auch Verschwörungstheorien zur Herkunft des Begriffs Verschwörungstheorie und behauptete fälschlicherweise, dieser sei eine Erfindung der CIA.[6]
Video "Ich sehe was was du nicht siehst"
Im Januar 2018 lud Heiko Schrang (bekannter Sympathisant des Reichsbürgers Adrian Ursache) für sein "erwachtes Publikum" ein 5-Minuten-Video mit der Demoversion des Songs "Ich sehe was was du nicht siehst" von Lisa Fitz bei YouTube mitsamt Liedtext hoch. Das Video war unter anderen Schrang-Videos wie etwa "Planen Eliten Bügerkrieg in Deutschland?", "Lügen über Chemtrails: ARD/ZDF entlarven sich" oder "RFID Chip für jeden geplant?" eingeordnet. Beim Besuch der Webseite wird der Leser auch auf Buchtitel wie "Die Souveränitätslüge" ("Deutschland ist eine Firma") oder "Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen" (Bilderberger, Kennedy usw.) aufmerksam gemacht. Später lud auch Oliver Janich das Video bei YouTube hoch.
Der Songtext präsentiert die in der rechten deutschen Szene gängige Verschwörungstheorie einer vage definierten, weltweiten "Machtelite", welche die Welt insgeheim regiere. Fitz nennt die Namen „Rothschild, Soros, Rockefeller und Consorten“ und bezieht sich unmissverständlich auf die in der Trutherszene populäre Behauptung, eine geheime Elite plane ein Bevölkerungsreduktionsprogramm:
- "Es gibt sowieso zu viele Esser / ohne die Vielen geht's den Wenigen besser... Gierige Männer, Mördergreise, / spielen vom Tod die böse alte Weise, / reißen im Fallen die halbe Welt mit sich, / wach auf und handle – lass dich nicht im Stich."
Am anderen Stellen des Liedes offenbart sie eine pauschale Ablehnung von Freimaurern. Das Lied geriet in deutschen Medien in die Kritik. Fitz wurde vorgeworfen, antisemitische Verschwörungstheorien zu verbreiten. In einem Interview mit dem Rottaler Anzeiger entgegnete Fitz der Kritik unter anderem: "... ich will das Recht haben, auch jüdische Familien der Hochfinanz zu kritisieren, wenn sie sich falsch verhalten."[7] Bei dieser Gelegenheit übernahm sie auch Heiko Schrangs Behauptung einer zukünftigen "Verchippung" der Bevölkerung mit RFID-Chips.
Schrang nannte das Fitz-Video "zensurgefährdet". Janich schloss sich dem an und meinte, das "sensationelle" Video werde wohl zensiert werden, womit beide offenbar eine Anzeige wegen Volksverhetzung meinten. Über eine solche Anzeige oder eine Form von "Zensur" ist jedoch bislang nichts bekannt geworden (Stand: August 2018). Laut Janich habe das Lied "das Zeug, zum Lied des (noch viel zu kleinen) Widerstands zu werden". Die neurechte Monatsschrift "eigentümlich frei" von André F. Lichtschlag hingegen bezeichnete das Lied als "harmlos" und widmete der Kritik daran einen langen Artikel.
Lisa Fitz war schon im April 2017 und im Dezember 2016 als Talk-Gast bei "SchrangTV" aufgetreten. Ihr Auftritt aus dem Jahr 2017 trägt den Titel "Lisa Fitz: Die ganze Geschichte ist eine einzige Kette von Verschwörungen".
Als Christoph Kastius ihren Song lobte, schrieb Lisa Fitz bei facebook:
- "Eben entdeckt: „ICH SEHE WAS“ in Englisch & Russisch!! Danke, Christoph Kastius! Das kleine Lied macht sich auf die Reise. ????? Die nächsten Tage dann auf ITunes & Amazon zum Download - die CD muss noch warten. ZEITNOOOT!"
Später verschwand ihr Kommentar ohne Begründung. Offenbar weiß sie inzwischen etwas mehr über die Person, die ihren Song gelobt hatte.
Weitere Tätigkeiten
Über einen Homeshopping-Kanal bewarb Fitz ein Nahrungsergänzungsmittel namens Semen Vitae, welches Gerstengras-Pulver der Firma Semen Vitae KG[8] enthalten soll.
Zitate
- "Und meine Religion, dies sei noch hinzugefügt, ist eine bayerische Mischung aus Quantenphysik, Buddhismus & Christentum."[9]
- „Die Welt wird fieser und an wem mag’s liegen? Der Schattenstaat, die Schurkenbank, der Gierkonzern, Wer nennt die Namen und die Sünden dieser feinen Herrn? Rothschilds, Rockefeller, Soros & Consorten, die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten.“[10]
Kommentare
- "Was sie betreibt, ist ein formulierter Wahrheitsanspruch aus einer Deckung heraus, der dank verkürzter Inhalte nichts weniger als die eigenen Ziele befördern soll." Lisa Fitz und das Propaganda-Problem, Frankfurter Rundschau, 11. November 2016[11]
- "... wirklich schlimmes antisemitisches verschwörungstheoretisches Lied. Fünf Minuten voller Begriffe, Trends und Dauerbrenner der Verschwörungsideologien. Ein trauriges Beispiel, wie verbreitet solches Denken im Mainstream ist." Kommentar der Amadeu Antonio Stiftung zum Video "Ich sehe was, was du nicht siehst".
- YouTube-Song von Lisa Fitz „Der ganze Liedtext ist voll von Codes“, Welt-Online am 31. Januar 2018[12]
- "Lisa Fitz: Wirrer Song voller Verschwörungstheorien", abendzeitung am 30. Januar 2018
- Rothschild, Soros und der Teufel, Jüdische Allgemeine am 31. Januar 2018
Weblinks
- https://www.lisa-fitz.de
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Fitz
- https://www.welt.de/vermischtes/article173042642/Lisa-Fitz-bedient-mit-YouTube-Song-antisemitische-Verschwoerungstheorien.html
- https://blog.gwup.net/2018/02/01/lisa-fitz-rappt-sich-eine-grausame-salbe-furs-waidwunde-wutzentrum-zusammen/
- https://www.sueddeutsche.de/bayern/kabarettistin-lisa-fitz-und-ihre-biografie-fuer-einige-wochen-das-ex-fickluder-der-nation-1.1136495-3
- http://www.ezw-berlin.de/html/15_9850.php
- http://www.hogn.de/2018/04/11/1-da-hogn-geht-um/nachrichten-niederbayern/lisa-fitz-antisemitismus-scharfrichter-haus-passau-balandat-ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst-kommentar/108246
- https://www.hogn.de/2018/04/09/1-da-hogn-geht-um/nachrichten-niederbayern/lisa-fitz-scharfrichterhaus-passau-matthias-ziegler-felix-balandat-antisemitsmus-codes-verschwoerungstheorie/107938
- https://lbga-muenchen.org/2020/01/16/zu-lisa-fitz-und-ihren-fluesterwitz-veranstaltungen-in-muenchen-2020
Quellenverzeichnis
- ↑ Zitat Saldostanow vom 28.4.2015: "Stalin schuf einen grandiosen Staat und bewahrte die russische Zivilisation vor dem Abgrund nach dem Niedergang des Zarenreiches. Alles, was wir besitzen, verdanken wir ihm. Daher steht uns das Recht nicht zu, ihn zu kritisieren. Auch unsere Anhänger der amerikanischen Demokratie sollten sich zurückhalten, denn die Demokratie richtete viel größeres Übel an und kommt heute mit den ähnlichen Parolen daher wie der Kommunismus."
- ↑ https://www.stern.de/kultur/tv/dschungelcamp/lisa-fitz-3928536.html
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Schulm%C3%A4dchen-Report:_Was_Eltern_nicht_f%C3%BCr_m%C3%B6glich_halten
- ↑ YouTube-Video von RT Deutsch - Lisa Fitz: "Viele Kabarettisten sind systemimmanente Hofnarren"
- ↑ YouTube-Video "SchrangTV-Talk; Lisa Fitz über Daniele Ganser
- ↑ "Frau Fitz, Sie hatten anstrengende Tage, wie geht es Ihnen?
Lisa Fitz: Eigentlich ganz gut. Aus der Sache könnte ein Sturm werden, aber kein Shitstorm, weil die Leute - ob links, Mitte oder rechts - zu 90 Prozent den Song gut finden und kein normaler Mensch dahinter eine antisemitische Verschwörungstheorie vermutet. Übrigens hat den Begriff "Verschwörungstheorie" die CIA erfunden in der Zeit des Kennedy-Mordes, weil ihr die Zweifler an der offiziellen Einzeltäter-Version zu zahlreich wurden. Er wird benutzt, um kritische Leute mundtot zu machen - wie bei mir in den letzten Tagen." - ↑ https://www.pnp.de/lokales/landkreis_rottal_inn/eggenfelden/2821297_Lisa-Fitz-Auch-juedische-Familien-der-Hochfinanz-kritisieren.html
- ↑ Semen Vitae KG, Wackerstraße 39, Burghausen
- ↑ https://www.welt.de/vermischtes/article173042642/Lisa-Fitz-bedient-mit-YouTube-Song-antisemitische-Verschwoerungstheorien.html
- ↑ Lisa Fitz, Lied "Ich sehe was, was du nicht siehst", Januar 2018 - Youtube
- ↑ http://www.fr.de/politik/meinung/kolumnen/antisemitismus-lisa-fitz-und-die-drachenreiter-der-rothschilds-a-1438304
- ↑ https://www.welt.de/vermischtes/article173042642/Lisa-Fitz-bedient-mit-YouTube-Song-antisemitische-Verschwoerungstheorien.html