RGCC-Test

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Teilergebnis eines RGCC-Tests
weiteres Teilergebnis mit Testung auf die obsoleten Mittel Amygdalin (hier fälschlich B17 genannt) und Dichloracetat

Der RGCC - Test (auch Greek - Test oder Greece - Test, Onconomics) ist ein kommerziell vermarkteter Bluttest (liquid biopsy) zur Erkennung von im Blut zirkulierenden Tumorzellen (CTC genannt) und gleichzeitig ein Verfahren zur Bewertung der Wirksamkeit (Chemosensivität) von Zytostatika (zytotoxische Chemotherapie) sowie alternativmedizinischer Heilmittel. Der Name RGCC leitet sich von "Research Genetic Cancer Centre" ab; das Kürzel hat nichts mit dem RGCC-Gen[1] zu tun. Anbieter ist seit 2004 die griechische Firma RGCC-Group aus der Stadt Florina (Griechenland).[2] In der Schweiz residiert die Firma RGCC International GmbH[3] In Deutschland findet sich die RGCC Central Europe am Biozentrum / Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, mit Zweitanschrift in Berlin.[4] Erfinder des Tests ist Ioannis Papasotiriou, über den fälschlicherweise behauptet wird, er habe ein Patent zum RGCC-Test erteilt bekommen. Papasotiriou erhielt hingegen ein Patent für ein Krebsbehandlungsverfahren.

Im deutschsprachigen Raum scheint dieser Test nur sehr selten zur Anwendung zu kommen. In keiner der verschiedenen Sprachversionen der Wikipedia wird dieser Test thematisiert oder auch nur erwähnt.

Die Kosten eines RGCC-Tests betragen etwa 1200 € (1800 US $).

RGCC-Test und praktische Durchführung

Die Anbieter behaupten, Tumorzellen (CTC) in Blutproben (15 ml oder 25 ml, mit EDTA ungerinnbar) von Patienten isolieren zu können. Dazu wird ein Oncoquick Verfahren verwendet um Tumorzellen von den übrigen Zellen zu unterscheiden, mit anschliessender Zentrifugierung mit 350 G für zehn Minuten. Der Überstand soll sodann die Tumorzellen konzentrieren, die dann per "negative selection" iosliert werden. Danach werden die abgetrennten Zellen mit einem patentierten und nicht öffentlich bekannt gemachten Verfahren über mehrere Tage (offenbar 48 Std) kultiviert und vermehrt. Dazu werden sie mit fetalem Kälberserum (FKS) inkubiert. Anschliessend erfolgt die Testung der Empfindlichkeit (Chemosensitivität) gegenüber 46 oder mehr Substanzen getestet. Als Endergebnis werden eine Liste und Grafik erstellt, die den Einfluss der Substanzen auf die isolierten Zellkulturen mit einem Score (einer dimensionslosen Bewertungsskala) in Prozentpunkten ausweist. Werte über 80% für einzelne Wirkstoffe sollen nach Angaben der Anbieter auf eine Wirksamkeit dieser Wirkstoffe hinzuweisen.

Interessanter Weise wird beim RGCC - Test die Chemosensivität sowohl bekannter Zytostatika (klassische Chemotherapie in der wissenschaftlichen Onkologie) als auch der von Substanzen und Wirkstoffen aus der Alternativmedizin bestimmt. Die von Onconomics angegebenen und getesteten Mittel aus dem zweiten Bereich sind in der Regel nicht als Arzneimittel zugelassen. Eine Liste der getesteten Substanzen (2018) findet sich hier.

Geprüfte Substanzen der ersten Kategorie zugelassener Arzneimittel:

Geprüfte Substanzen aus der Kategorie von Substanzen ohne erwiesene Wirksamkeit gegen Krebs (zumeist nicht zugelassen):

  • Amygdalin (laetrile) ausdrücklich wird vom Anbieter diese in der Onkologie nicht verwendete Substanz fälschlich als "Vitamin B17" bezeichnet und bei dieser Gelegenheit der Jargon aus der Amygdalin-Werbung übernommen. Allerdings weist RGCC darauf hin dass eine Wirksamkeit von Amygdalin nicht erwiesen ist.[5]
  • Ukrain mehrere Anwender von Ukrain wurden in der Vergangenheit zu Haftstrafen verurteilt
  • CV247, ein fragwürdiges Mittel des englischen Tierarztes John Carter (1938 - 2009)
  • Ascorbinsäure (Vitamin C, siehe: Vitamin-C-Infusion)
  • Aromat8-PN
  • Artecin
  • Artemisinin (Artesunate)
  • Avemar
  • Berberine
  • BetaLoe
  • Bio-D-Mulsion
  • Buttersäure
  • Carnivora
  • Carctol
  • Coenzym Q10
  • Curcumin (Curcuma)
  • C-Statin
  • Cäsiumchlorid
  • Graviola
  • DCA (Dichloracetat)
  • Essiac Tee (Flor Essence)
  • Genistein, ein Phytoöstrogen aus der Gruppe der Isoflavonoide, das zusammen mit Genistin in der Sojabohne und dem Rotklee vorkommt
  • Honopure
  • IP6
  • Naltrexon (siehe LDN)
  • Lykopin
  • Melatonin, Hormon der Epiphyse (Zirbeldrüse)
  • Metformin (off label use eines Mittels zur Diabetesbehandlung (Typ II). Derzeit in der wissenschaftlichen Diskussion als tatsächlich einsetzbares Mittel in der Onkologie und Gerontologie)
  • NuMedica Micellized D3
  • Meriva
  • Indol-3-Carbinol, eine von Pflanzen der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) wie zum Beispiel Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrabi und Grünkohl produzierte Substanz, die zusammen mit anderen Substanzen dieser Pflanzen (Isothiocyanate - Senföle) eine krebshemmende Wirkung haben soll
  • Intenzyme Forte
  • L-Carnitin
  • Maitake Tee
  • Mammary PMG
  • Nattokinase
  • Noni Saft Noni-Säfte sollen ein geheimnisvolles Molekül namens "Xeronin" enthalten, welches aber ansonsten in der Biochemie unbekannt ist
  • NRF2-Aktivator
  • Anvirzel
  • Okinava Extracts (unbekannt)
  • OPC, speziell Mittel Opc Synergy
  • Papau (Asimina), häufig falsch unter der englischen Bezeichnung Pawpaw vermarktet, ist eine Pflanzengattung in der Familie der Annonengewächse (Annonaceae)
  • Poly-MVA, nicht als Arzneimittel zugelassen
  • ProsStay
  • ProteoXyme
  • Quercetin
  • Reolysin
  • Resveratrol
  • Retenzyme Forte
  • Salicinium
  • Salvestrol
  • Scullcap, auch Helmkräuter, eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)
  • Synergy K
  • Teavigo
  • Thymex
  • Uncaria Tomentosa
  • VascuStatin
  • Virxcan
  • Viscum album, (siehe Misteltherapie)
  • Vitanox
  • Wasserstoffperoxid
  • OncoPLEX ES
  • Se-100
  • weitere Substanzen sind u.a. Pankreasenzyme, Aloe Vera, Propolis, Selen und Ellacsäure

Anwendung und Verbreitung

Der Test wird von sehr wenigen niedergelassenen Ärzten als eine nicht von gesetzlichen Krankenkassen erstattungsfähige IGEL - Leistung angeboten, d.h. die Kosten (ca 1200 €) müssen von den Patienten bezahlt werden. Angaben von Patienten zufolge wird der Test auch mehrmals durchgeführt. Eine Recherche von Anfang 2020 ergibt, dass in Deutschland eine Praxis in Frankfurt am Main und eine Praxis in München den Test bewerben und offenbar einsetzen.

Rezeption, Validierungen und Studienlage

Ergebnis der Suche nach RGCC Test in der Datenbank Medline im Januar 2020

In der Datenbank Medline (NCBI) findet sich im Januar 2020 kein Fachartikel zum RGCC-Test. Es lässt sich insbesondere keine Validierung des Test finden. Der Test wurde auch bisher nicht von der amerikanischen Gesundheitsaufsichtsbehörde FDA begutachtet. Zum Test und Teilerklärungen zum Test finden sich jedoch in Veröffentlichungen von Erfinder Papasotiriou:

Ioannis Papasotiriou

Der aus München stammende Ioannis Papasotiriou ist griechischer Humangenetiker. Er studierte an der Universität von Thessaloniki und machte dort 1997 einen Masterabschluss in Humangenetik. Es folgte ein weiterer Abschluss an der Universität Zürich in Humangenetik im Jahre 2001. Papasotiriou nennt auch einen Abschluss (molecular biology) an einer Westminster University sowie einen in oncology an der University of Nottingham. Er promovierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Er betrieb seit 2004 in Thessaloniki ein "Arzt Genetik Zentrum" und war dessen Direktor. Seit Mai 2004 führt Papasotirou die Firma RGCC Ltd als Direktor. Er ist im deutschen Halle Geschäftsführer der Welmedis Europe GmbH.

Beziehungen zu umstrittenen Hallwang-Klinik

Ioannis Papasotiriou war bis 2016 Leiter der Hallwang Klinik in Dornstetten/Hallwang am Ostrand des Schwarzwalds, die international für Behandlungen aus dem Spektrum der unkonventionell-experimentellen Krebstherapien bekannt wurde. Insbesondere ist die Hallwang Klinik Anziehungspunkt zahlreicher ausländischer Krebspatienten, die auf der Suche nach einer nichtkonventionellen Therapie sind.

Andere Testverfahren zur Identifizierung zirkulierender Tumorzellen

  • USA: CellSearch, Circulating Tumour Cell Test mit FDA-Zulassung
  • Maintrac
  • Epic Sciences method
  • TIRNA, Tumor Induced RNA blood test
  • Oncoblot, Oncotrace und Oncotrail

Weblinks


Quellennachweise

  1. https://en.wikipedia.org/wiki/Regulator_of_cell_cycle_RGCC
  2. RGCC Group, industrial area of Florina, GR-53100 Florina, Griechenland
    rgcc-genlab.com
    rgcc-group.com
  3. RGCC International GmbH, Baarerstrasse 95, Zug, CH-6300, Switzerland
    rgcc-ternational.com
    Tel: +41 (0) 41 725 05 60
  4. RGCC Central Europe, Biozentrum, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Weinbergweg 22 O612O Halle (Saale), Deutschland
    Rgcc Central Europe GmbH, Friedrichstraße 88, 10117 Berlin, Phone: 030 81003751
  5. https://www.psiram.com/de/index.php/Datei:RGCC_Liste_getesteter_Substanzen_2018.pdf