Ballistol

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Ballistol (von Ballistik und oleum - lat. für Öl) ist der Handelsname eines mineralölhaltigen Waffen- und Pflegöls der deutschen Firma F.W. Klever GmbH / Ballistol GmbH[1]. Ballistol galt lange Zeit als „Wunder-Öl“.
Obwohl das Produkt kein zugelassenes Arzneimittel ist, spielt es auch in der Alternativmedizin eine Rolle als vermeintlichen Heilmittel bei verschiedenen Zuständen und Erkrankungen. Für Ballistol liegt heute (2019) keine einzige zugelassene therapeutische Indikation vor. Insbesondere ist es nicht zur Behandlung von Wunden zugelassen.

Ballistol als Heilmittel in der Alternativmedizin

Der Hersteller von Ballistol hütet sich ganz offensichtlich das Produkt zur Behandlung (und Selbstbehandlung) bei krankhaften Zuständen als Hausmittel zu bewerben um das deutsche Heilmittelwerbegesetz einzuhalten. Dennoch wird eine Broschüre von 1904 als "historisches Dokument" verbreitet, in der der damalige Hersteller gesundheitlich relevante Wirkungen von Ballistol anpreist.
Anekdotisch kursieren jedoch in Jägerkreisen und bei Sportschützen Berichte über angebliche positive Effekte nach der (oralen) Einnahme des Waffenöls Ballistol. So soll der Genuss bei Verdauungsbeschwerden und Sodbrennen hilfreich sein, genauso wie bei der usserlichen Behandlung von Wunden und Insektenstichen.

Bei Anhängern der Alternativmedizin gilt Ballistol gelegentlich ebenfalls als eine Art Wunderprodukt. So finden sich im deutschsprachigen Internet zahlreiche anekdotenhafte Einzelberichte über angebliche Wunderheilungen Dank Ballistol. Demnach sei es beispielsweise bei Mensch und Tier geeignet Haarausfall, Gallensteinen, Ohrenschmerzen, Zeckenbefall, Schuppenflechte und sogar Krebs zu heilen. Berichtet wird auch, dass Adolf Hitler seit 1928 Ballistol als Heilmittel getrunken habe. Russische Ärzte hätten das Öl im 2. Weltkrieg bei verwundeten Soldaten eingesetzt. Häufig sind derartige Anekdoten nicht von anderen Behauptungen zu trennen, nach denen Ballistol zur Schmierung bei Lüftermotoren, Kettenantrieben oder beweglichen Teilen von Schusswaffen geeignet sei. Der Kopp-Verlag bot Ballistol an.

Eine wissenschaftliche Studie berichtet über eine Kontaktallergie nach Behandlung mit Neo-Ballistol.[2]

Ballistol als Krebsheilmittel

Im deutschsprachigen Internet finden sich vereinzelt Angaben über an Krebs Erkrankte, die zu vermeintlichen Heilzwecken Ballistol innerlich einnahmen. Kontrollierte wissenschaftliche Studien, die eine etwaige Wirksamkeit belegen, finden sich im Januar 2019 nicht in den entsprechenden Datenbanken.

Das Sicherheitsdatenblatt des Herstellers gibt an:

..ABSCHNITT 16: Sonstige Angaben
Empfohlene Verwendung und Beschränkungen
...H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein.
Änderungshinweise: "!" = Daten gegenüber der Vorversion geändert. Vorversion: 1.1
H304 Kann bei Verschlucken und Eindringen in die Atemwege tödlich sein.
H340 Kann genetische Defekte verursachen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
H350 Kann Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht)..
[3]

Chemische Zusammensetzung

Die Rezeptur von Ballistol wird geheim gehalten. Ballistol enthält als wesentlichen Bestandteil Weißöl aus Petroleum (Paraffinöl). Weitere Inhaltsstoffe sind Ölsäure, verschiedene Alkohole, Mineralöl und weitere Substanzen. Um dem Produkt einen angenehmen Geruch zu verleihen, werden ätherische Öle zugesetzt.

Geschichte

Ballistol wurde 1904 vom deutschen Chemiker Helmut Klever als Waffenöl für die deutsche Armee entwickelt. Bereits 1874 hatte der Vater des Ballistol-Erfinders, Friedrich Wilhelm Klever, in Köln die Chemische Fabrik F.W. Klever gegründet. Er begann mit der Produktion von Ölen und Fetten auf Kohlebasis und kaufte dazu ein eigenes Bergwerk um an die Rohstoffe zu gelangen. Seitdem wird es weitgehend unverändert hergestellt. Es wurde in deutschen Armeen von 1905 to 1945 als Vielzwecköl, und vor allem als Waffenöl, eingesetzt. Um die Jahrhundertwende suchte das Kaiserliche Heer ein Universal-Öl, welches nicht nur die Metallteile der Waffen, sondern auch die Holzschäfte und das Lederzeug pflegen und konservieren sollte.

1935 wurde aus dem Allzwecköl Ballistol das zuvor als Arzneimittel zugelassene Neo-Ballistol weiterentwickelt, welches gesundheitlich relevante Wirkungen entfalten sollte. Neo-Ballistol hat den Status als zugelassenes Arzneimittel inzwischen verloren.

In den vierziger Jahren wurde Ballistol zur Behandlung von Typhus experimentell eingesetzt.[4]

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. BALLISTOL GmbH, Ballistolweg 1, D-84168 Aham
  2. B Sigl, M Agathos, R Breit: Kontaktallergie auf Neo-Ballistol, in: Dermatosen in Beruf und Umwelt, 1998 Cantor
  3. https://ballistol.de/media/pdf/2c/4d/82/bremsenreiniger_de.pdf
  4. Schlief E, Schlief HE: A New Method of Treating Typhoid and Paratyphoid Fevers. Medizinische Klinik, 1949