Anastasia

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Romanfigur Anastasia

Anastasia (nicht zu verwechseln mit der Zarentochter Anastasia oder der Sängerin Anastacia) ist eine Romanfigur aus einer Buchreihe des russischen Buchautors Wladimir Megre (geb. 23. Juli 1950, Ukraine). Gleichzeitig steht der Name Anastasia für ein esoterisch-politisches Konzept mit kommerziellem Hintergrund sowie eine politische Bewegung ("Die Klingenden Zedern Russlands" PVP).

In seinen Romanen erweckt der Autor Megre den Eindruck, dass die handelnden Figuren keine fiktiven Gestalten seien, sondern reale Personen, die er selbst kennengelernt habe. Die Bücher von Megre stellen einen Mix aus Naturreligion, Esoterik, Verschwörungstheorien und Geschichtsrevision dar. In deutscher Übersetzung erschienen die Bücher meist im Govinda Verlag, der eng mit ISKCON (volkstümlich "Hare-Krishna-Sekte") verbunden ist. Die Auflagen gehen in die Millionen. In Deutschland werden die Bücher auch von einem Wega-Verlag aus Neustadt an der Weinstraße und seinem Leiter Alexander Sojnikow verbreitet.

In Russland, der Ukraine, Weißrussland und Deutschland entstanden Kommunen der Anastasia-Bewegung. Einzelne Familien sollen dabei auf einer eigenen Landfläche von einem Hektar leben. In Russland sind es über 200 Familienlandsiedlungen, in Deutschland sollen es 12 sein. Entsprechende Gruppen gibt es in Salzburg Land, Niederösterreich und Wien.

In Deutschland finden regelmässig "Anastasia Festivals" statt. Zum Beispiel in Bayern oder auf dem Gelände der Gemeinschaft »Windberg« in Nordthüringen. Das Anastasia-Konzept wird in Deutschland unter anderem von dem Esoteriker Andreas Bunkahle beworben, der Bücher zum Thema sowie Zedern-Produkte anbietet. Im deutschen Sprachraum ist der russische Wunderheiler Oleg Pankow Propagandist der Anastasiabewegung. Er bezeichnet sich als Geschichtsforscher, Wahrsager und Heilkundiger, der eine Art Wedische Rassenkunde lehrt. Eine Nähe zur Anastasiabewegung ist auch beim Projekt Urahnenerbe Germania von Frank Willy Ludwig erkennbar.

Anhänger der Anastasia-Bewegung in Deutschland sind nicht selten gleichzeitig Anhänger der Reichsbürgerbewegung, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland ablehnen. Protagonisten der Anastasia-Szene treten in dem braunsesoterischen ­Online-Magazin »Neuzeit« auf, wo unter anderem ausländerfeindliche Beiträge zu finden sind und von der »jüdischen Weltverschwörung« die Rede ist.

Romanfigur

Anastasia Bambi Syndrom.jpg

Als Romanfigur in den Werken von Megre lebt diese in der russischen Taiga in der Tradition der wedrussischen Kultur. Dem Roman zufolge wurde Anastasia 1969 am Fluss Ob geboren, sei klug und allwissend und lebe in einer Art Erdhöhle in einem Waldgebiet in der Taiga. Dort könne sie aufgrund ihrer Fähigkeiten mit Tieren kommunizieren, laufe nackt oder halbnackt herum und ernähre sich von Zedernüssen, Beeren und Pilzen. Eichhörnchen sollen für sie die Vorräte für den Winter sammeln. Von Sex halte sie nur etwas, wenn er der Fortpflanzung diene, nichtsdestotrotz lässt sie sich der Erzählung folgend aber auf ein Liebesabenteuer mit dem alternden Geschäftsmann und Autor Megre ein. Anastasia soll nach Megre auch fähig sein, über einen "Strahl" andere Menschen zu wärmen, zu heilen und deren Willen zu beeinflussen.

Megre beschreibt, wie er 1994 auf einer Reise Anastasia kennen lernte und sein Leben nach ihrer Begegnung änderte.

Das esoterisch-selbstversorgerisch-politische Konzept

Die Megre-Bücher suggerieren die Möglichkeit eines Lebens, das auf heutige technische Hilfsmittel verzichten soll. So postuliert Anastasia die Idee, dass jede Familie auf einem Stück Land mit einer Fläche von einem Hektar leben und sich selbst versorgen soll. Eine Art Zurück-zur-Natur-Idee, die durch konservative Vorstellungen zur Kleinfamilie ergänzt wird. In Russland wurde kritisiert, dass Anastasia-Anhänger ihre Kinder nicht zur Schule schicken.

In Russland haben sich die Anastasia-Bücher zu Bestsellern mit über 5 Millionen verkauften Exemplaren entwickelt und waren Auslöser für eine Anastasia-Bewegung (Rerikh-Bewegung "Natur und wir"). Die politische Bewegung wird von der russischen Regierung unterstützt. "Die Idee der Familienlandsitze ist absolut positiv", sagte beispielsweise der russische Präsident Medvedev.

Geschäft

Anastasia-Zedernöl

Um den Anastasia-Kult hat sich in der Zwischenzeit auch ein reges Anastasia-Geschäft entwickelt. Gezeigt wird dazu auch immer wieder das gleiche Bild einer geschminkten Frau (siehe oben rechts). Zu sehen ist, dass sie einen Lippenstift benutzt und der Lidschatten nachgezeichnet ist. Dass diese Person halbnackt unter wilden Tieren lebt und sich von Nüssen ernährt, erscheint zweifelhaft.

Angeboten werden auf dem internationalen Anastasia-Markt nicht nur die Anastasia-Bücher, sondern auch Anastasia-Zedernnüsse und Anastasia-Zedernöl. Es gibt mittlerweile auch einen Anastasia-Tourismus. Die Reise führt nach Sibirien zu einer Dame, die zwei Kinder und einen Großvater hat und den Touristen als Anastasia vorgestellt wird. Unter dem Anastasia-Motto werden auch Reisen ans Schwarze Meer angeboten, in die Stadt Gelendschik, in deren Umgebung sogenannte Dolmen vermutet werden, die mit einem Druidentum und mit Anastasia in Verbindung gebracht werden. Dort, in der Ortschaft Teko, befindet sich auch die so genannte "Waldschule" Schetinin Schule, Vorbild für analoge autonome Schulprojekte in Russland und anderen Ländern.

Literatur und Medien

  • Bayerischer Rundfunk: "Braune Ideologie hinter grüner Fassade", 21.11.2018 (Sendung kontrovers BR): Hunderte von Anastasia-Anhängern treffen sich zu Festivals in Deutschland. Auch in Bayern ist die Bewegung aktiv. Auf den ersten Blick geht es darum, wie man sich mit ökologischer Landwirtschaft selbst versorgen kann. Wer tiefer gräbt, stößt aber auf eine rassistische, antisemitische Gedankenwelt und eine Nähe zu Reichsbürgern. [1]

Siehe auch

Weblinks

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