Tonbandstimme

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Als Tonbandstimmen oder Transkommunikation (auch Electronic Voice Phenomenon (EVP) oder instrumental transcommunication bezeichnet) werden auf verschiedene Weise zustande kommende Schallereignisse bezeichnet, denen von bestimmten Stimmenhörern eine Bedeutung als Nachricht (Durchsage) für sie selbst beigemessen wird, ohne dass dies allgemein wissenschaftlich akzeptiert wäre. Personen, die nicht zum Kreis der für das Phänomen Empfänglichen gehören, können zwar die Schallereignisse durchaus wahrnehmen, erkennen diese jedoch zumeist als undeutliche Geräusche oder Wortfetzen ohne Bedeutung. Ein Merkmal der hier gemeinten Schallereignisse ist die Tatsache, dass verschiedene Stimmenhörer bei gleichem Schallereignis durchaus zu unterschiedlichen Interpretationen kommen. Ein Teil, der sich für die Transkommunikation empfänglich Bezeichnenden, glaubt daran, dass die gemeinten Ereignisse als Botschaften Verstorbener aufzufassen seien.

Unter wissenschaftlichen, neutralen Testbedingungen konnten bisher keine entsprechenden Phänomene reproduziert werden, welche mit bekannten physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht vereinbar wären [1]. Vielmehr sind die Phänomene gut mit recht einfachen etablierten Hypothesen aus Physik oder Psychologie und Psychiatrie vereinbar. Wissenschaftliche Bewertungen kritisieren insbesondere die rein subjektiven Interpretationen der sogenannten Durchsagen [2] [3].

Der Physiker Ernst Senkowski prägte hierfür den Begriff der instrumentellen Transkommunikation.

Der Begriff Tonbandstimmen entstammt einer Zeit, in der entsprechende Schallaufzeichnungen nur mit Tonbandgeräten hergestellt werden konnten. Der Begriff wurde jedoch beibehalten, obwohl heute derartige Aufzeichnungen meist mit anderen Mitteln (PC) gemacht werden.

Aus den Kreisen der Stimmenhörer werden auch ganze Dialoge zwischen Fragenden und Verstorbenen verbreitet [4].

Auch Bilder sollen auf eine ähnliche Weise empfangen werden können.

Eigenschaften der sogenannten Tonbandstimmen

Die aufgezeichneten Schallereignisse lassen sich in verschiedene Kategorien zur Erzeugung einordnen.

  • Rauschen. Es werden Botschaften aus reinen Rauschsignalen oder Ähnlichem herausgehört, in dem man ein UKW-Radio auf eine unbenutzte Frequenz einstellt und das Rauschen aufnimmt oder einen Rauschgenerator einsetzt.
  • Mikrofonmethode. Die erwarteten Botschaften werden bei Stille per Mikrofon aufgenommen. Eine Variante besteht darin, mit einem harten Gegenstand über Metallflächen oder Porzellangefäße zu schaben und die dabei gemachten Aufnahmen verlangsamt abzuspielen.
  • Radiomethode. Hierbei handelt es sich um den Empfang leiser und entfernter Kurzwellen- oder Mittelwellenradiosender, die gleichzeitig empfangen werden und ein Stimmengewirr oder Geräusch erzeugen.
  • Computersoftware. Des Weiteren gibt es Aufzeichnung mit speziellen Computerprogrammen (z.B. EVPMaker), die zuvor eine beliebige Audiodatei (*.wav) nach dem Zufallsprinzip in kleine Segmente zerteilt und neu zusammengesetzt hat.

Allen Verfahren ist gemeinsam, dass die Auswertung und Interpretation immer nach der Aufnahme erfolgt, und zwar typischerweise nach mehrmaligem Abspielen. Dabei kann das Tonband auch nach Belieben rückwärts abgespielt oder die Geschwindigkeit geändert werden werden. Sodann werden möglichst relevante Abschnitte herausgesucht, wobei hierfür kein standardisiertes Vorgehen bekannt wurde. Die Auswahl der als relevant bezeichneten Abschnitte der Aufzeichnung wird völlig dem Experimentator und seinen Fähigkeiten überlassen.

Behauptete weitere Eigenschaften

Vor allem Anhänger esoterischer Strömungen glauben, dass sie auf diese Weise mit Verstorbenen oder nichtmenschlichen Wesen kommunizieren könnten.

Geschichte

Friedrich Jürgenson
Konstantin Raudive

Der Begriff "Tonbandstimmen" geht auf den schwedischen Kunstmaler und Opernsänger Friedrich Jürgenson zurück, der im Jahr 1959 mit seinem Tonbandgerät Aufnahmen von Vogelstimmen anfertigte und nach mehrmaligem Anhören der Bänder glaubte, neben den Vögeln auch Stimmen zu hören, welche ihn persönlich ansprachen ("Friedrich, du wirst beobachtet") und Dinge sagten, von denen angeblich nur er selbst wissen konnte. Er widmete sich seit dieser Erfahrung völlig der Erforschung dieses Phänomens. Im Jahr 1967 veröffentlichte er sein Buch Sprechfunk mit Verstorbenen (siehe Weblinks) und machte damit auch den Begriff "Stimmen aus dem Jenseits" publik. Das Parapsychologische Institut der Universität Freiburg unter der Leitung von Hans Bender untersuchte in Zusammenarbeit mit Jürgenson in den Jahren 1964 und 1970 seine Behauptungen.

Auch der lettische Schriftsteller Konstantin Raudive (1909-1974) beschäftigte sich langjährig mit den Tonbandstimmen. 1968 erschien sein Buch Unhörbares wird hörbar. Raudive war wie Jürgenson bestrebt, das Phänomen zu beweisen.

Anerkannte oder plausible Erklärungen

Bei historischen Aufnahmen konnten Tonfolgen und Worte oder Musikfetzen erfolgreich einzelnen Rundfunksendern zugeordnet werden, nachdem man einen Vergleich mit dem Sendefahrplan machte. Tonbandgeräte, aber auch MP3-Aufnahmegeräte und PCs können durch starke Hochfrequenzfelder gestört werden, wobei dieser Direkteinstrahlungseffekt häufig Signale im Hörfrequenzbereich hervorruft.

Das "angestrengte Hineinhören" kann zur Illusion führen, etwas zu hören, was andere nicht hören können. Stimmenhören als akustische Halluzination gehört zu den so genannten Positivsymptomen des Krankheitsbildes der schizophrenen Psychose. Menschen die an der mediumistischen Psychose leiden, können sich ebenfalls berufen fühlen, Botschaften aus dem Nichts zu empfangen und weiterzugeben.

Der Wiener Physiker Johannes Hagel vermutet infolge seiner Experimente zur Frage einer systemerhaltenden Rolle von Zufallsprozessen in maschinellen Systemen, dass jemand, der Tonbandstimmen einspielt, sich mit komplexen Zufallsprozessen in seiner unmittelbaren Umgebung in Verbindung setzt. Diese Zufallsprozesse würden durch den Vorgang der Einspielung das Zustandekommen von sprachähnlichen oder sprachartigen, akustischen Sequenzen bewirken, deren Bedeutung (bezugnehmende Aussagen) einer Einwirkung auf die einspielende Person entsprächen. Hagel betont, dass über diese Phänomenologie hinaus immer noch ein großer Erklärungsbedarf bleibe, insbesondere hinsichtlich des Mechanismus dieser akausalen Korrelation [5].

Das Phänomen in den Medien

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Film und Fernsehen trugen und tragen entscheidend zur Popularisierung dieses Themas bei. Dabei wird das Phänomen oft mit Horror-Elementen ausgeschmückt, die für Schockeffekte beim Zuschauer sorgen sollen, jedoch das zugrunde liegende Phänomen eher verschleiern. Aus dem Jenseits stammende Stimmen sind beispielsweise Bestandteil in Steven Spielbergs Horrorklassiker "Poltergeist" (1982). Das Phänomen ist ferner Grundlage des Horrorthrillers White Noise – Schreie aus dem Jenseits (2005) und dessen Fortsetzung White Noise 2 - The Light (2007).

tiehrhaw red emmits - Reverse Speech Therapy

Unlängst machte ein Australier namens David John Oates Furore mit einer, laut Eigenwerbung: "Entdeckung von Nobelpreiskaliber": Spiele man auf Tonband Gesprochenes langsam im Rückwärtsgang ab, tauchten "als Kommentare des Unterbewussten" sinnvolle Wörter und Sätze auf, die enthüllten, was der Sprecher "wirklich" denke und fühle. Die sogenannte Reverse-Speech-Methode bedeute nichts weniger als eine "Revolution in Psychoanalyse und Psychotherapie". Desgleichen in Kriminologie und Pädagogik: Verbrecher könnten leicht entlarvt werden, indem man ihre Aussagen rückwärts anhöre und nach unbewussten Geständnissen absuche; auch Ehepartner, die man der Untreue verdächtigt oder Kinder, die ihre Eltern und Lehrer ständig belögen. Im Übrigen ließen sich selbst dem Gebrabbel von Säuglingen, auf Tonband aufgenommen und rückwärts abgespielt, sinnvolle - und vor allem "wahre" - Botschaften entnehmen.

Selbstredend ist Oatessche "Entdeckung" - hochgejubelt von den Medien der Esoterikszene als "Einblick in den tiefsten Grund des Unbewussten" - kompletter Unsinn: Tatsächlich handelt es bei dem vermeintlichen "Verstehen" sinnvoller Worte oder Sätze aus simplem Geräusch um das hinlänglich bekannte neuropsychologische Phänomen, dass das Gehirn aus nicht-sinnmachender sensorischer Wahrnehmung bei wiederholter Exposition, Sinnmachendes zu gestalten sucht (wie etwa im "Sehen" tatsächlich gar nicht vorhandener Figuren in Zufallsmustern); vor allem dann, wenn, wie bei den Rückwärtssprachforschern, eine entsprechende Erwartungshaltung vorliegt.

Inzwischen gibt es gar schon ein "Privatinstitut für Rückwärtssprache und Bewußtseinsforschung" bei München, an dem eigene Ausbildungen zum/zur "RückwärtssprachanalytikerIn" angeboten werden.

Literatur

  • Bender, H. (1972). The phenomena of Friedrich Juergenson. Journal of Paraphysics, 6, 65–75.
  • Ellis, D. J. (1975). Listening to the ‘Raudive voices.’ Journal of the Society for Psychical Research,48, 31–42.
  • Keil, J. (1980). The voice on tape phenomena: Limitations and possibilities. European Journal of Parapsychology, 3, 287–296.
  • Smith, E. L. (1972). The Raudive voices – objective or subjective? A discussion. Journal of the Society for Psychical Research, 46, 192-200
  • Smith, E. L. (1974). The Raudive voices–Objective or subjective? A discussion. Journal of the American Society for Psychical Research, 68, 91–100.
  • Baruss I: Failure to Replicate Electronic Voice Phenomenon, Journal of Scientific Exploration, Vol.15, No. 3, pp. 355–367, 2001 0892-3310/01
  • Friedrich Jürgenson: Sprechfunk mit Verstorbenen. Goldmann, München 1989, ISBN 3-4421-1727-5
  • Dr. Ernst Senkowski: Instrumentelle Transkommunikation. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-8950-1254-8
  • Hildegard Schäfer: Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Theorie und Praxis der Transkommunikation. Bauer, Freiburg 1989, ISBN 3-7626-0374-X
  • Goldner Claudia: Reverse Speech Therapy in: Lehrerinnen- und Lehrerkalender 2003/04. Anabas-Verlag, Frankfurt/Main

Aufnahmen von EVP-Stimmen

Quellennachweis

  1. http://www.scientificexploration.org/jse/articles/pdf/15.3_baruss.pdf
  2. Ellis, D. J. (1975). Listening to the ‘Raudive voices.’ Journal of the Society for Psychical Research,48, Seiten 31–42.
  3. Smith, E. L. (1972). The Raudive voices – objective or subjective? A discussion. Journal of the Society for Psychical Research, 46, 192-200
  4. *http://www.rodiehr.de/a_22_s_bruecke_20.htm
  5. Zeitschrift für Anomalistik 1+2/2002