Xavier Naidoo
Xavier Kurt Naidoo (geb. 2. Oktober 1971 in Mannheim) ist ein deutscher radikalchristlicher Sänger. Er verfolgt inzwischen eine Solokarriere, war aber früher ein Teil der Musikgruppe Söhne Mannheims, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört. Des Weiteren tritt er als Verschwörungstheoretiker und KRR-Anhänger in Erscheinung. (Zitat Naidoo im deutschen Fernsehen ARD: .. "Wir sind immer noch ein besetztes Land, Deutschland hat keinen Friedensvertrag und dementsprechend ist Deutschland auch kein echtes Land und nicht frei."..[1]) Er ist einer der wenigen Prominenten, welche derartige Ansichten öffentlich vertreten und damit eine entsprechende Reichweite haben. Naidoo fiel auch durch schwulenfeindliche Äußerungen auf, wie in seinem Song Wo sind, in dem er Homosexuelle als Kinderschänder bezeichnet.[2] Im Jahr 2014 wurde Naidoo aufgrund dieser Aktivitäten der Satirepreis "Das Goldene Brett" verliehen.[3][4]
Im November 2015 entschied ein kleiner Kreis um den ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest 2016 Kandidaten für Deutschland. Eine bisher übliche öffentliche Vorentscheidung mit Beteiligung der Zuschauer fand nicht statt. Vorausgegangen waren monatelange nicht öffentliche Verhandlungen zwischen NDR und Naidoo. Die gebührenzahlenden Zuschauer sollten am 18. Februar 2016 lediglich über den Song abstimmen können, nicht aber über den Kandidaten selbst. Die Entscheidung wurde im Hinblick auf Naidoos politisch umstrittene Aussagen teilweise heftig kritisiert, unter anderem von der Süddeutschen Zeitung, der Zeit, dem Spiegel und auch in den sozialen Netzwerken. Zwei Tage später, am November 2015 wurde bekanntgegeben, dass Naidoo nicht beim ESC antreten wird.
Aktivitäten
Naidoo vertritt die üblichen Ansichten der KRR-Bewegung, wonach die Bundesrepublik als Staat nicht existiere. Außerdem vertritt bzw. verbreitet er verschiedene Verschwörungstheorien, wie die um den 11. September 2001 (Z.B. in einem seiner Songtexte: „9/11, London und Madrid – jeder weiß, dass Al Qaida nur die CIA ist... World Trade Center Nummer sieben – warum ist von dem Gebäude nichts mehr übrig geblieben?“) und zu einer Finanzkrise.
Erste größere Beachtung in der KRR-Szene erlangte Naidoo im Oktober 2011 mit seinem Auftritt beim ARD-Morgenmagazin, in dem er sich mit den Worten "...wir sind nicht frei, wir sind immer noch besetzt, Deutschland hat keinen Friedensvertrag und dementsprechend ist Deutschland auch kein echtes Land" äußerte.[5]
Im August 2014 trat Naidoo mit ähnlichen Thesen auf einem Spontankonzert in Mannheim auf einer sogenannten Friedensmahnwache auf. Darüber wurde in der SPIEGEL-Kolumne von Georg Diez berichtet, der auch Naidoos Affinität zu Verschwörungstheorien, Demokratiefeindlichkeit, Nationalismus, Antiamerikanismus und Antikapitalismus zur Sprache brachte.[6]
In einem Interview mit den Sons of Libertas und Oliver Janich berief sich Xavier Naidoo ferner auf populäre Verschwörungstheorien um das Bohemian Grove. In der Szene ist die Ansicht verbreitet, dass Mitglieder von Geheimclubs die Geschicke der Welt lenkten (siehe auch dazu den Artikel Neue Weltordnung). Die Nähe zu Janich wurde durch seinen Lesetip des Janich-Buchs "Die Vereinigten Staaten von Europa – Geheimpläne enthüllen die dunklen Pläne der Elite" flankiert: "Lest mal nach, so seh‘ ich’s auch!". Janich vertritt in seinem Werk die Ansicht, dass eine Art Herrscherklasse die "Vereinigten Staaten von Europa" wolle, um einen Weltstaat mit einer einzigen Zentralregierung zu erschaffen. Diese Herrscherklasse betreibe „im wahrsten Sinne eine gigantische Gehirnwäsche, damit das Gros der Menschen nicht wahrnimmt, dass sie nur als Sklaven für die wahren Herrscher dieser Welt arbeiten.“
Den Eindruck der Nähe zu rechtsorientierten Staatsleugnern verfestigte Naidoo mit Auftritten bei "Revolutions"-Veranstaltungen bei Rüdiger Klasen (Freistaat Preußen) und einer Querfront-Demonstration zusammen mit Jürgen Elsässer am 3. Oktober 2014.[7] Diese Aktivitäten veranlassten weitere Medien, von derartigen Auftritten Naidoos zu berichten.[8] Nach Aussage Naidoos (bzw. seines Managements) seien die Beiträge zu den Demonstrationen spontan und ganz im Sinne seines Vorbilds Jesus Christus entstanden, indem er auf die Menschen zugehe. Angeblich hatte Naidoo keine Ahnung, wer die Demonstranten waren.[9] Xavier Naidoo gab außerdem Jürgen Elsässer ein Interview für dessen rechtspopulistisches Compact Magazin zum Thema „Pressehetze“.
In einem Song[10] ist auch die Rede von angeblich weit verbreiteten okkulten Ritualen, bei denen „Kinder und Babies abgeschlachtet werden“. Hier knüpft Naidoo offenbar an die in rechten Kreisen populären Verschwörungstheorien zu angeblichen satanistisch-rituellen Morden durch ungenannte "mächtige Kreise" (siehe dazu Artikel Kindesmissbrauch-Fakes). Jüdische Freimaurerlogen als angebliche Ritualmörder sind ein jahrhundertealter Klassiker antisemitischer Verschwörungstheorien. Laut Naidoo seien die angeblichen Täter „Teil einer Loge, getarnt unter Anzug und Robe“. Verschwörungstheorien zu einem angeblichen verbreiteten und protegierten Kindesmissbrauch durch Politiker (insbesondere EU-Politiker) sind im politisch rechten Spektrum verbreitet und sollen bei Lesern und Zuhörern starke Aversionen, Affekte und de facto Hass auf die vermeintlichen Verbrecher und Drahtzieher wecken, um diese Emotionen auch für politische Ziele zu nutzen und auszubeuten.
Xavier Naidoo ist zudem ein Anhänger des Bibelcodes, einer Verschwörungstheorie, wonach in der Bibel geheime Botschaften in Form von Zahlen oder Textcodes enthalten sind.[11]
Rechtsstreit mit der Amadeu-Antonio-Stiftung
Im Juli 2015 erwirkte Naidoo eine Einstweilige Verfügung gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung zur Unterlassung verschiedener Äußerungen in dem Artikel "Xavier Naidoo: Telegramm für X oder wie bringe ich Reichsbürger-Inhalte ins Fernsehen".[12] Offenbar wurde die Unterlassungserklärung von der Stiftung nicht unterschrieben.
Im Juli 2015 klagte Naidoo vor dem Landgericht Mannheim gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung unter Bezugnahme auf das noch nicht rechtskräftige Urteil des Münchner Landgerichts im Prozess des Rechtspopulisten, Verlegers und Querfrontaktivisten Jürgen Elsässer gegen Jutta Ditfurth wegen dieses Artikels auf Netz-gegen-Nazis.de. Zuvor hatte die Stiftung eine Unterlassungserklärung wegen verschiedener Textstellen in dem Artikel nicht unterzeichnet. Es ging dabei um folgende Aussagen:
- „Am 3. Oktober rief der Mannheimer Soulsänger Xavier Naidoo auf einer Reichsbürgerdemonstration dazu auf gemeinsam das System zu stürzen.“
Hier folgte das Gericht dem Autor und der Stiftung nicht, dass die Reichsbürger dies sinngemäß genauso verbreiten und es darum nicht nur deren Auslegung, sondern auch die Auslegung der Reichsbürger ist, deren Demonstration Naidoo unterstützte. Das Gericht deutete an, dies als falsche Tatsachenbehauptung zu sehen, weil es dies so aus den wörtlichen Aussagen von Xavier Naidoo nicht heraushören könne. Hätte das Gericht ein Urteil gesprochen, wäre es voraussichtlich dem Antragspunkt von Xavier Naidoo gefolgt. Darum hatten die angegriffene Stiftung und der Autor ein Interesse an einem Vergleich.
- „Fünf Jahre, nachdem Naidoo den Bundespolitiker_innen „Raus aus dem Reichstag“ entgegen schmetterte, unterstützte er am deutschen Nationalfeiertag eine Demonstration vor dem Reichstag in Berlin – zusammen mit den vorbestraften ehemaligen NPD-Kader Rüdiger Klasen und dessen „Staatenlos“-Gruppe sowie mit „Regierungsmitgliedern“ des Fantasiestaats „Freistaat Preußen“.
Dies sah das Gericht auch so und der Vorsitzende Richter erläuterte Xavier Naidoo sehr ausführlich, dass er selbstverständlich die Demonstration in der Außenwirkung unterstütze. Hätte es ein Urteil gegeben, hätten voraussichtlich Roland Sieber, der Autor des Textes, und die Amadeu-Antonio-Stiftung vor Gericht Recht bekommen. Allerdings vereinbarten der Autor und die Stiftung im Vergleich, um auf Xavier Naidoo zuzugehen, dies freiwillig abzuschwächen - in etwa so: Er trat auf der Demo auf.
- „Es wurde dabei wieder einmal zum Sturm auf den Reichstag sowie zum gewaltsamen Sturz der Bundesregierung aufgerufen.“
Diesen Satz hatte der Autor laut seiner Aussage in Diskussionen nach dem Prozess so ursprünglich wörtlich nicht geschrieben, sondern sinngemäß, dass aus dem Umfeld der Demonstration wieder einmal zum Sturm auf den Reichstag und zum gewaltsamen Sturz der Bundesregierung aufgerufen wurde. Dies entspricht so auch den Tatsachen. Bei der üblichen redaktionellen Überarbeitung wurde der betreffende, ursprünglich sehr lange Satz laut Aussage des Autors in zwei Sätze geteilt, wodurch der von Xavier Naidoo abgemahnte Satz entstand. Hier folge dann das Gericht auch dessen Antrag, weshalb der Autor und die Stiftung Interesse an einem Vergleich hatten.[13]
Die Stiftung und der Autor des Artikels verzichtete auf den Satz: "Wer solche Songzeilen wie Xavier Naidoo in seinem Album ‚Alles kann besser werden‘ verbreitet, dürfte ein Antisemit sein“. Der Text des Liedes darf weiterhin als antisemitisch bezeichnet werden. Eine im Internet publizierte Einschätzung des Ablaufs kommt zu einem pointierten Schluss:
- "So darf jeder von euch rechtmäßig den Satz „Wer solche Songzeilen wie Xavier Naidoo in seinem Album ‚Alles kann besser werden‘ verbreitet, dürfte ein Antisemit sein“ verbreiten, nur die Amadeu Antonio Stiftung und der Autor aufgrund des „freiwillig“ vereinbarten Vergleichs mit Xavier Naidoo nicht mehr, damit er diesen bei den Gerichtskosten entgegen kam. Ergo wurde dieser Vergleich von Xavier Naidoo finanziell erpresst."[14]
Zitate
- ..Kein Christ darf jemals das Datum der Apokalypse, des Jüngsten Tages, ansetzen. Man hat aber entdeckt, daß das Armageddon 1992 begann. Davon bin auch ich überzeugt. Denn das war das Jahr, in dem ich erstmals in der Bibel las...[15]
- .."Aber nein, wir sind nicht frei, wir sind immer noch ein besetztes Land! Deutschland hat noch keinen Friedensvertrag und ist dementsprechend auch kein echtes Land und nicht frei."..[16]
- "Hat Deutschland eine Verfassung? Ist Deutschland noch besetzt? Tut die NSA gar nichts Verbotenes, sondern darf er das eigentlich sogar, weil die Deutschen es ihr per Gesetz erlauben? Weil wir eigentlich gar kein richtiges Land sind. Weil wir immer noch besetzt sind."[17]
- "Ich bin nur traurig und nicht wütend - Trotzdem würde ich euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch euch die Klöten. Ihr habt einfach keine Größe und eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist? Wo sind unsere Helfer, unsere starken Männer, wo sind unsere Führer, wo sind sie jetzt?"[18]
- "Ich schneid euch jetzt mal die Arme und die Beine ab, und dann ficke ich euch in den Arsch, so wie ihr es mit den Kleinen macht"[19]
- ..9/11, London und Madrid – jeder weiß, dass Al Qaida nur die CIA ist ... World Trade Center Nummer sieben – warum ist von dem Gebäude nichts mehr übrig geblieben?..
- ..Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken. Baron Tothschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock is’n Fuchs und ihr seid nur Trottel..
Zeitungsartikel und Online-Artikel
- Xavier Naidoo: Der Prophet des rechten Glaubens. Welt-Online, 12. Oktober 2014
- Jetzt lässt sogar seine eigene Popakademie Xavier Naidoo rechts liegen. Focus-Online. 11. Oktober 2014
- Xavier Naidoo im Größenwahn. Kölner Stadtanzeiger, 10. Oktober 2014
- XAVIER NAIDOO - Dreht er jetzt völlig ab? Bunte.de, 13. Oktober 2014
- http://blog.gwup.net/2014/10/04/xavier-naidoo-spricht-bei-den-reichsburgern-in-berlin
- http://blog.gwup.net/2014/10/11/was-reichsburger-im-original-so-von-sich-geben/
- http://blog.gwup.net/2015/08/21/xavier-naidoo-will-kein-antisemit-und-kein-reichsburger-sein-und-zieht-in-mannheim-vor-gericht/
- http://blog.gwup.net/2015/08/28/udo-lindenberg-xavier-naidoo-singt-nicht-bei-soli-konzert-fur-fluchtlinge-in-berlin/
- Xavier Naidoo im Interview: „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“, Musikexpress vom 28. August 2014
- http://www.vice.com/de/read/die-langsame-selbstdemontage-des-xavier-naidoo-montagsdemos-781
- http://www.taz.de/!5079377/
- http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/xavier-naidoo-auf-montagsdemos-ueber-deutschland-und-paedophile-a-987539.html
Anderssprachige Psiram-Artikel
- English: Xavier Naidoo
Quellennachweise
- ↑ https://youtu.be/Djn6fE3vGWg
- ↑ Fabian Weissbarth: Xavier Naidoo beim Aufmarsch der Reichsbürger Zeit Online, 4. Oktober 2014
- ↑ Xavier Naidoo als Verschwörungstheoretiker "geehrt". derStandard.at, 26. November 2014
- ↑ Naidoo wird für abstruse Theorien ausgezeichnet. Hessische/Niedersächsische Allgemeine HNA.de, 27. November 2014
- ↑ Xavier Naidoo- Wir sind kein freies Land immer noch besetzt! Youtube-Mitschnitt vom ARD-Morgenmagazin vom 24. Oktober 2011
- ↑ Georg Diez: Der Kritiker: Vom Popstar zum Populisten Xavier Naidoo auf Montagsdemos über Deutschland und Pädophile Spiegel Online, 22. August 2014
- ↑ Xavier Naidoo spricht vor „Reichsbürgern“ Bild.de, 8. Oktober 2014
- ↑ Xavier Naidoo bei Verschwörungsdemo B.Z., 3. Oktober 2014
- ↑ Andreas Borcholte: Xavier Naidoo: Jesus bei den Reichsbürgern Spiegel Online, 7. Oktober 2014
- ↑ „Wo sind sie jetzt“
- ↑ Ich bin zum Beispiel kein großer Mathematiker, der all die Zahlen, die in der Bibel stehen, genau zusammenführen kann. Aber mich wundert es nicht, daß man herausgefunden hat daß das ganze Buch zahlenmäßig codiert ist. Alles, was ich daraus lesen kann, bestätigt mich in meinem Wissen, daß es kurz vor knapp ist.“, Xavier Naidoo in einem Interview des Musikexpress vom 28. August 2014 „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“
- ↑ Xavier Naidoo und die Amadeu Antonio Stiftung einigten sich auf Vergleich vor Gericht
- ↑ Reichsbürgeraktivist Xavier Naidoo erpresst Medien und antifaschistische Stiftung auf indymedia.org
- ↑ Reichsbürgeraktivist Xavier Naidoo erpresst Medien und antifaschistische Stiftung auf indymedia.org
- ↑ Interview Musikexpress (28. August 2014): Xavier Naidoo im Interview: „Ich bin ein Rassist, aber ohne Ansehen der Hautfarbe“
- ↑ Interview im Morgenmagazin der ARD 2011
- ↑ https://www.youtube.com/watch?v=LNA0W_YYatM
- ↑ Song „Wo sind sie jetzt“, als „Hidden Track“ auf „Gespaltene Persönlichkeit“
- ↑ Song "Wo sind", 2012, gemeinsam mit Rapper Kool Savas