Biopointing
Biopointing ist der Name einer pseudomedizinischen Behandlungsmithode mit Wellnesscharakter, bei der Licht aus kleinen LED-Lämpchen zur Bestrahlung der Haut zum Einsatz kommt. In einer Werbemitteilung einer beauftragten PR-Agentur "Presse Engel" aus Northeim[1] wird die Methode als (Zitat) alternatives Verfahren in der Medizin bezeichnet und somit als alternativmedizinisch.[2] Der Hinweis, dass die Methode "Kunden" und nicht Patienten zu Gute kommen soll, bestätigt, dass es sich um eine Wellnessanwendung ohne deklarierten medizinischen Nutzen handelt. Die Methode, die an so genannten Gesundheitstankstellen in Anspruch genommen werden kann, soll aber laut Werbung gegen chronischen Schmerzen, insbesondere bei Tennisellenbogen und Fersensporn, wirksam sein. Auch heißt es ..Auch zur Behandlung von Depressionen wird Biopointing in Studien eingesetzt. Mit guter Tendenz.. Gleichzeitig wird das Fehlen jeglicher Nebenwirkungen behauptet und bei Fehlen jeglicher Belege einer Wirksamkeit eine (Zitat) Geld-zurück-Garantie versprochen: Die Kunden bekommen eine Geld-zurück-Garantie bei Therapieversagen.
Anbieter ist die im Juli 2016 in Berlin gegründete Firma BL Bionis Light UG[3] des Biologen Jochen Krautwald, der auch an der Steinbeis-Hochschule tätig ist und zuvor an der Viadrina Europa Universität als Koordinator des Studiengangs "Kulturwissenschaften - Komplementäre Medizin" wirkte. Als Geschäftszweck der BL Bionis ist das Erbringen von Wellness- und Gesundheitsdienstleistungen durch Lichtanwendung angegeben.
Das Biopointing wird aktuell nur in Deutschland beworben. Befürwortend treten dazu der deutsche habilitierte Soziologe und Linguist Hartmut Schröder sowie Harald Walach in der Öffentlichkeit auf. Zu Schröder ist nichts über eine medizinische oder therapeutische Qualifikation bekannt.[4] Walach gibt an, während der Zeit seines Wirkens am Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften (IntraG) an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder eine Studie zur Behandlung von Tennisellenbogen- schmerzen und/oder Fersenspornschmerzen durch Licht durchgeführt zu haben, was auf das hier gemeinte Biopointing hindeutet.
Schröder und Walach sind über ihre Tätigkeit am umstrittenen IntraG-Institut bekannt geworden: Schröder war maßgeblich an der Einrichtung des Masterstudiengangs für Komplementärmedizin am IntraG beteiligt und ist aktuell Vorstandsmitglied des IntraG. Er ist gleichzeitig Leiter des Instituts "Therapeutische Kommunikation und integrierte Therapie" an der privaten Steinbeis-Hochschule in Berlin. Walach ist Leiter des IntraG der Europa-Universität Viadrina , eine Stiftungsprofessur an diesem Institut verlor Walach im April 2016.
In Angaben zum Biopointing wird auch eine wissenschaftlicher Begleitung durch das Steinbeis-Transfer-Instituts für Therapeutische Kommunikation und integrierte Gesundheitsförderung an der privaten Steinbeis-Hochschule Berlin angegeben. Als weiterer Befürworter wird der Neurologe Hinrich Hörnlein-Rummel (Stiftung Paracelsus Clinica al Ronc, Castaneda, Schweiz) genannt.
In der wissenschaftlichen Medizin findet das Biopointing keine Anwendung, Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.
Entgegen der üblichen Praxis ist die Wortmarke Biopointing nicht markenrechtlich registriert (Stand: Januar 2017).
Methode
Nach vagen Angaben des Anbieters wird bei dieser Methode die Hautoberfläche des Kunden mit einem so genannten Biopointer beleuchtet. Es handelt sich dabei um eine halbkreisförmige Lampe, die 128 LED-Lämpchen enthält. Die LED-Lämpchen sollen nach Angaben des Anbieters ultraschwaches Licht im roten und infraroten Spektrum aussenden. Zudem wird suggeriert dass es sich dabei um kohärentes Licht handeln könne, was beides zusammen ein deutlicher Hinweis ist für die pseudowissenschaftlichen Behauptungen zur Existenz so genannter Biophotonen nach Fritz Albert Popp. In der Vorstellung der Anbieter sollen die gemeinten Photonen des Schmerz der Kunden "erfassen" können. Die Angaben des Herstellers sind im szenetypisch pseudowissenschaftlichen Slang verfasst, der in unwissenschaftlicher Weise eine Widerlegung von vorne herein erschweren soll. So heisst es in der Werbung:
- ..Der Biopointer belichtet die schmerzenden Stellen und erfaßt dadurch den Schmerz am Ursprung. Dadurch kräftigt biopointing die Umgebung des gereizten Gewebes, moduliert die Schmerzempfindung und stärkt die Selbstheilung. Durch das Licht des Biopointers kann der gestaute Schmerz abfließen und Ihr Weg wird frei … !..
oder
- ..Über Lichtpunkte werden Photonen in das Gewebe geführt und der Körper zur Freisetzung von Zellenergie angeregt. Durch den erhöhten Energiehaushalt werden die biologischen Abläufe umgelenkt und gestörte Mechanismen „resettet“. Die Methode ist barrierefrei, nicht an Strukturen gebunden und erfüllt alle Freiheitsgrade...
Die verwendeten Begriffe wie Energie, Zellenergie oder Lichtpunkt werden dabei nicht definiert. Da die Haut des Mensch kaum lichtduchlässig ist, kann diese Behauptung lediglich auf die Zellen der äusseren Hautschichten zutreffen. Weiter wird behauptet, dass durch den angenommenen erhöhten Energiehaushalt ... biologischen Abläufe umgelenkt und gestörte Mechanismen „resettet“ werden sollen, wobei unklar bleibht was darunter zu verstehen sein soll. Auf Grund des geringen Lichtstroms (Helligkeit) kann bei dieser Methode lediglich von einer Art "Beleuchtung" der Haut mit Placeboeffekt gesprochen werden.
Literatur
Obwohl die Methode von ihren Befürwortern und Bewerbern als "wissenschaftlich fundiert" bezeichnet wird, ist Literatur (auch unseriöser Quellen) zu Biopointing im Januar 2017 für die Autoren dieses Artikels nicht auffindbar gewesen. Es finden sich lediglich Angaben auf einigen Webseiten des Internets. Darunter der Internetauftritt des Herstellers sowie einige Werbebotschaften von PR-Agenturen.
Quellennachweise
- ↑ Presse Engel, PR-Agentur in Northeim, Adresse: Entenmarkt 17, 37154 Northeim
BL Bionic Light UG, Berlin – Pressearbeit und Social Media-Betreuung - ↑ firmenpresse.de/verzeichnis/1418925/presse-engel.html
- ↑ BL Bionis Light UG, Hohenzollernstraße 197, D-10717 Berlin
- ↑ Europa-Universität Viadrina: Kurzbiographie