Homöopathische Therapie von Krebs
Die homöopathische Behandlung von Krebserkrankungen entspricht alternativmedizinischen Ansprüchen, mit Hilfe der Homöopathie Krebserkrankungen kurativ behandeln zu wollen, also mit dem Ziel einer Heilung oder Verlängerung der Überlebenszeit. Da für die Homöopathie selbst bislang kein unwidersprochener wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit bei irgendeiner Krankheit des Menschen vorliegt, trifft dies auch auf Krebserkrankungen des Menschen zu. Es handelt sich daher um ein Beispiel einer unkonventionellen Behandlungsmethode der Krebserkrankung. Eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit aus dem Jahre 2006 kommt zum Schluss: “Our analysis of published literature on homeopathy found insufficient evidence to support clinical efficacy of homeopathic therapy in cancer care.”[1]
Laut Samuel Hahnemann sei Krebs eine Art multimiasmatisches Geschehen. Angewendet werden daher so genannte Antimiasmatica, die zur "miasmatypischen Symptomatik" passen sollen. Zu den Antimiasmatica können die Nosoden und "Krebsnosoden" gezählt werden. Die Vorstellung in der Homöopathie, sich auf "Arzneimittelprüfungen an gesunden Personen" berufen zu können, versagt bei Krankheiten wie Krebs.
Die größte Gefahr bei der alleinigen Anwendung der Homöopathie bei Krebs entsteht durch den zu späten Beginn oder das völlige Unterlassen einer tatsächlich wirksamen Therapie. Die vermeintlich nebenwirkungsfreie und sanfte Behandlung ist also keinesfalls risikolos.
Von den hier thematisierten kurativen homöopathischen Therapieversuchen sind diejenigen homöopathischen Therapieversuche zu unterscheiden, die laut Befürwortern lediglich die Lebensqualität (quality of life) verbessern sollen, ohne jedoch die Prognose und Überlebenszeit beeinflussen zu wollen.
Beispiele für kurative homöopathische Behandlungsversuche bei Krebs
Einige Homöopathen und Heilpraktiker behandeln Krebserkrankungen homöopathisch und behaupten, dabei die Erkrankung heilen zu wollen. Neben begleitenden (komplementären) Anwendungen werden explizit die homöopathischen Behandlungen als vermeintlich effektive kurative Maßnahmen durchgeführt. Auch an Laien gerichtete Homöopathieliteratur versucht den Lesern zu vermitteln, dass die Homöopathie in der Lage sei, Krebs zu heilen.[2]
Als ein Beispiel ist hier die Clinica Santa Croce in Orselina (Tessin/Schweiz) unter Dario Spinedi. Unterstützung erfährt die Klinik unter anderem vom Homöopathielobbyverein Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (siehe Abbildung rechts).
Ein typisches Beispiel für Versuche, Krebserkrankungen durch Homöopathie heilen zu wollen, findet sich in der Homöopathievariante Homöopathie nach Ramakrishnan des Inders A.U. Ramakrishnan (geb. 1942) aus Chennai. Ramakrishnan ist Anwender von Nosoden und einer eigenen homöopathischen Potenzierungsmethode, der Plussing-Methode. Als Nosoden werden Carcinosinum (aus menschlichem Brustkrebsgewebe hergestellt) und Scirrhinum (hergestellt aus Leberkrebsgewebe) eingesetzt. Ramakrishnan behauptet auf seiner Webseite, mit seiner Methode Krebserkrankungen im Frühstadium zu fast 80% heilen zu können, nennt dazu aber keine wissenschaftlichen Belege.
Als weitere Methode kann das Banerji-Protokoll genannt werden, eine Variante der Homöopathie aus Indien. ("Prasanta Banerji Homeopathic Research Foundation" - PBHRF - aus Kalkutta)
Weitere bekannte Befürworter einer homöopathischen Behandlung von Krebs mit kurativem Anspruch sind:
- Jens Wurster (geb. 1967), ein deutscher Arzt, Homöopath, und Buchautor. Wurster verfasste zum Thema Homöopathie verschiedene Bücher, wie zum Beispiel "Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierter Tumore"[3] Seine Bücher werden u.a. über den Narayana-Verlag vertrieben. Im vorgenannten Buch führt er verschiedene Kasuistiken auf, in denen er die Heilung verschiedener Krebsarten allein durch Homöopathie, also ohne Strahlen- und Chemotherapie und Operation schildert. Diese Verfahrensweise gleicht einer Nichtbehandlung und ist daher für den Patienten lebensgefährlich. Wurster glaubt auch an eine Art "Krebsprävention" durch die Homöopathie.[4]
- Uwe Friedrich ist ein auf der Insel Baltrum tätiger deutscher Allgemeinmediziner, Chirurg und Homöopath. Friedrich betreibt seit 2009 auf Baltrum die Hahnemann-Klinik Baltrum. Er ist als Anhänger von A.U. Ramakrishnan[5] ebenfalls Befürworter homöopathischer Behandlungen zur "Heilung" von Krebs. In seiner privaten Praxis auf Baltrum werden homöopathische Behandlungen für Krebspatienten mit folgenden Worten angeboten: "Langjährige Therapieerfahrungen bestehen mit: [...] Krebs, auch neben schulmedizinischer Therapie..".[6] Friedrich ist Autor von Werken zur homöopathischen Therapie von Krebs. Titel von entsprechenden Werken sind "Die homöopathische Krebsbehandlung" (Baltrumer Kleinverlag Klar Verlag[7]) oder "Bedeutung der Miasmen bei der homöopathischen Behandlung krebskranker Patienten"[8] In der Buchwerbung seines Werks Die homöopathische Krebsbehandlung heißt es explizit:
- "Krebs ist homöopathisch behandelbar, begleitend zur Schulmedizin oder auch als eigenständige Therapie. Dr. Uwe Friedrich gibt in seinem Buch einen Einblick in die Behandlungsstrategien der homöopathischen Krebsbehandler von Hahnemann bis in unsere Zeit und erläutert seine eigenen jahrzehntelangen Erfahrungen - verständlich, übersichtlich und umfassend. Das Buch veranschaulicht systematisch und strukturiert die Grundlagen des komplexen und vielschichtigen Vorgehens in der homöopathischen Krebsbehandlung."[9]
In einer Veröffentlichung des Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte e.V. (DZVhÄ) schreibt Friedrich:
- "Behandeln Sie Krebs anders als Asthma? Im Prinzip nicht, da das homöopathische Grundprinzip dasselbe ist. Aber die Heilung von Krebs dauert viel länger, etwa so lange wie seine Entstehung, und der Patient wird bis zur vollständigen Ausheilung homöopathisch begleitet [...] In der langen Zeit der Begleitung wird versucht, zum Beispiel positiven Einfluss auf seine Lebensweise zu nehmen, um möglichst dem Krebs den Nährboden zu entziehen [...] Eine homöopathische Behandlung sollte möglichst vor der schulmedizinischen beginnen."
Friedrich geht auch auf die Tatsache ein, daß kein wissenschaftlicher Nachweis einer Wirksamkeit der Homöopathie bei Krebs dokumentiert ist. Aus seiner Sicht begründet er dies mit folgenden Worten:
- "Warum konnte bis heute keine von der Schulmedizin akzeptierte Studie vorgelegt werden? 1999 wollten wir an der Uni-Klinik in Heidelberg eine vergleichende Studie durchführen. Es sollten zwei Gruppen mit Brustkrebspatientinnen gebildet werden. Die eine Gruppe sollte rein schulmedizinisch behandelt werden, die andere Gruppe zusätzlich homöopathisch. Die Studie kam nicht zustande, da über 80 Prozent der Frauen nicht auf die Homöopathie verzichten wollten. Da aber die vergleichenden und randomisierten Studien die einzig anerkannten und als Wirkungsbeweis geltenden sind, aber von den Patienten abgelehnt werden, haben wir nichts vorzuweisen."
- Als weitere Befürworter homöopathischer Behandlungen mit Heilversprechen bei Krebs gilt der US-amerikanische Homöopath, Impf- und Antibiotikagegner Arthur Hill Grimmer (1874-1967), dem anekdotisch tausende homöopathische Wunderheilungen von Krebskranken nachgesagt werden. Grimmer behauptete, auch eine Studie erstellt zu haben, die belege, dass mit der Hilfe der Homöopathie durch eine Homeopathy’s Prophylaxis Against Polio 30.000 Menschen vor der Kinderlähmung bewahrt worden seien. Zu pseudodiagnostischen Zwecken setzte er die Scharlataneriemethode Radionik (als Variante "electronic homeopathy" - elektronische Homöopathie) und Wünschelruten ein. Grimmer, der behauptete, mit acht Jahren die ersten Patienten behandelt zu haben, berief sich unter anderem auch auf den amerikanischen Scharlatan Albert Abrams und seine Methoden. Während sich in der medizinischen Datenbank Medline kein einziger Eintrag von oder über Grimmer finden lässt, ist er vielzitierter Autor in Homöopathiezeitschriften.
- Compton Burnett (1840 – 1901, Organtherapeutika, Krebsnosoden. Burnett behauptete, eine Vielzahl von Fällen von Mammatumoren mit homöopathischen Mitteln geheilt zu haben), Donald Foubister (Anwender von Carcinosin, Scirrhinum, Durum), Yves Laborde („Krebs entsteht aus einer dreifachen miasmatischen Belastung nämlich Psora plus Sykosis plus Syphilis und häufig noch der iatrogenen Krankheit.“), John Henry Clarke, Robert Cooper ( Wundermittel Arborivital), M. Fortier-Bernoville, Ramanlal Patel, Aditya Pareek, R. S. Pareek, Alok Pareek aus Agra in Indien (Iris bei Pankreaskarzinom, Conium bei Prostatakarzinom, Carduus marianus bei Lebermetastasen, Ceanothus americanus bei Metastasen und Leukämie, Kalium cyanatum C 30 bei Plattenepithelkarzinom der Zunge, Apis C 30 bei Ovarialkarzinom).
- Der deutsche Autor Aleksandar Stefanovic, der seine Werke im eigenen Similimum-Verlag vertreibt, behauptet ebenfalls Wunderheilungen durch die Homöopathie bei schweren chronischen Krankheiten, AIDS und Krebs.
Beispiele für homöopathische Heilmittel bei Krebs
Genannt werden können beispielsweise Krebsnosoden wie Scirrhinum, Carcinosin, Durum Sarcomin, Sarcothoracin, Epitheliomin, Epitheliomin-syphiliticum oder Karkinosin. Mittel wie Masto-haematin oder Dextro-masto-haematin stammen aus blutenden Mamma-Karzinomen, letzteres Mittel aus unerklärlichen Gründen explizit aus der rechten weiblichen Brust. Das Mittel Mamillin stammt aus der Brustwarze (Morbus Paget der Brustwarze).
Literatur
- Stefania Milazzo, Nancy Russell, Edzard Ernst, Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment. European Journal of Cancer Volume 42, 3, Februar 2006, Seiten 282-289.
- Frenkel M, Homeopathy in cancer care, Altern Ther Health Med, Mai-Juni 2010, 16(3):12-6
Weblinks
Quellennachweise
<references>
- ↑ Stefania Milazzo, Nancy Russell, Edzard Ernst, Efficacy of homeopathic therapy in cancer treatment. European Journal of Cancer Volume 42, Issue 3, Februar 2006, Seiten 282-289
- ↑ Sommer S. Homöopathie – warum und wie sie wirkt. Mankau Verlag, Murnau 2011, Seiten 20f, 65..
- ↑ Wurster, Jens: Die homöopathische Behandlung und Heilung von Krebs und metastasierter Tumore, Irl-Verlag, 2009
- ↑ Zitat: "Dann würde ich mir wünschen, dass man den Wert der Prävention und Prophylaxe von Krebs mit Hilfe der Homöopathie erkennt. Bei der Analyse der Krankengeschichten erkennen wir oftmals, dass der Patient bestimmte Erkrankungsphasen durchläuft, die sich nach vielen Jahren letztendlich als Krebs manifestieren. Da ich bei einigen meiner Patienten mit den richtigen homöopathischen Mitteln Tumore verschwinden lassen konnte, ich werde in Berlin einige Fälle präsentieren, kann ich annehmen, dass diese Patienten, wenn man sie 10 Jahre vorher schon adäquat homöopathisch behandelt hätte, nie einen Krebs entwickelt hätten. Mein größter Wunsch wäre, Tumore präventiv zu verhindern, indem wir Ärzte anfangen, die Kinder und kommenden Generationen richtig homöopathisch zu behandeln. Leider nehmen die Tumorerkrankungen trotz intensivster wissenschaftlicher Forschung in den letzen Jahren immer mehr zu und ich denke, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um umzudenken und neue homöopathische Wege zu gehen. Danke."
- ↑ Buch: Friedrich U: Primäre homöopathische Krebsbehandlung nach Ramakrishnan.
- ↑ http://www.hahnemann-klinik-baltrum.de/Klinik%20Baltrum.html (eingesehen Mai 2016)
- ↑ Klar Verlag, Eva Mayer, Ostdorf 32a, D-26579 Baltrum
- ↑ Uwe Friedrich. Bedeutung der Miasmen bei der homöopathischen Behandlung krebskranker Patienten
- ↑ http://www.klar-verlag.de/html/Krebsbehandlung.html