Ruggero Maria Santilli
Ruggero Maria Santilli (geb. 8. September 1935 in Capracotta / Italien) ist ein italienisch-US-amerikanischer Physiker, Erfinder und Buchautor, der sich aktuell in Florida aufhält. Als Ablehner der Einsteinschen Relativitätstheorie ist er Urheber mehrerer pseudowissenschaftlicher Theorien, die keine nennenswerte Rezeption seitens der akademischen Physik fanden. Dieser Umstand war für ihn Anlass Verschwörungstheorien über eine angebliche Unterdrückung seiner Ansichten zu verbreiten. Er verbreitete Theorien in fragwürdigen Zeitschriften wie Progress in Physics[1], die kein seriös zu bezeichnendes peer review Verfahren verwenden und/oder sich aus Zuschüssen der Autoren finanzieren.
Santilli ist Gründer diverser Zeitschriften wie "Hadronic Journal", "Hadronic Journal Supplement" und "Algebras, Groups and Geometries", in denen er auch veröffentlicht. Diese Zeitschrifen werden vom Verlag Hadronic Press herausgegeben, einem Unternehmen seiner Ehefrau Carla Santilli.
Santilli ist Geschäftsführer der Firma MagneGas Corporation und Gründer der Firmen Hydrogen Technologies Applications, Inc., Thunder Fusion,Inc., einer "Thunder Energies Corporation[2] (gegründet 2011 als CCJ Acquisition Corp.) sowie einer "R. M. Santilli Foundation, LLC".
Santilli ist Mitglied des Vereins "Global Institute for New Energy Technologies" (GIFNET) in Paris. Das GIFNET wurde vom dänischen Wirtschaftsanwalt und Seerechtsexperten Nicholas Moller gegründet. Moller ist Erfinder des vermeintlichen Perpetuum Mobile namens Atomarer Wasserstoff-Generators nach Moller (MAHG).
Santilli versuchte auch durch Klagen kritische Berichterstattungen durch Medien zu verhindern.
Die italienische Telesio-Galilei-Academy (siehe auch Francesco Fucilla) hiess vormals "Santilli-Galilei Academy of Science", und war nach Ruggero Maria Santilli benannt.
Kurzbiographie
Ruggero Maria Santilli wurde am 8. September 1935 in Capracotta in der Region Molise geboren. Er besuchte das Gymnasium in Agnone in der Provinz Isernia. Er studierte Physik an der Universität von Neapel und später in Turin, wo er im Jahre 1966 zum Physiker graduierte. 1967 geht Santilli in die USA und arbeitet an der Universität Miami. Er ist dort auch an Forschungen beteiligt die von der NASA finanziert werden. 1968 unterrichtet er Physik und Mathematik an der Universität von Boston und ist an Forschungen für die US AIR FORCE beteiligt. Von August 1974 bis August 1977 war er am Center for Theoretical Physics des Massachusetts Institute of Technology (MIT) tätig. Von September 1977 bis August 1981 war er am mathematischen Institut der Universität Harvard. Im September 1981 gründete Santilli ein Institute for Basic Research und erklärte sich zu dessen Präsidenten.
Umstrittene Theorien
Santilli ist Urheber einer hadronischen Mechanik (hadronic mechanics) und versuchte dazu Veröffentlichungen zu publizieren. Die Ablehnung seitens der akademischen Physik führte ihn zur Gründung eigener Zeitschriften, die er selbst herausgab und/oder deren Chefredakteur er wurde. In der Folge verbreitete er hunderte Artikel zu seiner hadronischen Mechanik und damit verbundenen Themen. Die meisten Veröffentlichungen finden sich im eigenen Hadronic Journal, dessen Chefredakteur er ist.
In der wissenschaftlichen Physik und Chemie sind Hadrone Teilchen, die von der starken Wechselwirkung zusammengehalten werden. Die bekanntesten Hadronen sind die Nukleonen (Neutronen und Protonen), die Bestandteil der Atomkerne sind.
Erfindungen
- Hadronic Reactor ("Dragon III") zur "Erzeugung von Energie" durch kalte Fusion ohne begleitende ionisierende Strahlung. Die zugrundeliegende Technologie wird von ihm Intermediate Controlled Nuclear Fusion (ICNF) genannt und von seiner Firma Thunder Fusion Corporation versucht zu vermarkten. Insbesondere werden gutgläubige Investoren gesucht.
- Magnegas von Santilli soll herkömmliches Acetylen beim Schweissen ersetzen. Santilli unterscheided dabei ein Magengas 1 von einem Magnegas 2. Dieser Brennstoff soll durch einen Lichtbogen aus flüssigen Abfällen hergestellt sein. Bei dieser Substanz sollen in so genannten "magnecules" (in Analogie zum Wort Molekül) besondere chemische Bindungen zu beobachten sein, die Santilli "magnecular bond" nennt und nicht den herkömmlichen kovalenten Bindungen aus der Chemie entsprechen sollen. Die jeweiligen Atome sollen dabei durch Magnetkräfte gebunden sein. Wissenschaftlich sind derartige Bindungen oder molecules völlig unbekannt.
Phantastisch anmutende Behauptungen zum Knallgas, welches in der Freie Energie - Szene auch HHO oder Browns Gas genannt wird, bezieht Santilli auf sein Magnegas. Santillis Behauptungen zum HHO wurden von Experten als falsch und Pseudowissenschaft zurückgewiesen. - Das Santilli-Teleskop zur vermeintlichen Sichtbarmachung von kosmischer Antimaterie, Antimaterie-Galaxien und Antimaterie-Kometen. Es handelt sich dabei um zwei baugleiche optische Fernrohre (Refraktoren), wobei ein Teleskop mit normalen bikonvexen Linsen und ein Teleskop mit bikonkaven Linsen ausgestattet ist. Die Verwendung von diesen beiden gegensätzlichen Lindentypen begründet Santilli mit den gegensätzlichen physikalischen Eigenschaften von Materie und Antimaterie. So genanntes Materielicht "matter-light" soll mit den konvexen Linsen sichtbar werden wie mit herkömmlichen Fernrohren. Physikalisch unbekanntes so genanntes Antimaterienlicht "antimatter-light" soll mit dem ansonsten baugleichen Fernrohr mit konkaven Linsen sichtbar werden.
Verschwörungstheorien
Santilli behauptete in der Vergangenheit dass seine Erfindungen von Seiten der akademischen Physik unterdrückt würden. Auch sei es beispielsweise nicht möglich die relativitätstheorie von Einstein kritisch zu hinterfragen, da man ansonsten von "jüdischen" Physikern um Steven Weinberg verfolgt werde.
Werke
- Ruggero Santilli, The inverse problem in Newtonian mechanics, New York, Springer-Verlag, 1978
- Ruggero Santilli, Foundations of Theoretical Mechanics, Berlin, Springer-Verlag, 1978 (ISBN 0387088741)
- Ruggero Santilli, Birkhoffian Generalization of Hamiltonian Mechanics, Berlin, Springer-Verlag, 1983 (ISBN 0387094822)
- Ruggero Santilli, Il Grande Grido, Louisville, Alpha Pub, 1984 (ISBN 0931753007)
- Ruggero Santilli, Direct universality of the Lie-admissible algebras, Nonantum, Mass., Hadronic Press, 1984 (ISBN 0911767088)
- Ruggero Maria Santilli, Relativistic hadronic mechanics: Nonunitary, axiom-preserving completion of relativistic quantum mechanics, Foundations of Physics, 27, #5 (May 1997), pp. 625–729. DOI 10.1007/BF02550172.
- Ruggero Santilli, Foundations of Hadronic Chemistry: with Applications to New Clean Energies and Fuels, Berlin, Springer, 2001
- R. M. Santilli und A. K. Aringazin, Structure and Combustion of Magnegases, arXiv:physics/0112066v1.
- Ruggero Santilli, Isodual theory of antimatter with applications to antigravity, grand unification and cosmology, Dordrecht, Springer, 2006