Neutrino Inc
Die Firma Neutrino Incorporated ist ein deutsch-amerikanisches Unternehmen[1] mit angeblich angeschlossenem Forschungslabor in der Schweiz. Geschäftsführer (CEO) und Gründer ist Holger Torsten Schubart (auch Holger Thorsten Schubart geschrieben).[2] Schubart ist Mathematiker, Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln (Klinoptilolith, Experten zufolge ohne erkennbaren gesundheitlichen Nutzen) und laut Internetwerbung als Immobilienmakler (The Principal Consultant) und Makler für Automobile im "upper class segment" tätig.[3] Sein Auktionshaus Golden Tower Real Estate and Luxury GmbH (im Berliner Adlon Kempinski) bietet beispielsweise einen Lamborghini für 5,7 Millionen Euro an.[4] Schubart betreibt mit Fritz Moser in Berlin das Immobilienmaklerbüro Royal Consulting Austria GmbH[5], ist Gesellschafter einer MEGA NFC GmbH und führt in der Schweiz die Aktiengesellschaft UR Mutationen NOAH Industries Holding & Fine Art Investment Funds AG in Altdorf UR.[6] An der von Schubart genannten Adresse der Firma in Montana (USA) residieren mehrere andere Unternehmen.
Bei Xing wird für Schubart auch der akademische Titel "Dr. oek. Univerza Ljubljana" angegeben.[7]
Genannt wird für die Neutrino Inc auch ein Managing Director Manuel Numrich aus Berlin.[8] Die Neutrino Inc nennt eine Berliner Adresse als "Primary contact adress".[9] Die Berliner Adresse wird bei facebook als Dienstleister bei Marken- und Urheberrecht dargestellt.[10] Aktuell wirbt die Neutrino Inc. um leichtgläubige Anleger für ein Geschäftsmodell zur Vermarktung einer physikalisch unmöglichen Erfindung zur Energiegewinnung (siehe dazu auch: Freie-Energie-Geschäftsmodelle) und macht durch Sponsoring auf sich aufmerksam. So ist die Neutrino Inc. der Hauptsponsor des Presseballs 2014 in Berlin.
Nach eigenen Angaben entdeckte die Firma eine neuartige Technik zur Nutzung so genannter freier Energie durch Neutrinos von der Sonne, die es erlauben soll, Batterien kostenlos aufzuladen. Die entsprechenden Akkus sollen nach Firmenangaben 2016 oder 2017 angeboten werden. Funktionsfähige Produkte wurden bislang (bis 2014) nicht vorgestellt, erst Recht fehlen jegliche Bestätigungen für das behauptete Funktionsprinzip von unabhängiger Seite. Im Eigenverständnis sieht sich das Unternehmen als "WORLD MARKET LEADER IN RESEARCH AND DEVELOPMENT OF NEUTRINO® TECHNOLOGY".
Auf Beachtung stieß die Neutrino Inc. mit der propagierten "Neutrino-Technologie" bislang nur bei der Wochenzeitschrift Focus und beim MMnews-Blog von Michael Mross, der sämtliche Behauptungen kritiklos über das Internet verbreitete.
Im November 2013 beantragte Schubart die Anmeldung der Wortmarke "neutrino" als europäische Gemeinschaftsmarke beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) - OHIM.[11] Die Wortmarke wurde Schubart 2013 unter der Nummer EM011383007 erteilt.
Behauptete Technologie
Nach unklaren Angaben der Neutrino Inc. habe man (laut Focus "durch Zufall"[12]) eine spezielle Nano-Oberfläche (N cell foil) für eine “N-Cell” (bzw "N' trino-Zelle") erfunden, welche wie ein Photovoltaikkollektor von der Sonne stammende Neutrinos aus der Umgebung "filtern" und gleichzeitig nutzbar machen könne. Da die Neutrinos auch die Erde durchqueren, wäre es laut Firmenwerbung auch möglich, in der Nacht von der gemeinten Neutrinostrahlung zu profitieren. Fälschlich behauptet die Neutrino Inc., dass der Entdecker der Neutrinos Nikola Tesla gewesen sei. Tatsächlich aber wurden die Neutrinos erst nach dem Tod von Tesla 1956 an einem der ersten großen Kernreaktoren mit dem Cowan-Reines-Neutrinoexperiment nachgewiesen. Zur Erfindung habe man Patente angemeldet, auch beim Deutschen Patentamt.
Eine derartige Nutzung einer "Neutrinostrahlung" ist physikalisch unbekannt. Neutrinos wechselwirken auf Grund der Prozesse der "schwachen Wechselwirkung" so gut wie nicht mit Materie, selbst der Nachweis einzelner Neutrinos ist ein physikalisch aufwändiges Unterfangen. Von der Wochenzeitschrift Focus zum Thema befragte Physiker lehnten sämtlich das von der Neutrino Inc. behauptete Prinzip ab.[13]
In der Vergangenheit machte der Elektrotechnikprofessor Konstantin Meyl durch Behauptungen auf sich aufmerksam, Neutrinos zur Energieerzeugung zu nutzen ("Neutrino Power"). Er baute dazu einen "Neutrino-Empfänger". Diesen Überzeugungen von Meyl bot Franz Fitzke beim Fernsehsender Arte eine Plattform. Die Neutrinostrahlung soll laut Meyl für die seiner Meinung nach bei hypothetischen Skalarwellen behaupteten Effekte verantwortlich sein. Meyls Empfänger besteht aus zwei Elektroden, die an eine spiralförmig gewickelte Spule angeschlossen sind. An diese Spule sind induktiv ein Schwingkreis und ein nicht näher spezifiziertes Messgerät gekoppelt. Meyls unsinniger Erklärung zufolge werde einem "Neutrino beim Durchlaufen der Spiralspulenanordnung von innen nach außen durch die abnehmende Winkelgeschwindigkeit [...] Energie entzogen". Das Neutrino werde "so zu einem Ladungsträger (Elektron oder Positron) konvertiert". Die Ladungsträger schließlich könne man als Nutzenergie abführen.
Die Erfindung erinnert auch an den so genannten "Elemental Rod Generator", der ebenfalls die Energie von Neutrinos nutzen und 18 Watt elektrische Leistung produzieren solle und bei Youtube vorgestellt wird.[14][15]
Mega NFC
Die Mega NFC International Distribution GmbH aus Berlin[16] verkauft so genannte "Detox" - Produkte mit dem Vulkanmineral Klinoptilolith zu relativ hohen Preisen. Die von der Mega NFC empfohlene Menge des Produkts (240 Gramm) kostet monatlich 550 Euro. Dies entspricht einem Preis von 2,30 Euro pro Gramm. Das Ausgangsmaterial Klinoptilolith ist dagegen im Großhandel preiswert zu erwerben und wird beispielsweise industriell bei Waschmitteln sowie als Füllstoff für Kunststoffe, Klebstoffe und Gummi verwendet. Man findet es auch preiswert als Mittel zur Wasserreinigung von Aquarien und in der Abwasserreinigung, bei Katzenstreu oder in der Massentierhaltung als Ballaststoff in Futtermitteln (Ferkelfutter, Handelsnamen Mannelite) eingesetzt.[17] Eine neuere Anwendung findet sich im Straßenbau, wo tonnenweise Zeolithe zur Herstellung von Niedrigtemperatur-Asphalt eingesetzt werden (Asphalte des Typs Aspha Min).
Klinoptilolith (Zeolith) ist als Futterzusatzstoff in der EU für Schweine, Rinder, Puten, Hühner und Lachse zugelassen. Hätte es die behaupteten, auschließlich positiven gesundheitsrelevanten Wirkungen beim Menschen, müsste es zwingend als Arzneimittel eingestuft werden. Das Produkt wird stattdessen als Medizinprodukt verkauft. Ein Nachweis behaupteter gesundheitlich relevanter Wirkungen muss in diesem Fall nicht erbracht werden.
Geplante Produkte
- Kabellos geladene Akkus für elektrisch betriebene Automobile (Neutrino Car Battery mit einer angeblichen Reichweite von 2000 km) oder Mobiltelefone (Neutrino Mobile Pack).
- Autarke Stromversorgung ganzer Haushalte mit einem unterirdischen „Power Cube“, der auch im Keller die gemeinte nächtliche Neutrinostrahlung einfangen könne.
Quellennachweise
- ↑ NEUTRINO INC., 609 North Rodney Street, Helena, Montana USA. Register Number: D 187706, CEO Holger Thorsten Schubart. www.neutrino-energy.com. Primary contact adress:
NEUTRINO DEUTSCHLAND GmbH
Leipziger Platz 9, D-10117 Berlin - ↑ Holger Torsten Schubart, CEO, NEUTRINO, Inc., 609 North Rodney Street, Helena Montana, USA, Tel: +493042097546
- ↑ Zitat:
Berliner Köpfe Holger Thorsten Schubart im Interview
Posted on Juli 22, 2013 by Redaktion
Herrn Schubart persönlich kennenzulernen war ein Vergnügen Unser Gespräch wurde in Form eines Interviews geführt. Dieses fand in einer sachlichen und pragmatischen Atmosphäre statt, in der keine Zeit verschwendet wurde. Im Upper Class Segment ist er sowohl sehr repräsentativ als auch durch das Telefon ständig eingebunden, was er mit großer Diskretion erledigt. Ob auf Galas oder Ausstellungen- von klassischer bis moderner Kunst- ist er für seine besonderen Kunden stets auf der Suche nach einem besonderen Objekt, welches ihren Wünschen entspricht. Die Mitarbeiter der Firma “Golden Tower” zum Beispiel, die dieser Klientel zuzurechnen sind, zieht er förmlich an; ob Luxusfahrzeuge oder Immobilien, die Interessenten profitieren durch die umfangreichen Kenntnissen und Beziehungen von Herrn Schubart. Nicht nur in Berlin, London oder Moskau ist er ständig unterwegs, sondern auch Präsident der “Neutrino Inc.” in Amerika, die an revolutionären Enrgienutzungsverfahren arbeitet und die er mit seinem Eigeninvestment stringent unterstützt. Das Interesse an diesem Projekt ist selbstredend ein großes. “Dieser Erfolg ist einem fantastischen Forscherteam zu danken.” Mehr durfte ich leider nicht erfahren, da die Patentverfahren sowohl in Deutschland als auch in Übersee noch laufen.
REDAKTION BERLIN
Quelle: [1] - ↑ http://www.wanted.de/ein-lamborghini-fuer-5-8-millionen/id_71059154/index
- ↑ ROYAL CONSULTING AUSTRIA GMBH
Tel.: +49 (0) 30 / 224 884 48 Mobil.: +49 (0) 170 / 55 666 96 Fax.: +49 (0) 3212 / 771 535 3 Email: info@rca-pvs.com Web: www.rca-pvs.com Sitz der Gesellschaft: Unter den Linden 77 c/o Golden Tower at Hotel Adlon Kempinski D-10117 Berlin / Germany Handelsregistergericht: Amtsgericht Berlin Geschäftsführer: Herr Holger Thorsten Schubart Herr Fritz Moser - ↑ NOAH Industries Holding & Fine Art Investment Funds AG c/o BDO AG Marktgasse 4 6460 Altdorf UR
- ↑ https://www.xing.com/profile/HolgerThorsten_Schubart
- ↑ MANUEL NUMRICH, Managing Director, NEUTRINO Deutschland UG, Leipziger Platz 9, 10117 Berlin, Tel: +493091547491
- ↑ Primary contact adress: NEUTRINO INC. Leipziger Platz 9 10117 Berlin GERMANY Tel: +493042097546 Quelle: [2]
- ↑ https://www.facebook.com/neutrino.inc.energy
- ↑ HABM Antragsnummer 011383007
- ↑ http://www.focus.de/auto/elektroauto/raetselhafter-durchbruch-in-der-batterie-branche-als-naechstes-kommt-das-selbst-ladende-smartphone_id_4229923.html
- ↑ http://www.focus.de/auto/elektroauto/raetselhafter-durchbruch-in-der-batterie-branche-2000-kilometer-ohne-nachladen-diese-firma-verspricht-das-elektroauto-wunder_id_4229796.html
- ↑ https://www.youtube.com/watch?v=l9xiGhVeLEY
- ↑ http://www.rexresearch.com/energyrods/energyrods.htm
- ↑ Mega NFC International Distribution GmbH
Leipziger Platz 9
D-10117 Berlin
Geschäftsführer Alrich Kruse - ↑ http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=42483