Cantharidinpflaster

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Cantharidin
Lytta vesicatoria, früher Cantharis vesicatoria

Das Cantharidinpflaster ist eine pseudomedizinische Behandlung, die aus der mittelalterlichen Volksheilkunde stammt und auch heute noch angewendet wird. Cantharidin kommt als Inhaltsstoff in verschiedenen Käferarten vor. Benannt wurde es nach der Gattung Cantharis. Cantharidin wurde als Inhaltsstoff der Spanischen Fliege (Lytta vesicatoria), die keine Fliege, sondern eine Käferart ist, erstmals beschrieben. Cantharidin ist ein starkes Reiz- und Nervengift und dient den Käfern als Abwehrsekret gegen Feinde.[1] Cantharidin galt ursprünglich als Potenzmittel und Aphrodisiakum. Früher wurden die Käfer zerrieben und als Pulver eingenommen.

Anwendung

Cantharidinpflaser werden zur Behandlung von Rheuma, Gicht, Arthritis, chronischen Rückenschmerzen, Depressionen und Mittelohrentzündungen angepriesen. Einen Wirksamkeitsnachweis gibt es allerdings nicht.

Cantharidinpflaster setzt man als "blasenziehendes Mittel" ein, das den Körper von üblen Säften befreien soll. Es ist ein Mittel, das in der Tradition der Säftepathologie des Galen aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert steht.

Aus dem Käfer hergestellte Pasten (sog. Vesikanzien) rufen an der Hautoberfläche aufgrund der Giftwirkung des Cantharidins Entzündungen hervor. Der Therapeut markiert eine Hautpartie von 5-6 cm Durchmesser und legt das Pflaster auf. Zunächst brennt die Hautregion stark. Nach 24 Stunden hat sich aufgrund der lokalen toxischen Reaktion eine flüssigkeitsgefüllte Blase entwickelt. Die Punktion dieser Blase wird als weißer Aderlaß bezeichnet. Danach wird ein steriler Wundverband aufgebracht. Nach 10-14 Tagen soll die Wunde verheilt sein.

Als Variation des Pflasters wird auch die so genannte Fontanelle praktiziert. Dabei wird die Blase abgetragen, die Haut lokal anästhesiert und schließlich Salpetersäure aufgebracht. Daraufhin bildet sich Wundschorf, der später abfällt. In den Wundtrichter setzt man eine Glaskugel oder einen anderen Fremdgegenstand, der einige Tage in der Wunde verbleibt. Die nachfolgende Entzündung wird so lange aufrecht erhalten, bis der Therapeut eine kleine Quelle (Fontanelle) feststellt, die ausreichend Flüssigkeit absondert. Erst dann wird die Wunde versorgt, damit sie heilen kann.

Gefahren und Nebenwirkungen

Vor dem Cantharidinpflaster ist nachdrücklich zu warnen, da es heute immer noch vor allem von Naturheilkundeärzten und Heilpraktikern zur Behandlung von verschiedener Erkrankungen angepriesen wird. Die Behandlung kann zu entstellenden Narben führen. Cantharidin selbst ist ein Nervengift, das, wenn es direkt in den Kreislauf gelangt, bereits in geringen Mengen tödlich wirken kann. Zusätzlich verstärkt es die Wirkung krebserregender Substanzen. Die Fontanelle verstärkt zusätzlich die Infektionsgefahr. Vor der Anwendung von Cantharidinpflaster ist mit Nachdruck zu warnen.

Weblink

Quellennachweis

  • Wang CC, Wu CH, Hsieh KJ, Yen KY, Yang LL: Cytotoxic effects of cantharidin on the growth of normal and carcinoma cells. Toxicology, 147, 77-87, 2000
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