Lichtwasser
Lichtwasser oder Lebenswasser ist der Oberbegriff für Wasserbelebungs-Produkte, die mit behaupteten Heilwirkungen auf Basis des christlichen Glaubens beworben werden, aber auch mit zumeist sinnfreien pseudowissenschaftlichen Aussagen der Wasserbelebungsbranche. Erfunden wurden die Lichtwässer von der italienischen Biologin Enza Maria Ciccolo (geb. 1941)[1], die auch Seminare zu dem Thema abhält. Eine weitere Protagonistin ist die italienische Autorin Gudrun Dalla Via. Erfinderin Ciccolo, die mit ihren Lichtwässern inzwischen zur mehrfachen Millionärin geworden sein soll, wurde mittlerweile in Ancona wegen Betruges angeklagt. Ihre "Laboratorien" und Niederlassungen wurden durchsucht und ihre "Lichtwässer" beschlagnahmt.
Verschiedene Lichtwässer
Die Lichtwässer werden als eine Art Votiv-Wasser nach ihrer angeblichen Herkunft aus Wallfahrtsorten bezeichnet (Lourdes, Montichiari, Medjugorje, San Damiano, Fatima, St. Maria alla Fontana oder Efeso). Behauptet wird, dass diese einen angeblichen und krankmachenden "Linksspin" von Körperzellen "ausgleichen". Im Gegensatz zu gewöhnlichem Wasser besäßen "die Lichtwässer eine Energie, die dem Menschen noch weitgehend unbekannt ist: die polarisierte Energie". Ciccolo versuchte auch, ein Patent auf eine Methode zum Ermitteln "der Frequenz und der bioenergischen Wirkungen von Wässern" zu erlangen.[2]
Vertrieben werden die Wässer von Esoterik-Händlern. Zu den ursprünglich 7 Lichtwässern sind inzwischen weitere hinzugekommen. Beispielsweise wurde von einigen Esoterikern das Wasser der "Heroldsbacher Erscheinungsstätte" bei Erlangen zu einem Lichtwasser erklärt. Es habe eine "Schwingungsfrequenz von 160 Herz [sic]", wodurch es u.a. bei Schlafstörungen, Hauterkrankungen und Schmerzen eine heilsame Wirkung habe.[3] Ein Günter Seuffert aus Ditzingen bietet so genanntes Komplexwasser an, das aus Quellwasser bestehe, dem Lichtwasser zugesetzt werde, nachdem es durch ein "spezielles Mikro-Verwirbelungsverfahren" behandelt wurde.
Gedacht sind die Produkte zur inneren Anwendung ("Verwendung: immer mind. 9 Tropfen auf einen Liter klares Wasser. Tägliche Einnahme morgens, mitttags und abends jeweils ein Glas. Verwenden Sie das Wasser auch für Tiere und Pflanzen und zum Aufstellen in Räumen. Reicht zur Herstellung von ca. 60 Litern informiertes Lichtwasser"). Die jeweiligen Produkte sind nicht als Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder diätetische Lebensmittel ausgewiesen. Rechtlich gesehen handelt es sich bei Wasser um ein Lebensmittel. Heilversprechen sind für Lebensmittel nach dem Heilmittelwerbegesetz ausdrücklich nicht erlaubt.
In Österreich bietet der Getränkehersteller Starzinger[4] die Mineralwassermarke "Frankenmarkter Still mit 70% Lichtwasser" mit Bezug auf "Lourdeswasser" und Ciccolo an. Durch den hohen Lichtwasseranteil könne das Wasser "eine heilende Wirkung bei bestimmten Krankheitsbildern haben". Nach Angaben des Herstellers habe das Mineralwasser 35.000 Bovis. Eine Besonderheit von Lichtwasser sei "seine Unveränderbarkeit": Herkömmliches Wasser aus einer Heiquelle könne, wenn es von der Quelle wegtransportiert wird, "seine Heilkraft an Energie abziehenden Plätzen verlieren" und außerdem "negative Informationen" aufnehmen. Bei Lichtwasser sei das nicht der Fall. Wünschelruten schlügen bei Lichtwasser noch in 90 cm Abstand aus.[5] Außer mit dem Lichtwasseranteil wirbt Starzinger damit, dass das Frankenmarkter Mineralwasser auf einer "Ley line" entspringe; eine solche Quelle sei "immer eine Heilquelle".
Betrugsvorwürfe und Beschlagnahmungen im Februar 2012
In Italien wurde im Februar 2012 bekannt, dass die Erfinderin der Lichtwässer, die "Aurikulomedizinerin" Enza Maria Ciccolo für ihre Wässer ganz normales Leitungswasser verwendet haben soll. Endkunden zahlten 200 Euro pro Liter. Das Wasser wurde in Italien über als "Arzpraxen" bezeichnete Niederlassungen verkauft und im Internet beworben. Das Konzept nannte sich "Le Acque a Luce bianca" (Die Wässer mit weißem Licht). Das Schwindelwasser wurde u.a. damit beworben, dass es gegen Krebs helfe oder zu einer heilsamen "Harmonisierung der Materie" führe. Mindestens 500 Patienten fielen in ganz Italien auf den Trick herein. Das Schwindelprodukt wurde als "Acqua del Momento" (Wasser des Augenblicks) bezeichnet, sollte "7 Frequenzen" aus Lourdes und Fatima enthalten und sei mehrmals täglich einzunehmen.[6][7] Nachdem Patienten Anzeige erstatteten, leitete die Staatsanwaltschaft Ancona Ermittlungen gegen Ciccolo und 38 Helfer ein. Die Biologin soll mittlerweile Immobilien im Wert von drei Millionen Euro besitzen.[8] Im deutschsprachigen Raum werden die Schwindelprodukte von Enza Maria Ciccolo und mit Bezug auf Ciccolo weiterhin (Stand Februar 2012) als "Lichtwasser" angeboten. In der Schweiz wird das Lichtwasser von einer Manuela Kihm aus St. Gallen angeboten (lichtwasser.ch). Werbenden Charakter hat auch ein Lichtwasserartikel in der Esotera.[9] In Deutschland wird das Schwindelwasser auch vom Münchner Heilpraktiker Peter Elster[10] sowie von einem Günter Seuffert aus 71296 Heimsheim beworben.
Weblinks
Quellen
- ↑ www.lichtwaesser.ch/site/grundlage.html
- ↑ EP0469661 A1: Verfahren zur Feststellung der Frequenz und der bioenergischen Wirkungen von Wässern und ihre Anwendung. Anmeldedatum: 12.07.1991
- ↑ http://www.impulse-ganzheitliche-seminare.de/referenten.php?id=9
- ↑ Starzinger GmbH & Co KG, Bahnhofstraße 1, A-4890 Frankenmarkt
- ↑ http://www.frankenmarkter.at/de/mineralwasser/frankenmarkter-mineralwasser/lichtwasser/ Aufruf am 6. Mai 2013
- ↑ GIUSEPPE CAPORALE: "La mega-truffa della falsa acqua di Lourdes", Artikel in "la Repubblica" vom 3.2.2012
- ↑ http://www.gazzettadelsud.it/NotiziaArchivio.aspx?art=15165&Edizione=1&A=20120203
- ↑ http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/02/03/Vermischtes/Schwindel-um-Lourdes-Heilwasser-aufgeflogen
- ↑ Artikel in "Esotera", Nummer 5/2003
- ↑ www.lichtwasser.ws/lichtwasser.pdf